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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. ^5 88, 19. April 1915. bemerklich. Es fehlt insbesondere an geeignetem Ersatz für die ausgehobenen Boten und Abonnentenfammler, welch letztere sich auch in den ersten schlechten Wochen nach Kriegs ausbruch vielfach anderem, lohnenderem Erwerb, woran jetzt kein Mangel ist, zugewandt haben. Man sucht daher als Boten auch Frauen einzustellen, was aber auf zwei Schwierig keiten stößt: einmal ist die zu bewältigende Traglast — nach dem Gewicht berechnet — für Frauen reichlich groß, dann stellt aber auch die geistige Lösung der Aufgabe bet der Viel seitigkeit der geführten Zeitschriften und Lieserungswerke und bei den vielen Nachlieferungen an einen Boten heutzutage Anforderungen, denen die Frau in den hier in Betracht kommenden Kreisen der Bevölkerung noch nicht gewachsen ist. Doch überlassen wir nun den Zeitschriftenhändlern ihre besonderen, aus der Not der Zeit geborenen Sorgen und Wersen wir noch einen Blick auf das Los des Zeitschriften verlegers seit Ausbruch des Krieges. Wir beschränken uns hierbei aus die Familien- und Modeblätter, sowie die Zeit schriften allgemeinen Inhalts mit Ausschluß der Fachblätter, über die schon mehrfach im Börsenblatt berichtet worden ist. Sofort bei Ausbruch des Krieges verloren die Zeit schriften deutscher Sprache ihre sämtlichen Abonnenten in den mit uns Krieg führenden Staaten Rußland, Belgien, Frank reich, England und dessen Kronländern, in den deutschen Kolonien und überhaupt in den meisten überseeländern, da der Verkehr mit ihnen durch die Flotten Englands und Frank reichs stark gestört wurde und noch wird. Dieser Verlust an Abonnenten in den deutschen Sprachinseln ist nicht gering anzuschlagen, aber noch zu tragen. Viel schlimmer war der mit Kriegsausbruch eingetretene Stillstand des Jnseraten- geschäfts, das auch bis heute kaum ein Drittel des gewöhn lichen Standes erreicht hat. Wer weiß, wie sehr der Zeit schriftenverleger bei der Verwöhnung des heutigen Publikums bezüglich des Umfangs und der Ausstattung der Journale aus die Jnserateinnahme angewiesen ist, kann die Schwierig keit seiner Lage ermessen. Den Abonnementspreis zu erhöhen, ging nur in Ausnahmefällen an, und doch mußte ein Ausgleich geschaffen werden, der sich manchem in einer behutsamen Be schneidung des Inhalts der Blätter bot. Bei dem veränderten Interesse des Publikums ging das wohl an und fiel außer dem nicht allzu sehr aus, da infolge der starken Verminderung des Inseratenteils die Zeitschriften gegen früher ihr Aussehen doch schon verändert hatten. Auch boten bei dem" fast uner sättlichen Hunger des Publikums nach allem, was mit dem Kriege zusammenhängt, Bilder und Mitteilungen von den Kriegsschauplätzen, Belehrungen über das Verhalten der Zivil bevölkerung während des Krieges usw. reichlichen Ersatz für das Weggefallene. Andere Blätter, vor allem solche, die vor dem Kriege auch schon wenig Inserate hatten, waren an scheinend in der Lage, aus diesen Ausweg zu verzichten. In den ersten Wochen des Krieges zeigte sich noch die vorüber gehende Erscheinung, daß Wochenschriften die eine oder andere Woche überspringen mutzten und vierzehnläglich herauskamen. Wieweit der Zeitschriftenverlag infolge des Krieges durch seine Abnehmer im Buch- und Zeitschristcnhandel beeinflußt worden ist, daß er durch den Krieg auch in seiner Abonnements propaganda gehemmt wurde, ist schon oben gesagt. Neuer dings wird ihm die Aufrechterhaltung eines regelrechten Be triebes durch Mangel an Hilfskräften und eine Ver teuerung, auch Verschlechterung mancher Rohmaterialien für den Druck und die Bilderanfertigung erschwert. Vor allem sind technische Kräfte auf dem Arbeitsmarkte kaum noch zu finden, während in den kaufmännischen Abteilungen die Frauen vielfach Stellungen erobert haben, die bis dahin noch den Männern Vorbehalten waren. Ob diese Wandlung nach Beendigung des Krieges zu Unzuträglichkeiten führen wird, bleibt abzuwarten, ist aber Wohl kaum zu befürchten, da bei dem dann bevorstehenden Aufschwung des gesamten Wirtschaftslebens sicherlich