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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^lis 130, 7. Juni 1917. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. Herr Loele wirft mir vor, die Mitielstellenpläne von Fer dinand Avenarius wieder ausgenommen zu haben. Ich habe - ganz nebenbei übrigens! — vorgeschiagen, datz die Feld- bücher-Auswahl »im Einverständnis« mit den Volks- bilduugsvereinen getroffen werden solle. Einverständnis aber schliefst »Zwangsbetrieb« aus. (Sprachgebrauch . . . !) Zudem kann natürlich ein allererster, ganz allgemein gehaltener Vor schlag keineswegs als Axiom gemeint sein, noch behandelt werden. Wenn wirklich aus meinen Worten, insbesondere aus jenem kurzen Nebensätzchen eine solche Teufelei zu lesen wäre, wie sie Herr Loele herauslesen möchte, dann, hätten sicher weder die vielen Kollegen, die mir aus meinen Aufsatz teilweise degeistert zus! immend schrieben, noch die Vorstände buchhändlertscher Vereine, die das gleiche taten, gezögert, ihre Einwände geltend zu machen. Selbstverständlich hat es mir auch fern gelegen (wer meine bisherige Wirksamkeit kennt, wird mir dies ohne jede Versiche rung glauben), irgendwelchen Serien nun ihrerseits eine Mono polstellung zu verschaffen! Immerhin wäre es schließlich besser und ersprießlicher für unser Volk, wenn die billigen Ausgaben der Reclam, Fischer, Meyer, die Wiesbadener Volksbücher, Natur und Getsteswelt, die Kosmosbücher, die Sammlungen Goeschen, Kösel, Hesse, Schafsstein, Cotta, Hendel, Quelle L Meyer, die Mainzer Volksbücher, und wie diese vorbildlichen Sammlungen alle heißen, eine Monopolstellung hätten, als wenn sie, wie es jetzt vielfach der Fall ist, zurückgestellt, wenn nicht fast unterdrückt werden gegenüber einigen wenigen Serien von Unterhaltungsbüchern. Wobei auch hier, um böswilligem Mißverstehen zu begegnen, mit schärfster Betonung wiederholt sei, daß weder ich noch sonst wer diese fernhalten will, sondern daß nur Gleichberechtigung aller angestrebt wird. Aus die Anschuldigung des Herrn Loele, ich habe durch meinen Listenvorschlag, der ja doch sicher in irgendeiner prak tischen Form verwendbar sein wird und jedenfalls keineswegs irgendwelche wertvollen Bücher, die auf der Liste fehlen sollten, ausschließen wollte, die »Selbständigkeit des Sortiments er barmungslos erdrosseln wollen« (ach, du lieber Gott!!!), kann ich nur mit Heiterkeit erwidern, in die sicher alle Kollegen ein stimmen werden. Mein Vorschlag, der ganz bestimmt mit größtem Ernst und heißestem Bemühen nichts anderes erstrebte, als unserem Volke zu guter geistiger Nahrung zu verhelfen dadurch, daß auch dem geistigen Ernährer des Volkes, dem Sortiment, ebenfalls geholfen wird, konnte wahrlich gar nichtunglaublicherverdrehtwerdenalsindie- ser Form. Wenn jemand mit einer ganz neuen Sache an die Öffent lichkeit tritt, so kann er sich mit den klügsten Männern beraten und mit peinlichster Sorgfalt jede Einzelheit durchprüfen, er wird es ja doch nie vermeiden können, daß ihm irgend ein Einfall mit unterläuft, für den andere bessere Vorschläge machen können. Er wird sich ohne weiteres der besseren Einsicht fügen. Aber eine gute Absicht und ernster Wille, der Allgemeinheit zu nützen, sollten nie und nimmer mit einer derartigen Unterstel lung, als ob in Wahrheit das Gegenteil von dem Gefor derten angestrebt würde, beantwortet werden! Ähnlich zu bewerten ist Herrn Loeles Behauptung, ich habe »hochangesehenenen Sortimentern, die Bahnhofsbuchhandlun gen hätten, unterstellt, sie fühlten sich besser als andere« (?!). Wo soll ich solchen Unsinn geschrieben haben? Immer kehrt die Auffassung wieder, datz die Nachfrage das Angebot geregelt habe. Das trifft aber nur auf die Nachfrage nach Mittelgut und Minderwertigem zu; wer Besseres will, dessen Nachfrage mußte sich bisher in den weitaus meisten