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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1896
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- Erscheinungsdatum
- 11.07.1896
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- Deutsch
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4148 ^Nichtamtlicher Teil. 159, 11. Juli 1896. Jacobi, Schiller, Goethe. An freien Tagen suchte er mit Altersgenossen und im Kreise befreundeter Familien Erholung in allerlei Lustbarkeiten, in Konzerten, beim Tanze, auf der Maskerade, im Theater, wo er Schröder bewunderte, bei Land- und Wassersahrten. Endlich wird auch sein Wunsch, in die Familien der Sieveking und Reimarus mit ihren interessanten Bekanntenkreisen einzutreten, erfüllt. Näher befreundet wurde er besonders mit dem Gelehrten Speckter, dem Kaufmann Daniel Runge, mit Hülsenbeck und Herterich, hochgebildeten und geistreichen jungen Leuten und durch ideales Streben Perthes geistesverwandt. Nachdem Perthes schon 1794 durch Reimarus und Sieveking der Umschlag zur Gründung eines eigenen Verlags geschäftes im Verein mit einem anderen ihnen befreundeten jungen Manne gemacht war, was aber Perthes dankend ab gelehnt hatte, entschloß er sich, nach einer weiteren geschäft lichen Ausbildung von zwei Jahren, zur Gründung eines eigenen Sortimentsgeschäfts und zwar in Verbindung mit seinem inzwischen auch bei Hoffmann eingetretenen Freunde Nesslg. Dessen Vater, einer semer schwäbischen Freunde und ein junger Hamburger Kaufmann schossen das für die Gründung notige Kapital zusammen. Ostern 1796 erfolgte Perthes' Austritt bei Hoffmann. Eine nach Leipzig unternommene Reise diente zur Anknüpfung weiterer Geschäftsverbindungen und zur Verbreitung seines für den Buchhandel bestimmten Etablissementscirkulars. Eine für das Publikum bestimmte Anzeige erfolgte unterm 11. Juli 1796 im Hamburger Correspondenten. Die Firma lautete: Friedrich Per thes L Comp. Das Geschäft wurde eröffnet »Hinter dem breiten Giebel 140«, in einem für 1000 (Hamburgische) Mark gemieteten Hause, dessen Erd- und erstes Obergeschoß die eigene Buchhandlung enthielt, während im zweiten und dritten Ge schoß vr. Ersch als Redakteur und Litterator hauste, im vierten eine französische Buchhandlung und die Wohnung der beiden deutschen Buchhändler, auch die von Perthes' Mutter und Schwester sich befand, die seinem Wunsche, sich nunmehr in Hamburg niederzulassen, gern gefolgt waren. Ende Juli hatte Perthes die Freude, in seinem Buch laden die Bekanntschaft des bekannten Philosophen und Romanschriftstellers, des Geheimen Rats Friedrich Heinrich Jacobi zu machen. Von Perthes' offenem und kenntnis reichem Wesen angesprochen, wiederholte Jacobi seine Besuche im Laden öfter, und nach wenigen Wochen erfolgte eine Ein ladung, chn in Wandsbek zu besuchen. Hier wurde Perthes auch mit Jacobi's Sohne, Max, einem jungen Mediziner, und Jacobi's zwei Schwestern befreundet. Bei wiederholten Besuchen in Wandsbek erfolgte durch Jacobi bald auch die Befreundung nnt Matthias Claudius und dessen Familie. Schon am ersten mit der Familie Claudius bei Jacobis ver lebte:: Weihnachtsabend faßte Perthes die tiefste Zuneigung zu Claudius' Tochter Caroline; es folgte am 30. April 1797 eine stille, am 15. Juli eine öffentliche Verlobung und bereits am 2. August die Hochzeit. — Ueber die im Laufe der Jahre zahlreich erfolgenden frohen und trüben Familienereignisse hier weiter im einzelnen zu berichten, müssen wir, um nicht zu weit von dem Kern dieses Artikels abzukommen, uns einst weilen versagen. Das unter Perthes' alleinigem Namen geführte Geschäft hatte vom Juli 1796 bis Dezember 1798 bei einem Kapitalumsatz von etwa 40 000 Thalcrn für jeden Teilhaber kaum 1300 Thaler abgeworfen. Dies führte zur Ausscheidung der beiden Teil haber und alleinigen Fortführung durch Perthes. Er würde nun in die peinlichste Verlegenheit geraten sein, wenn er nicht das Glück gehabt hätte, ein mit Hilfe vermögender