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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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«V 245, 19. Oktober 1917. Redaktioneller Teil. «örs-ntl-U f. d. Lisch,,. Buchhandel, daraus gemacht werden könne, wenn er sich entschieden gegen die Annahme dieser Stiftung ausspreche. Herr Naegele-Stutlgart trat für den Vorschlag des Wllrt- tembergischcn Buchhändlervereins, die Stiftung zu Kriegswohl- fahrtszwecken zu verwenden, ein, während Herr Weitbrecht- Hamburg der Zeichner der genossenschaftlichen Anteile gedacht wissen wollte, denen durch das Fallcnlassen der genossenschaft lichen Pläne ein großer Gewinn entgangen sei. Er halte es da her für gerechtfertigt, den Kreis- und Ortsvereinen einen Teil der Gelder zuzuwenden. Schließlich gelangte eine von Herrn Prager emgebrachte Einschließung zur Annahme: Die Versammlung erklärt, daß die Annahme und Verwendung der Stiftung des Herrn Stilke der Hauptversammlung des Börsenvereins zu überlassen sei. Eine weitergehcnde, von Herrn Volckmar cingcbrachte Resolu tion des Inhalts, der Hauptversammlung zugleich die Annahme der Stiftung zu empfehlen, wird gegen die Stimme des Antrag stellers abgelehnt, da der Hauptversammlung volle Entschluß, srerheit gewahrt werden solle. Hierzu seien ein paar Bemerkungen gestattet. In der Ver sammlung ist u. a. das Wort »Ablaß« gefallen. Es ist unserer Aufmerksamkeit entgangen, ob im Sinne eines Ablasses von dein zu erwartenden Gewinn oder einer auferleg- ten Bußleistung für begangene oder etwa in Aussicht genom mene Sünden. Ein vollkommen richtiges Bild der Stim mung der Versammlung ließ sich überhaupt nicht gewinnen, vielleicht deswegen nicht, weil viele sich, wie Herr Reinhardt, in dieser Frage weniger von Vernunftsgrundeu als von Gefüh len leiten lassen. Läßt man die Richtigkeit dieser Methode gel ten, so bleibt immer noch die Frage übrig, ob nicht zum minde sten eine genaue Kenntnis der Personen und Dinge die Vor aussetzung dieser gefühlsmäßigen Bewertung sein müsse. Wer Herrn von Weber kennt, weiß, daß ihn bei seinen Angriffen keine unedlen Motive geleitet haben. Er weiß aber auch, daß die Freude am Kampf und der Wunsch nach Wirkung und Erfolg eine temperamentvolle Persönlichkeit mit stark journalistischem Einschlag, wie Herrn von Weber, leicht verführen, über das zu lässige Maß kritischer Betätigung hinauszugehen. Eine solche Ralur würde sich eher den größten Unaunehmiichkeitcn aussetzen als auf einen geistreichen Einfall oder ein hübsches Wortspiel verzichten. Zudem wird Herr von Weber mit Recht darauf Hin weisen können, daß es wesentlich seinen Bemühungen zu danken ist, wenn der Frage der literarischen Versorgung der Truppen jetzt auch von den maßgebenden Stellen der Heeresleitung und den mit der Beaufsichtigung der Fetdbuchhandlungen betrauten Personen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dieses Ver dienst würde auch durch eine Verurteilung in den gegen ihn von Stilke und Hauschild augestrengien Prozessen nicht geschmälert werden könne». Schwerlich aber wird .Herr von Weber bestrei ten können, daß sich seine Absicht nicht auch aus andere Weise als geschehen hätte erreichen lassen. Herr Stilke und Herr Hauschild sind aus anderem Holze ge schnitzt, das mehr auf amerikanischem als auf deutschem Boden gewachsen ist. Das soll kein Werturteil sein, sondern nur die ver schiedenen Weltanschauungen kennzeichnen, von denen beide Par- teien ausgchen. Kein Wunder also, daß sie, zwei verschiedenen Welten entstammend, aneinander vorbeireden, um so inehr, als die eine Partei aus eigener Anschauung kein tlrteit über die Fcldbuchhandlungen und die Schwierigkeiten ihres Betriebs hat, sondern auf Mitteilungen Dritter angewiesen ist, während die an dere, unmittelbar vor die rauhe Wirklichkeit der Dinge gestellt, sich praktisch damit nbzusiuden hat. Hier Liminoss as nsnal, wie es früher im Bahuhofsbuchhandel gang und gäbe war, dort »die ideale Forderung«, die auch den Ärmsten im Geiste die reichen Schätze unserer Literatur ohne Rücksicht aus das, was ihnen gefällt, erschließen möchte. Auch Herr von Weber würde wahrscheinlich viel Wasser in seinen Wein gießen müssen, wenn er selbst an die praktische Lösung der einem F-eldbuchhändler ge stellten Aufgaben hcrantrcten müßte. Und so schön der Gedanke ist, in die empfänglichen Gemüter unserer Feldgrauen gerade in der gegenwärtigen Zeit den Samen des Guten und Schönen a»s- ,N>streuen, der nach dem Kriege noch Frucht tragen könnte, so gilt mit Rücksicht auf die so verschieden gearteten Besucher einer Feld- Buchhandlung, verschieden an