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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1917
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- Deutsch
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100, 1. Mai 1917. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Htschn. Buchhandel. Jur Nabattfrage. Von f f 1' Das erste geschlossene Auftreten der Buchhändlergilde bei den Kantate-Verhandlungen wird eiugeleitet mit einem gewich tigen Auftakt: ein Antrag der Herren Nitschmann und Genossen soll dem alten Kampf um den 30 Prozentigen Minimal rabatt in der verschleierten Form von Besorgungsgebühren zum endlichen Siege verhelfen. Rach dem Grundsatz vivicko et imxera richtet die Gilde ihre ganze Stoßkraft zunächst nur gegen den wissenschaftlichen Verlag; ja, sie verschmäht es nicht, die nichtwissenschaftlichen Verleger gegen ihre Kollegen auszuspiclen, um den Verlag in zwei Lager zu spalten und so ihrem Antrag die Mehrheit zu sichern. Der erste Vorsteher des Deutschen Verlegervereins hat jüngst in wohldurchdachten Ausführungen die Eigentümlichkeiten des Vertriebs der wissenschaftlichen Literatur dargelegt. Der cr- wartcle Widerspruch kam bezeichnenderweise nicht von seiten belletristischer, populärer oder Schulbüchcr-Verlcger, vielmehr ha: das Sortiment mehr oder weniger leidenschaftlich Stellung dagegen genommen. Mau darf daraus wohl schließen, daß der nichiwissenschaftliche Verlag die Ausführungen des Herrn Ur ban im allgemeinen als richtig anerkennt, und man darf er warten, daß den wissenschaftlichen Verlegern bei der notwen digen Abwehr des Nitschmannschen Antrags ihre Verlagskollegen treu zur Seite stehen werden. Es handelt sich ja nicht nur um den Miuimalrnvali von 30 Prozent, sondern um die Schraube ohne Ende, auf die letzten Endes diese ganze Rabattpolitik hinausläuft. Es lohnt wohl die Mühe, die ganze Bewegung in ihren Folgerungen noch einmal zu überdenken. Volkswirtschaftliche Entwicklungen lassen sich nicht ihre Bahn vorschreiben durch Bereinsbeschlüssc; sie folgen höheren Gesetzen, und wenn sie gewaltsam von der natürlichen Richtung abgedrängt werden, so entstehen ungesunde Verhältnisse, die früher oder später in mehr oder weniger einschneidenden Umwälzungen den natür lichen Bahnen wieder zustreben. Der Verlag gibt Rabatt nicht uni des Sortimenters willen, und der Sortimenter vertreibt die Bücher nicht um des Verlages willen. Vielmehr lassen sich beide von ihrem eigenen Vorteil leiten. Kann der Verleger hassen, durch erhöhten Rabatt größeren Nutzen zu erzielen, so wird er kaufmännisch genug denken, diesen Weg zu beschreiten, wie andererseits der Sortimenter auf den Vertrieb solcher Werke verzichten wird, von denen er sich keinen Gewinn verspricht. Abweichungen von diesen kaufmännischen Grundsätzen finden aus Überlegungen verschiedener Art statt, aber sie können und dürfen keine entscheidende Rolle spielen; denn auch der Buch händler ist dem kaufmännischen Grundsatz unterworfen, mit seiner Ware Gewinn zu erzielen. Run kommen die Herren Nitschmann und Genossen, um ein seitig das freie Spiel der natürlichen Rabattbildung in starre Fesseln zu schlagen und dem Verleger die unterste Grenze des Rabatts vorzuschrciben, ohne ihm eine entsprechende Gegen leistung in Aussicht zu stellen. Ist wirklich anzunehmen, daß der überwiegende Teil des wissenschaftlichen Verlags seine eigen sten Interessen so ganz verkennt, indem er sich durch unge nügenden Rabatt eine wirksamere Tätigkeit des Sortiments verscherzt? Und wie kommt es, daß das Sortiment trotz seiner Klagen über den ungenügenden Rabatt zu einem guten Teile an dem Vertrieb wissenschaftlicher Literatur fcsthält? Es muß wohl so sein, daß der wissenschaftliche Verleger eher auf die tätige Mitwirkung des Sortiments verzichten würde, als daß er sich zn einer beträchtlichen Steigerung des Rabatts zwingen liehe. Eine durchgängige Rabatterhöhung mühte in ihm die Neigung zu direkten Lieferungen an das Publikum stärken. Die Dinge liegen ja bei der wissenschaftlichen Literatur nicht so, daß die Interessenten durch eine vielseitige Schaufenster-Aus lage oder durch die beguemc Darbietung der Ware zum Kauf angereizt werden mühten. Je wissenschaftlicher ein Werk ist, um so weniger bedarf es solch äußerlicher Lockmittel. Der Verleger kennt genau den Kreis der Interessenten; er ist heute in den meisten Fällen gezwungen, ihn