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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1896
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- Erscheinungsdatum
- 11.07.1896
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- Deutsch
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159. II. Juli 1896. Nichtamtlicher Teil. 4149 Klopstpck, Heeren. Sartorius. Görres. Arndt, Tischbein u. a. Leider mußte das Blatt schon Ende des Jahres bei der Ein verleibung Hamburgs in das französische Reich wieder ein- gehcn. — Im Sommer desselben Jahres hatte Perthes mit Frau und vier Kindern eine Reise in die thüringische Heimat unternommen, besonders nach Schwarzburg und Gotha, wo sie in den Kreisen alter und junger Verwandten überall freudige Tage und Wochen verlebten. Mit dem Einzuge des Marschalls Davoust. Prinzen von Eckmühl und Herzogs von Auerstädt, als Generalgouverneur für die drei hanseatischen Departements im Februar 1811 zog ein neues, sich langsam entwickelndes, aber furchtbar ent ladendes Gewitter über Hamburg herauf. Auch eine scharfe Kontrolle aller gedruckten und zu druckenden Bücher wurde ausgeübt, indessen durch unbestimmte Titelangaben in den von Perthes eingereichten Listen kühn, ja spöttisch umgangen. Seine Geschäfte und sein Briefwechsel gewannen immer mehr an Ausdehnung. - Innerhalb der feindlichen Besatzung war es Perthes vor allem, der das patriotische Feuer wach er hielt, sich eifrig an der Bildung einer Bürgergarde beteiligte und die Befreiung Hamburgs betrieb. Zu diesem Zwecke trat er bald nach dem verunglückten Feldzug nach Rußland mit Hamburgern und Auswärtigen in Verbindung, u. a. mit K. v. Heß, mit Rist, mit seinem Freunde Speckter und dem Bleidecker Mettlerkamp, mit Adam v. Moltke und dem Präsidenten v. Maltzan. Zwar erfolgte die Auflösung der Hamburger Ncservekompagnie, doch fanden, während die Fran zosen strenge Haussuchungen anstellten, heimliche Waffen übungen statt. Nach dem mutig erwirkten Abzug der Fran zosen aber am 12. März und nach dem Einzug der Russen am 18. März 1813 erfolgte die von allen Deutschen freudig be grüßte Lossagung Hamburgs von Frankreich. Ziemlich ver wickelter Natur sind die nun folgenden politischen Ereignisse. Neben einer »hanseatischen Legion« bestand eine etwa 6000 Mann zählende Bürgergarde. In dieser bekleidete Perthes jetzt die Stelle eines Majors und eines Adjutanten bei Heß, unter dem Oberbefehl des Russen Tettenborn. Er machte sich verdient um Einigung der Bürgerschaft, des Se nats und des russischen Hauptquartiers. Bald aber nahte das Verderben. Am 9. Mai 1813 landete der Feind bei Wilhelmsburg, in der Nacht vom 19. auf den 20. Mai wurde die Stadt beschossen. Wohl vierzehn Tage kam Perthes nicht aus den Kleidern und in kein Bett. Preußen und Russen leisteten ungenügenden Widerstand. Tettenborn mußte abziehen, und Davoust rückte am 30. Mai wieder ein. Während des nun folgenden Waffenstillstandes vom 4. Juni bis August 1813 führte Perthes, der zunächst seiner schon früher geflüchteten Familie nach dem Gute Nütschau, dann nach Asch au nachgefolgt war, ein ruheloseres Leben als je. Sein Geschäft wurde von der französischen Regie rung versiegelt, sein gesamtes Eigentum mit Beschlag belegt, doch ordnete er seine Verhältnisse, soweit möglich, mit Hilfe der geretteten Geschäftsbücher. Von Aschau begab er sich nach Kiel und besuchte dann, überall nach besten Kräften im patriotischen Sinne wirkend, die Hauptorte Mecklenburgs. Auf den Vorschlag von Perthes traten der Syndikus Gries aus Hamburg, der Syndikus Curtius aus Lübeck, Mettler kamp, vr. Benecke und vr. Karl Sieveking mit Perthes selbst als »hanseatisches Direktorium« zusammen, das unge achtet der neuen Ueberrumpelung Hamburgs die Selbstän digkeit der Hauptstädte erklärte. Nähere Aufschlüsse erteilte eine von Perthes verfaßte Denkschrift. In Güstrow trat er mit Mettlerkamp an die Spitze der neugebildeten wesentlich aus der