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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
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Redaktioneller Teil Die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei. (Vgl. zuletzt Nr. 79.) Kriegszeituiigcn der Korporationen. Zu den vielen privaten Stellen, die an eine bestimmte, ihnen nahestehende Gruppe von Soldaten periodisch erscheinende Heimatgrüße, gedruckte Feldpostbriese usw. richten, hatten sich bald nach Ausbruch des Weltkrieges auch die Korporationen und Vereine gesellt. Einmal machten viele deutsche Vereins» Zeitungen, insonderheit die älteren periodisch erscheinenden Organe der turnerischen und studentischen Verbände die durch die Zeitlage gegebene inhaltliche Wandlung mit. Man konnte den Bundesbrüdern und Angehörigen nicht mehr viel vom Ver lauf irgendeiner Festlichkeit erzählen, nicht von Zielen, Plänen und Idealen plaudern. Das Gebot der Stunde verlangte an deres, drängte die Friedensgedanken und Erinnerungen an gesellig verbrachte Stunden zurück und schuf neue ernstere, ja man kann sagen minder veräußerlichte Notwendigkeiten. Den noch: Vereinsnachrichten vertraulicher Natur für einen engeren Kreis wollten diese Blätter meist bleiben. Aber sie mußten sich, wollten sie ihren Angehörigen dienen und nützen, auf die neuen Verhältnisse einstellen, ohne etwas von ihrem Grundzweck, Pflege des Zusammengehörigkeitsgefühls, aufzugeben. Und so wurde ein großer Teil dieser Zeitschriften Nachrichtenblatt für die Angehörigen im Felde und ein natürliches geistiges Ver kehrsmittel zwischen Feld und Heimat. Von diesen Blättern, die schon vor dem Kriege bestanden und nur für ihre alte Form einen neuen Inhalt bekommen haben, soll im folgenden minder die Rede sein. Sie gehören auch nicht in die Kriegs literatursammlung der Deutschen Bücherei im engeren Sinne, eben weil sie schon vor dem Kriege erschienen sind, ja in der Friedenszeit teilweise zu einer gewissen Bedeutung innerhalb der deutschen Parteigeschichte gelangt waren oder doch die innere Entwicklung der akademischen Jugend entscheidend be einflußten. Sie halfen so ohne Zweifel die innere Mobil machung, die geistige Kampfbereitschaft und todesmutige Be geisterung, mit der Tausende kriegsfreiwilliger Akademiker gleich den zahllosen Opferwilligen aus allen anderen Volksschichten sich zum Heeresdienst meldeten, vorbereiten, aber Kriegsliteratur im eigentlichsten Sinne des Wortes sind sie nicht. Es gibt indes neben diesen zahlreiche andere akademische Vereinszeit schriften, die erst aus den durch den Weltkrieg gegebenen Not wendigkeiten heraus geschaffen wurden, um die Mitglieder einigermaßen über Aufenthalt, Auszeichnungen und sonstige Schicksale gegenseitig aufzuklären und sie daneben auch über die nur den engeren Kreis der Korporation angehenden Ereig nisse auf dem laufenden zu erhalten. Inhaltlich sind derartige Blätter durch diesen enggezogenen Zweck somit vielfach be schränkt, allgemeine politische Erörterungen fehlen fast gänz lich, das Bestreben nach äußerlicher Aktualität des Inhalts ist, da ja auch der Wettbewerb um Abonnenten und alle Konkurrenz wegfallen, völlig ausgeschaltet und der Ton der Beiträge nir gends auf eine literarische Absichtlichkeit hin gestimmt. Man will und braucht nicht vor der kritischen Tribüne des Lesers den Beweis zu erbringen, daß man auch Druckfähiges Hervor bringen kann, man schreibt nicht, um sich gedruckt zu sehen, wie dies bei Zeitschriften, deren Mitarbeiter zugleich die Abonnen ten sind, so oft der Fall ist, man schreibt auch nicht für die Öffentlichkeit, sondern nur für einander, um Grütze, Nachrichten, Neuigkeiten auszutauschen. Und dieser familiäre, bundes brüderliche Ton nimmt ein, versöhnt mit gelegentlichen allzu starken Belanglosigkeiten und vermag dabei doch auch die Ein- sicht zu vermitteln, wie wichtig dieser Nachrichten-Austausch von Freund zu Freund und Bundesbruder zu Bundesbruder nicht nur innerlich für den Empfänger ist, der vielleicht drautzen im Felde auf irgendeiner trostlosen Etappenstation sich Welt-, gott- und heimatverlassen fühlt, sondern wie sehr gerade seine Fernwirkung auch allgemein das Gefühl der Kameradschaftlich, keil, der inneren Zusammengehörigkeit zu einer ihm nur räum lich fernstehenden Menschengruppe erhöht und lebendig erhält. Dieses Bewußtsein brauchen die draußen im Felde stehn doch notwendiger als jeder andere, um ausharren zu können. Was sie selber ihren Kameraden in der Heimat schreiben, ist oft, auch wenn man es nur von literarischen Gesichtspunkten aus be urteilt, durchaus nicht bedeutungslos, und es gewinnt an Be deutung, wenn man kulturgeschichtliche, soziologische und ge« sellschaftskrttische Momente mit in Betracht zieht, denn gerade in den Feldpostbriefen der intellektuellen, der akademischen Jugend ist Wohl am besten die Auffassung von Krieg- und Schützengrabenleben der gebildeten Oberschicht, also eines über ragenden und dominierenden Prozentsatzes des deutschen Volkes überhaupt festgehalten, und die Art, wie sie den Krieg inner lich aufnehmen, zu ihrem eigensten Erlebnis machen, ist daher für die psychologische Erfassung der Zeitstimmung von höchster Wichtigkeit. Aber auch die Unmittelbarkeit des Tons, die wirk lichkeitstreue Schilderung verschiedener Erlebnisse und Augen blicksbilder, die das große Panorama des Weltkriegs im ein zelnen wesentlich vervollständigen und um wertvolle Nuancen bereichern, der Einblick in entlegene kulturelle Zustände, in tuitiv erfaßte soziologische Beobachtungen, Zufallserlebnisic anekdotischen Charakters, örtliche Besonderheiten, tausenderlei Dinge, Tatsachen, Erfahrungen, die in einer ungedruckten Privatkorrespondenz so leicht verloren gehen können, — all dieses macht die Feldpostliteratur der Korporationen zu einem außerordentlich wertvollen Gegenstück der Geschichte des Welt kriegs. Sie kann so auch würdig neben den großzügig veranstal teten Veröffentlichungen der großen studentischen Verbände (ich nenne hier nur die Berliner Freie Studentenschaft, die Zürcher Frei-Studentenschaft, das Sekretariat sozialer Studentenarbeit zu München-Gladbach, Deutscher Studentendienst 1914) bestehen. Diese Publikationen behandeln zum großen Teil religiöse Zeitfragen, nehmen von der Hinterlandsperspcktive aus Stellung zum Weltkrieg, sehen soziale und wirtschaftliche Probleme oder verfolgen den Zweck, Meisterwerke der Dichtung und Kunst den Soldaten im Felde zugänglich zu machen und so direkt durch organisierte Volksbildungsarbett Einfluß auf die Bildungs geschichte im Weltkrieg zu nehmen. Hier aber ist nur das nackte, unmittelbare Erlebnis des Krieges selber, Erlebnis, das gewiß vielfach ins Kleine geht, sich bei Unwichtigem aufhält, aber eben darum oft eine wertvolle Vervollständigung des Gesamt bildes bietet, wie man es nichi leicht anderwärts finden kann. 70S
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