Alter, Vorbildung und Bedürf nissen, auch hier der Satz, daß die Gedanken leicht beieinander wohnen und die Dinge sich hart im Raume stoßen. Aber selbst wenn man der Welt des Herrn von Weber den Vorzug gibt, ist der andere darum Räuber und Mörder, weil er mehr der Gegen, wart als der Zukunft lebt und in den Feldbuchhandlungen keine Erziehungsanstalt, sondern nur ein Mittel zur Befriedigung des Unterhaltuirgsbedürfnisses erblickt? Solange keine anderen Tatsachen gegen Herrn Stilke vor liegen als sie gegenwärtig bekannt geworden sind — Vertrieb .einer Kino-Bibliothek von Pathe freies und einiger Werke von Marie-Madeleine —, kann der Vorstand des Börsenvereins das Angebot des Herrn Stilke gar nicht ablehnen, ohne diejenigen schwer zu schädigen, zu deren Nutzen diese Stiftung bestimmt ist. Wir erinnern, daß bei der Verwendung der Stiftung auch an die kricgsbeschädigtcu Kollegen gedacht worden ist. Wenn der Vorstand die Entscheidung der Hauptversammlung anheimstellt, so darf erwartet werden, daß der gesunde Sinn der Mit glieder sich nicht von Gefühlserregungen, sondern von Tat sachen leiten lassen wird, die in einer so heiklen, mit der Ehre eines Mannes verknüpften Frage allein den Ausschlag geben können. (Schluß folgt.) Autor, Ve,tag und Buchhandel. (Zum 50. Geburtstag von Professor Ludwig Fahrenkrog, 20. Oktober 1917.) Die Zeiten haben sich gewandelt. Es war einmal vor x-hundert Jahren, als weder das geschriebene - geschweige denn das ge druckte Wort war — der Mensch. Und dieser Mensch war mit teilsam oder neugierig. Das ihm aber zur Mitteilung Verfügbare be stand lediglich in seinem mündlichen Bericht — und somit war er Autor, Verleger und Buchhändler in einem. — Eine wunderschöne, festgefügte Einheit! — Das ist inzwischen anders geworden. Aus Einem wurden Drei — wie aber die Urgeschichte der Menschheit bezeugt, gehören sie zusammen. Man denke allseitig daran! — und wenn ein Teil, ans seinen Errungenschaften heraus und seinen Sonder- instinkten zufolge, zu einer gewissen Machtstellung kam, so sollte die ser doch immer wieder daran gedenken, daß er sich diese n i e allein verdankt. Im allgemeinen darf angenommen werden, daß der Vertreter der realen Dinge und Obliegenheiten dieses Trifoliums dem Ver treter der idealen Seite des Unternehmens zumeist um vier bis fünf Nasenlängen in der Erreichung handfester Wirklichkeiten voraus ist -- dann aber auch, wenn es ein Verleger ist, leicht Gefahr läuft, die eigentliche Ursache der Dreiheit, den Antor, nur als Mittel znm Zweck für sich zu betrachten. Wir wissen natürlich, daß es auch ideale Verleger gibt. Aber jeder Verleger wird sich sagen müssen, daß sein Wert mit der Güte seiner Ware steigt, diese Güte aber nicht durch einen Druck ans den Antor gewinnt. Lust und Liebe gehört zu allen Dingen — auch zu geistigen , wenn sie gelingen sollen, nud diese Lust und Liebe wird weder durch einen, Druck (nicht zu verwechseln mit dem Buchdruck), noch durch Entziehung wirtschaftlicher Mittel er zeugt. Schiller sagt sogar: »Träume kommen ans dem Bauch«; mit hin wohl auch die diesen verwandten Phantasien: Beweggründe man nigfaltiger Art für den Schaffenden. Ans der Leere kommt nichts. Naturgemäß hat nun der Maler oder Schriftsteller mehr mit dem Verleger als mit dem Buchhändler zu tun. Das Verhältnis des Buchhändlers zu dem Antor ist daher auch durchweg freundlich. So ein Schaufenster, das den Menschen an sich wie ein überlebensgroßes, geheimnisvolles Auge anjieht, ist für jeden Antor wie ei» Anflenchtcn, je mehr Bücher von ihm sich in der Pupille befinden, und durchaus angenehm ist er berührt, wen» ihn gar irgendwo im fremden Ort sein eigenes Werk grüßt. Am !r?rt selbst ist, nebenbei, der Händler zu meist gefügig, wenn er auch — von sich ans — nie an einen Prophe ten seines Ortes glauben kann. Immerhin ist, wie gesagt, das Ver hältnis dieser beiden durchweg gut; der Kampf — wenn ein solcher voransgegangen ist — ist ja auch schon vom Verleger und Autor er ledigt. Nun liegen a priori allerdings Gegensätze zwischen Antor und Verleger vor. Der Verleger, wenn er nicht n. U. Geld znsehen will — oder kann, muß eventuell zu einem Werke greifen, das er selbst nicht für besser als ein anderes hält, zu einem, das eben mehr Geld bringt. Der znrückgesehte Schriftsteller hat natürlich einen Grund znm Groll — auch zu der Bcmerknna: Himmeldonnerwetter!, und tut dann auch wohl dem Verleger unrecht. Ja, unrecht, denn der: Verleger handelt dergestalt doch immer nur unterm Zwange des Pu blikums. So sonderbar ist doch lein Verleger, daß er, wenn er mit 1165
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