Hamburger Bürgergarde hervorgegangenen »Han seatischen Bürgergarde«. Er wirkte für Ausrüstung der Garde durch Anregungen in Hamburg, England, Schweden und Mecklenburg. Am 24. Juli 1813 wurde in Hamburg ein General pardon erklärt, zehn Männer ausgenommen, die auf ewig aus dem französischen Reiche verbannt und ihres Vermögens verlustig gesprochen wurden, unter diesen auch Perthes. Als echt deutsche Frau bewährte sich hier seine Gattin, indem sie ihm jubelnd schrieb: »Dank Dir von Herzensgrund, mein lieber Perthes, daß Dein Name unter den Namen der zehn Feinde des Gewaltigen steht; das soll uns eine Ehre und Freude sein, so lange wir leben!« — In wie unerhörter Weise dieser Generalpardon umgestoßen wurde und gemeiner Rache Platz machte, soll gleich berichtet werden. — Die hanseatische Bürger garde wurde am 29. Oktober mit der schon länger bestehen den Legion in Gadebusch vereinigt. Im November erfolgte Perthes' Sendung an Tettenborn in Bremen. Durch einen über die hanseatische Legion verfaßten und in Bremen ver breiteten Aufsatz gewann er die Herzen vieler Bremer und besonders die Freundschaft des Bügermeisters Smidt, so daß er auch zur Teilnahme an den Bremer Senatssitzungen heran gezogen wurde. Am 3. Dezember schloß er sich mit Sieve king den Bremer Deputierten Smidt und Gildemeister bei ihrer Entsendung nach dem in Frankfurt tagenden Staats- kongreß an. In Hannover, Göttingen und Kassel wurden viele, zum Teil schon von früher bekannte Berühmtheiten aus gesucht. Am 8. Dezember langten sic in Frankfurt an. Hier hatte Perthes, teils allein, teils mit den anderen Deputierten zusammen, Unterredungen mit dem Freiherrn vom Stein, mit Pilat, Bartholdy, Metternich, auch mit dem Kaiser Franz und dem König von Preußen. Ueberall wurde die Selbständigkeit der Hansestädte verbürgt. An der Tafel des Staatskanzlers v. Hardenberg kam Perthes in nähere Be rührung mit dem Grafen Nesselrode, mit Stägemann, Harnier u. a. Geistig angeregte Abende verlebte er mit Schlosser, Zach. Werner, Günderode, Passavant, Rühle von Lilienstern. Perthes begab sich Ende Dezember über Bremen und Lübeck nach Kiel, wo seine Frau am 16. Dezember von einem Knaben entbunden worden war. Dem freudigen Wiedersehen nach aufgeregten Zeiten folgten bald die schlimmsten Schreckens tage. Davoust, das schlimme Werkzeug Napoleons, verübte, in Hamburg eingeschlossen und vom General Bennigsen be lagert, die unerhörtesten Brandschatzungen und Verwüstungen. Alle Vordörfer, alle herrlichen Landhäuser an der Alster wurden niedergebrannt, 20 000 Menschen aus der Stadt ver trieben. Die Kinder aus dem Waisenhause, die Gebrechlichen, die Zuchthäusler wurden vor die Thore gebracht. Von den 800 aus dem Krankenhause ausgestoßenen Kranken und Wahnsinnigen fanden in der strengen Januarkälte allein 600 den Tod. Unter diesen Verhältnissen erschien die Fortführung des hanseatischen Direktoriums zwecklos und es wurde von den Mitgliedern die Auf lösung am 5. Januar 1814 beschlossen. Bald danach traf Perthes die erschütternde Kunde von dem Tode seines eben geborenen Söhnchens. In aufopferungsvoller Weise setzte er in Flottbeck seine Thätigkeit fort, indem er um die Versor gung der Kranken und Verwundeten sich unablässig bemühte, nach oben und unten Auskunft, Rat und Unterstützung er teilte, bis ei» Sturz aus dem Wagen und der Ausbruch eines Nervenfiebers ihn selbst neun Wochen aufs Krankenlager warf. Bevor er am 19. Februar 1814 in Kiel die nötige Ruhe fand, hatte er sich vierzehn Tage mit einem gebrochenen Beine herumgeschleppt, ohne es zu wissen. Von nah und fern erhielt der endlich wieder Genesende Besuche. Seine Haupt- lcktüre waren jetzt Schriften von Pütter, Fr. Schlegel, Lacretelle, Neander, Goethes Wahrheit und Dichtung, und allerlei Flug schriften. Am 20. April siedelte er mit der Familie nach Blankenese über, und nach dem am 12. Mai endlich wie der erfolgten 565'
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