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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Gärtner und Dichter. Ich bin kein Gärtner und verstehe nichts von Blumen. Duftende, farbenfrohe Blüten erfreuen wohl auch meine Sinne; stets aber bot mir mehr ein dunkler, verschwiegener Hochwald, wie ihn Gott wachsen ließ, und dem „wilden" Edelweiß zuliebe kam eö mir auf ein paar Kletterstunden nicht an. Nun aber habe ich emgesehen, daß ich wirklich gar nichts von Blumen verstand, und nehme mir vor. mich zu bessern. Denn ich wurde belehrt. Durch ein Büchlein von 161 Seiten, mit einigen unwahrscheinlich schönen Bildern, die ich für unwirklich halten würde, wäre nicht jede Täuschung ausgeschlossen. Durch ein Büchlein Karl Foersters „Vom Blütengarten der Zukunft" (Furche- Verlag, Berlin) in reizender Ausstattung, welches ich — „zumal jetzt" — nicht gelesen hätte, wenn das Vorwort nicht gewesen wäre. Kaufet und leset dieses Buch! Ihr werdet mir Dank wissen. — „zumal jetzt"! Ihr werdet für Augenblicke vergessen, wieviel Not und Elend jeder Tag gebiert. Ihr werdet wie König kaurin Zaubergärten schauen und staunen. waS eS gibt, wovon man nichts weiß. Nicht daß 400 jährige Tannen, daß 1800 jährige Eichen leben, daß eine Tulpe 78 Jahre alt werden kann — das war und ist vielleicht vielen bekannt. Nein, ihr müßt euch durch die Schöpfungen Foersters und seines ObergärtnerS führen lassen und lernen und genießen. Dieser dichtende Blumen- und Pflanzenzüchter hat uns viel zu sagen. Er muß ein einsamer Mensch sein, um so fühlen zu können für Gegenstände der Natur, die mir wenigstens bis heute nicht erzählen konnten, was sie ihm erzählen. Er dichtet in Beeten und Vasen, an Mauern und Treppen, an Teichen mit Blumen. Hecken. Stauden, Moosen. „Wenn man am Fenster steht und auf die Farbenbrandung der Phloxe hinab sieht, so hat man. sich abwendend, etwa das Gefühl, als ließe man dort einen Kinderchor unbeachtet weitersingen. Wer dies Pflanzenleben (an wilden Blumentreppen von ihm hervorgebracht) nicht kennt, weiß nicht, wie lieb uns eine Treppe werden kann. Wenn wir eine solche wilde Pflanze (Zwergglockenblume) an einer ihr von unS bereiteten Gartenstelle sich so freudig und unbefangen wie in der un berührtesten Natur gebärden sehen, so ist eö, als ob der große Pan uns leise zulächle. Phlox (eine Staude aus dem Lande der Indianer) ist eine Welt der Gnade. Das Leben ohne sie ist ein Irrtum. Ihm fehlt ein Kronjuwel. Phlox ist daS eigentliche große Farbensiegel des Hochsommerglücks. Wenn man armsüllende Sträuße dieser königlichen Blumen (Pfingstrosen) ins Zimmer bringt, so strömt aus ihrer Pracht ein gewisser Hauch bacchan tischer Sommerlust, der sie tief von der heiligen leidensverwandteren Welt der Rosen scheidet. Schon lange hatte ich von ihr gehört und sollte sie nun zum ersten Male in meinem Garten sehen. An einem bläulichen Nebelmorgen voll Herbst kraft und rauher Kühle begann das erste Knospen meiner Freude und Liebe; jeder Tag brachte neue Entfaltungen. Das holde Rätsel wirkte auf mich wie die Erfüllung eines halbbewußten Traumes — — so blühte sie da regungslos, die kleine weiße Staudenaster, Herbstmyrte genannt. Abends nach der Rückkehr aus dem Theater ging ich noch zu meiner Blume mit der Laterne, wie man so zu Blumen geht, um still zu sich zu kommen." Wie alle Dichter und phantasiebegabten Menschen muß dieser viel gelitten haben, bis er die Sprache der für ihn überlebendig gewordenen Natur so verstehen lernte. Er deutet