für eine große Zahl männlicher »Kulturträger« neu Raum geschaffen werden wird. Man sollte nach dem Kriege nur mit dem ganz unberechtigten Vorurteil 542 ausräumen, daß ein Gehilfe mit 40 Jahren am Ende seiner Leistungsfähigkeit und daher von einem Neu-Engagement aus- zuschlietzen fei. Wenn überhaupt etwas an ihm ist, so dürfte er sehr wohl noch in der Lage sein, sich an neue Verhältnisse zu gewöhnen und dank seiner besseren Einsicht und Erfahrung Ersprießliches zu leisten. Bei dem von uns und allen andern Kriegführenden zu beklagenden Verluste so vieler jungen Kräfte, die auf den Schlachtfeldern geblieben sind, wird man die Altersgrenze später erheblich höher rücken müssen und dadurch den älteren Mitarbeitern des Buchhandels eine schwere Sorge vom Herzen nehmen. Wie die anderen Betrachtungen über die Lage der ein zelnen Geschäftszweige des Buchhandels, so kann auch die heutige über das Zeitschriftengeschäft mit der tröstlichen Gewißheit schließen, daß man es in Deutschland verstanden hat, sich den veränderten Zeitverhältnissen in geschickter Weise anzupassen. Fast überall sind katastrophale Einwirkungen des Krieges abgewehrt worden, so daß Wider Erwarten und Be fürchten ein ganz erträglicher Zustand der Dinge erzielt worden ist. Wir halten durch bis zum Friedensschlüsse, und unfern heimkehrenden siegreichen Kriegern wird zu Hause ein Will kommen nach ihren Herzen in dem Wiedereintritt in geordnete wirtschaftliche Verhältnisse zuteil werden! L. Og. Mein Freund, der Trambahnkutscher. Von Fritz Müller. Vor dem Kriege war er kein Trambahnkutscher, sondern ein Schriftsteller. Große Augen hätte er gemacht, würde ihm einer mit Wahrsagegaben auf den Kopf zugesagt haben: »Junger Mann, Sie werden noch einmal einen Wagen der Linie 7 durchs Leben lenken.« Aber wie das so geht, der Krieg hat vieles wahrgemacht, was man niemals glaubte, und vieles unwahr, was man immer glaubte. So hatte mein Freund vor dem Kriege stets geglaubt, daß sein Drama, von dem er alle Akte bis auf einen schon geschrieben hatte, in diesem Herbst als ein Kassenfüller durch die Lande zöge. Aber da kam ein größeres Drama und löschte alle anderen Dramen und Drämlein aus, und meines Freundes Dramenstumps sehnte sich vergebens nach dem letzten Akt, den ganzen Sommer durch. Auf einmal kam der letzte Akt von selber. Aber einer, den das Leben schrieb, nicht meines Freundes Feder. Seine Gelder wurden knapp und knapper. So viele von der Feder wurden ökonomisch von dem Kriege an die Wand gedrückt. Die Feder schlug er ihnen in den ersten Tagen aus der Hand: »Die Leute lesen jetzt nur Telegramme, da, nehmt die Gewehre statt der Feder!« Aber da ergab es sich, daß meines Freundes Lunge nicht so wollte wie der Krieg. Er blieb zu Hause. Er schlug sich mit den Gläubigern herum. Er ward gepfändet. Eine halbe Stunde vor der Versteigerung kam er angerückt: »Kannst du helfen? Kannst du's für mich steigern?« Da war's zu spät, ich hätte erst am nächsten Tage Geld beschaffen können, »So komm mit, wie du bist.« — »Wohin denn?« — »Ei, in die Versteigerung, vielleicht, daß sich was Besonderes ereignet, man kann nie wissen, weißt du . . .« Ach, was sollte sich ereignen, wenn zwei Menschen mit leeren Geldbeuteln im Versteigerungslokal herumsttzen? Wenn sie sehen müssen, wie die Dinge scheinbar glatt und schmerzlos den Besitzer wechseln? Wenn sie nicht mitbieten können? Nun, solange es wildfremde Dinge anging, waren wir gefaßt. Dann aber kamen meines Freundes Dinge an die Reihe. Zögernd überblickte der Mann mit den Versteige rungsaugen das schmale Häuflein Dinge und stellte schließlich einen Globus vor. Es war kein Extrawertstück. Aber ich hatte ihn oft bei ihm gedreht und den Atlantischen Ozean abgesucht oder den Stillen Ozean, wenn ich gerade nicht zum Reden aufgelegt war. Hm, ob wir wenigstens den Globus mit vereinten Kräften steigern könnten? »Wieviel Geld hast du bei dir?« — »Elf Mark etwa, und du?« — »Hm, nur zwei. Meinst du also wirklich, daß wir gerade den Globus — ja ja, du hast schon recht, es war ein guter Globus, und er hat mir
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