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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. Redaktioneller Teil. »V 144, 23. Juni 1917. Was nun den Antrag Nitschmann betrifft, meine Herren, so hat unser verehrter Herr Kommerzialrat Müller aus Wien, wie mir scheint, bereits die richtige Lösung gefunden. Ich weiß ja freilich: vorher ist das Gegenteil gesagt worden: daß der Antrag Nitschmann keine Abschwächung erfahren dürse. Trotzdem, meine Herren, glaube ich wirklich, daß der An trag des Herrn Kommerzialrats Müller — oder der modifizierte Antrag Nitschmann-Müllcc — von Ihnen wohlwollend in Erwägung gezogen werden könnte. Wir haben ja nach § 7 der Verkaussordnung schon jetzt das, was vorher von Herrn I)r. Ruprecht so entschieden abgelehnt wurde. Wir haben in § 7 der Verkaussordnung bereits die Bestimmung, daß, wenn der Rabatt 25^, nicht erreicht, das Sortiment berechtigt sein soll, einen Aufschlag zu machen. Ich sehe so wenig wie Herr Kommerzialrat Müller einen Hindcrungsgrund, aus dem wir dem Sortiment »nicht das Recht zubilligcn könnten, sich in der gegenwärtigen, so schweren und so teuren Zeit diesen Aufschlag zur Aufbesserung des Rabatts von 25HH zu verschaffen. lGlocke des Vorsitzenden.) Ich bin fest überzeugt: das- bücherkaufende Publikum würde sich das ruhig gefallen lassen. (Bravo!) Wir sind jetzt alle an höhere Preise gewöhnt. Wir lassen uns in unserem Hotel auch höhere Preise berechnen, wir müssen unsere bescheidene Mahlzeit noch einmal so teuer bezahlen wie sonst; da nimmt das Publikum keinen Anstoß daran, wenn nun auch der Sortimenter einen derartigen Aufschlag erhebt, und die Gefahr einer Verwirrung, wie mein lieber Freund vr. Ruprecht sie aus der Sache konstruiert, kann ich mir eigentlich nicht denken. Ich möchte aber an Herrn Nitschmann die freundliche, herzliche und dringende Bitte richten, seinen Antrag zu gunsten des Antrags des Herrn Kommerzialrats Müller zurückzuziehen. Es ist wahrlich aus Wohlwollen für das Sortiment, wenn ich diese Bitte an ihn richte. Wir sind jetzt in einer schweren Zeit, und ich meine, auch unsere heutigen Verhand lungen sollten im Zeichen eines heute so dringend nötigen Burgfriedens stehen. Von diesem Burgfrieden habe ich aber hier nichts bemerkt. Ich hoffe jedoch, Herr Nitschmann werde geneigt sein, diesem Burgfrieden Rechnung zu tragen und es ein mal damit zu versuchen, daß er sich aus den Standpunkt des Antrags Müller stellt. Ich bin dann aber auch fest überzeugt, baß dieser Antrag eine gesunde Grundlage für die weitere Entwicklung der Rabattverhältnisse auch im wissenschaftlichen Ver lag bilden wird (Vorsitzender: Herr Geheimrat, die Redezeit ist schon lange um!), und daß meine Kollegen im Verlag bereit sein werden, aus dieser Grundlage weiter zu bauen, zum Segen des Sortiments, zum Segen des Verlags und zum Segen des Gesamtbuchhandels. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Herr Otto Paetsch-Königsberg i. Pr.: Meine sehr geehrten Herren! Zunächst einige wenige Worte zu den Aus führungen des Herrn Kommerzialrat Müller! — Er hat ganz richtig darauf hingewiesen, daß der Ladenpreis durchaus nicht ausgehobcu wird, wenn ein Verleger in der Königsbergs! Zeitung inseriert, das oder das Buch kostet 10 Mark, und der Buchhändler berechnet eben seine Bcsorgungsgebühr, und er hat darauf hingewiesen, daß er im Interesse des Sortiments, im Interesse des Buchhandels, im Interesse der vom Sortiment zu übernehmenden Kulturausgaben diesen Zuschlag in Österreich ohne jede Rücksicht einführen wird. Ich beglückwünsche ihn zu dem Vorhaben. Ich kann ihm Mitteilen, daß ich in Königsberg diese Zuschläge bereits seit dem August vorigen Jahres eingeführt habe (Bravo), und daß sie sich ganz ausge zeichnet bewährt haben. Meine Herren, wir haben diese Zuschläge dem Publikum bekauntgegeben unter dem Hinweis, daß diese von den Zeitverhältnisscn diktierte Maßnahme zwingend notwendig war, um unseren Firmen die wirtschaftliche Sicher heit und die ersorderliche geschäftliche Leistungssähigkeit zu erhalten, und das Publikum hat es, wie gar nicht anders zu er warten war, au der nötigen Einsicht nicht sehleu lassen. »Ein Volk, das seine» Büchervcrschlcißern nur Packtrügerlohn ge währen will, das dars von ihm nur Hauskucchtsdienste erwarten.