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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .V 251, 26, Oktober 1917. Zur Papierfrage. Aus den Verhandlungen der 2. Kammer des Sächsi schen Landtags. Sitzung vom 16. Oktober 1917. (Schluß zu Nr. 249.) Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt (nach den stenographischen Niederschriften)! Es ist der Negierung bekannt und wird von ihr schon seit längerer Zeit mit Sorge verfolgt, daß der Verlagsbuchhandel — besonders auch der Leipziger —gleich dem Zeituugsgewerbc unter der geringen Pa- picrzuteilung schwer leidet. Die Bekämpfung dieses Lkbelstandes ist — abgesehen von der Kohlenfrage u. a. — dadurch besonders erschwert, daß bekanntlich die Beschaffung der Rohstoffe, namentlich von Holz, Textilfasern, Leim und dergleichen infolge des Krieges auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen und die Erzeugung des zur Papierherstellung hervorragend wichtigen Zellstoffs infolge Schwefelmangels und ans anderen Grün den stark zurttckgegangen ist. Die lausenden Veröffentlichungen des Vereins Deutscher Zellstosf- fabrikanten ergaben in dieser Hinsicht, daß die deutsche Erzeugung nur noch knapp 61 Prozent von jener der letzten Friedcusjahre beträgt. Dieser eingeschränkten Erzeugung steht ein sehr starker Bedarf an Zellstoff in Industriezweigen gegenüber, die vor dem Kriege ent weder überhaupt ausschieden oder nur ziemlich untergeordnete Bedeu tung hatten. Es handelt sich hier hauptsächlich um die Herstellung von Nitrierzcllstoff zur Verwendung für Sprengstoffe, von Spinnpapier und von Verbandsstoffen ans Zellstoff. Man hat sich in den ersten Kriegsjahren ziemlich umfangreich durch Einfuhr von Zellstoff und Spinnpapier aus neutralen Staaten, namentlich Skandinavien, gehol fen. Sie hat aber namentlich ans Valntarücksichtcn und wegen des schwedischen Ausfuhrverbotes auf Zellstoff stark beschränkt werden müssen. Hiernach war die inzwischen erfolgte beklagenswerte^ starke Einschränkung des Papierverbrauches auf den nicht unbedingt heercs- wichtigen Verwendungsgebieten unvermeidlich. Zur Feststellung über die Schädigung des Vcrlagsbuchhandels für Schul- und Volksliteratnr und verwandte Zweige, zur Frage sei ner etwaigen Abwanderung und wegen empfehlenswerter Abwehr maßnahmen hat das Ministerium des Innern einen Bericht der Han delskammer Leipzig herbeigezogen. Er ist erst jetzt cingegangen und lautet dahin, daß sich znm Schaden jenes Zweiges des Verlagsbnch- handels das Vcrbrauchsverhältnis vom wissenschaftlichen zum belle tristischen Verlage im Laufe des Krieges und ganz besonders 1916 verschoben habe, also in dem Jahre, das nach den Bekanntmachungen des Reichskanzlers für die Papierb.cliesernng jetzt zugrunde gelegt werde. Bei den Verlegern von wissenschaftlichen Werken und Schulbüchern sei die Neuherstellnng infolge größerer Vorräte aus der Friedenszeit und verringerter Nachfrage 1916 ganz bedeutend zurückgegangcn. An ders bei der in Leipzig weniger als zum Beispiel in Berlin gepflegten Art belletristischer Nnterhaltungsliteratur. Ihr käme dckher auf Grund ihres größeren Papierbeöarfs aus 1916 auch jetzt noch stärkere Papier- zutrilung zugute als den erstgenannten Verlagszweigen, die bei all mählicher Erschöpfung ihrer Bestände nunmehr an Neudrucke gehen mühten und dabei nach dem Zuteilungsschlttssel schwer betroffen