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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1917
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- Deutsch
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Ich möchte ferner zur Berücksichtigung anheimgeben, daß den heute dort ansässigen Pächtern, also in erster Linie Herrn Stilke, doch ihre Rechte und Vorräte abgekaust werden müßten, und ich fürchte, daß das mit dem gedachten Kapital von 200 000 .11 kaum möglich ist, wenn schon der Betrieb von drei Feldbuchhandlungen allein 150 000 .lt Betriebskapital erfordern soll, wie wir gehört haben. Ich glaube also, daß für das Sortiment große Seide bei dieser Sache nicht zu spinnen sein wird. Überhaupt sind ja die Verhält- nisse bei den Fcldbuchhandlungcn so, daß sehr hohe Abgaben zu nächst einmal an die Armeen gegeben werden müssen, und zwar, wie ich in Erfahrung gebracht habe, von 20 bis zu 30HH. Was da nachher an Reingewinn übrig bleibt, kann natürlich nur gering sein. Ich glaube ferner, daß die Beschwerden gegen die Feldbuchhand- langen, wenn sie in gewisser Hinsicht auch berechtigt sein mögen, im großen und ganzen doch maßlos übertrieben worden sind. (Sehr richtig!j Meine Herren, ob wir durch den Vertrieb von Werken des Jnsclvcrlages, des Diederichs'schen Verlages, des Hans von Weber- schen Verlages sowie anderer derartiger Verlage tatsächlich geistige Nahrungsmittel für unsere feldgrauen Bauernjungen bringen, scheint mir doch äußerst zweifelhaft, und ich bin überzeugt, daß, wenn auch nicht notorischer Schund verkauft werden soll, doch leichte Literatur verlangt und andere Literatur meist zurllckgewicsen werden wird. Tie Fcldbuchhandlungcn müßten also allmählich einschlasen, wenn ihnen diese Literatur mit eincmmal entzogen würde. (Sehr richtig!) Ich bin derAnsicht, daß hier sehr viel mit Schlagworten gearbeitet worden ist, mit dem »Kulturträger« im Sortiment, der in der Heimat recht gute Dienste leisten kann, daß aber draußen im Schützengraben, ivo es sich in der Hauptsache doch um halbgebildete oder ungebildete Leute handelt, diese Schlagworte nicht sehr angebracht sind. Ich möchte deshalb dringend davor warnen, daß man mit großen Kapitalien an ein Unternehmen herangeht, von dem anzunehmen ist, daß es in sehr kurzer Zeit ein großes Risiko sein wird. Es ist ferner zu berücksichtigen, daß die Liquidierung der Feld buchhandlungen bei Friedensschluß erst zeigen wird, ob tatsächlich mit einem Reingewinn zu rechnen ist. Wir müssen berücksichtigen, daß die Fcldbuchhandlungen nur zu einem Zehntel oder einem Fünstcl Bücher verkaufen, im übrigen aber Papicrwarcn, Briefumschläge, Postkarten und alles mögliche, was mit dem eigentlichen Betriebe des Buchhandels gar nichts zu tun hat. Meine Herren, diese Artikel müssen in großen Auslagen angekaust werden und sind zum großen Teile nach dein Kriege vollständig wertlos. Die Liquidierung wird also erheblichen Schaden bringen, die das Sortiment resp. die Gc- nosscnschast, die wir gründen wollen, zu tragen haben würde. Ich möchte also anheimgeben, etwas Wasser in diesen Wein zu gießen und recht vorsichtig zu sein, unter den jetzigen Verhältnissen diese Feldbuchhandlungcu zu übernehmen. Etwas anderes würde es ge wesen sein, wenn wir bei Kriegsausbruch in die Lage versetzt worden wären, den Fcldbuchhaudcl in die Hand zu bekommen; aber gegen wärtig aus diesem Gebiete noch etwas zu erreichen, halte ich sür so gut wie aussichtslos. <Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender: Herr Volckmar hat das Wort. Herr Hans Polckmar (Leipzig): Meine Herren! Das, was Herr Nitschmann soeben ausgcsührt hat, ist zum großen Teile sehr richtig. Ich halte es auch für recht gefährlich, jetzt noch mit sehr großen Sum men in den Fcldbuchhaudcl hincinzugchen. Das hängt allerdings von der persönlichen Meinung ab, die ein jeder über den Krieg hat. Ist es möglich, daß der Krieg — was wir ja alle nicht wünschen — noch lange Monate dauert, so wird das Kapital, das in die Feld- buchhandlungcn zu stecken wäre, sich sicher gut verzinsen und auch bei einer Liquidation der Waren dann wieder sliissig werden. Ist aber damit zu rechnen, daß der Krieg bald zu Ende geht, dann wird es sich kaum noch lohnen, viel Geld in den Feldbuchhandel hinein zustecken. Ich glaube, daß cS den Herren erwünscht sein wird, etwas Näheres über den Feldbuchhandel zu hören. Ich knüpfe da an die letzten Worte des Herrn Nitschmann an, mit denen er bedauerte, daß der Feld buchhandel nicht schon seit langer Zeit aus die Basis gestellt worden ist, aus die mau ihn jetzt stellen will. Das ist in der Tat außerordent lich zu bedauern. Als im Dezember 1915 die Verhandlungen im Großen Hauptquartier mit den Vertretern des Buchhandels statt- sandeu, telephonierte mich vorher Herr Gcheimrat Siegisniund an