Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1917
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- 1917-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1917
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^r 2l-t, 13, September 1917. Redaktioneller Leu. Börsenblatt f. d. Llschn. Buchhandel. Pionierdienste für deutsche Wissenschaft und Kultur anerkannt sind, alle Hände gebunden, den wenigen Firmen aber, die es verstanden haben, auch aus der Kriegskonjunktur geschäftlichen Nutzen zu ziehen, und die ohne Einschränkung — besonders erst in den Kriegsjahren — darauslos fabrizieren, ersieht durch die zugrunde gelegte Verteilungsort geradezu ein Monopolrecht, das umsomehr in die Erscheinung tritt- je knapper die Vorräte im allgemeinen werden. Einige wenige verfügen Uber grotze Bezugsrechte, die für alles Mögliche und Unnütze verdruckt wer den können, andere sind geradezu in Gefahr, lahmgelegt zu werden! Also auch hier das Bild wie auf andere« wirtschaft lichen Gebieten: wer sich eingeschränkt hat, ist der Dumme ge wesen, wer beizeiten gehamstert und Vorräte zurückgehalten hat, heimst Extra-Prämien und doppelte Vorteile später rin. Die Kriegsbücherfabrikanten obenauf, doppelt leistungsfähig und mit Stoff versehen, die anderen haben das Nachsehen, Wir haben aber sicher kein Interesse daran, daß einzelne wenige diese Vorteile für sich auszunutzen in die Lage versetzt wer den, sondern daran, daß auch die kleinen und mittleren Be triebe, die wie iN Friedenszeilen so aNch jetzt für die Schaffung dauernder Kulturlverte in Betracht kommen, lebensfähig und produktionsfähig erhälten bleiben.« Auch wäs der Verfasser dieses Artikels der Deutschen Zei tung über die Zuteilung des Papiers zu sagen hat, kann man Wort für Wort unterschreiben. Er führt aus: »Die Zuteilung des Papiers erfolgt nach Gewichtsmengen, Diese Art der Einteilung ist durchführbar bei Zeitungen, da es sich hier um ziemlich gleichmäßigen und täglich übersehbaren Bedarf sowie utn meist einheitliche Formate und Arten handelt. Freilich darf sich ei'ne neugegründete Zeitung nicht so schnell und kräftig entwickeln: Ausdehnung des Anzeigenteils ist nicht mög lich, geschäftliche Maßnahmen, die bei einem inhaltlich guten Blatt zwar entbehrlich, aber doch nicht unwichtig sind, müssen unterbleiben. Beim Verlagsbuchhandel führt jedoch eine solche schematische Einteilung nach Gewicht, wie auch der Laie er kennen wird, bald zu den merkwürdigsten Folgen. Manche Zei tung wird ja des vielen Papiers, also des Gewichtes wegen gekauft, bei einem Buche ist allein der Inhalt von Bedeutung, Seiner Eigenart und dem jeweiligen Zweck entsprechend wird ein Buch auf holzhaltigem oder holzfreiem, auf rauhem oder mehr oder weniger glattem, aus weißem oder getöntem Papier gedruckt. Das Papier liegt in Bogen verschieden großer For mate, nicht wie bei Zeitungen in Rollen, Was nützen also 3090 Kilo Papier einem Buchverleger, wenn sich diese Menge aus den verschiedensten Arten, Stärken, Formaten und Farben zusammcnsetzt?! Die rein schematische Gewichtszuleilung ist also für die Verhältnisse des Verlagsbuchhandels verfehlt. Noch einengender wirkt die Zuteilung nach Gewicht durch ihre zeit liche Bemessung nach Vierteljahren, Gegenüber dem täglichen Bedarf einer Zeitung ist der Papierverbrauch eines Buchverlags sprunghaft. Ein stärkerer Bücherbedarf kurz vor Weihnachten utid zur Schulbücherzeit äußert sich auch in einem zeitlich ver schieden starken Papierverbrauche innerhalb eines Jahres, Ist nun gar einem Buch ein besonderer Erfolg beschielten, so ist der Buchverleger in Gefahr, festzusitzen; er kann die Möglich keit hoher Auflagen in seine Berechnung eigentlich gar nicht einstellen, da er nicht weiß, ob ihm Ausnahmen, die Ausnahme des Mehrverbrauchs bewilligt wird. Es wird die Aufgabe der maßgebenden Stellen sein, nach diesen Gesichtspunkten die Ra tionierung und die Zuteilung des Papiers von neuem in Er wägung zu ziehen.