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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
- Monat1917-04
- Tag1917-04-30
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- Jahr1917
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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-V 99. 36. April 1917. Redaktioneller Teil Pioniere gelegt wird. Um Buchhändler, die für alle möglichen Gebiete Berater ihrer Kunden sind, die sich sowohl für eine! wissenschaftliche Einzeluntersuchung wie für ein populäres Nachschlagewerk oder einen Roman verwenden, handelt es sich.! Ein Sortiment rein wissenschaftlicher Spezialrichtung wirkt m. E. nicht so sehr für den Absatz, wie es einem Verleger auf den ersten Blick (Absatzliste) erscheinen mag. Es versendet Kataloge und Neuigkeitsprospekte an Fachgelehrte, die einschlä gige Werke kaufen müssen. Das ist allerdings ein glattes Geschäft. Viel schwieriger ist es. die Nachbarinteressenten für ein Buch zu gewinnen, und diese Arbeit, die freilich nicht so ertragreich ist, besorgt der Sortimenter allgemeiner Richtung. Er hält zum mindesten das Interesse an wissenschaftlichen Bü chern bei Studierten durch Ansichtssendungen, persönliche Vor lage im Laden usw. wach. Die Durchschnittsspesen eines solchen Geschäfts müssen wir zugrundelegen, wollen wir die Notwendigkeit der Rabatter höhung prüfen. U. kommt zu dem Schluß, daß ein fachwissen- schastliches Sortiment etwa 14—17 Prozent, ein allgemeines Sortiment 26—25 Prozent Spesen hat. Hüten wir uns — die Nichtigkeit der Angaben vorläufig außer acht lassend — vor dem Trugschluß, als ob der Vertrieb wissenschaftlicher Werke für das deutsche Sortiment weniger spesenreich zu bewerkstelli gen wäre als der der übrigen Literatur! Immer aus dem Rahmen eines mittelgroßen Sortiments allgemeiner Richtung einschließlich Universitäts-Buchhandlung heraus gesprochen: genau das Gegenteil ist nach meinen Erfahrungen der Fall! Als ich in einer bedeutenden Universitäts-Buchhandlung einer mit- teldeuischen Stadt zwei Jahre lang den Posten für Neuigkeits- Vertrieb innehatte, kam der Ches oft nach gemeinsamer Über legung und Berechnung mit mir zu dem Resultat, daß der Vertrieb wissenschaftlicher Neuigkeiten nicht nur keinen direk ten Gewinn, sondern noch Zubuße erfordere. Einen indirekten Nutzen muß man, ohne ihn kontrollieren zu können, annchmen. Ich meine da nicht nur die Nachwirkung von Ansichtssendungen und Ankündigungen, die sich z. B. sehr oft dadurch geltend macht, daß eine Bücherei auf Veranlassung eines damit zur Ansicht beschickten Kunden ein Buch bestellt, sondern Momente. Die mit der allgemeinen Wertschätzung, dem »Renommee« der betr. Firma Zusammenhängen. Wären diese soeben angedeuteten Imponderabilien nicht zu berücksichtigen und ebenso der Wert, den ein gutes Sortiment auf freundschaftliche Beziehungen zu den wissenschaftlichen Verlegern legi, so würde die Tätigkeit für den Vertrieb wissenschaftlicher Literatur noch mehr einge schränkt werden, als dies von mehr nach der kaufmännischen Seite neigenden Sortimentern schon setzt mehr und mehr ge schieht. Aber ich wollte ja beweisen, daß Herrn U.s Schlüsse betr. der Spesen auf falschen Voraussetzungen beruhten. Vorweg eins: wenn sich ein Werk der Schönen Literatur als schwer verkäuf lich herausstellt oder wenn ein solches fliegen« bleibt, so müßte es keine Verkaufstalente im Buchhandel mehr geben, die dem nicht abhelfen könnten. Ein wissenschaftliches Werk ist im glei chen Falle wenn nicht Makulatur, so doch zum mindesten anti quarisch. Und weil, wie Herr U. richtig bemerkt, wissenschaft liche Bücher in der Regel hohe Preise haben, so läuft das ins Geld. Welche Spesen verursachen nun die verschiedenen Literatur- gaitungen der .Handlung? Tun wir einen Blick in die Oblie genheiten meiner obenerwähnten Stellung. Wenn ich die Ver leger-Rundschreiben und das Börsenblatt »studiert« hatte, so legte ich mir für verwendungswcrte Neuerscheinungen kleine Zettel an. auf denen ich Interessenten, Anzahl der bestellten Exem plare und etwaiger Prospekte sowie sonstige Veririebsmaßnah- men (bei bedeutenderen Erscheinungen), die ich aus den meist wulstigen Ankündigungen der Verleger herausgeschält hatte, notierte. — Das Werk kommt an. und hatte ich bei meinetwegen 8 Interessenten 4 a c. und 16 Prospekte bestellt, so schickt der Verleger nur 2 Exemplare mit oder ohne Begründung der Kür zung. Liegen die verlangten Prospekte bei, so lasse ich nur dem Haupiinieressenten ein Exemplar zur Ansicht zukommen, lege ein Exemplar ins Schaufenster und schicke, möglichst mit 3 Pfg.