Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19170903
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191709036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19170903
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
- Monat1917-09
- Tag1917-09-03
- Monat1917-09
- Jahr1917
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MMMMHeuWellViMaM Nr. 205. Leipzig, Montag den 3. September 1917. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Licht- und Heizfragen. Hie Beschränkungen, denen die Heizung und Beleuchtung durch die staatlichen und kommunalen Anordnungen unterwor fen sind und die in nächster Zeit zweifellos noch eine wesent liche Verschärfung erfahren, treffen auch in einem sehr erheb lichen Umfange die buchhändlerischen Betriebe. Es ist daher ganz am Platze, vorsorgliche Maßnahmen zu erörtern, damit man sich mit den neuen Verordnungen besser abzufinden und durch eine möglichst weitgehende Anpassung an die neuen Ver- hältnisse die Härten und Eingriffe in das Erwerbs- wie private Leben zu mildern vermag. Die jüngst erlassene Regierungsverordnung hat z. B. den Gasverbrauch allgemein um 20 Prozent eingeschränkt, also auf 80 Prozent des früheren Verbrauchs. Die Gemeinden erklären aber vielerorts, nicht in der Lage zu sein, den Satz von 80 Pro zent liefern zu können; sie begründen ihr Nichtvermögen mit Kohlenmangel und setzen die Verbrauchsmenge an Licht und Heizstoff noch weiter herab. In Leipzig ging die angesagte Beschränkung anfangs so weit, daß nur noch 35—40 Prozent des früheren Verbrauchs herauskamen. Die diesbezügliche Bekanntmachung, die auch sonst noch einige Unverständlichkeiten enthielt, erregte in der Bürgerschaft einen wahren Entrllstungs- sturm, der sich vornehmlich in nicht mißzuverstehenden Einsen dungen an die Tages- und Fachpresse äußerte. Schließlich gab man dem Druck der öffentlichen Meinung nach und erklärte, versuchsweise den Satz von 80 Prozent des entsprechenden Gas verbrauchs vom Vorjahre zu gestatten. Selbstverständlich hängt die Erfüllung dieser Zusage bezüglich der nunmehr bewilligten Gasmenge lediglich davon ab, ob die Stadt auch die erforder liche Zufuhr an Kohlen zur Gaserzeugung erhält. Ähnlich wie in Leipzig ist es auch mit der Gasregelung im allgemeinen bestellt. Die Tageszeitungen im ganzen Deutschen Reiche bieten ja ein ebenso buntes wie getreues Bild der über- all eingetretenen Besorgnis und des naturgemäß erfolgten Widerstands der Bevölkerung. So sehr dieser einerseits zu ver stehen ist, so kann man andererseits an der Tatsache nicht Vorbei gehen, daß die gegenwärtig vorhandene und demnächst sehr wahrscheinlich noch weiter anhaltende Knappheit in der Beliefe rung von Kohlen die Gaserzeugung sehr ungünstig beeinflußt. Und was vom Gas gilt, trifft ganz von selbst auch auf den Be zug und Verbrauch der elektrischen Kraft und der elektrischen Be leuchtung zu. Hinsichtlich des Verbrauchs an Licht und Heizung in den buchhändlerischen Betrieben, einschließlich der Ladengeschäfte, wird man denn auch Wohl oder übel sparsamer Wirtschaften müs sen. Vor allen Dingen müssen in den Bnreauräumen die soge nannten langen Abende wegfallen, die mit Eintritt des Herbstes ihren Anfang nehmen. Zudem werden zu Beginn der »Kriegs- winterzeit« <15. Sept.) die Uhren um eine Stunde, das heißt auf die Normalzeit, zurückgestellt. Das Tageslicht muß daher so viel als möglich ausgenutzt werden, so daß die Einführung der durchgehendenArbeits-bzw. Bureauzeit ein dringendes Gebot ist. Im allgemeinen ist erwiesen, daß die Vor teile der durchgehenden Arbeitszeit die Nachteile entschieden über- wiegen. Die Anpassung an die neuen Verhältnisse fällt nament lich älteren Angestellten schwer, da sie naturgemäß aus das viel leicht seit langen Jahren liebgewonnene Mittagsschläfchen ver zichten müssen und auch die Verlegung der Eßpausen bzw. der Fortfall der Frühstückspause am Vormittag und der Vesperpause nicht gerade angenehm empfunden wird. