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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
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Redaktioneller Teil Über die Notwendigkeit einer Neuregelung der Papierverteilung. Von Manfred Meisten Die Papierfrage wird für den deuifchen Buchhandel und die deutsche Presse immer drückender und verhängnisvollen Wir haben unlängst erst den Streit gehabt zwischen Grotzstadt- presse und Provinzpresse, wir mußten erleben, daß in diesen Tagen erst wieder der Presse neue Beschränkungen auferlegt worden sind, und im Buchhandel ist es nicht anders. Dabei aber sieht sich die Kriegswirischaftsstelle für das Zeitungs gewerbe genöiigi, »nochmals« öffentlich darauf hinzuweisen, daß »sämtliche Bestellungen von Druckpapier nicht an den Lie ferer, sondern ihr zur Weiterleilung an die Lieferer eingc- sandl werden müssen, und die Hersteller und Lieferer im eigenen Interesse zu warnen, Bestellungen ohne Prüflings- und Geneh migungsvermerk der Kriegswirtschaftsstelle auszufllhren. . . .« und das alles, weil, wie die Kriegswirtschaftsstelle sagt, »in der letzten Zeit wiederholt festgestellt worden ist, insbesondere durch örtliche Prüfungen der Revisoren, daß Hersteller von Druck papier, das der Bewirtschaftung unterliegt, derartiges Papier an Verbraucher lieferten, ohne daß die Bestellungen der Kriegs- wirtschastsstelle zur Prüfung Vorgelegen haben« (Börsenblatt Nr. 132 vom 9. Juni). Auf der einen Seite hat diese Bekannt machung das Erfreuliche, daß sie zeigt, daß man von seilen der Kriegswirtschaftsstelle scharf vorgeht, um das vorhandene Pa pier gerecht verteilen zu können, auf der anderen, daß noch mehr Papier vorhanden ist, als man annahm. Sehen wir uns einmal die Papierfrage bez. -Verteilung an, wie sie z. Z. gehandhabt wird, so müssen wir bekennen, daß hier Mißstände herrschen, und daß es absolut notwendig ist, daß hier gründlich Wandel geschaffen wird in den Gesichtspunkten, unter denen die Papierverteilung erfolgt, und zwar schleunigst, wenn nicht sehr erhebliche Kulturwerte verloren gehen sollen, verloren gehen noch dazu, ohne daß eine absolut zwingende Notwendigkeit vorliegt, denn, um den Bedarf für wirklich gute Literatur zu decken, ist noch mehr als genug Papier da; es wird eben auch heute noch unendlich viel Papier verarbeitet, das besseren Zwecken zugeführt werden könnte, als die sind, denen es z. Z. dient, und das diesen Zwecken auch dienstbar gemacht werden müßte. Im großen und ganzen findet die Verteilung der verfüg baren Bestände nach den Gesichtspunkten des Bedarfs statt, und dieser Bedarf wird geregelt nach Maßgabe des durchschnitt lichen Jahresverbrauchs. Das ist an sich ganz schön und erscheint ganz gerecht. Aber: zunächst ist dadurch jeder Fortschritt gehemmt. Wenn ein Buch verlag z. B. gutgehende Artikel hat, so ist mit Sicherheit anzu- nehmcn, daß sie im nächsten Jahre noch besser gehen, also mehr Papier benötigen, das aber nun nicht geliefert wird. Infolge dessen kann dieser Verleger nicht einmal sein Geschäft auf dem normalen Stand erhalten, an eine Weiterentwicklung ist schon gar nicht zu denken. Und noch weiter: Wenn z. B. hochsinnige Menschen eine Be wegung ins Leben rufen und ihre ganze Kraft und Persönlich keit dafür einsetzen wollen, jetzt, gerade in der schwersten und entscheidungsvollsten Zeit, die unser Volkstum, die die Mensch heit je erlebt hat, eine für das Fortbestehen und die Zukunft unseres Volkes geradezu entscheidende Organisation ins Leben zu rufen, und zu diesem Zweck eine Zeitschrift gründen wollen, die der ganzen Bewegung den Zusammenhalt geben und ihre Interessen vertreten soll, so wird man davon absehen müssen, weil kein Papier zu bekommen ist. Können wir, kann das deutsche Volk das weiter verant worten? Gewiß sagt jeder Einsichtige ohne weitere Bedenken: »Nie und nimmer I« Und doch! Wie soll da Abhilfe geschaffen werden? Gesetzt selbst, daß es'wahr wäre, was eine große Berliner Tageszeitung geschrieben hat, daß große Mengen deutschen Papiers — Methode Mecklenburger Spargelernte — »zur Er höhung der Valuta« nach neutralen Ländern ausgeführt wor den sind *) und noch ausgeführt werden, und von da nach England und Frankreich gelangen, um dort gegen uns wieder verwendet zu werden . . . und daß man die Möglichkeit hätte, einem solchen minderlöblichen Tun Einhalt zu gebieten: Papier mangel als solcher bliebe trotzdem bestehen, allen Bedürfnissen, die im Frieden bestanden haben, würde die Wirtschastsstelle ntckü gerecht werden können. Was tun? Rechtlich gibt es keine Handhabe, und wie wollte man ein Gesetz formulieren, wie die Grenzen ziehen, wo Einschränkungen in größerem Umfange stattfinden sollen und wo nicht? Ich sehe hier zunächst nur einen Weg: Es muß die Mög lichkeit geschaffen werden, daß, wenn ein Verleger, der bis dahin ohnehin stets ein vornehmer und gediegener Fachmann gewesen ist, erklärt: ich habe ein wertvolles Werk vorliegen und will dieses verlegen, ihm auch unbedingt das notwendige Papier geliefert werden muß . . . und ich will sogar noch eine Be dingung daranlnüpfen, daß die Wirtschaftsstelle berechtigt sein soll, das Werk sich zunächst zur Nachprüfung durch einen Aus schuß von Fachleuten vorlegen zu lassen. Aber diese Möglich keit mutz kategorisch gefordert werden, sollen unserem Volke nicht unersetzliche kulturelle Werte verloren gehen, soll nicht alles und jegliches neue ernste, geistige Streben und Schaffen unter bunden und auf Jahre hinaus lahmgelegt werden. Nun wird man.mir erwidern: Das läßt sich nicht ändern, das ist nun einmal Kriegslage, es geht da einem nicht anders, wie dem anderen. Sehr wahr, sehr richtig und — anscheinend auch — sehr gerecht. Aber gerade in dieser anscheinend so gerechten Gleich behandlung liegt der schwere Fehler, der für unser gesamtes Kulturleben von unberechenbaren Folgen sein kann. Denn wir dürfen uns das nicht verhehlen, daß das, was die schwarze Kunst in deutschen Landen wirkt und schafft, von sehr, sehr verschiedenartigem Werte ist. Die Verordnung des Reichskanzlers vom SS. Mai <Neichs- anzciger Ar. 18S) betr. Papierausfuhr legt die Vermutung nahe, datz die Behauptung des Berliner Blattes auf Tatsachen beruhe. 777
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