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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1917
- Strukturtyp
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- 1917-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1917
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- Deutsch
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Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Redaktioneller Teil. 125, l. Juni 1917. Der Vorsitzende begrüßt sodann die Vertreter der Behörden, der Vereine, die den Aufruf unterzeichnet haben, der Provin zialvereine vom Roten Kreuz, der provinziellen Bllchersammel- stellen und der Presse. Er dankt allen Anwesenden nochmals für ihr reges Interesse an der Sache und spricht die Hoffnung aus, daß auch die Presse weitestgehende Förderung dem Opfer tag angedeihen lassen werde. Vor Eintritt in die Tagesordnung erteilt er das Wort dem Vertreter des Württembergischen Landesvereins vom Roten Kreuz Präsident vr. Geyer. Präsident vr. Geyer teilt mit, daß sich der Wllrttember- gische Landesverein grundsätzlich dieser Bewegung anschlietzt. Zu seinem großen Bedauern sei es jedoch nicht möglich, in Württemberg die Agitation in derselben Zeit wie in Preußen durchzuführen. Er übermittelt den Glückwunsch des schwäbi schen Landesvereins für das Gelingen des Opfertages. II. Die Bedeutung der Kriegsbüchereien und Vorbereitung des Opfertages. Referent: Direktor W. Scheffen. In den ersten Kriegsmonaten ergingen Hilferufe von den Admiralen unserer Flotte an die deutschen Bildungsvereini gungen: »Schickt uns Bücher für unsre Matrosen, wir können ihre Ungeduld, an den Feind heranzukommen, kaum bändigen«. Binnen weniger Tage wurden 100 Kisten mit Büchern zusam mengestellt und hinausgesandt. Im langen Stellungskrieg des Heeres ist uns tausendfach der Wunsch nahegebracht worden, von den höchsten Kommando stellen bis zum schlichten Soldaten: »Schickt uns Bücher, der Langeweile zu steuern, den Gedanken eine andere Richtung zu geben«. Auf den verschiedensten Wegen wurden diese Wünsche be friedigt. Allein von denjenigen Vereinigungen, die im Gesamt ausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten zusammengeschlossen sind, wurden weit über 10 Mil lionen Bücher und viele Millionen Zeitschriften und Broschüren ins Feld und Lazarett gesandt. Daneben besteht eine beson dere Zeitungs-Abteilung zum Versand von Zeitungen. Das Buch stellt eine Verbindung her zwischen Heimat und Feld, eine Verbindung mit der Welt, die zurzeit für den Sol daten nicht da ist, nach der aber seine Sehnsucht geht. Das gilt sowohl für den einfachen Leser, der aus rein stofflichem Inter esse liest, als auch für den Soldaten, für den das Buch den Kon- takt mit vielen Geisteswerten darstellt. Vielleicht war die Ge legenheit zu einer intensiveren Berührung zwischen Volk und Buch noch nie so günstig wie jetzt. Auch der Arbeiter hat durch die Volksschulbildung und durch die gesamte Entwicklung des Volksbildungswesens zum Buch ein mehr oder weniger persön liches Verhältnis. So ist das Buch, das im Schützengraben, an Bord, im Lazarett gelesen wird, mehr als ein bloßes Mittel zur Unterhaltung und Zeitverkürzung. Das deutsche Buchwesen in seiner Entwicklung im Laufe des Weltkrieges hat sich als ein wertvoller Bestandteil deutscher Lebenskraft bewiesen. Die Mobilmachung der Bücher stellt ein wichtiges Kapitel im deutschen Geistesleben des Welt krieges dar. Eine Riesenaufgabe erwuchs dem deutschen Buch handel durch die Feldpostsendungen. Der Buchhandel hat mit Verständnis und einem schönen Idealismus — von einigen häßlichen Erscheinungen abgesehen — an dem großen vaterlän dischen Werke teilgenommen. Die Perlen unserer Literatur wurden in handlichen Formaten neu herausgegeben. Beson ders sei aber auch der Literatur gedacht, die durch den Krieg erst zu ihrem vollen Recht gekommen ist, nämlich der guten bil ligen Volksbücher, die schon vor dem Kriege da waren, und die jetzt in ungezählten Mengen ins Feld hinausgesandt werden konnten. Nach dem Inhalt kann man die ins Feld gesandten Bü cher unterscheiden in unterhaltende, belehrende und religiöse. Bei den religiösen Schriften wird von den Soldaten das bevor zugt, was kraftvoll männlich zu ihnen spricht, besonders kurze, sinnvoll zusammengestellte Auszüge aus der Heiligen Schrift. 