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß die Angewöhnung an das Neue hier schnell den Sieg davonträgt, um so mehr, als der oft lange und ermüdende Weg nach der Wohnung zum Einnehmen des Mittagessens und zurück zum Bureau wegfällt. Besonders bei strenger Kälte, bei großer Hitze und bei schlechtem Weiter wird die Ersparung die ser Wege wohltuend empfunden. In der Großstadt weiß man dies denn auch zu schätzen, und vornehmlich solche Angestellte, die die elektrische Straßenbahn oder sonst eine Fahrgelegenheit wäh rend der Mittagpause benutzen mußten, sind entschiedene Befür worter der durchgehenden Arbeitszeit. Die Ersparung an Fahr- kosten darf gleichfalls nicht übersehen werden. Die verschiedent lich geäußerten Befürchtungen, daß bei einer allgemeinen Ein führung der durchgehenden Arbeitszeit Schwierigkeiten in der Versorgung der Angestellten mit warmem Mittagessen entstehen, können im allgemeinen als grundlos bezeichnet werden. In Betracht kämen doch nur unverheiratete Angestellte, die auf die Gast- und Speisehäuser angewiesen sind; diese werden sich schon schnell den neuen Verhältnissen anpassen und wie die Familien die Hauptmahlzeit für den Spätnachmittag bereit- stcllen. Von der Prinzipalität wird am meisten der Einwand er hoben, daß die durchgehende Arbeitszeit zu große Anforderungen an die geistige Frische des Personals stelle, und daß in den letzten Arbeitsstunden des Tages die Leistungsfähigkeit nicht mehr ge nüge. Auch diese Besorgnis ist fast ausschließlich nur wahr nehmbar in der Übergangs- oder sagen wir Angewöhnungszeit. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß, wenn auch die Frühstücks und Vesperpause fortfällt, doch immerhin eine Mittagpause von einer halben Stunde, manchmal wohl auch noch etwas länger, gewährt wird. Der beste Beweis für die Richtigkeit der vor stehenden Ausführungen ist die Tatsache, daß solche Firmen, die die durchgehende Arbeitszeit bereits seit längerer Zeit einge führt haben, fast ausnahmslos zu der früheren nicht mehr zurück kehren wollen. Alle sonstigen Bedenken, wie Richtbearbeitung der zweiten Nachmittags- oder Abendpost, weniger schnelles Bedienen der Kundschaft, die Unmöglichkeit, Telephongespräche zu erledigen usw., werden so ziemlich gegenstandslos, wenn die Kundschaft es nicht anders kennt und mit der in einem buchhändlerischen Be triebe eingeführten durchgehenden Arbeitszeit rechnet. In grö ßeren Geschäften oder wo es sonst angebracht ist, wird der Haus mann oder eine andere zuverlässige Persönlichkeit wichtige Tele phongespräche erledigen oder vormerken können. Auch läßt sich nötigenfalls die Einrichtung treffen, daß ein oder zwei Mann des Personals abwechselnd für gewisse Stunden nach der regel mäßigen Geschäftszeit in einem entsprechend kleinen Bureau einen sogenannten Bereitschaftsdienst übernehmen, der als eine teilweise Kompensierung der verkürzten Arbeitszeit zugunsten des Geschäfts zu gelten hätte. Vielfach findet sich auf Geschäfts drucksachen zur Informierung der recht angebrachte Vermerk: »Geschäftszeit von 8—4 Uhr«. 104»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder