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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1917
- Strukturtyp
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- 1917-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1917
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- Deutsch
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152, 3. Juli 1917. Redaktioneller Teil. zubringen; dann aber, weil vielfach mit Hinweis auf die unge heure Verteuerung aller Rohprodukte, die zur Buch- und Zei tungsherstellung gehören, die Honorare herabgesetzt werden. Wo dies nicht geschieht und die alten Lätze weiter beibehalten blei ben, entsprechen diese nicht mehr den heutigen teuren Ver hältnissen. Nun ist es aber eine Erfahrungstatsache, daß diejenigen Verlage, die eine solche Massenfabrikation von Druckschriften, wie wir sie oben geschildert haben, gewerbsmäßig betreiben, auch durchweg, wenn sie nicht ganz von Raubbau leben — was auch mitunter Vorkommen soll —, nur sehr niedrige Hono rare bezahlen, die oft schon nicht mehr als solche bezeichnet werden können, also für den Schriftsteller auch keine besonders gern gesuchte Einnahmequelle sind, bon den meisten überhaupt gemieden werden. Wo man ihnen Beiträge liefert, geschieht dies, weil man eben dieses Geld braucht. Finden sich in solchen Verlagen wirklich einmal gute Namen, dann sind sie entweder als Aushängeschilder, um dem Verlag eine Folie zu geben, lursmätzig bezahlt worden, oder aus fünfter und sechster Hand endlich für billiges Geld hier endgültig gelandet, nachdem sie zu soundsoviel Malen schon bis zur Bewußtlosigkeit ausge quetscht worden sind. Also auch der Schriftstellerwelt geschähe kein Abbruch, wenn diese Fabrikbetriebe eingeschränkt würden, es sei denn den jenigen, die überhaupt nur für solche Verlage arbeiten. An denen wäre aber ohnehin nicht allzuviel verloren. Die könn ten dem Vaterland weit besser dienen, wenn sie Granaten drehten, und der Menschheit, wenn sie sich in der Krankenpflege oder in ähnlicher Weise betätigten. Im Gegenteil! Für jeden ernsthaften Schriftsteller würde es eine Erlösung bedeuten, denn nun würde der ernsthafte Verleger wieder in der Lage sein, wenigstens einigermaßen seinen Betrieb aufrechtzuerhallen und, was das Wichtigste ist, wieder Neuerscheinungen hcrauszu- bringen. Es liegt also nur im eigensten Interesse des gesamten ernst haften Buchhandels, wenn im Sinne meiner Anregungen Wan del geschaffen wird. Damit aber komme ich auch zu dem Wichtigsten und Ausschlag gebenden, zu der unumstößlichen Tatsache, daß, wenn die heutige Handhabung der Papierverteilung so weitergeht, unser ganzes geistiges Leben zum weitaus größten Teil brachliegen, stillstehen muß, eine geistige Weiterentwicklung unterbunden wird. Kein neues Talent kann gefördert werden, keine neue geistige Er rungenschaft kann bekannt werden, diejenigen, die sich die geistige Entwicklung zum Lebensberus gemacht haben, stehen vor dem Ruin. Hier heißt es im wahrsten Sinne des Wortes: Vickeant - »nsules! Denn in gleicher Weise, wie der Buchhandel, leidet auch die Presse, und was das gerade in unserer jetzigen Zeit bedeutet, sollte denn doch an den maßgebenden Stellen ernster gewürdigt werden, als es tatsächlich geschieht. In einem Leitartikel »Das Rätsel« haben die »Leipziger Neuesten Nachrichten« in ihrer Abendausgabe vom 25. Juni diesen Zustand scharf, aber treffend gekennzeichnet. Es wird darin über die völlig unzureichende Art Klage geführt, in der gegen die englische Beeinflussung der öffentlichen Meinung von seiten unserer leitenden Stellen aufgetreten worden ist und z. T. noch wird, und gezeigt, wie durch den Mangel an einer sach gemäßen und wirksamen Aufklärung des Auslandes unend licher Schaden angerichtet worden ist, und wie diese jetzt noch durch die Papiernot der Presse selbst vollständig unmöglich ge macht wird, während anderseits wieder von amtlichen Stellen Papier zu völlig wertlosen Zwecken verbraucht wird. Die »L. N. N.