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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1917
- Strukturtyp
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- 1917-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1917
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- Deutsch
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^ 131, 8. Juni 1917. Redaktioneller Teil. Angesichts der ausgesprochenen Papiernot in allen krieg führenden Ländern mutet es ja etwas merkwürdig an, daß namentlich in den uns feindlichen Ländern bald hier, bald da ein neuer Kongreß abgehalten wird, in denen man dem deut schen Buchhandel zuleibe geht, mit Worten wenigstens, und ihm seine Weltstelluug nehmen möchte. Den Franzosen sind darin neuerdings die Italiener gefolgt. Vom 2. bis 5. April hat in Mailand die »Italienische Vereinigung für das geistige Ein verständnis unter den Verbündeten und befreundeten Ländern« getagt und gigantische Pläne geschmiedet, um vermittelst des italienischen Buches den italienischen Geist in der Welt zu ver breiten. In dreifacher Weise will man dabei auch den Aus gaben alter Klassiker in Deutschland, der Llbliotbsea Deubneriana und anderen Sammlungen, das Wasser abgraben; erstens durch Schaffung eines Oorpns seriptorum elassievruin, einer gelehrten und kritischen Gesamtausgabe, zweitens durch Sammlungen von Schulausgaben mit Anmerkungen, drittens durch bloße Textausgaben. Wir schlagen zurzeit gerade den umgekehrten Weg ein und suchen zunächst das Verständnis für die uns noch nicht gründ lich genug bekannten Länder unserer neuen Verbündeten durch Einfuhr ihrer Literatur bei uns zu heben. Das betrifft Ungarn und die slawischen Teile der österreichischen Monarchie eben- sowohl wie besonders Bulgarien und die Türkei. Befürwortet doch auch ein Artikel von Paul Kirschner im »Tag« vom 8. Mai »die Förderung der Wirtschaftsannäherung der Zentralmächte durch den Buchhandel« sogar in der Weise, daß er die Schaffung einer regelmäßigen Bibliographie der bulgarischen und türki schen Neuerscheinungen im Anschluß an das Verzeichnis der deutschen Neuerscheinungen anregt. Dieser Gedanke erscheint zurzeit noch etwas verfrüht; denn der deutsche Buchhandel im großen und ganzen würde mit diesem Verzeichnis zunächst nichts anzufangen wissen, umsoweniger als die geschäftliche Verbindung gerade mit Buchhändlern in Bulgarien und der Türkei zurzeit noch eine sehr schwierige ist. Die Vorarbeit dazu ist aber schon geraume Zeit im Gange, und zwar von seiten des wissenschaftlichen Antiquariats, das durch seine Welt beziehungen auch in buchhändlerisch schwer zugänglichen Län der» die Wege zu finden weiß. Früher erfolgte die Einfuhr mehr in zeitlichen Abständen, bei sich bietender Gelegenheit, neuerdings ist sie zu einer größeren Regelmäßigkeit entwickelt worden. Wir haben darauf schon ab und zu hingewiesen. Einen neuen Beweis dafür bringt ein jüngst erschienener Katalog von Otto Harrassowitz in Leipzig, Nr. 377: »Türkische Grammatik, Lexikographie und Literaturgeschichte. Die türkische Moderne seit ihre Begründung durch Schinasi. Türkische Volks literatur«. Dem 1372 Nummern umfassenden Verzeichnis geht eine von Prof. Martin Hartmann verfaßte, 8 Seiten lange Ab handlung über »Die Literatur der neuen Türkei« voran, die einen ausgezeichneten überblick gewährt. Die Werke der darin genannten Schriftsteller sind in dem Katalog in reicher Fülle vertreten; so umfaßt zum Beispiel die Liste der Veröffent lichungen des beliebten, vielschreibenden Ahmed Midhat allein mehr als hundert Nummern. Im allgemeinen beschäftigt sich der Katalog vorzugsweise mit sprachwissenschaftlicher und schö ner Literatur, nur im Anhang sind auch geschichtliche, religions wissenschaftliche, juristische und sozialpolitische Schriften ent halten. Da unter den neueren Verhältnissen das Interesse an der Türkei gerade die Kenntnis der geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen Literatur noch mehr als die der sprach- und literaturwissenschaftlichen fordert, so wäre eine weitere Aus dehnung nach dieser Richtung Wohl zu wünschen. Die Einfuhr orientalischer Literatur nach Europa ist von jeher die Sache deutscher Buchhändler und Antiquare gewesen, wenn man dabei vielleicht von E. I. Brill in Leiden absteht. Auch das ehemals größte Geschäft dieser Art in London, Trüb- ner L Co., war von einem Deutschen gegründet worden, von Nikolaus Trübner aus