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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1886
- Strukturtyp
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- 1886-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1886
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- Deutsch
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1364 Nichtamtlicher Teil. ^ 61, 15. März 1886. höchsten Preis von 600 Mk, erzielte ein Brief der Königin Marie Antoinette, adressiert an die Prinzeß von Lamballc. Ein Brief von Ludwig XVI. vom 30. September 1791 wurde mit 325 Mk., ein solcher von Margarethe von Valois, der Gattin Heinrich IV., ohne Datum, mit 222 Mk. bezahlt. Von hochinteressantem politi schen Inhalt war ein in deutscher Sprache geschriebener Brief Napoleon III. ans des Kaisers Glanzzeit. Das Schreiben, datiert Paris, l 7. Dezember 1860, ist an einen deutschen Journalisten gerichtet und beginnt: »Mein lieber Herr « Das Briefchen wurde für 111 Mk. verkauft. Ein reizender Brief der Königin Luise von Preußen in französischer Sprache und datiert Berlin 18. März 1799 ging für 180 Mk. fort, ein Brief König Friedrich Wilhelms I. vom 5. Januar 1719 brachte 101 Mk. und ein solcher des Kaisers Joseph II. vom 25. Mai 1767 126 Mk. Einige Briefe und Dokumente sächsischer Regenten wurden, um sie vor weiterer Verbreitung zu schützen, für das Dresdener Archiv angekauft. Nach den Autographen der Fürsten folgten die von Kriegsmännern aus dem dreißigjährigen Kriege. Ein Brief Bernhards von Weimar vom 17. Juni 1634 mit politischem Inhalt kam auf 67 Mk., ein Dokument des Grafen von Terczky, gegeben im Hauptquartier Pilsen, den 14. Januar 1634, auf 53 Mk. und ein Schutzbrief Wallenstcins vom 15. Mai 1627 auf 35 Mk. Am dritten Tage der Versteigerung wurde für ein Musik.Manuskript von Franz Schubert, drei seiner schönsten Lieder »Der Wallensteincr Landsknecht beim Trunk«, »Der Kreuzzug« und »Des Fischers Liebesglück« enthaltend, 300 Mk. gezahlt. Ein noch unediertes Manuskript von W. A. Mozart, zwei Menuetten für kleines Orchester, brachte 251 Mk., ein anderes, drei musikalische Skizzen enthaltendes Manuskript desselben Meisters ging für 102 Mk. fort. Ein ebenfalls unediertes Musikstück von Mendels- sohn-Bartholdy, die Komposition des Goetheschen Zigeunerliedes »Im Nebelgeriescl, im tiefen Schnee« für zweistimmige Männer chöre, das der Handschrift nach als eine Jugendarbeit des Ton dichters gilt und mit der Widmung »Meinem Eduard« (der talent volle Violinist Eduard Rietz) versehen ist, wurde für 150 Mk. ver kauft. Ein ziemlich ausgesührter handschriftlicher Entwurf Richard Wagners zur ersten Scene von »Rienzi«, datiert Riga 26. Juli — 7. August 1838, ging für 105 Mk. fort; ein Brief desselben Koinponisten, unter dem 3. Juli 1848 von Dresden an Kapell meister Reissiger gerichtet, in welchem er den Genannten dringend um Verlängerung seines Urlaubs am Dresdener Hoftheater ersucht, ging auf 73 Mk. Ein Brief Wagners an Bülow ohne Datum war schon für 41 Mk. käuflich. Webers Manuskript der Ouvertüre zur Oper »Der Beherrscher der Geister« mit dem Datum 8. November 1811 ging für 300 Mk. fort und ein Brief des Komponisten an einen intimen Freund in Wien brachte 82 Mk. Unter den Schauspieler-Autographen befand sich ein äußerst charakteristischer Brief des berühmten Schauspieldirektors Döbbelin an den Direktor Großmann, der in Knittelversen, im damals üblichen Ton der Hanswurstiade geschrieben und unterzeichnet war: Karl Theophilus Döbbelin, zur. utr. eanck. I>. t. Oomions; derselbe ging für 30 Mk. fort, während ein Brief David Garricks auf 36 Mk. zu stehen kam. — Schließlich wurde unter den Autographen der Dichter ein Brief Goethes an seinen Sohn August mit 70 Mk., ein solcher Heinrich Heines mit 30 Mk. und ein Brief Heinrichs von Kleist mit 100 Mk. bezahlt. Ein besonderes Interesse wandte sich am vierten Tage den Briefen der Lessingschen Familie zu. Gotthold Ephraim schreibt von Wolfsenbüttel am 