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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1917-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
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125, I. Juni 1917. Redaktioneller Teil. Schätze hergegeben, Millionen Bücher wurden in den Buchhand lungen aufgekauft. Große Vereine für Kriegsbüchereien wur den in der Heimat organisiert. Entspricht nun diesem Aufwand von Kraft in der Heimat auch die Organisation der Verteilung auf dem Kriegsschauplätze, in Etappe und Heimat? Ist es einigermaßen gerecht zugegangen, so daß nicht, wie bei man chen anderen Liebesgaben, es viel bevorzugte Regimenter gab und manche Reserve-Formation und abkommandierte Abteilun gen zu kurz kamen? Die Verteilung von Lesestoff hatte sich auf zwei großen Gebieten zu bewähren: in der Heimat und im Felde. Die Re serve- und Vereinslazarette in der Heimat waren am leichtesten zu versorgen. Hier konnte einfach die Stadt, der Kreis, die Umgebung eintreten. Freilich ist dabei viel unerfreulicher Lesestoff wahllos in die Lazarette gebracht worden. Wenn über die Ungeeignete Literatur Klagen laut geworden sind, so hat ein Hauptübel darin gelegen, daß jedermann, jede kleine Organisa tion ihren guten und patriotischen Herzen Genüge tun wollte, wobei oft die genügende Kritik zur Beurteilung der Schriften fehlte. Auf den großen Durchgangsbahnhöfen erwuchs eine wei tere Ausgabe. Bei dem fortwährenden Hin und Her der Trup penverschiebungen bot die Versorgung der durchziehenden Trup pen mit geeignetem Lesestoff eine gewaltige Arbeit. Weiter waren die Truppen-übungsplätze mit Schriften zu versorgen. In der ersten Zeit sind sie vernachlässigt worden, erst nach und nach hat man die Landsturmmänner und die Rekru ten auch bedacht. Bedeutende Aufgaben fielen in der Heimat den Grenzge bieten in Ost und West zu, wo ungeheure Massen von Soldaten zusammenströmten und durchzogen. Erst später setzte die Arbeit für das Feld ein, für Etappe und Kriegsschauplatz. Die Mittel und Wege, um an unsere Truppen im Felde in organisierter Weise Schriften heranzubrin gen, sind außerordentlich verschieden. Einige der wichtigsten seien angeführt.*) Den Feldgeistlichen der verschiedenen Konfessionen liegt auch wesentlich die gesamte geistige Pflege ob. Durch Ver mittlung der Herren Feldpröpste wurden sie mit Schriften reli giöser, unterhaltender und belehrender Art versehen. Dies ist vielleicht die einzige Organisation, die wirklich einigermaßen an alle Truppen mit Schriften herangekommen ist. Keine andere Instanz im Felde hat so Zeit und Gelegenheit, in geordneter Weise allen Formationen Schriften zu bringen, als die Feld geistlichen. Shstematisch haben sie die Arbeit aufgegriffen und durchgeführt. Daneben haben in der Etappe die Delegierten des Kaiserlichen Kommissars der freiwilligen Krankenpflege die Ver teilung der Bücher in die Hand genommen, Büchereien aufge stellt, zumal da ihnen unter den freiwilligen Krankenpflegern ge eignete Männer zur Verwaltung einer Zentralbibliothek und zur Verteilung auf die Kriegslazarette und auch auf die Trup penkörper zur Verfügung standen. Ein anderer Weg, möglichst alle Soldaten zu erreichen, ist vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler versucht worden, der seine reiche Bücherspende durch Verbindung mit dem Kriegsministcrium den einzelnen Armeekorps. über mittelte. Hier ist der Versuch gemacht worden, mit Hilfe des Mili tärs selbst eine möglichst gerechte Verteilung herbetzuführen. In ähnlicher Weise sind die einzelnen Armeekorps von ihren Heimatbezirken bedacht worden. Ein dritter Weg, eine möglichst gleichmäßige Versorgung der Feldtruppen mit Schriften herbetzuführen, wurde von dem Ausschuß für fahrbare Kriegsbüchereien beschritten. Nähere Ausführungen darüber sind in den, soeben erschienenen Buche enthalten: Sch essen, »Die Liebesarbeit für unsere Feld grauen». 