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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. Allgemeiner Deutscher Buchhandlungs-Gehilfen-Berbaud. Im Monat Mai gelangten zur Auszahlung: 1950,25 Krankengelder, „ 1350,— Begräbnisgeldei, „ 67,40 Witwengelder I . . ,. 26,70 Jnvalidengelderi E,chl, Zu,chl°ge, „ 590,— Nolstandsunterstützungen, Leipzig, 29, Mai 1917. Eine deutsche Antwort an den „Lonxres äu l.ivre". Der Gegenstand, der den Oonpres du llvro beschäftigte, ist ein vornehmlich friedlicher, wenngleich auch aus diesen Ver handlungen die Absicht spricht, den Krieg gegen Deutschland in Form des Wirtschaftskrieges nach Friedensschluß fortzu setzen, Da von Deutschland in diesen Verhandlungen so viel die Rede ist, scheint es am Platze, auch einmal deutscherseits Stellung zu nehmen zu dem, was dort über das Verhältnis des deutschen Verlags zum französischen Buchhandel im allge meinen und zum französischen Verlag im besonderen gesprochen wurde. Es handelt sich hier um eine rein sachliche Auseinander setzung über einen Gegenstand, der mit dem Krieg an sich nichts zn tun hat und der vielleicht nur als eine der Wurzeln des Krieges angesehen werden muß, weil ebenso wie auf industriel lem Gebiete so auch auf geistigem die Absicht bestand, durch diesen Krieg einen unbequemen Konkurrenten aus der Welt zu schassen. Immerhin handelt es sich mehr um Dinge, die wir heute, infolge der großen Distanz, die wir durch den Krieg zu ihnen gewonnen haben, rein historisch betrachten können, und so soll in diesen Auseinandersetzungen einmal vergessen werden, was Frankreich uns angetan hat, und es soll mit kühler Sach lichkeit erwogen werden, inwiefern die Anschauungen, die auf dem »VonZres ch, Invre« bezüglich einer Vormachtstellung des deutschen Buchhandels in Frankreich vertreten wurden, berech tigt sind oder nicht. Der deutsche Verleger und auch das deutsche Publikum wird mit Überraschung gelesen haben, was da alles vorgebracht worden ist, und wenn man es liest, so drängt sich unwillkürlich das Empfinden auf: »laut oommo eher nons«. Wir haben uns jahrzehntelang darüber beschwert, daß französische Kunst und Literatur in einem Maße bei uns einge führt wurden, das weit hinausging über das, was uns, gemessen an der Bedeutung der importierten Ware, berechtigt erschien. Es liegt nicht im Wesen des Deutschen, sich abzuschließen gegen das, was das Ausland uns an Werten von Bedeutung zu geben hat. Wir haben es auch nie getan, und die Beschwerden, an welche eben gedacht wurde, richteten sich denn auch in der Hauptsache gegen die Einfuhr solcher geistigen Ware, auf deren Produktion die Besten in Frankreich wohl selbst nicht stolz gewesen sind, d, h, gegen die Produkte der Pseudokunst und Pseudoliteratur, die auf die unsauberen Instinkte der Massen spekulierten. Diese Beschwerden waren berechtigt. Wenn solche Beschwerden ge- legentlich weitergingen und Heißsporne schlechthin einen Ab schluß Deutschlands gegen den Austausch von Kulturgütern an- strebten, so war dies nicht berechtigt. Berechtigt war aber wie derum, wenn wir uns in Deutschland dagegen wehrten, daß in Überschätzung des Ausländischen und Unterschätzung des Eigenen eine fremde Geistesrichtung die heimische zu über- wuchern und ihr Luft und Licht zu nehmen drohte. Es mag in dieser Beziehung bei uns Chauvinisten gegeben haben, aber gegen die Selbstverkleinerungssucht und die Vergötterung alles Ausländischen, besonders alles Französischen, haben sich in Deutschland stets auch Männer gewandt, dis die Blüten fran zösischer Kunst und Dichtung gleich den deutschen zu schätzen wußten, wenn sic solche auch nicht höher stellten. Französischer Chauvinismus hat nach 1870 lange alles Deutsche grundsätzlich abgelehnt, und erst in den Jahren vor dem Kriege waren wir so weit gelangt, daß eine gerechte Schätzung dessen, was wir zu bieten haben, auch in Frankreich Boden gewann. Es hatten sich gute Beziehungen, ja sogar Freundschaften zwischen den Vertretern des geistigen Deutsch land und des geistigen Frankreich angebahnt, und man war beiderseits geneigt, wo es sich um den Verkehr der Verleger beider Länder untereinander handelte, von »Geschäftssreunden« zu sprechen, also diese Beziehungen mit einem wärmeren Aus druck als dem rein kaufmännischen zu bezeichnen. Wer, gleich dem Unterzeichneten, durch viele Jahre derartige Beziehungen von der ursprünglich kühl-höflichen Ablehnung bis zu einer nahezu freundschaftlichen Aufnahme in Paris hat wachsen sehen, weiß, wie berechtigt diese Darstellung ist, und er weiß, wie falsch die Anschauungen sind, die auf dem »dongres du Invre« Deutsch land gegenüber vertreten wurden. Auf dem Gebiet des Buch gewerbes mag, soweit es sich um Maschinen und Rohmateria lien handelte, Deutschlands Einfuhr nach Frankreich über wiegend groß gewesen sein. Auf dem Gebiet des Austausch? der geistigen Güter herrschte dagegen eine völlige Parität im Geben und Nehmen, die nur durch den Krieg jäh unterbrochen wurde und nun wieder auf Jahrzehnte hinaus verschüttet sein dürfte. Wir haben von Frankreich jahrzehntelang fast ausschließ lich genommen. Daß man auch willig aufnahm, was wir zu geben hatten, war eine Erscheinung, die eigentlich erst im neuen Jahrhundert mehr und mehr zur Geltung kam. Die reine Handelsstatistik zeigt zwar, daß wir im Jahre 1913 für 2 26l 000 Bücher aus Frankreich importiert, aber für 2 988 000 ,U nach Frankreich exportiert haben, daß also unser Export den Import um 3316 Prozent überstieg. Aber die Zahle» der Handelsstatistik allein würden ein falsches Bild geben. Es darf in dieser Beziehung nicht vergessen werden, was in Gestalt von Tantiemen und Honoraren für übersetzungsrechte von Deutschland nach Frankreich gezahlt wurde, lind wenn einmal eine Statistik ausgemacht werden könnte, in wieviel Millionen von Exemplare» Werke französischen Geistes in deut scher Übersetzung verbreitet wurden, und welchen Raum Werke der französischen Bühnendichtung und der bildenden Kunst im geistigen Leben Deutschlands einnehmcn, so dürfte die Bilanz des Austausches für Deutschland eine durchaus Passive sein. Das Plus der Handelsstatistik für Deutschland beruht auf dem Überwiegen der teuren wissenschaftlichen Werke, sowie der jenigen Werke, die an Schulen und Hochschulen dem Studium, also der Verbreitung wissenschaftlicher Errungenschaften dienen, die ohnedies Gemeinbesitz der gelehrten Welt sind. Dieser Ex- 609
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