Freunde 1797 am Jungfernstieg gekauftes Haus im Dezember 1798 mit 5000 Thaler Gewinn wieder zu verkaufen. Ein bedeutender z T. von Freunden in Münster und in Hamburg ihm gewährter Kredit gab ihm von neuem die Mittel zur ersprießlichen Fortführung des Geschäfts. Hatte dies schon bei der Eröffnung durch ein ungewöhnlich großes Lager viel fach auch gebundener Bücher sich ausgezeichnet und bald einen großen, besonders durch viele persönliche Beziehungen erweiterten Kundenkreis gewonnen — namentlich im Holstein- fchen und Münsterschen, — so suchte er diesen in geschickter Weise noch immer mehr, vorwiegend auch auf das Ausland aus- zudehncn. 1798 nahm er Heinrich Besser aus Quedlinburg als Teilhaber auf, in dem er nicht nur einen umsichtigen Geschäftsmann, sondern einen treuen Freund bis zu Bessers am 3. Dezember 1826 erfolgten Tode fand. Zu den alten Freunden gewann er immer neue. Die Freunde seiner Frau wurden auch die seinen. So kam er u. a. in Verkehr mit der Fürstin Gallitzin und der Gräfin und dem Grafen Reventlow, mit den Grafen Stolberg und deren Schwester Auguste, mit dem Grafen Adam Moltke auf Nütschau, vielen Gelehrten und Würdenträgern in Kiel, Münster u. s w. Klop stock, den er schon bei Claudius kennen gelernt und öfter in Ottensen besucht hatte, geleitete er 1803 zu Grabe -— Ungeachtet aber seiner zahlreichen Ver bindungen hatte er doch oft mit schweren Geschäfts- und Geld- orgen zu kämpfen. Neuen Aufschwung indessen nahm das Ge schäft, nachdem er 1805 das von Axensche Haus am Jungfcrn- ftieg bezogen hatte. Sein Laden war der eleganteste in ganz Deutschland, wie auch seine Buchhandlung als die bedeutendste galt. Durch wiederholte Reisen wuchs der Kreis seiner Be kannten und Freunde immer mehr. In regen persönlichen und brieflichen Verkehr kam er u. a. noch mit dem Maler Philipp Otto Runge (Brief Goethes über ihn an Perthes 1810), mit dem Legationsrat Schönborn, der 1802—06 als Gast bei Perthes weilte, mit dem Schwiegersöhne von Reimarus, dem Grafen Reinhard, der als französischer Ge sandter 1795— 98 und 1802—05 in Hamburg weilte, ferner mit den Emigranten Matthieu Dumas (ps. Gen. Funck) und Villers, mit dem Dichter Baggesen, mit den berühmten Historikern Johannes von Müller und Niebuhr. Mit den Schrecken des Jahres 1806 zog auch das Un glück über Hamburg und seine Bewohner herauf. Die Be setzung durch die Franzosen und die Absperrung des Hafens rief bedeutende Stockungen in den meisten Geschäften hervor. Auch Perthes hatte schwere Verluste zu erleiden; allein in Mecklenburg verlor er 20 000 Bald aber hob sich trotz der Ungunst der Zeiten bei verdoppelten Anstrengungen das Geschäft wieder in glänzender Weise. Der Krieg brachte neue Bekanntschaften. Der Gouverneur, Marschall Brune, ein ehemaliger Drucker, Graf Wallmoden, Zimmermann aus Braunschweig suchten Perthes auf. Auch mit dem Marquis de la Romana verkehrte er. Mit vielen Freunden wechselte er unverzagt begeisterte patriotische Briefe Siegesgewiß schrieb er: »Nein, Deutschland geht nicht unter, und die Deutschen sterben nicht ab als ein thatenloses Volk; ein neues Geschlecht deutscher Art wird ent stehen und wird blühen auf Jahrhunderte hinaus.« In braver Weise sagt er dem Abtrünnigen, Johannes Müller, seine Meinung. Die niederschlagenden Nachrichten von den Siegen Napoleons, dann vom Wiener Frieden am 14. Oktober 1809 besänftigte er etwas durch die Lektüre historischer Werke von Cellini, Robertson, Sismondi. Ende November 1809 ver sandte er den Plan der von ihm projektierten Zeitschrift »Vaterländisches Museum«. Alle hervorragenden Schriftsteller und Gesinnungsgenossen forderte er brieflich zur Mit arbeiterschaft auf, u a. Jean Paul, Goethe, Adam, Müller, Eichhorn, Savigny, die Schlegel, Schleiermacher, Steffens, Baader, Brentano, Grimm, Raumer. Seit dem Frühjahr 1810 erschien das Museum mit Beiträgen von Jean Paul, Fr. L. Stolberg, Claudius, Fouquö,
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