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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1917
- Strukturtyp
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- 1917-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1917
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- Deutsch
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Reduktiv,icller Leu. ^ 204, 1, September 1017, Kiudcrschußtagung, — Das Archiv deutsche: Berufsvormünder, dem die bedeutendsten Behörden und Vereine der Ktnderfürforge im Deutschen Reiche, Österreich-Ungarn und der Schweiz augehörcn, wird am 19,—2V, September in Berlin seine 11, Tagung abhalten. Am 18. abends sprechen Prof, Klumker, Frankfurt a, M,, und Stadtrat Roscnstock, Königsberg, »Über den Schutz der Unehelichen«, In der Hauptversammlung wird vor allem, außer einer Reihe Einzelfragen, verhandelt über die Organisation von Jugendämtern und Berufs- Vormundschaften, Es sprechen dazu Direktor Or, Blaum, Straßburg, und Assessor Kloke, Frankfurt a, M, Personaliiachrichtk». Jubiläen. — Das persönliche Jubiläum 25jährigen selbständigen Wirkens feiert am 1. September Herr Rudolf Martens, der am 1. September 1892 die 1870 gegründete Buchhandlung von Johan nes Dreesen in Hadersleben erwarb und unter der Firma I. Dreesen Nachf. (Rudolf Martens) fortführte. Den gleichen Ge denktag kann Herr Ferd. Koopmann, Inhaber von N. W. I. Koopmaun's Seminarbuchhandlung (Ferd. Koopmann) in Uetersen (Holstein) begehen, der vor 25 Jahren das Sortiment seines Vaters N. W. I. Koopmann erwarb und ihm obige Firma gab. Beiden Herren wünschen wir rüstiges Weiterschaffen in ihrem Wirkungskreis! Zur Erinnerung au Karl Steinheil -f. — Man schreibt uns: Der im vorigen Jahre in seiner Vaterstadt München verstorbene Buchhänd ler Karl Steinhcil war geboren am 7. Juli 1836 als der jüngste Sohn des bekannten Physikers Karl August Steinheil, dessen Erfindung der Erdrückleitung erst die Grundlage der modernen Telegraphie schuf. Nach dem Besuch der Lateinschule trat er 1853 als Lehrling in die Buchhandlung von Ehr. Kaiser in München ein, bei der er noch von 1856 bis 1858 als Gehilfe verblieb. Dann nahm er die erste auswärtige Stellung bei C. Detloff in Basel an, 1859 übernahm er dessen Filiale in Biel auf eigene Rechnung, wurde jedoch durch unverschuldete Um stände nach 10 Jahren genötigt, sein Geschäft zu verkaufen und wieder Gchilfenstellcn anzunehmen. So war er 1870 in Paris, das er bei Ansbruch des Krieges verlassen mußte, dann in Kempten, Mailand, Breslau, Mülhausen i. E. und Prag (bei Tempsky), von 1881 an in München bei I. Lindauer bis 1892, hierauf als Buchhalter und Kassierer bei seinem Neffen vr. Rudolf Steinheil, seit 1905 bei Ernst Reinhardt in München. Im Jahre 1911, seinem 75. Lebensjahre, gab er jede ge schäftliche Tätigkeit auf und lebte von einer Rente, die ihm die deut schen Telegraphenverwaltungen in Anerkennung der Verdienste seines Vaters zuwandten. Sein berühmter Vater war ein Gelehrter alten Schlages, die in unserer kapitalistischen Zeit sehr selten geworden sind, der es stolz verschmähte, aus seinen Erfindungen Geld zu ziehen. Den Staaten haben seine Erfindungen Milliarden eingetragen, er selbst ist in einfachen Verhältnissen gestorben, so daß sein jüngster Sohn bei seinem Tode einen Berns wählen mußte, der ihn rasch ernähren konnte. Der alte »Papa Steinheil* — wie er in seinem letzten Wirkungskreise genannt wurde — pflegte es immer als das Unglück seines Lebens zu bezeichnen, daß seine Mutter ihn veranlaßte, Buchhändler zu werden, -weil er gerne Bücher las«. Das tat er zwar gern und mit Erfolg noch bis in sein hohes Alter hinein, aber das allein macht schließlich den Buchhändler nicht aus. Er ist doch in erster Linie Geschäftsmann, dessen Interessen um das leidige »Soll und Haben« kreisen müssen. Viele Buchhändler sind so glücklich, daß die idealen und materiellen Bestrebungen ihres Berufes sich zur Einheit verschmelzen, andere wiederum empfinden da einen Zwiespalt. Steinheil gehörte zu diesen und scheiterte an diesem Zwiespalt, denn er war eine Gelehrtennatur und kein Geschäftsmann. Er verfügte über ein umfassendes und gründliches Wissen, aber er konnte und wollte es, ähnlich wie sein Vater, der ihm auch sonst als Vorbild vorschwebte, nicht in Geld um- setzen. Sein lauterer Charakter, sein unbeugsames Gerechtigkeitsge fühl und seine vornehme Gesinnung haben ihm überall Achtung ver schafft. Die vielen Fachgenossen, die mit ihm in seinem langen Leben znsammcnkamen, werden ihm ein gutes Andenken bewahren. bprechsaal. Der deutsche Buchhandel und die Friedensfrage. (Vgl, Nr, 184, 18Z », 197,1 Zu den Ausführungen von Erica Mueller <ich weiß nicht, ob Frau ober Fräulein! über die Friedensfrage in Nr, 197 möchte ich der Einsenderin doch die Frage vorlegen, welchen Wert das indische Karma für die