- Marke, an die übrigen Prospekte mit dem Vermerk, daß das Werk zur Ansicht zur Verfügung steht. Aber die Prospekte »fol gen« ja meistens (statt vom Titel, Vorwort und Inhalt, eventl. noch einigen Textseiien Abzüge Herstellen zu lassen und in etwa doppelter Anzahl der verlangten a c.-Exemplare den Sortimen tern mit der Noditätensendung zuzusenden), so daß man ge zwungen ist, die wenigen empfangenen Exemplare auf die Wan derschaft zu schicken. Auf alsbaldige Entscheidung muß hin- gearbeitet werden, da sonst der achte Kunde das Werk gar zu spät erhält. So einfach, wie man als Verleger glauben möchte, ist nun die Feststellung: das Buch hat der Kunde behalten, und jenes gibt er zurück, nicht. Setze ich die nach meiner Ansicht be? haltenen Bücher auf die Vierteljahrsrechnung, so kommt der Kunde ziemlich sicher ins Geschäft mit der etwas gereizten Be merkung ». . . . habe ich doch zurückgegeben, .... will ich auch nicht behalten«. Die Erfahrungen der Praxis haben mich ver anlaßt, bei bedeutenderen Kunden prinzipiell neben der festen Rechnung einen Auszug vom Ansichtskonto zu senden. — Zu diesen mühseligen Kleinarbeiten im Verkehr mit den Kunden treten die Scherereien, die die »grüne Liste« verursacht. - Alle diese Arbeit verlangt das wissenschaftliche Buch. Für ein belletristisches Werk läßt sich viel leichter arbeiten, ebenso für populärwissenschaftliche Nachschlagewerke. Man kann in der Jnteressentenliste Namen bezeichnen und die Werbearbeit einer Hilfskraft übertragen. Ein Laden ist nicht zu umgehen. Man verkauft doch auch wissenschaftliche Werke mal aus dem Fenster! oder soll der Buchhandel noch hinterwäldlerischer werden? Jedenfalls ist der kostbare Fenster- und Ladenraum, und darin stimme ich mit Herrn U. überein, für mit 25 Prozent rabattierte Bücher reich lich wertvoll. Würde es aber Herrn U. recht sein, wenn er nach dem Herausbringen einiger Neuigkeiten seines Verlags beim Betrachten der Schaufenster wissenschaftlicher Handlungen ver geblich nach der charakteristischen Umschlagfarbe seiner Ver lagskinder Ausschau hielte? Zu all dem kommt das Mehr an Fracht (was bei Firmen, die an der Peripherie Deutschlands liegen, ins Gewicht fällt) hinzu, das die wissenschaftliche Literatur gegenüber der belle tristischen verursacht, da N aller eingegangenen wissenschaftlichen Novitäten.doch zur nächsten oder einer späteren O.-M. zurück gehen. Endlich ist der noch bestehende Bibliotheksrabatt (711 Pro zent) von einschneidender Bedeutung besonders für die Hand lungen in Hochschulsitzen. Für die Notlage des Sortiments werden die geforderten 5 Prozent Mehr-Rabatt bei wissenschaftlichen Werken kein Heil serum bedeuten. Das Grundübel scheint mir in der bei den meisten Sortimenten mangelnden Erkenntnisfähigkeit der eigenen finan ziellen Lage zu liegen. Ohne richtige Diagnose kein Weg zur Hei lung. Woher soll auch diese Fähigkeit kommen? Man betrachte sich die Berufsausbildung des angehenden Buchhändlers, und man wird zugeben müssen, daß diese für unsere moderne Zeit völlig ungenügend ist. Nur einige wenige ringen sich zu einem tüchtigen, modernen Kaufmann durch, die Mehrzahl bleibt in Halbheiten stecken. Wer offene Augen hat. muß bemerkt haben, dätz gerade modern geleitete Sortimente — »die tüchtigen Sor timenter« nennt sie Herr Urban — den Vertrieb wissenschaft licher Literatur eingeschränkt haben und ihn sozusagen als not wendiges übel betrachten. Diese Zurückhaltung scheint mir immer mehr Boden zu gewinnen. Ein Damm gegen diese Entwicklung wäre sicherlich die allgemeine Nabaiterhöhung auf 36 Prozent. Der Vertrieb wissenschaftlicher Werke würde aus dem Verdacht der Ursache von Unterbilanzen, in dem er jetzt steht, herauskommen. Mit der besonderen Vergünstigung reger Sortimenter ist es nicht getan. Der buchhöndlerische Kleinvertrieb ist, trotz moder ner Verkehrsmittel, im wesentlichen an den Ort (mit Umgebung) gebunden. Wir würden bei Ausbau des Urbanschen Systems (es reden ihm viele Verleger das Wort) dahin kommen, daß Orte mit guten Absatzgebieten sich in den Besitz der verbesserten Bezugsbedingungen setzen würden, während magerer Boden gänzlich brach liegen bliebe. 471
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