4. Juli 1770 an den Herzog Karl von Braunschweig und bittet um Erlaß »an die Kammerkassa«, in Zu kunft die für die Bibliothek ausgesetzten 200 Thalcr gegen Lessings Quittung auszuzahlen. Der Brief ist unterzeichnet »Euer hoch fürstlichen Durchlaucht unterthänigster Knecht Lessing« und wurde für 351 Mk. verkauft. Der Vater des Dichters, Johann Gottfried Lessing, ist mit einem inhaltreichen Brief an seinen Sohn vertreten, in welchem er ihn um Unterstützung bittet. Der Brief ist datiert »Camenz 1768, den 12. Julio« und führt die Anrede »Mein hertz lieber Sohn«. Zum Schluß heißt es »Kannst du demnach deinem alten Vater helfen, so hilf Ihm vor dieses Mahl. Dein treuer Vater M. I. G. Lessing«. Dieser Brief kam auf 200 Mk. zu stehen. Ein Brief der Mutter Lessings vom 3. Juli 1771 wurde für 201 Mk. verkauft. Sehr interessant war der Brief von Lessings Schwester Dorothea Salome, vier Seiten lang ohne eine einzige Interpunktion. Da ein Brief von Lessings Schwester wohl noch nie im Handel war, so wurde dieser mit dem hohen Preis von 310 Mk. bezahlt. Alle fünf Briefe der Lessingschen Familie bleiben zusammen in gleichem Besitz. — Ein Brief Schillers, ohne Datum und Adresse, aber wahrscheinlich an seinen Verleger Schwan, und auf der Rückseite registriert: »Mannheim, 9. Juni 1784« ging auf 102 Mk. Ein anderes Schreiben Schillers an den Buchhändler Crusius, Jena, 10. Oktober 1796, hat u. a. folgenden Inhalt: »Die Besorgung des Musen-Almanachs, der hier in Jena gedruckt, gebunden, Paquetiert und versendet wird, fiel ganz auf mich und raubte mir diese letzten 3 Wochen jede ruhige Stunde, dazu kamen auch die Horen. Zugleich fiel in diese Wochen der Todesfall meines Vaters und eine tödtliche Krankheit meines klein sten Kindes«. Dieser Brief wurde mit 104 Mk. bezahlt. — Unter den Aurographen französischer Litteraten ging ein Brief von Beau marchais an den Grafen von Maurepas, vom 2. Februar 1778, auf 240 Mk. und ein Brief Voltaires, datiert »Usrlin Is 6. )anvisr 1751« und adressiert an die Markgräfin von Bayreuth, die be rühmte Schwester Friedrichs des Großen, auf 200 Mk. — Den Dichter-Autographen folgten die der bildenden Künstler. Ein humo ristischer Brief Adolph Menzels wurde mit 210 Mk. bezahlt. (Nat.-Zeitg.) Personalnachrichtcn. F.J. von Singer ff. — In Wien starb am 5. d. im Alter von achtundfünfzig Fahrender Eigentümer des Wiener»Jllustrirten Extra blattes«, Gemeinderat Ritter von Singer. Singer, welcher aus Raab gebürtig war, sollte ursprünglich Goldschmied werden, verlor jedoch die Lust an diesem Berufe und wurde Zeitungsausträger. Bald gelang es ihm, in das Wesen des Zeitungsvertriebcs Einblick zu gewinnen und mit eigenen Unternehmungen hervorzn- treten. Rasch brachte er es zu einer angesehenen Stellung in der Öffentlichkeit; er begründete den Zeitungsverschleiß in Wien, durch welche Neuerung der schwere Schlag, welcher der Publicistik durch das Verbot der freien Kolportage zugefügt wurde, teilweise ab gewehrt schien. Mit dem kleinen Vermögen, welches er sich durch den geschickten Vertrieb einiger Zeitungen erwarb, beteiligte er sich nun selbst an publicistischen Neugründungen Der Erfolg blieb ihm unter allen Umständen treu und der einstige Zeitungsbote errang Reichtum und hohe Ehrenstellen. Ein in gewisser Beziehung merkwürdiger Lebenslauf, so schreibt die »Wiener Allg. Ztg.«, hat seinen Abschluß gefunden, eine Carriere, wie sie in der Großstadt, wo die von der Höhe ab steigenden Existenzen häufiger sind, als die aus kleinen Anfängen zu hohem Fluge sich emporschwingenden, nicht allzu häufig vor kommt. Ohne etwa in hervorragender Weise begabt zu sein oder einen lebhaften Bildungsdrang zu besitzen, war Singer doch ein gewisser intelligenter Blick für die Zeit, in der er lebte, und deren Bedürfnisse zu eigen, und da diese Eigenschaften mit einem ziel- bewnßten kaufmännischen Verstände sich paarten, so konnte der Er folg nicht ausbleiben.
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