« Für das treffende Wort Professor Or. Pctcrmanns zeigte das Publikum volles Verständnis. Nun ein Wort zu den Ausführungen des Herrn Or. Ruprecht! Sie haben aus dem Munde dieses von mir hoch- geschätzten Herrn Kollegen gehört, wie sehr der Verlag sich um das Sortiment sorgt. Aber ich wurde doch ein wenig au die Fabel von dem Fuchs und den Hühnern erinnert, von dem Fuchs, der den Hühnern erzählte, er habe sie zum Fressen lieb, und sie mußten es sich hernach gefallen lassen, daß sie elendiglich aufgefressen wurden. (Heiterkeit.) Meine Herren, das deutsche Volk führt einen Krieg um seine Freiheit, um seine wirtschaftliche Selbständigkeit, und dieser Krieg ist ihm aufgczwungcn. Denselben aufgczwungenen Kamps kämpst heute das Sortiment — aufgezwungcn, weil es seit langen Jahren von der Organisation des Verlags nicht viel mehr als Worte und nur wenige Taten sah. Alle Bitten um Rabattverbesserrmgen sind »»gehört verhallt, obwohl ihre Berechtigung von den Einsichtigen längst nicht mehr bestritten wird. Die Not des Standes, meine Herren, ist im Kreise des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine, ist auch in diesem Saale in de» verschiedensten Entschließungen auerkauut worden, und doch heißt es bei jedem Versuche des Sortiments, seine Lage zu verbessern, seitens des Verlags: Das geht nicht! Meine Herren, eine alte Zeit tritt ab. Das Morgenrot der neuen Zeit steht am Horizont, und wir haben die Pflicht, uns für diese neue Zeit zu rüsten, und das wird nicht anders möglich sein als durch die eiuschneidendsten Maß nahme», nicht allein in unserem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse des Gcsamtbuchhaudcls und nicht zuletzt im Interesse unserer im Felde stehenden Angestellten, für deren ausreichende Arbcitscntlohnung bei ihrer Rückkehr wir recht zeitig zu sorgen die Pflicht haben. (Sehr richtig!) Wenn wir nicht eine allgemeine Abwanderung aus dem Berufe erleben wollen, dann müssen wir die bisher schon recht kümmerlichen Gehilfcngchälter der noch lauge anhaltenden Teuerung ent sprechend hinauszusetzcn in der Lage sein, und die dadurch allein bereits hervorgerufene Belastung verträgt die schlechte Ren tabilität der Sortimente nicht. Von der Fülle der neuen Lasten möchte ich hier, nachdem sie bis zum Überdruß oft er wähnt wurden, nicht mehr sprechen; aber auf diese Pflicht möchte ich als auf eine Ehrenpflicht Hinweisen. Meine Herren, es muß ausgesprochen werden — und das wird unwidersprochen bleiben —: sie sind unsere Helfer, die heute ihr Leben für uns eiusetzcu; sie müssen wissen, daß wir die Zeit benutzen, um Verhältnisse zu schassen, die ihnen in Zukunst eine ihrem Stande, ihrer Bildung und ihrer mühseligen Berufsarbeit entsprechende Lebensführung sichern. (Bravo!) Lassen Sie diesen Gesichtspunkt bei der Abgabe Ihrer Stimme nicht aus den Augen! (Bravo!) Meine Herren, ich habe gestern in einer privaten Unterhaltung mit Herrn Kommerzienrat Seemann und Herrn Volckmar ein Wort ausgesprochen, das ich hier wiederholen möchte. Ich sagte den Herren: In diesem kleinen Kreise von drei Männern spreche ich es ofsen aus: der Sortimentsbuchhandel bedeutet ein modernes Sklavculcben. Nun, meine Herren, ist heute hier im Saal eine Broschüre verbreitet worden: »Streiflichter aus Goldfriedrichs Geschichte des Buchhan dels«, hundert Zitate, im Verlage des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler erschienen. Da lese ich die Bestätigung meiner Auflassung auf Seite 25 im Abschnitt 37: Wir Sortimentsbuchhändler sind schon in mehrerer Hinsicht Sklaven der Verlagshandlungen und würden diese Sklaverei noch mehr auf uns laden, wenn wir unter diesen Umständen uns die Hände binden ließen, künftigen Mißbräuchen kein Gegengewicht entgegensetzen zu können. (Glocke des Vorsitzenden.) Meine Herren, ich nehme an, diese Äußerung datiert ca. aus dem Jahre 1860. 60 Jahre sind in zwischen vergangen; an diesen Verhältnissen im Sortiment hat sich nichts geändert. Sie haben sich nicht verbessert, sondern 7.0
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