Fällen eben nachdemAngebotdesVor- handenen richten. Das aber gerade soll das wesentliche Merkmal der neuen Kriegsgesellschaft sein, daß in ihr völlig u n - abhängig und daher gerecht wägende Leiter, so gut es nur irgend geht, allen berechtigten Ansprüchen genügen sollen. Weshalb sollen denn gerade diejenigen vernachlässigt werden, die »schwere« und wertvolle Bücher haben wollen? Sind sie von geringerem Werte als jene, die »Liebes- und Räubergeschich ten« für geistige Nahrung halten? Man denke sich doch einmal — unsere Frage auf Körpereruührung angewandt — etwa eine Kompagnie von Morphinisten»). Soll dann die Kantine Mor phiumspritzen bereit halten, um dem »Liebes- und Räuber«-Ge- schmack der Nachfragenden zu genügen? Besteht zwischen Mor phinismus und der Schundsucht mancher Kreise nicht eine we sentliche Ähnlichkeit. . . ? Herr Loele und sein Gewährsmann treten dafür ein, der Soldat habe ein Bedürfnis nach »Liebes- und Räuber geschichten«. Er wird damit Wohl kaum »Romeo und Julia« oder Schillers »Räuber« gemeint haben, sondern nur das, was wir eben unter »Schund« verstehen. Im Zusammenhänge mit diesen Ansichten lobt Herr Loele die Feldbuchhandlungen derMono- polisten über den grünen Klee. Konnte diesen seinen Schütz lingen ein schlimmer kompromittierender Kron zeuge erstehen, als eben Herr Loele?! Geht er doch Weiler in seinen Behauptungen als wir! Lassen wir uns nicht beirren! Alles ist in guten Händen. Die Frage über meine Anklagen gegen die Monopolisten wird vor Gericht, die praktische Frage der Grün dung unserer G. m. b. H. beim Buchhandel in besten Händen sein. Eine weitere Polemik im Börsenblatte aber erscheint mir wenig fruchtbar. Wer über diese und andere Fragen so denkt wie Herr Loele, an dessen Bekehrung werde ich kein Wort verschwenden. Ebenso wie Herr Loele und die, die ihm nahestehen, bei meinen Gesinnungsgenossen stets auf Granit beißen werden. Ihm wünsche ich den Beifall seiner Gesinnungsgenossen, den Sieg werden w i r davckntragen. Eines aber wollen wir doch uns stets vor Augen halten: Wennes den Bedenken jener, die stets allem Neuen feind sind, oder den Treibereien Interessierter und ihres Anhanges gelin gen sollte, zu erreichen, daß der Buchhandel versagt, so wird der Kampf um die Neuordnung aller öffentlichen Buch handlungen deswegen nicht erlahmen. Er steht schon jetzt auf breiterer Grundlage, als manche Wohl meinen. Will der Buchhandel warten und zögern, bis andere, denen buchhänd lerische Interessen vielleicht weniger am Herzen liegen als uns, die Sache in die Hand bekommen?! Keineswegs bestritten, sondern mit besonderer Genugtuung betont sei, datz gerade infolge des »Pressefeldzugs«, den Herr Loele »unerfreulich« nennt, eine Anzahl der besonders schwer beschuldigten Feldbuchhandlungen in letzter Zeit ganz er heblich besser geworden sind und die Be rechtigung unserer Forderungen dadurch an erkannt haben, datz sie sie erfüllten. Wie weit hierbei Druck von oben, wie weit eigenes ver ständiges Nachgeben im Spiele waren, bleibe dahingestellt. Höchst unverständiger Optimismus aber wäre es, wollten wir ihnen deswegen gleich mehr Vertrauen als bisher schenke» und an ihre dauernde Besserung glauben. Was wir an ihnen erlebt haben, läßt uns die Danaer auch dann fürchten, wenn sie freundlich unfern Willen tun! Und wären die Monopolisten auch von den besten Absichten beseelt: Geschäftsmann mutz Geschäftsmann bleiben. Mono pole in geistigen Dingen dürfen aber, solange Deutschland deutsches Land ist, nicht unter Ge schäftsinteressen gestellt werden. Wahrhaft u n - parteiisch aber kann nur eine Buchhandels-G. m. b. H. sein, die Sortimenter als Leiter anstellt mit festem Gehalt, ohne sie am Gewinn zu beteiligen. ») Womit ich nicht behaupten möchte, es gäbe tatsächlich solche Kompagnien!
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