4796 Börsenblatt f b Icschn. Buch ' . Fertige Bücher. ^r 168, 19, Juli 1917. Die Frage des deutschen Volksstaates! Gustaf Steffen formulierte die heutige Lage Deutschlands vorausschauend in seinem Buch: „Das Problem der Demokratie" folgendermaßen: „Die mo derne Demokratie ist der moderne Nationalstaat, als Demokratie konstituiert. Ihre Aufgabe ist das Sicherstellen des inneren Zusammenhanges zwischen der Tätigkeit der Staatsmächte und der Lebensentwicklung des Volkes." Sein Buch ist in der jetzigen Amgestaltung Deutschlands wegweisend. — Wie der deutsche Volksstaat der Zukunft sich organisieren soll, darüber erschienen während des Krieges zwei grundlegende, die beiden Pole vertretende Bücher. Das eine von Hugo Preuß liegt bereits im 8. Tausend vor. Es behandelt die Wege zur Politisierung des Volkes, indem er Obrigkeitsstaat und Volksstaat scharf gegenüberstellt. Das andere von Ernst Krieck geht gleichfalls wie Preuß von den Reformen des Freiherrn vom Stein aus, er sieht aber nicht im westlichen Mehrheitsparlamentarismus das Endziel, sondern in der Herausbildung einer Staatsidee, die die Erziehung des Volkes im Zusammenhang mit der Mensch heitsidee bezweckt. Dem Subjektivismus setzt er also die geistige Idee des Volkstums gegenüber. Praktisch wird ihm der Parlamentarismus zu einem Ständestaat, mit starker Gewinnbeteiligung des Staates an Handel und Industrie. Gustaf F. Steffen, Das Problem der Demokratie. 2. Aust. (Politisches Leben) kart. M. 2.— Karl Ientsch: Das, was Steffen Demokratie nennt, ist im Grunds genommen jene Mischung von Demokratie, Aristokratie und Monarchie, die von den Staatstheoretikern der Alten für die beste Verfassung erklärt zu werden pflegte. And diese sogenannte Demo kratie soll sich auf die Nationalität gründen und mit der Nation decken. Die Demokra tie ist der moderne Nationalstaat, als Demokratie konstituiert. /c/r -//te a«/ /.«Fei' M r'/r§ Hugo Preuß, Das deutsche Volk und die Politik A (Politische Bibliothek Bd. XIV) Pappband M. 3.-, Lwd. geb. M. 4- Gustav Schmoller: Jeder, der sich für die deutsche Verfaffungsqeschichte der letzten ISO Jahre in Deutschland interessiert, wird die Schrift mit Interesse lesen, wird darin das Resultat ernsthaften Nachdenkens eines geschulten Staatsrechtlehrers sinden. Ernst Krieck, Die deutsche Staatsidee. Ihre Geburt aus dem Er ziehungs- und Entwicklungsgedanken. Pappband M. 5.—, Lwd. geb. M. 6.— Arthur Drews: Krieck zeigt sich auf dem Gebiet der Geschichte nicht minder beschlagen, als auf demjenigen der Philosophie und Pädagogik. Seine Gedanken dringen überall in die Tiefe und reißen den Leser um so mehr mit sich fort, als sie nicht bloß von wärmstem Patriotismus erfüllt sind, sondern auch in einer Weise vorgetragen werden, deren idea lem Schwung sich auch ein Andersdenkender nicht leicht wird entziehen können. Zu Meineckes großem Werk über die Entstehung des deutschen Nationalstaates bilden Kriecks weniger umfangreiche, aber dafür umso liebevollere Darlegungen eine unerläßliche Ergänzung. Eugen Diederichs Verlag in Jena