indischen Völker gehabt hat. Die wunder volle Tiefe der indischen Philosophie ist ganz unbestritten; es handelt sich aber doch in einen, Weltkrieg nicht um Philosophie! Weiß Erica Mueller nicht, wie unter der englischen Herrschaft der blühende Kultur- z,Island Indiens vernichtet wurde, wie seitdem fast Jahr für Jahr dort Millionen Hungers sterben, und daß es ein verdammt schlechter Trost dagegen ist, an die frühere Blüte der indischen Phi losophie zu erinnern? Und uns würde ohne Zweifel dasselbe Schicksal wie Indien bcschieden sein, wenn wir die Stim mung in, Lande mit pazifistischer Jämmerlichkeit lähmen, ehe der Kamps zu unseren Gunsten durchgestritten ist. Weiß Erica Mueller sich weiß nicht, ob Krau oder Fräulein), daß der englische Minister Haldane sich dessen öffentlich rühmt, wie er im Jahr 1912 bei seinem Besuch in Berlin die Überzeugung erhielt, daß Herr von Bethmann Hollweg keinen Krieg wünsche, und daß er sich dann sosort nach seiner Rückkehr hinsetzte und für den Krieg gearbeitet hätte, wie es noch nie zuvor in England geschehen sei? Wer noch einen Funken klaren logischen Denkens besitzt unter dem Trommelfeuer und der Vergasung deutschen Den kens mit pazifistischen feigen Schlagworten, der muh also aus den ersten Blick erkennen, daß die so oft betonte und ehrliche Friedensliebe Deutschlands bei der ganzen Denkungsart der Engländer den Krieg herbeiführen mußte, daß mithin diese unheroische Denkungsart diesen furchtbaren Völkermord verschuldet hat. Wer will es wagen, den Helden unserer deutschen Geschichte Blücher, Gncisenau, Moltke, Bis marck, Hindenburg Ethik, Moral, Christentum abzusprechen? Ein Staatsmann, der eine Partei, die den kriegerischen Genius eines Volkes untergräbt, fördert, handelt verbrecherisch nicht nur gegen das eigene Volk, sondern gegen die ganze Menschheit, weil sic das eigene Volk demoralisiert, die Nachbarn ermutigt, weil diese Denkungsart zum elendesten Materialismus führt, in welchem wir wohllebcnd vor den, Kriege zu versinken drohten, Erica Mueller sich weiß nicht, ob Frau oder Fräulein) berust sich aus Kant, Nun, von diesem Philosophen stammt auch der sittliche Begriff des kategorischen Imperativs, und der lautet für uns ln diesem Daseins kampf gegen Mordbrenner, Heuchler und Lügner, Wehrt euch für Weib und Kind und deutsche ZukunftI Das allein ist jetzt unsere Pflicht, und es gibt keine andere neben ihr. Im Tiroler Kreiheitskampf 1808 haben die Bauern unter Andreas Hoser in der furchtbarsten Weise sich gewehrt, haben z. B, seinbliche Soldaten (leider auch Bayern), deren sie hab hast werden konnten, nicht nur niedergcmacht, sondern gehenkt, ge kreuzigt, mit Nägeln an die Scheunentore geschlagen; und trotzdem, auf wessen Seite war die »moralische Eroberung«? Heute noch, „ach mehr als hundert Jahren, erscheint dieser Freiheitskamv? Andreas Hofers im idealsten Lichte, weil er seine naturgemäße Pflicht ersiillte, die Freiheit feines Landes mit allen Mitteln zu wahren. Wie wäre es, wenn Erica Mueller sich weiß nicht, ob Frau ober Fräulein) «inen anderen Ausspruch von Kant recht deutlich im Schaufenster aufhänge,, würde, und der lautet, »daß England die kriegerregendste aller Ra tionen sei, er hoffe, daß es gelinge, sie zu demütigen«. Das ist die Voraussetzung für jeden längeren Frieden, und wer dem ent- gegenarbeitet mit feigem Verstänbigungsgewinsel und nach Frieden ruft, wo Friede nicht ist, noch sein darf, der dient nicht dem Frieden, sondern er bereitet neue fürchterliche Kriege vor. Denn die eng lische Politik hat sich noch weniger als die französische in viele» Jahrhunderten nicht geändert und wird sich niemals ändern, Sic werden „ns von neuem überfallen, wenn sie glauben, daß wir philo sophieren, statt gerüstet zu sein. Erkennt uns aber England als stark und gerüstet zum Kriege bereit, so wird cs sich mit uns verständigen und Frieden halten, aber nur dann und nur so lange, als es muß. Wer dem grausamen Wirken der Natur im Kampf »ms Dasein der Völker nicht in das unbarmherzige Antlitz zu schauen vermag, ohne zu erbleichen, der flüchte sich für seine Person in das Land schöner Philosophie und Träume, Aber er hat nicht bas Recht zur Führung, sondern er schweige und beanspruche nicht, ein großes Volk mit verbundenen Augen in den Abgrund zu führen. Es gibt keine andere moralische Eroberung für uns als den Sieg, Erringen wir den, so werden auch die Pazifisten und Philister mit Erstaunen er leben, wie ungeheuer groß plötzlich die Freundschaft aller Welt für „ns sein wird. Unterliegen wir seelisch in diesem Kampfe, so ist auch die deutsche Literatur vernichtet, wie die indische und irische Literatur ver nichtet wurde, weil ihr der Rückhalt an einem stolzen und mächtigen ! deutschen Vaterland fehlen würde. 1044 ' ^ M ii n ch e n. Otto G,„ e l i n.
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