620 Bei den unterhaltenden Schriften mutz der Humor zu sei nem Rechte kommen, Humor, der nicht platter Witz ist, sondern ein Ansporn von Lebenskraft, die sich gegen all das Schwere der Umgebung mit starkem Willen auflehnt. Mit der längeren Dauer des Krieges trat uns oft die Erscheinung entgegen, daß besonders auch belehrende Schriften, die in populärwissen schaftlicher Weise, womöglich mit Abbildungen, ein bestimmtes wissenschaftliches Gebiet behandeln, immer mehr begehrt wurden. Vor neue große Aufgaben wurde unser Volk auch auf die sem Gebiete der Versorgung des Heeres und der Flotte mit Lesestoff gestellt. Dabei war keinerlei Vorbereitung dafür getroffen. Im Kriege 1870/71 hatte eine besondere Ko lonne der Wichcrnschcn Feld-Diakonte die Verbreitung guter Schriften unter der kämpfenden Truppe und in den Lazaretten übernommen. Auf einer Konferenz des Zentral-Ausschusses für die Innere Mission im Jahre 1887, bei der über die Kriegs aufgaben der Inneren Mission verhandelt wurde, wurde auch auf die Versorgung der Truppen mit Schriften hingewtcsen. Aber eine weitere Folge wurde dieser Anregung nicht gegeben. Aber sofort in den ersten Augusttagen 1914 setzte auf vielen Seiten die Arbeit ein. In den vier Jahrzehnten seit 1870 hatte das Büchereiwesen eine gewaltige Entwicklung genommen, und eine ganze Anzahl von Organisationen war in der Friedenszeit an der Arbeit. Am 14. August 1914 fand eine Konferenz der verschiedenen' Volksbildungsvereinigungen statt, und am 18. August konnte bereits der Gesamt au sschutz zur Ver teilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten gebildet werden. Folgende Organisationen sind im Gesamtausschuß ver bunden: 1. Humanitäre Volksbildungsvereinigungen, wie die Ge sellschaft für Volksbildung, der Verein zur Verbreitung guter volkstümlicher Schriften, die Deutsche Dichter-Ge dächtnisstiftung, 2. Konfessionelle Vereinigungen, wie der Zentral-Ausschuß für die Innere Mission und die katholische Caritas in verschiedenen Formen sie darstellen, 3. die großen Bibliotheken, so die Kgl. Bibliothek und die Kgl. Hausbibliothek zu Berlin und andere große Bi bliotheken in Posen, Straßburg i. E. und anderwärts, 4. die Organisationen des Buchhandels, wie sie besonders im Börsenverein der Deutschen Buchhändler vertreten sind. Die Arbeit wurde dem Kaiserlichen Kommissar für freiwil lige Krankenpflege unterstellt. Die Verbindung mit dem Roten Kreuz wurde dadurch geschaffen, daß Exzellenz von Pfuel den Vorsitz übernahm, und bald wurde der Gesamtausschuß als Ab teilung 19 dem Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Ro ten Kreuz cingcglicdcrt. Der Gesamtausschuß stellt nur eine Zusammenfassung der Arbeit dar; die eigentliche Arbeit geschah und geschieht durch die deutschen Volksbildungsvereinigungen, mit besonderen Bücher-Sammel stellen für das ganze Reich oder in einzelnen Bundesstaaten. In den Provinzen Preußens wurden Probinzialausschllsse für Lesestoff in ähnlicher Weise wie der Gesamtausschuß und in gleicher Zusammensetzung meist unter Leitung des Territorialdelegierten begründet. Die Verbindung mit dem Roten Kreuz wurde hergestellt. Die Führung in den Provinzen wurde von verschiedenen Seiten übernommen. So konnten Heer und Flotte durch die Zentral-Sammel- stellen in organisierter Arbeit versorgt werden. Daneben wurden von den einzelnen Provinzen und Bundesstaaten die heimat lichen Armeekorps versorgt. Aber selbstverständlich stellt die im Gesamtausschuß zusammengezogene und organisierte Arbeit nur einen Teil der gesamten Bücherversorgung dar. Viele Ange hörige, viele Kirchengemeinden, viele Liebesgaben-Sammel- stellen sandten auch Bücher hinaus. Später kamen andere Or- ganisationen hinzu, so der Deutsche Studentendienst von 1914 und im Januar I91K der Ausschuß für fahrbare Kriegsbüche reien, der mit seinen 250 Wagen etwa 400 000 Bücher hinausge bracht haben dürfte. Viele Millionen von Büchern sind neu gedruckt. Die reich ausgestatteten Bücherschränke vieler Familien haben ihre besten
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