wür den. Infolge der Verschiebung der Lage zugunsten des Unterhaltungs- Lesestoffes sei tatsächlich bereits eine Abwanderung des in Frage stehenden Buchhandels nach Berlin und die Errichtung von Zweigfir men dort zu verzeichnen. (Hört, hört! rechts.) Im übrigen aber sei eine Begünstigung anderer Reichsteile in der Papierzuteilnng zuun gunsten des sächsischen Verlags nicht festzustellen gewesen. Das Ministerium des Innern hat infolge dieser Ermittelungen bei der Rcichsleitung Vorstellungen wegen stärkerer Papicrlicfernng an den hier besonders stark vertretenen wissenschaftlichen und Schnl- bttcher-Verlag erhoben und wird bei diesen Verhandlungen Gelegen heit haben, die von dem Herrn Interpellanten heute vorgebrachten Tatsachen zu verwerten. Im übrigen stellt sie zurzeit noch Erörterun gen an, wie groß der dringendste Bedarf des Schul- und Volkslitcra- turvcrlaged an Papier unter Berücksichtigung der Zeitverhältnisse ist und inwieweit durch Herstellung von Druckpapieren mit geringerem Zellstosfgchalt für diese Zwecke Erleichterungen möglich sind Der Abschluß dieser Erörterungen und weiteren Vorstellungen wird mög lichst beschleunigt. Fch habe nun noch auf Ersuchen des Kultusministeriums mitzn- teilen, daß das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts seinerseits alle Maßregeln ergreifen wird, um die drohenden unter allen Umständen zu verhütenden Schädigungen vom SchulbetrieLe mit allen Mitteln fcrnzuhalten. Es handelt sich bei dem Bedarfe an Schnlbiichern fast ausschließlich um Neudrucke, nicht um Neuauflagen. So ist es möglich, ältere Drucke neben den neuen zu verwenden. Die oberste Schulbehörde wird aber nötigenfalls auch die Zulassung ältc- 1170 rer Auslage» »eben »euere» anordne» und verfüge», daß im übrigen möglichst auf Benutzung gebrauchter Stücke zugekomme» und versucht wird, zu diesem Zwecke gebrauchte Bücher auch in solche» Familien im Wege der Sammlung zu erhalte», deren Kinder die Bücher für den Unterricht nicht mehr benötigen«. Auf Antrag des VizcpräsidentenDr. Spieß (kons.) beschließt die Kammer die Besprechung der Interpellation. Abg! Or. Niethammer (nl.): Tie Papierindustrie leise ungeheuer in diesem Kriege, D^ Pa pier müsse überall einspringen. Wenn dieses Einspringen nicht so stattfünde, so wüßte er nicht, wie man den Krieg überhaupt noch anf- rechterhalten solle. Ter Herr Minister habe auf das Nitrierpapier hingcwiesen, das der Herstellung von Sprengstoffen diene, auf das Spinnpapier, das in Bandsäcken, Proviantsäckcn und Textilstoffen anshelfe und in ungeahnter und großartiger Weise für die Herstel lung von Verbandwatte diene. Infolgedessen müßten andere Papier- bcdürfnisse znrücktreten. Ob nun unter den wichtigsten anderen Zweigen, so wichtig sie seien, die wissenschaftlichen Bücher rangierten, darüber könne man znm mindesten streiten. Nach Büchern von Ull stein usw. aber sei das Volk in der jetzigen Zeit geradezu hungrig. Es wäre nicht richtig, wenn man diese Bücher, die dem Kriege selbst ent nommen seien, zu kurz kommen ließe. Seine Partei sei ganz damit einverstanden, daß die sächsischen Interessen in Berlin scharf und energisch vertreten würden. Schuld der Schulen und der Lehrerschaft in erster Linie sei es, daß die Not mit den Schulbüchern überhaupt habe ei»treten können. Wenn man sich heute mit getragenen Kleidungs stücken weiterhelfc, so