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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. /kr 212, 11, September 1917, mengen zu reichen. Diese Einschränkung kann nur erzielt wer den durch den Verzicht auf jeden unnötigen und im Augenblick weniger dringlichen Verbrauch an Papier oder die behördliche Bewirtschaftung und Rationierung, die jetzt mit Rücksicht auf die in nur knappen Mengen vorhandenen Papiere ganz allge mein in Vorschlag gebracht wird. Mit anderen Worten: Frei willige Sparsamkeit oder Sparzwangl Der wichtigste und größte Teil der Papierverbraucher, die Zeitungen und Zeitschriften, erhält schon seit einiger Zeit das zu verbrauchende Papier zugewiesen. Hierbei ist es zu unan genehmen Weiterungen für die Verleger gekommen, und dies wird um vieles noch mehr der Fall sein, wenn der Schreib- und Truckpapierverbrauch der gesamten Geschäftswelt kontingentiert wird. Es dürfte deshalb Wohl vorzuziehen sein, der allgemei nen Kontingentierung durch freiwillige Sparsamkeit vorzu beugen. Die lange Dauer des Krieges hat vom Papierhersteller, Trucker und Verleger schwere Opfer gefordert, der Buchhandel ist von Erschütterungen und Störungen, die durch die allgemeine Lage verursacht sind, nicht verschont geblieben. Durch die ge plante Kontingentierung würde aber zweifellos der Buchhandel aufs schwerste geschädigt werden, und deshalb ist es an der Zeit, Mittel und Wege zu erörtern, die diese Gefahr zu verhindern imstande sind. Im Interesse der Gesamtheit dürfte zunächst zu fordern sein, daß der Druck jedes Verlagswerkes zu unterbleiben hat, dessen Erscheinen während der Kriegsdauer nicht zu recht- fertigen ist. Das kürzlich vom Berliner Polizeipräsidium veröf fentlichte Verzeichnis der während des Krieges erscheinenden Schundliteratur zeigt, in welch erschreckend hohem Maße der Büchermarkt täglich mit wertlosen und nur aus Profitgier spe kulierenden Literaturmachwerken überschwemmt wird. Ist es ein Gebot der Notwendigkeit, diese Literatur zu verbieten, wo mit man gleichzeitig unserer Jugendpflege dienen würde, so wird darüber hinaus auch in vielen Fällen durch Verminderung der Auflage, durch Wahl eines billigeren Papiers, Beschränkung der Freiexemplare u, s, f. der Verleger der Papiernot erfolgreich steuern können. Weiter dürften auch eine Einschränkung des Druckes, Versenkens von Prospekten, der Reklame durch große Anzeigen und Plakate, die Wahl kleinerer Briefbogen im Ge- schäftsverkchr, die Herausgabe alter ungangbarer Verlagsartikel zum Einstampfen zu empfehlen sein. Mag es auch sein, daß sich der Verleger und Drucker in der Befolgung obiger Ratschläge Opfer auferlegen mutz, so ist dem entgegenzuhalten, daß es sich einmal nur um Maßnahmen wäh rend der Kriegsdauer handelt, dann, daß andere Gewerbezweige noch stärker vom Kriege in Mitleidenschaft gezogen wurden, und schließlich, daß es sich beim Papier heute um einen wertvollen Stoff handelt, der sehr knapp ist, mit dem wir deshalb sehr sparsam umgehen müssen und dessen wir im Kampfe gegen unsere Gegner in vielfacher Hinsicht dringend bedürfen. Eine freiwillige Sparsamkeit im Verbrauche von Papier wird vorteilhafter für seine Verbraucher sein als die geplante allgemeine Kontingentierung, Es darf daher erwartet werden, daß jeder sich durch Selbstbeschränkung und durch selbstauferlegten Zwang dem Gebot der Stunde, Papier zu sparen und mit den herstellbaren Beständen auszukommen, unterwirst! Walter Thielemann, Zu demselben Thema wird uns von beachtenswerter Seite noch geschrieben: Der Krieg hat wie bei so vielen Erzeugnissen auch bei Papier dazu geführt, daß auf der einen Seite die Erzeugung zurückging (infolge von Knappheit an Arbeitskräften, Betriebs mitteln und Rohstoffen), während auf der anderen Seite die Nei gung entstand, den Verbrauch auszudehnen, vornehmlich indem die eine Ware Ersatz bieten sollte für den Mangel an anderen. So wurde das Papier ein wichtiger Ersatz für sonst übliche Textil gespinste und Gewebe, dessen Bedeutung noch fortwährend in Steigerung begriffen ist. Einer seiner wichtigsten Rohstoffe aber, die Zellulose, spielt bekannterweise heute als Ersatzstoff in der Rüstungsindustrie eine maßgebende Rolle, So mutzte naturnotwendig eine Papierknappheit entstehen, die auch nicht