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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1915
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- Deutsch
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MlllttMdeOmWMllhhlMdel Nr. 88. EÄeMWMörstMWrL'ö'eMMWnBW'M Leipzig, Montag den 19, April 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Der Krieg und der Zeitschriftenhandel. Nachdem die Wirkung des Krieges auf die einzelnen Zweige des Buchhandels, des Verlags, wie des Sortiments und auch des Reise- und Versandbuchhandels, im Börsenblatt untersucht und nach allen Richtungen hin beleuchtet worden ist, besteht hier nur bezüglich des Zeitschriftenhandels noch eine Lücke, die wir durch die nachstehenden Betrachtungen schließen möchten. Auch der Herzschlag des Zeitschriftenhandels schien bei Ausbruch des Krieges stocken zu wollen, so jäh und un erwartet traf uns alle das furchtbare Ereignis, das mit einem Schlage den Dingen ein ganz anderes Aussehen gab und eine Umwertung aller Werte hervorzauberte. Als die Kriegs erklärungen einander folgten, als blitzhell zutage kam, daß die größten Staaten der Erde sich zu unserem Untergange ver schworen hatten, als auch noch einer der wenigen Bundes genossen von uns abzufallen drohte und die übrigen »Neu tralen« nur als zweifelhafte Kantonisten in der feindlichen und eigenen Presse erschienen, da konnte auch dem Mutigsten das Herz erbeben bei der Frage: Wie wird das werden? Kein Wunder, daß alle Interessen verblaßten beim Scheine der blutigen Fackel des Weltkrieges. Und dann folgte auf dem Fuße die Mobilmachung, die in wenigen Wochen Millionen hinwegritz von der Stätte ihrer Wirksamkeit, aus ihrem Heim, ihrer Familie — einer ungewissen Zukunft entgegen und die Ihrigen einer ungewissen Zukunft überlassend. Da lockerten sich mit einem Schlage auch die Bande des wirtschaftlichen Lebens, und manche Einrichtungen zerfielen wie ein Kartenhaus im Winde. Eine Abonnementsbe stellung Pflegt, wenn sie nicht von Behörden ausgeht oder über teure Lteferungswerke lautet, schon im gewöhnlichen Leben nicht als besonders wertvolles Dokument zu gelten. Nicht viel mehr als Makulaturwert hat ein Abonnements bestellschein aber, wenn eine Katastrophe wie ein solcher Weltkrieg über ein Land hereinbricht. Dies zeigte sich zunächst bet den wöchentlich oder heftweise zahlenden Abonnenten. Ganze Berge von Heften brachten die Boten von ihren Touren zurück; hier war der Abonnent ins Feld gezogen, da der Mann der Abonnentin; ein anderer wieder hatte seinen Ver dienst verloren. Voller Zagen blickte der Zettschriftenhändler auf diese »Retouren«, von den übrigen Schwierigkeiten nach der Mobilmachung, wie verspätetem Eintreffen der Fortfetzungs- ballen, Einstellung von Ersatzkräften für Boten, die zu den Fahnen einberufen worden waren, ganz zu schweigen. Auf Abnahme verklagen konnte und wollte er die Abonnenten natürlich nicht, also blieb ihm, um nicht selber auf den Heften sitzen zu bleiben, nur der Weg, sie seinem Lieferanten, dem Verleger oder Grossisten, zurückzuschicken. Diese sträubten sich gegen ein solches Verlangen zwar nicht, verlangten aber sofortige Reduzierung der Kontinuation, um keine Makulatur zu drucken, und beschränkten vielfach den Prozentsatz der danach von ihnen zngelassenen Remittenden. Er sah beinahe so aus, als ob die Interessen von Produzenten und Konsumenten in einen Gegensatz hineingeraten sollten, der beider Beziehungen zueinander hätte schädigen müssen; aber die bessere Einsicht in das wahre Verhältnis zueinander, das Aufeinanderangewiefensein siegte und verhinderte ein Zerwürfnis. Einen nicht geringen Anteil an diesem erfreu lichen Ausgang des drohenden Konflikts hatte die Orga nisation des Buch- und Zeitschriftenhandels, der »Central- Verein Deutscher Buch- und Zeitschristenhändler« mit seinen Ortsvereinen. Inzwischen hatte das Wort unseres großen Realpolitikers Bismarck einmal wieder recht gehabt: »Nichts wird so schlimm und so gut in der Welt, als es vorher aussteht«. Das Publikum, soweit es noch da war — die Männer über 45 Jahre, der ungediente Landsturm, die Milttäruntauglichen und die Frauen mit den Kindern — immerhin noch 60 Mil lionen, merkte, daß das Leben weiterging, wenn auch etwas anders als vorher, das Vertrauen zu Heer und Führern und zu unserer vorzüglichen Organisation tat ein übriges — und die Buch- und Zeitschriftenhandlungen konnten ihre Konti nuation schon bald wieder erhöhen und den Abonnentenrück- gang, der stellenweise bis zu 40"/„ betragen hatte, ohne besondere Kraftanstrengungen, nur durch wiederholtes Nach fragen der Boten heben. Der Verlagsbuchhandel war auch nicht faul und Patzte sich wie die gesamte deutsche Industrie der Kriegslage an. Die Zeitschriften brachten illustrierte Kriegsbeilagen, Kriegsromane u. dergl., die fruchtbaren Boden bet der Lesewelt fanden. Dann kamen die Kriegsgeschichten in Lieferungsausgaben, in hoher technischer Vollendung heraus gegeben von den ersten und leistungsfähigsten Firmen des Buchhandels. Eine erneute rege Tätigkeit des Buch- und Zeitschriftenhandels setzte ein, und es ist wohl nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß heute der durch den Krieg bewirkte Ausfall an Abonnenten mehr als eingebracht ist. Der Buch- und Zeitschriftenhandel hat die Probe glänzend bestanden, er hat an Bedeutung nicht nur nichts eingebllßt, sondern eher noch gewonnen und sich in der Gunst feines besonderen Publikums gefestigt. Im besonderen wird den Versicherungsblättern nachgerühmt, daß sie sich wacker gehalten und nur verhältnismäßig geringen »Sprung« auf zuweisen hatten; diese Blätter haben aber auch ihre Leistungen gegenüber den Hinterbliebenen der im Felde gefallenen Abonnenten sogar erhöht. Ferner hatten sich auch die Frauen- und Modeblätter schon wenige Wochen nach Kriegsausbruch wieder erholt und blühen nach wie vor. Bei den Vterteljahrs-Abonnenten trat die erste Wirkung des Krieges am 1. Oktober 1914 ein, als sich schon die Ver hältnisse einigermaßen geklärt hatten. Es war allerdings eine ganze Anzahl Fälle von Aufgabe des Abonnements zu ver zeichnen, doch hielten sie sich in gewissen Grenzen und wirkten nicht gerade beunruhigend. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Verlagspropaganda im vorigen Herbst infolge des Krieges ziemlich kaltgestellt war, und daß daher der — auch sonst eintretende — Ausfall an Abonnenten im Herbst 1914 durch neue Abonnenten nicht ausgeglichen werden konnte. Im Zettschriftenhandel macht sich jetzt wie bei den meisten Zweigen von Handel und Gewerbe ein Mangel an Personal 541
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