mit seiner eigenen Reklame auf. zusnchcn, und häufig spielt der Sortimenter nicht viel mehr als die Rolle eines blohen Vermittlers. Aber ein zweites kommt hinzu: Der verhältnismäßig hohe Ladenpreis wissenschaftlicher Veröffentlichungen begünstigt in hohem Matze den direkten Ver kehr des Kunden mit dem Verleger. Während es niemand ein sallen würde, sich wegen eines Markbändchens an den Ver leger zu wenden, verursacht der direkte Bezug eines wissen schaftlichen Lehrbuchs mit einem Ladenpreis von 20 keinerlei Schwierigkeiten. Die Portokosten, die Verpackung, die Ausliefe rungskosten, sie können vom Verleger leicht getragen werden, wenn die Verkaufsgebühr für den Sortimenter in Wegfall kommt. Noch stärker vielleicht als beim Verleger tritt beim Publi kum die Neigung hervor zu direktem Verkehr mit dem Verlag, und sie muß in demselben Maße wachsen, je größer die Span nung ist zwischen dem Netto« und dem Ladenpreis. Der Käufer kann es selten verstehen, daß er für ein teures Werk, von dem er lediglich durch die Ankündigungen des Verlags Kenntnis er halten hat, dem Sortimenter einen so viel höheren Preis zahlen soll, als der Verleger dem Sortimenter berechnet. Nicht an der Vergütung an sich wird der verständige Käufer einen Anstoß nehmen, sondern der unverhältnismäßig große Preisunterschied gerade bei einem teuren Werk wird ihn mißmutig machen und ihn anreizen, auf irgendwelche Weise an dieser Rabattvergntnng beteiligt zu werden. Wenn ein großer Teil des Sortiments sich heute trotz des angeblich niedrigen Rabatts mit wissenschaftlicher Literatur av- gibt, so muß er offenbar doch seine Rechnung dabei finden. Denn es steht ihm ja der Vertrieb anderer Literatur offen, und in den meisten Fällen wird er ohne Schwierigkeiten sein Schwergewicht auf andere Büchergattungen legen können. Wenn er sich dazu nicht entschließt und wenn er, trotzdem er nicht ganz auf seine Rechnung zu kommen glaubt, an dem Vertrieb wissenschaftlicher Literatur fcsthält, so geschieht dies vielleicht doch aus der Em pfindung heraus, daß die wahre Ursache nicht in der unge nügenden Rabattierung wissenschaftlicher Literatur, sondern in andern Erscheinungen zu suchen ist. Ein bekannter volkswirtschaftlicher Grundsatz fordert die Erzielung einer größtmöglichen Wirkung mit den geringstmög lichen Mitteln. Eine allgemeine Erhöhung des Rabatts würde — in großen Zügen gesehen — nur die gegenteiligen Wirkungen haben: Erhöhung der Ladenpreise, Verringerung des Absatzes der einzelnen Werke bei gleichbleibendcr Kaufkraft der akademi schen Welt, Vermehrung der Konkurrenz im Sortiment infolge der Lockung des höheren Rabatts, im Zusammenhang damit die Wiederbelebung der Schleuderet, größere Steigung des Ver-> legers zu direkten Lieferungen und steigende Versuchung für das Publikum, teurere Werke auf indirekten Wegen zu billigeren Preisen zu erwerben. Alles unter der Voraussetzung, daß das ausgleichende Kräftespiei der natürlichen Rabattbildung aufge hoben würde und eine allgemeine Erhöhung der Rabattsätze auf Grund eines künstlich gesteigerten Minimalrabatts Platz griffe. Eine dieser Erscheinungen, die heute schon einen bedenk lichen Charakter angenommen hat, die aber in den Betrachtungen über die Rabailfragc selten und dann nur flüchtig gestreift wird, verdient herausgegriffen nnd näher beleuchtet zu werden: die übergroße Konkurrenz im Sortiment. Sie ist der wahre Grund, weshalb der Sortimenter trotz aller Be mühungen seinen Umsatz nicht in dem Matze zu steigern ver mag, daß ihm nach Abzug seiner Unkosten ein angemessener Zu dem Kapitel »Unkosten« muß auch noch ein Wort gesagt werden. Bei allen Ausstellungen, die die hohe Spesenbelaftung des Sortiments darlcgcn sollen, ist geflissentlich eine Rubrik nicht ge trennt ausgeführt: die Schuldzinsen, besonders die Schnldzinfen an den Kommissionär. Leute, die es wissen müssen, beziffern die Schulden last zahlreicher Sortlmcntsbetrlcbe sehr hoch. Ans die Ursachen dieser Erscheinung kann hier nicht eingegangen werden. Nur das eine sei betont: wenn der wissenschaftliche Berlagsbuchhandcl nicht zum über wiegenden Teil mit eigenem Kapital arbeiten würde, so könnte ln de» meisten Fälle» von einem Gewinn kaum die Rede sein. Vielleicht prüft die Gilde ihre interessante Statistik über den Sortimentergewinn unter diesem Gesichtspunkt nochmals nach. 807
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