IY74 abnehmen, sondern nur zunehmen wird, Angesichts dieser Ver hältnisse gibt es kein anderes Mittel, um sicherzustellen, daß das Vorhandene wenigstens die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen vermag, als sich einschränken, wo es möglich ist, auf unnützen und weniger dringenden Verbrauch freiwillig ver zichten: sparen oder zur Einschränkung gezwungen werden: die Rationierung, Wo die Einschränkung am wichtigsten war und sich am leichtesten zwangsweise durchführen ließ, beim Verlag der Tageszeitungen sowie von Büchern, Zeitschriften und Musika lien, hat man die Rationierungsmethode angewandt. So schwer auch die Opfer waren, die damit den Verlegern auferlegt wer den mußten, man vermochte auf diese Weise doch das Verlags geschäft vor größeren Erschütterungen und Störungen, die sonst hätten eintreten müssen, zu bewahren. Bei anderem Papierverbrauch ist Rationierung schwer durchzuführen. Hier muß in erster Linie die von Einsicht, Ge- meinsamkeitsgefühl und Selbstdisziplin getragene Sclbstein- schränkung platzgreifen. Man sollte meinen, daß es nicht ver gebens sein könnte, wenn man sich an die Allgemeinheit wendet mit dem Aufruf, an Papier zu sparen, d, h, zu sparen an einem Artikel, der nicht zum Lebensunterhalt gehört, der nicht Hunger stillt und nicht vor Kälte schützt, der, wenigstens an und für sich, auch keinen Genußartikel darstellt, bei dessen Einsparen es sich also nicht um größere persönliche Opfer, sondern vor allem darum handelt, sich im Verbrauch nicht gehen zu lassen, darauf zu achten, daß man nichts unnütz verwendet, und daraus bedacht zu sein, ob man nicht durch andersartiges Vorgehen, das weniger Papier erfordert, mehr oder minder den selben Zweck zu erfüllen vermag. Dieses bißchen Sich-Gewalt- antun sollte man doch wahrlich heute in dieser schweren Zeit und angesichts der großen Interessen, die auf dem Spiel stehen, von jedermann erwarten können. Welche Arten von Papierverbrauch kommen nun in Be tracht, bei denen vornehmlich gespart werden kann? Der Buch - und Zeitschriften-Verlag wurde im Verordnungs wege zu einer Einschränkung gezwungen. Ist aber damit schon die größtmögliche Einschränkung gegeben? Von jedem Ver leger ist zu verlangen, daß er bei jedem einzelnen Werke und Merkchen, das er herausgeben soll, sich auf das genaueste über legt, ob sich denn die Veröffentlichung nicht bis nach dem Kriege hinausschieben, ob sie sich heute überhaupt rechtfertigen läßt. Sicher gehen viele Verleger, zum Teil durch die Verhältnisse ge zwungen, heute schon derart vor; ebenso sicher erscheint aber noch vieles, bei dem es wahrhaftig nicht schade wäre, wenn es ungedruckt oder doch wenigstens eine Zeitlang noch unge druckt geblieben wäre. Ein weiteres Gebiet, auf dem sich sparen läßt, ist das der Reklame. Sie wird besonders im Geschäftsverkehr, bei künstlerischen und Vergnügungs-Veranstaltungen, im Vereins wesen und im Wohltätigkeitsdienste angewandt. Was flattert da noch an einzelnen Flugblättern, Broschüren und sonstigen Drucksachen in die Weli hinaus, was wird da nicht noch an Papier an Säulen und Wände geklebt, was wird nicht an Zeitungspapier für diese Zwecke in Anspruch genommen, das weder im volkswirtschaftlichen noch im kulturellen oder sozial politischen Interesse erforderlich ist! Wie oft liest man Inserate über Dinge, die heute nicht gebraucht werden oder kaum zu haben sind, von Geschäften, die ohnehin mehr Besuch finden, als sie Waren verkaufen können! Man wird sagen, es gäbe einen Reklamewert von Artikeln und Geschäften, der im Kriege nicht durch Unterlassen aller Reklame untergehen soll. Ob man dabei aber nicht die Bedeutung der Reklame in der jetzigen Zeit überschätzt? Ob cs nicht viel wichtiger wäre, die Mittel für die Zeit, wo das regelrechte Geschäft wieder angeht, zu sparen, um dann mit verstärkter Kraft die Reklame wieder auf zunehmen? Ob das nicht wenigstens ohne größeren Schaden im Interesse einer heutigen Papierersparnis geschehen könnte? Zumindest sollte man die Zeitungsinserate nicht größer, als unbedingt erforderlich, machen, und wenn die Inserenten das nicht freiwillig tun, dann sollten es die Zeitungen erzwingen! Auch in dieser Beziehung ist schon manches ge-
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