sollten auch die Schulkinder sich mit ihren geisti gen kleinen Stücken weiterhelfen können. Die Schulbücher sollten auf gutes Papier gedruckt werden. Hinzu komme noch, daß vielleicht die Lehrerschaft ein gewisses Interesse daran habe, daß möglichst viel Auflagen von Schulbüchern veranstaltet würden. (Sehr richtig!) Abg. I)r. Löbncr (nl.): Er wolle die Ausführungen des Abg. I)r. Philipp aufs entschie denste unterstreichen. Die Negierung möchte alles tun, was geschehen könne, um den Verlagsbuchhandel zu schützen. Auch die Textilindustrie sei gezwungen, jetzt in sehr reichem Maße Papier zu verwenden, so daß sie mehr als je zuvor ein Interesse an der Papsererzeugung nehmen müsse. Ncgierungskommissar Ministerialdirektor Geh. Rat V.Or. Schmaltz (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Herr Abg. Or. Niethammer hat zunächst die Mahnung ausgesprochen, es möchte bei den Schulbüchern besseres Papier verwen det werden. Ich muß gestehen, ich habe nicht den Eindruck, als ob das bei den Schulbüchern verwendete Papier gegenüber Büchern anderer Kategorien besonders schlecht wäre. Wenn ferner der Herr Abg. Dr. Niethammer Schule und Negierung aufgefordert hat, dahin zu wirken, daß nicht zu viel neue Auflagen verlangt werden, sondern die Fort- benntznng alter Bücher gestattet wird, so möchte ich demgegenüber be merken: dis oberste Schulbehörde hat nicht erst seit dem Kriege, son dern schon vorher nachdrücklich dahin gewirkt, daß eine unnötige Ein führung neuer Auflagen unter allen Umständen unterbleibt: sie wird jetzt während des Krieges diese Bestrebungen selbstverständlich fort- setzcn und auch sonst, wie ja Se. Exzellenz der Hr. Minister des In nern bereits dargelegt hat, darauf bedacht sein, auf Milderung der Papiernot durch Aufsuchung und Benutzung alter gebrauchter Schul bücher hinzuwirken. Abg. 1)r. Philipp (kons): Er möchte schärfsten Widerspruch erheben gegen den Vorwurf des Abg. Niethammer, die Schulen und die Lehrerschaft seien schuld an den Schwierigkeiten in der Schulbücherversorgung. Es sei von seiten der Schule und der Lehrerschaft nie ein Hehl daraus gemacht worden, daß gerade in Schulbnchfragen nichts notwendiger sei als eine gewisse Stetigkeit, wenigstens die Mehrzahl der vernünftigen Lehrer bekämpfe eben den Wechsel. Man habe sich in ein Buch eingearbeitet, und man cher alte Professor habe sich lächerlich gemacht, weil er noch nach seinen alten Schinken weiter unterrichte, worin er seine Randbemerkungen gemacht habe. Der .Haupteinwand des Abg. Niethammer habe die Pa- picrsorte der Schulbücher betroffen. Gewiß, es werde manchmal viel leicht auch schlechtes Papier bedruckt, aber im großen und ganzen sei das Papier noch verhältnismäßig gut. Man müsse sich aber vergegen wärtigen, ein Schulbuch werde manchmal förmlich massakriert von den kleinen Schülern. Schwerlich würde es dann noch von anderen be nutzt werden können. Abg. Wilde (soz.): Er müsse sich dagegen wenden, wenn man so häufig neue Aus gaben von Schulbüchern vornähme. Solange die Lehrmittelfreiheit nicht bestehe, sei es für die armen Eltern eine ganz außerordentliche Ausgabe, wenn aller drei bis sünf Jahre die Schulbücher wechselten. Hinsichtlich der unerhörten Preissteigerung des Papiers könne man unmöglich annchmen, daß die Papierpreise noch eine Grundlage hät-
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