« schreiben: »Es braucht nicht so zu sein, wie es leider ist, wenn wir rechtzeitig Gegenminen gegen den englischen Beeinslussungsfeldzug gelegt hätten. Das haben wir aber nicht getan, und das war unser anderer großer Fehler. Unsere Auf- klärungstätigkeit im Ausland hat völlig versagt. Heute muß schon gesagt werden, daß die geringe Unterstützung, die die denische Presse mit ihrer freiwilligen Aufklärungsarbeit bei den deutschen Regierungsstellen fand, Wohl die Hauptschuld alles Übels ist. Denn die deutsche Presse war das wirkungsvollste, ja, wohl einzige Instrument, das mit Aussicht auf Erfolg an gewendet werden konnte. Gerade durch die deutsche Eigenart, die in unserer Presse verkörpert ist, hätten wir wenigstens die einsichtigen und gebildeten Kreise des Auslandes gewinnen können. Aber anstatt die Presse zu fördern, wurde vielfach die englische Propaganda sklavisch nachgeahmt. Der Erfolg hat sich gezeigt. Doch leider hat auch diese Lehre noch nicht ge nügt«. Und nun kommt der Artikel auf den Punkt zu sprechen, der gerade für unsere Ausführungen von besonderer Bedeutung ist. Er sagt: »Während immer mehr Flugblätter und Traktät chen in die Welt hinausflattern, tagtäglich neue Zeitschriften und Korrespondenzen entstehen, die die Meinungen der ein zelnen Kriegswirtschastsämter zum besten geben, wird die deutsche Tagespresse durch die angebliche Papierknappheit zum Torso gestempelt. Und doch genießt allein sie das Vertrauen der Leser, das alle diese ,Kriegssurrogate' umsonst anstreben. Freilich auch dieses Vertrauen mutz untergraben werden, wenn der Presse kein Platz mehr bleibt, um zu den Tagesereignissen Stellung nehmen zu können. Die Welt ist voller Rätsel. Eins davon ist auch, daß drei harte Kriegsjahre und die Erfolge des Auslandes unsere amtlichen Stellen vom Wert der Presse noch immer nicht zu überzeugen vermochten«. So schreiben die rechtsstehenden -Leipziger Neuesten Nachrichten«, und die extremsozialistische »Leipziger Volks- zeitung« zeichnet bereits am 9. Juni die Lage folgendermaßen: »Trotz der von der Presse und ihren Organisationen erhobenen Beschwerden dauert die ungenügende Zuweisung von Druck papier an. Die Zeitungen leiden unausgesetzt unter der Be fürchtung, daß sie eines schönen Tages in die Zwangslage ver setzt werden, ihren Umfang aus ein ganz unzulängliches Matz einschränken zu müssen. Der Berliner Lokalanzeiger teilt wiederholt mit, daß es ihm unmöglich sei, alle Inserate zu ver öffentlichen. In seiner Freitag-Morgenausgabe habe er meh rere Seiten Stellenanzeigen, die für unser Wirtschaftsleben gerade gegenwärtig von allergrößter Bedeutung seien, zurück- lasse» müssen. Auch das Berliner Tageblatt schreibt, daß es täglich genötigt fei, mehrere Seiten mit Inseraten fortzulassen, obwohl es den Umfang und die Zahl der von ihm angenom menen Anzeigen bereits erheblich eingeschränkt habe. Es teilt mit, daß es das Papier für die Donnerstag-Abendausgabe erst am Donnerstag-Vormittag erhalten habe, bis zum Donnerstag- Abend sei dem Blatte für die nächste Frühnummer noch nicht ein einziger Bogen Papier geliefert worden. Die Berliner Ver leger und Redaktionen wüßten seit Wochen von Tag zu Tag nicht, ob die nächste Nummer werde erscheinen können. Im Reich liegen die Verhältnisse ähnlich wie in Berlin. Wohl die meisten Blätter haben darüber zu klagen, daß die Papterzuwei- sung, trotz der von den Regierungsvertretern wiederholt ge gebenen Versprechungen, sehr viel zu wünschen übrig läßi. Es zeigt sich auch bei dieser Gelegenheit, daß die Bedeutung der Presse und ihre Notwendigkeit für das öffentliche Leben auch jetzt noch nicht von den zuständigen Instanzen ersaßt wird. Es ist früher schon darauf hingewtescn worden, daß bei den ver hältnismäßig geringen Anforderungen, die die Presse bei der Produktion und beim Versand des Papiers an das gesamte Wirtschaftsleben stellen, ihre Wünsche unbedingt befriedigt wer den könnten. Unter diesen Verhältnissen müssen wir ebenso wie die ganze übrige Presse die Leser bitten, die Schuld für die jetzigen Verhältnisse bei der Herstellung der Zeitung nicht bei uns zu suchen«. Wir sehen also: die öffentliche Meinung aller Parteirich tungen ist sich einig darüber, daß die gegenwärtigen Zustände unhaltbar sind und dringend der Änderung bedürfen, wenn nicht große Kulturwerte verloren gehen, wenn nicht das ganze geistige Leben unseres Volkes versumpfen soll. Es wird wünschenswert sein, daß Presse und Buchhandel gemeinsam alles in Bewegung setzen, damit ihnen ihr Reckt wird, das ist die Wahrung ihrer führenden Stellung iin Kultur leben unseres Volkes. 779
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