« Im Prinzip kann also, wie ich schon aussllhrte, die bis herige Gepflogenheit ruhig bestehen bleiben, daß eine bestimmte Norm zugrunde gelegt wird — bis jetzt ist es der Verbrauch des Jahres 1916, eine zweckmäßigere wird sich sicher finden lassen —, und daß dann jeder Verleger zunächst von der nach dieser Norm auf ihn entfallenden Menge einen bestimmten Pro zentsatz erhält. Was auf die »Auchverleger» entfallen würde, bleibt zunächst in Reserve zur weiteren Verfügung der Kriegs- wirtschaftsstelle. Hat nun der Verleger über diesen Prozentsatz hinaus noch Bedarf, so soll er ihn anmelden und seine Not wendigkeit begründen. Aus diese vom gesamten Buchhandel eingehenden Mehrbedarssanmeldungen wird nun wieder jedem einzelnen aus der Reserve, die aus den bisher den »Auch verlegern» gelieferten Quanten gebildet ist, anteilig ein be stimmter Prozentsatz, und wenn, wie voraussichtlich, möglich, der ganze verlangte Bedarf geliefert. Reicht der Vorrat aber nicht aus, und gehen infolgedessen oder aus einem anderen Grunde Beschwerden ein, dann soll die Kommission in Tätigkeit treten, und sie soll dann darüber entscheiden und soll vor allem dann, wenn auch die Reserven nicht ausreichen, um alle An sprüche zu befriedigen, darüber befinden, welche von diesen An meldungen zu bevorzugen sind. Daß es dabei ein nicht zu unterschätzender Vorteil wäre, wenn in der Kommission, die hierüber zu entscheiden hat, auch die berufsmäßige Kritik ver treten wäre, leuchtet ohne weiteres ein, denn in diesem Falle wird dem Buche der Vorzug zu geben sein, das des dauernden Interesses sicher ist. Damit komme ich zu der Frage des Herrn vr, Pickardt: »Wer soll zu Gericht sitzen?» und den Ausführungen, die er daran knüpft, Herr vr. Pickardt sagt: »Die meisten Herren, die überhaupt Ehrenämter verwalten, sind heute so überlastet damit, daß sie, selbst wenn sie sich zu einem Zensoramt eignen und diese dornenvolle Bürde übernehmen sollten, auf sie sicher dankend verzichten würden; und zwangsweise kann man doch niemand zu einer Geistesarbeit heranziehen. Es müssen aber unbedingt Sachverständige sein, die die Prüfung vornehmen. Sollen z, B, über den Veröffentlichungswerl eines medizinischen Werkes Autoritäten des Faches gehört werden? Oder Verleger medizinischer Literatur? Wann würde dann Wohl die Prü fung, selbst oder gerade beim besten Willen aller Beteiligten, beendet sein? Wer fühlt sich stark genug, seine volle Un abhängigkeit behaupten und aufrecht erhalten zu wollen?« Daß Sachverständige in einer solchen Kommission sitzen müssen, ist selbstverständlich, und daß diese ihr Amt nicht »um sonst« ausüben können, noch selbstverständlicher. Wer ein solches Amt auszuüben hätte, müßte seine ganze Kraft daransetzen und voll in seiner großen und ernsten Aufgabe aufgehen. Und wem sein Berus eine heilige Sache ist, die er mit voller Seele er faßt und nicht nur als melkende Kuh ansteht, der wird mit Freuden jede sich ihm bietende Möglichkeit ergreifen, diesem seinem Beruf nützlich zu sein, ihn zu heben und zu fördern, und er wird nicht, wie Herr vr, Pickardt meint, »dankend auf diese dornenvolle Bürde verzichten«. Es ist auch schlimm ge nug, daß so manchem sein Ehrenamt eine dornenvolle Bürde ist. Wer finanziell so gestellt ist, daß er ein Amt, für das ein anderer entschädigt werden müßte, unentgeltlich versehen kann, der sollte sich freuen, auch seinerseits auf diese Weise der All gemeinheit und damit dem Vaterlande dienen zu können. Außer dem: das Berufsinteresse darf keinem ernsten Menschen eine »dornenvolle Bürde« sein. Sehr wahr ist, wenn Herr vr, Pickardt schreibt: »Zwangs weise kann man doch niemand zu einer Geistesarbeit hcran- ziehen«, obgleich dies zu ungezählten Malen doch geschieht. Aber es gibt Gott sei Dank im deutschen Vaterland und im deutschen Buchhandel und der deutschen Schriftstellerwelt genug und über genug Leute, bei denen es zur Geistesarbeit keines äußeren Zwanges bedarf, denen diese vielmehr Lebensnotwendigkeit, innerer Zwang ist, dip glücklich sind, wenn sie Geistesarbeit ver richten dürfen. Wenn Herr vr, Pickardt fragt, wer die Veröffentlichung eines medizinischen Buches z, B, beurteilen soll, so antworte ich, daß von der Fachliteratur überhaupt nicht die Rede gewesen ist. Diese schaltet selbstverständlich von vornherein aus, schon weil es in ihrem Wesen bedingt ist, daß sie kein Unheil im großen Publikum anrichten kann und für die große Menge überhaupt nicht in Betracht kommt. Ich hatte in meinen Ausführungen von der Schundliteratur gesprochen, die zu bekämpfen ist, vom gewerbsmäßigen Fabrikbetrieb, Daß hier sehr weite Grenzen gezogen sind, weiß ich sehr wohl, und vor allem ist mir auch sehr genau bekannt, daß der Begriff der Schundliteratur nicht identisch ist mit dem Groschenheft, daß cs vielmehr auch unter den Markbüchern und noch teureren Sachen sehr vieles gibt, was weit minderwertiger und überflüssiger ist, als manches 1083
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