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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 136, 14. Juni 1917. Anordnung des Stoffes ermöglicht, sind sehr interessant. Die Einteilung in Gruppen entspricht ziemlich der der vorjährigen Ausstellung und erleichtert dadurch das Anstellen von Ver gleichen; die wichtigsten Abteilungen sind: I. Vorgeschichte des Krieges und Völkerrecht. II. Militärwesen. III. Religion. IV. Pädagogik und Philosophie. V. Jugendliteratur. VI. Musik. VII. Kriegschroniken und Kriegserlebnisse. VIII. Kriegsnovellen und -Romane. IX. Kricgsgedichte. X. Politik, Wirtschafts- und Geistesleben. XI. Frauenfrage und Ernährung. XII. Sanitätswesen, Kriegssürsorge und Soldatengräber. XIII. »Bücher ins Feld.« XIV. Kunst. Gleich in der ersten Gruppe der »Buntbücher«, die die immer wieder angestellten Versuche enthalten, die Ursache des Krie ges auszuspllren, finden wir ein neues, auf tiefgründigem Studium beruhendes Werk, das die reife Frucht mehrjährigen Studiums darstellt: Müller-Meiningen, »Der Weltkrieg und der Zusammenbruch des Völkerrechtes« (Georg Reimer, Ber lin 1917). Um dieses sowie das zweite starke Buch von Müller- Meiningen: »Diplomatie und Weltkrieg« fügen sich die vielen kleineren Broschüren völkerrechtlichen Inhalts und die schon im Vorjahre vollständig ansgestellten Weiß-, Rot-, Blau-, Gelb- u. a. Bücher. Mehr als das Recht spricht in diesem Kriege die Waffe, und daß daher auch militärtheoretische und Jnstruktionsfragen eine bedeutsame Literatur hervorgerufen haben, wird niemand wundernehmen. Im Gegensatz zu der Bereicherung dieser Ab teilung steht die folgende mit ihren Werken religiösen In halts, die im Verhältnis zu der Hochflut religiöser Werke im Vorjahre im Rückgang begriffen scheint. Durch das Bindeglied Philosophie mit der genannten Gruppe verbunden, liegen anschließend Schriften aus der pädagogischen Literatur aus, denen sich wiederum organisch Jugendbücher anfügcn. Leider ist deren Zahl geradezu bedrohlich gestiegen; denn es darf Wohl kaum begrüßt werden, daß der Jugend, von den Kleinsten angcfangen, Kriegswcrke geboten werden, die nnr zu oft erregend auf ihre Phantasie und verrohend aus ihr Gemüt wirken; trotz dieser Erkenntnis, die schon in weiten Kreisen Platz gegriffen hat, werden immer wieder Jugeudkriegsschriften auf den Markt gebracht, und bei Besichtigung dieser stark ver größerten Gruppe wird einem ebenso wie bei der nächstfolgen den schmerzlich bewußt, daß bereits mehrere Jahre Kriegs not hinter uns liegen. An dieser nämlich, der Gruppe Kriegserlebnisse und K r i e g s ch r o n i ke n, läßt sich die Ausdehnung des Krieges nach räumlichen und zeitlichen Dimensionen genau verfolgen. Umfassende Werke wie der »Völkerkrieg« (Julius Hoffmann, Stuttgart), der »Deutsche Geschichtskalender« — »Europäische Krieg« (Felix Meiner, Leipzig) u. a. sind aus 5—7 Bände allge wachsen, die »Tage des Krieges, historische und politische Be trachtungen« von Major Moraht bilden gleichfalls zwei statt liche Bände, und von der Sammlung: »Der deutsche Krieg in Feldpostbriefen« (Georg Müller, München) sind auch nicht weni ger als 7 Bände erschienen, während die Kiepenheuersche Serie »Heldenkümpfe« sich seit dem vorigen Jahre um eine ganze Reihe von Bänden vermehrt hat. Da die Chroniken als haupt sächliche Geschichtsquelleu den Forderungen langen Fortbe stehens entsprechen müssen, so ist auch ihre Ausstattung meist sehr gediegen, und wie in der vorjährigen Ausstellung, so fügen sich auch Heuer die prächtigen Bände zu einem stolzen Bau zu sammen, der die Mitte des Raumes beherrscht. Handelt es sich bei der Fortführung der Chroniken und Krtegsdarstellungen sowohl als der Briefe und Schilderungen persönlicher Erlebnisse um eine Weiterentwicklung, so bringt die nächste Abteilung: Kriegs Novelle nund-Ro« 078 ! inane wesentlich Neues; denn diese setzten in Österreich und Deutschland erst verhältnismäßig spät ein, so daß sie auch in der Kriegslitcralurschau des Vorjahres nur spärlich vertreten