Heidelberg. Dieser hat einmal gesagt: »Ich hoffe den Engländern durch meine Tätigkeit zu zeigen, was die Weltherrschaft dieses Landes buchhändlerisch bedeutet, und was der Buchhandel für die Förderung des literarischen Verkehrs zwischen Mutterland und Kolonien, sowie für die Verschmelzung der gegenseitigen geistigen Interessen tun kann«. Im Jahre 1865 gründete er: Diiibnor's Lmsriean, bmropsan, and Oriental lätsrarx ükearcl, ein monatlich erscheinendes, bibliographisches Organ, das sich eines bedeutenden Ansehens erfreute und dessen bis zum Jahre 1890 reichende Serie auch noch jetzt sehr geschätzt ist und benutzt wird. Es hat sich aber doch herausgestellt, daß der Erfolg, den er gehabt hat, lediglich auf seiner eigenen Tüchtigkeit beruhte; denn nach seinem Tode im Jahre 1884 hat sich die orientalische Abteilung des Ge schäftes nur noch bis zum Jahre 1890 Hallen können, und was seitdem an wissenschaftlichen Antiquariaten dieser Art in London noch existiert, das reicht an die Bedeutung von Trübner L Co. auch nicht entfernt heran. Ja, es stellte sich alsbald heraus, daß London versagte, selbst wenn es sich um den Bezug von Veröffentlichungen der englischen Regierung in Indien han delte, und daß man diese schneller und sicherer aus Leipzig er halten konnte. Leipzig ist und bleibt eben auch in dieser Be ziehung der Mittelpunkt des Weltbuchhandels und wird dies vielleicht in noch größerem Maßstabe werden, nachdem unsere Feinde die deutschen Buchhändler, die sich in Italien, Frank- reich und England niedergelassen hatten, zwangsweise entfernt und ihre Geschäfte aufgelöst haben. Denn es wird sich ja in absehbarer Zeit nicht so leicht wiederholen, daß sich Deutsche in einer national so selbstlosen Weise anderen Völkern »zur Verschmelzung der gegenseitigen geistigen Interessen« zwischen ihnen und ihren Kolonien zur Verfügung stellen, wie das Trübner den Engländern gegenüber getan hat. Das soll aber nicht etwa ein nachträglich erhobener Vorwurf gegen diesen sein. Das war eben in den langen freundlichen Beziehungen der beiden Länder zu einander begründet; Trübner ist zeit lebens ein guter Deutscher geblieben. Die orientalischen Studien in Deutschland haben bisher einen wesentlich sprachwissenschaftlichen Antrieb gehabt, erst in neuerer Zeit hat man mehr Wert auf die wirtschaftliche Er- sorschung dieser Länder unter Heranziehung ihrer eigenen Lite ratur darüber gelegt. Ebenso ist es auf dem Gebiete der Kunst gewesen. Besonders französische und englische Arbeiten, auch russische, sind in der Hinsicht den deutschen an Zahl wie an Be deutung überlegen gewesen. Auch hier haben erst die letzten Jahrzehnte einen Wandel gebracht, und es ist interessant zu beob achten, wie sich aus der Tätigkeit des wissenschaftlichen Anti quariats auf diesem Gebiete eine ebensolche verlegerische ent wickelt. Als ein Beispiel hierfür mag Karl W. Hierse in ann in Leipzig gelten, von dem ebenfalls aus der jüng sten Zeit ein sehr bedeutender Katalog <Nr. 446) über »Orien talische Kunst« vorliegt, der auch ein Verzeichnis seiner haupt sächlichen Verlagswerke dieser Art enthält. Das sind zumeist große und schwere Publikationen mit vielen Tafeln und Ab bildungen, deren Preise dieser Ausstattung entsprechend hoch sind. Der Katalog selbst umfaßt nur 705 Nummern, zu deren Beschreibung aber 80 Seiten gebraucht werden. Es handelt sich also in der Hauptsache um kostbarere Werke, die das Thema be handeln, und daneben auch um Originalmalereien und Origtnal- manuskripte. So macht sich auch im Antiquariat der »Drang nach dem Osten« bemerkbar. 8. ?. Vom Beruf des deutschen Buchhandels. (Z il m 50. Geburtstage Franz Wolfram Scherers, 11. Iuui 1917.) Die mir aus Anlaß meines fünfzigsten Geburtstages gebotene Ge legenheit, mich in Ihrem hochgeschätzten Blatte über meine Beziehun gen zum deutschen Buchhandel äußern zu dürfen, ergreife ich mit auf richtiger Freude. Gereicht es mir doch zur ganz besonderen Ehre, ge wissermaßen persönlich in engere Fühlung mit den Vertretern eines Berufes zu kommen, der meiner Überzeugung nach gerade in diesen Tagen, weit über Lehr- und Bildungsanstalten hinauswirkend, die Er neuerung deutschen Wesens zu fördern oder zu vereiteln die unbe schränkte Macht hat. Als der deutsche Reichskanzler Mitte März d. I. die kraftvollen Worte von der politischen und moralischen Ernenernng Deutschlands 655
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