2KV Seiten mit vielen Abbildungen. Verlag von Quelle Meyer ln Leipzig. Ein weiterer Weg, der gegenwärtig wohl am häufigsten ge- wählt wird, und der trotz aller scheinbaren Nichtorganisation vielleicht der gangbarste ist, besteht in der Bücherversorgung durch persönliche Beziehungen, die teils schon bei Beginn des Krieges in Jugendvereinigungen, studentischen Korporationen oder anderen Vereinen, in den heimatlichen Ge meinden bestanden, teils im Laufe und bet der Länge des Krieges zwischen den Feldgeistlichen, Delegierten, Truppenkom mandanten — vom Kompagniechef bis zum Führer des Armee korps — und den einzelnen Sammelstellen in Deutschland ent standen sind. Im Laufe des Krieges hat sich für diese Art der Verteilung ein weiterer guter Grund ergeben. Sehr viele Bestellungen gehen bet unserem Gesamtausschutz ein, auf den durch das Krtegsministerium, durch militärische Kommandostellen und durch den Kaiserlichen Kommissar für freiwillige Krankenpflege hingewiesen ist, und der im Felde und in den Lazaretten be kannt ist. Jetzt kann der Gesamtausschuß auf die ihm ange schlossenen Sammelstellen die Wünsche verteilen, wobei den ein zelnen Landes- und Provinz-Sammelstellen möglichst die Wün sche ihrer Armeekorps überwiesen werden und die großen Sam melstellen in Berlin und anderwärts die zahlreichen übrigblei benden Wünsche zugeteilt bekommen. Der Gesamtausschutz ist genau darüber unterrichtet, welche Sammelstellen fähig und be reit sind, weitere Büchersendungen zu übernehmen. Aber auch persönliche Besuche im Felde von Vertretern derjenigen Organisationen, die sich mit der Verteilung von Lesestoff befassen, waren erforderlich. Was war es für ein in haltsreicher Sonntagsmorgen, als mich der Militärzug von Lüttich nach Maubeuge in Frankreich brachte! Das Abteil erster Klasse wurde bald verlassen, und hinaus ging es in den Gepäck wagen, nachdem zuvor mit dem Zugführer durch eine Zigarre Freundschaft geschlossen war. Er nötigte mich in sein bestes Zimmer im Gepäckwagen, in das kleine Kämmerchen, wo drei gute Ledersitze den Zugführer, seinen Gehilfen und mich auf- nahmen. Aus einer Kiste holte ich die Schriften heraus und übergab sie meinen beiden Reisegefährten. Viele Stunden lang sind wir miteinander gefahren. Das genaue Stationsverzeich nis des Zugführers leistete mir gute Dienste. Alle paar Minu ten wurde gehalten. Der Zugführer orientierte mich: auf der nächsten Station sind 20 Eisenbahnbeamte und 30 Landsturm männer. Schnell wurde aus der Bücherkiste das geeignete Ma terial hervorgeholt. Kaum hielt der Zug, so wurde der Bahn hofsvorsteher und der Bahnhofskommandant herangebeten, um ihnen die Sachen für ihre Leute zu übergeben. Von Station zu Station wurden so die Schriften verteilt. Die Freude war groß, da viele von den Beamten und die kleinen Wachkomman dos bisher noch keine Bücher erhalten hatten. In der Registratur des ... Korps zu Achtes im Somme- Departement wartete Ich lange auf das Auto, das mich zu einer Reserve-Division bringen sollte. So benutzte ich die Ge legenheit, die Bäcker-Abteilung von Achtes zu besuchen. 180 Bäcker mußten täglich in schwerer Arbeit 18 000 Brote backen. Bücher hatten sie im ganzen Feldzug noch nicht gesehen. Da konnte ich nun von einem Bäckerstand zum andern hinpilgern und fand freudige Abnahme meiner Sachen. Eine große Aufgabe ist auch den Soldatenheimen als Mit telpunkten für Büchereien und das gesamte Schriftenwesen er wachsen. So sind die verschiedensten Wege beschritten. Trotzdem tritt immer wieder Mangel ein, und immer wieder kommen drin gende Wünsche nach Büchern. 30 bis 40 Millionen Bücher sind mindestens hinausgegangen und ungezählte Millionen Bro schüren und Zeitschriften. Doch was will das heißen bei unse ren Millionen-Heeren! Ein Buch ist bald zerlesen. Von zu großer Organisation im Felde nach strengen Bibliotheks-Grund sätzen halte ich nicht zu viel. Krieg ist Krieg! Wird die Bü cherei von der Kompagnie verwaltet, so besteht leicht die Gefahr, daß der Unteroffizier lieber die Bücher beisammen hält, damit ihm keines abhanden kommt. Wenn ein Buch von drei, fünf oder zehn Soldaten gelesen und zerlesen ist, so hat es seine 621
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