und srug, ob ich eventuell bereit sein würde, hier helfend einzugreifen. Ich erklärte mich selbstverständlich mit großer Freude dazu bereit, an einem gemeinnützigen Ausbau des Feldbuchhandels mitzuarbcitcn. Leider ist cs aber damals nicht dazu gekommen, sondern es wurden die bekannten Leitsätze aufgestellt, und es kam nunmehr lediglich eine Verpachtung an mehrere größere Unternehmer zustande. Meiner Firma wurden gleich in den ersten Tagen des Januar zwei Armeen angeboten; ich habe das damals abgelehnt. Tann habe ich monate lang nichts wieder vom Feldbuchhandcl gehört, bis im Juni 1916 der militärische Leiter einer Armee abermals an den Geschäftsführer meiner Stuttgarter Firma Herrn Hosemann herantrat und anbot, eine Pachtung zu übernehmen. Damals waren schon allerlei Klagen über den Feldbuchhandel laut geworden, und ich entschloß mich des halb zur Übernahme dieser Pachtung. Meine Stuttgarter Firma gründete mit einem dortigen Sortimentskollegen eine Gesellschaft und verpflichtete sich, von allem auf ihren Anteil entfallenden Rein gewinn die Hälfte an zwei süddeutsche Vereine abzuliefern, ohne daß für diese ein Risiko aus dem Betriebe begründet wurde. Es war mir hauptsächlich darum zu tun, selbst einmal näher in das Feld- buchhandelswescn einzudringen, und das, was ich da gesehen habe, ist tatsächlich recht interessant gewesen. Der Umsatz im Feldbuchhandel ist ganz bedeutend. Die Feld- buchhandlungcn sind im Westen — im Osten weiß ich nicht Bescheid — so organisiert, daß ein jedes Armeeoberkommando einen Pächter ernennt. Bei jeder Armee existiert ein Hauptlagcr, von dem aus die einzelnen Fcldbuchhandlungcn versorgt werden. Diese zahl reichen Feldbuchhandlungen gehen oft bis wenige Kilometer hinter die Front. Selbstverständlich werden nur in den Hauptverkehrs- städtcn große Betriebe unterhalten. Es ist sehr interessant, wie ver schiedenartig der Umsatz bei den einzelnen Armeen ist. Während bei der vierten Armee — Flandern — über die Hälfte des Umsatzes, der durchschnittlich mehr als 150 000 .k im Monat beträgt, in Zei tungen und Zeitschriften erzielt wird, ist gegenwärtig bei der ersten Armee, wo eine von meiner Firma gegründete Gesellschast erst im Januar dieses Jahres den Feldbuchhandcl wiederum aus genossen schaftlicher Basis übernommen hat, der Büchcrumsatz wesentlich größer als der Zeitungsverkauf. Dieser Unterschied liegt darin, daß in Flandern den: Publikum und den Soldaten viel größere Be wegungsfreiheit »nd Untcrhaltungsmöglichkeiten gegeben sind als in einem Gebiet, das so ernsthaft durch den Krieg bedroht ist wie gerade die Gegend hinter der Somme. Ich kenne auch die Verhältnisse bei der Armee, die die Firma Franz Leuwer in Bremen gepachtet hat; da wurden in einer Stadt — St. Quentin —, dem Hauptplatz, monatlich allein über 60 000 Umsätze, und zwar hauptsächlich in Büchern, erzielt. Es ist also nicht richtig, wenn man glaubt, daß in den Feld- buchhandlungcn nicht genügend Absatz sür eine gute, der im deutschen Sortiment vertriebenen ähnliche Literatur zu finden wäre. Das hängt ganz davon ab, in welcher Gegend die Feldbuchhandlung be trieben wird. In großen Städten kann man tatsächlich Mustersorti- mcntc wie im Frieden einrichten, während man in zerschossenen Häusern, ein paar Kilometer hinter der Front, natürlich nicht Luxus- Werke und wissenschaftliche Literatur vorrätig halten kann. Nun möchte ich noch einiges über die Rentabilität der Feld- buchhandlungen sagen. Dieselbe ist bedeutend. Die oben erwähnte Gesellschaft zum Betriebe der Fcldbuchhandlungen der vierten Armee ist mit einem Gesellschastskapital von nur 45 000 gegründet und hat an die Armee eine ziemlich hohe Pacht zu zahlen. Trotzdem hat die Gesellschaft innerhalb von sieben Monaten eine Abschreibung von etwa 130 000 .<1 auf Läger gemacht und etwa 97 000 .11 Rcinver- dienst gehabt; das sind also fast 230 000 Uberschuß. — Ich glaube, ich begehe keine Indiskretion meinen Gesellschaftern, dem Stuttgarter Kollegen und den Vereinen gegenüber, wenn ich diese Zahlen, die doch einmal durch die Vereinsberichte bekannt werden, hier nenne. Ich würde auch heute keine Bedenken haben, Feldbuchhand lungen zu übernehmen, wenn noch mit längeren Monaten Krieg zu rechnen wäre, zumal da das Risiko, die Ware später anderweitig zu verwenden, mir nicht zu groß erscheint. Es sind zumeist ganz gang bare Bücher und Schreibwarcn, die wieder im regulären Handel zu verwerten sind, und cs wird sich, wenn wir nicht einmal einen Rück zug zu bcsürchten haben, die Abwicklung des Geschäfts stets nach und nach durchführen lassen, so daß letzten Endes nicht mit allzu großen Restbeständen zu rechnen sein wird. Trotzdem bestehen allenthalben dauernd sehr große technische Schwierigkeiten. Wie es in dieser Be- 8SS
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