dies an. wie mich dünkt, mit den Worten: „Dem Delphinum gab ich den Namen „Arnold Böcklin", sowohl wegen IW, 23. August 1917. Fertige Bücher. seines Böcklin-Blaues. als aus Dankbarkeit, weil ich der Welt jenes Künstlers innere Weichenstellungen auf dem Wege zu meiner besonderen Lebenstätigkeit zu danken glaube." Laßt euch, ihr Realisten und Kraftmenschen, ihr Mit-Helden dieses heroischen GeschichtsabschnitleS, durch die angeführten Proben nicht abschrecken, meiner Einpfehlung zu folgen, soweit ihr Naturgenüsse empfinden lernen wollt. Glaubt nicht, daß das Buch Blumenphantasien eines schwächlichen Neur asthenikers oder Sensibilisten enthält. Nervös empfindsam muß ein solcher Künstler, muß ein wenig auch der sein, der seine Schöpfungen mit empfinden können soll. Ein Gottfried Keller begeisterte sich für Georginen („Grüner Heinrich". 1854); aber ich glaube, auch der jeder Poesie Abholde wird in dem Buche so viel praktische Anregung finden, daß er ihr zuliebe die dich terischen „Entgleisungen" mit in den Kauf nimmt. Kleine Gärtner, große Züchter, Besitzer einer „Treppe und eines Borgärtchens" oder ausgedehnter Parkanlagen — sie alle werden dankbar sein, zu erfahren, wie man ohne besondere Kosten die Errungenschaften heranzieht, von denen Foerster sagt, daß sie außer an wenigen Stellen (z. B. im Palmengarten in Frankfurt und in Dahlem) so gut wie unbekannt sind. Seine Angaben über Ncu- züchtungen von Sträuchern und Stauden, über winterharte Dauerpflanzen, über Frühlings-, Sommer-, Herbstgärten, seine feinen Bemerkungen über „Licht und Schatten", vom „Ernst der feinsten Auswahl", sein „Gedicht" über Blumenvasen bieten sicherlich auch Fachleuten Anregung. Und sollte selbst dieser oder jener nichts Neues erfahren, so lernt er wenigstens, wie man ein fachliches Werk in eine Form kleiden kann, daß der Leser letzterer zufolge erstereö lieben lernt. Nach dem Aufhören dieses Krieges wird allerorten ein schlimmer Materia lismus auflodern. Aber ihm ersteht ein, hoffentlich siegreicher, Gegner in den Millionen, die des Lebens tiefsten Ernst erfuhren, die des Zerstörens müde und deS AufbauenS (auch der zertrümmerten Ideale) froh sind. Wie wir in Rußlands Ode uns nach dem deutschen Walde sehnten, so wird das gesunde deutsche Volk sich der Natur und dem „Blumengarten der Zukunft" weit inniger ergeben als vorher. Denn wir alle babcn gelernt, daß der Boden unsere größten Güter trägt, Güter, die auch unserer Seele Nahrung spenden. Professor vr. Friedländer-Hohe Mark in der „Umschau". „Vom Blütengarten der Zukunft". Erfahrungen und Bilder aus der Garten welt. Von Karl Foerster, mir 76 Schwarzweißbildern und 17 nach farbigen Aufnahmen hergestcllten Vierfarbendrucken, Ausstattung durch Professor F. H. Ehmcke. 71.—50. Tausend, leicht kartoniert 4 Mark, gebunden 6 Mark, bringt der Furche-Verlag erneut seinen Geschäftsfreunden als ein Buch in Erinnerung, für dessen Empfehlung jeder Käufer immer dankbar sein wird, auch wenn ihn zunächst nur die Bilder deS BucheS oder praktische Gesichts punkte zum Kaufe veranlassen. Wir liefern einzeln schon mit 40 v. H. Nachlaß. Aber niemand, auch nicht die kleine Handlung, begeht ein Wag nis. wenn sie sich wenigstens zum Bezüge von 7/6 Stück entschließt. Von 25 Stück an mit 50 v. H. Als 5-Kilo-Paket können 9/8 kartonierte oder 7/6 gebundene Stücke geliefert werden. Bestellzettel liegt bei. Auslieferung in Berlin und Leipzig. Furche-Verlag / Berlin NW. 7
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