waren. Der Lauf der Dinge erwies sich aber für die epische Gestaltung als ungemein günstig, weshalb jetzt auch Roman und Novelle weitaus über lyrische Schöpfungen das Übergewicht gewonnen haben. Denn diese bedürfen packender, stimmungaus- lösender Momente und siechen in der Einförmigkeit täglicher Ereignisse, möge» diese auch an und für sich welterschütternd sein, kümmerlich dahin. An die somit Heuer stark verkleinerte Gruppe Kriegsgcdichte schließt sich Politik, Wirt schafts- und Geistesleben an, die wieder — und mehr sogar als im vergangenen Jahre — den größten Raum für sich in Anspruch nimmt. Jeder Buchhändler weiß, wie ungeheuer die Literatur auf diesen Gebieten angewachsen ist, so daß wohl auch von der Slizzierung der hier ausgelegten Schriften Ab stand genommen werden kan». Würde sich doch jedes Bemühen als völlig fruchtlos erweisen, den tausenderlei Richtungen nach zuspüren, die die Gedanken zahlloser rastlos denkender oder auch nur rastlos schreibender Männer eingeschlagen haben. Nur ganz kurz mag daher das Steigen nationaler (polnischer, ukrainischer, jüdischer) Literatur angemerkt werden, die auf der Ausstellung durch manche nennenswerte Erscheinung vertreten ist, ohne daß jedoch für eine dieser brennenden Fragen bis jetzt eine endgültige Lösung gefunden werden konnte. Für die Un- feriigkeit der Gedanken spricht auch schon die äußere Form: wir haben es in dieser Gruppe in überwiegendem Matze mit schmächtigen Broschüren zu tun, unter denen ein Werk wie etwa das Goldscheids: »Staatssozialismus und Staatskapita lismus« (Anzengruber-Verlag, Wien), schon durch seinen Um fang auffällt. Ein zweites zieht gleichfalls durch sein stattliches Äußeres die Ausmerksamkeit auf sich: es ist das bereits in zwei ter Auflage erschienene Werk: »Rumänien. Land- und wirt- schaftsstatistische sowie topographische Übersicht«, bearbeitet von der Direktion des k. k. österreichischen Handelzmuseums (L. W. Seidel L Sohn, Wien), eines der wenigen wirklich erschöpfen den Bücher, die in der Unruhe der Kriegsjahre zu reifen ver mochten. Mit Übergehung der Gruppe Frauenfrage und Er nährung, die nichts Bemerkenswertes bietet (was kann und darf denn heute überhaupt mehr über Angelegenheiten des Ma gens gesprochen werden), wenden wir uns der medizinischen Literatur zu, die leider genug Gelegenheit gehabt hat, aus Kriegserfahrungen zu schöpfen. Ihr beigeordnet sind zahlreiche Schriften, die Vorschläge zur Jnvalidenversorgung enthalten und dort zu helfen und die Not zu lindern suchen, wo die Kunst des Arztes versagt. Als Vorkämpfer für alle derar tigen sozialen Ideen und Pionier für ihre Durchsetzung in Österreich muß da in erster Linie der Anzengruber-Verlag (Brüder Suschitzky) in Wien genannt werden, der sich kräftig für die Verbreitung solcher Werke etnseyt, die die Fragen des Jnvalidcnelends, seiner Linderung durch den Staat und der Versorgung der Kriegsbeschädigten mit eigenem Grund und Boden behandeln. Mit dem Kriege in unmittelbarer Berührung und ihm doch innerlich völlig fern steht die Abteilung Bücher ins Feld, die sorgfältig die Auslegung wirklicher Kriegsliteratur meidet und nur dem guten Buch in billiger und handlicher Ausstattung Raum gewährt. Hier nimmt S. Fischer mit seinen Mark-Bän den und seiner neuen Romanserie einen Ehrenplatz ein, den ihm auch das vielbegehrte Ullstein-Buch nicht streitig machen kann, obwohl es in bezug auf den Absatz Rekord hält. Da dieses Thema einmal berührt worden ist, so mag noch über die Vcr- kaufsverhältnisse im allgemeinen gesagt werden, daß sie sich im Rahmen der Kriegsausstellung ähnlich günstig gestalten wie im Sortiment. Die wenigen Tage seit ihrer Eröffnung haben bessere Einnahmen gebracht als im Vorjahr, und sie setzen sich nicht nur — wie ich auf meine Erkundigung hin erfuhr — aus kleinen Posten zusammen, sondern verdanken ihre Höhe auch dem Verkauf manches teuren politischen Buches oder Kunst werkes. Bedenken wir, wie das Geld ins Rollen gekommen ist,
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