Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140530
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191405301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140530
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-30
- Monat1914-05
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 4/ 123, 30. Mai 1914. Aus dem Protokoll ist dann noch weiter zu entnehmen, daß die Zahl und die Auswahl der Ausschußmitglieder dem Vorstande im Verein mit dem Wahlausschuß überlassen werden. So stehen die Dinge im Augenblick. Sollen wir Biblio thekare nun mit verschränkten Armen zusehen, was der Friedens kongreß in Leipzig beschließen wird? Ich bin nicht der Ansicht, dlostra res aZitur. Wir haben allen Anlaß, die Vorgänge mit Aufmerksamkeit zu verfolgen. Es winkt die Erfüllung alter wichtiger Pläne, von denen Milkau und Lad ewig gerade im Hinblick aus eine Zentralbibliothet in Leipzig reden. Wird sich hier auf neutralem Boden die gewünschte Vereinheitlichung bibliographisch-bibliothekarischer Arbeit ermöglichen lassen? Was bedeutet es für das innere Leben in unseren Bibliotheken, wenn cs möglich wird, daß eine Sammelstelle für einen gemeinsamen Bedarf an TiteldruckAi die so vielen verhaßte, freilich mit Unrecht so stark verlästerte mechanische Arbeit der »Verzettelung« der Druckschriften auf ein Geringes herabdrückt? Welche Folgen kann dies für den Gesamtkatalog der deutschen Bibliotheken haben? Wahrlich bedeutsame Fernblicke! Solche und manche andere Frage erweckt der Entschluß des Börsenvereins zu neuem Leben; er stärkt die Hoffnung auf ihre Erfüllung, sobald sich damit die Überzeugung eint, daß die Aufgaben der deutschen Biblio graphie ebenso wie das geschäftliche Risiko nach allen Seiten soweit als irgend möglich geklärt sind, und daß das Unternehmen unabhängig von Zeitströmungen im Sinne der Satzungen durchge halten wird, bis es sich selbst trägt und der Deutschen Bücherei den Gewinn bringt, mit dem man im Interesse ihres Gedeihens rechnet. Über alle diese Dinge schaffen wir uns wohl am besten Klarheit, wenn wir die Grundfrage jeder Bibliographie, die Möglichkeit der Erfassung des ganzen in Betracht kommenden Stoffes, kurz ihre Vollständigkeit etwas näher ins Auge fassen. Die »Sicherstellung einer absolut vollstän digen deutschen Bibliographie«, das ist die große, wahrhaft nationale Aufgabe, die der Börsenverein glaubte über nehmen zu müssen und lösen zu können. Auf Kenner der Dinge hätte diese Parole mehr Wirkung erzielt, wenn in ihr das Wört- lein »absolut« fortgeblieben wäre, sintemalen eine absolute Voll ständigkeit weder erreichbar, noch auch erstrebenswert ist. Voll ständigkeit allein im relativen Sinne, wie sie durch Einsetzen aller verfügbaren virtuellen und materiellen Kräfte erreicht wer den kann, hätte Wohl genügt. Doch wozu darüber rechten; das Wort hat jedenfalls an den verschiedensten Stellen gewirkt. Am 4. Mai d. I. konnte in der Sächsischen Ständeversammlung auf eine Anfrage durch die Regierung mitgeteilt werden, daß etwa 2000 deutsche, österreichische und schweizer Verleger sich bereit erklärt hätten, für 10 Jahre ihre Erzeugnisse der Deutschen Bücherei geschenkweise zu überlassen. Ferner hat eine große Anzahl von Behörden die Abgabe ihrer Drucksachen in Aussicht gestellt. Was nicht freiwillig abgegeben wird, soll angekauft werden. Ist damit wirklich der Eingang der gesamten deutschen Bücherproduktion gesichert? Da der Börsenberein ebensowenig wie bisher der Hinrichs- sche Verlag Machtmittel besaß, »um auch nur die Anzeige erschie nener Werke zu erzwingen, geschweige denn die für eine zuver lässige Aufnahme in die Bibliographie erforderliche Vorlage«, so bleibt die Vollständigkeit der geplanten Bibliographie, was die verlegerischen Erzeugnisse anlangt, nach wie vor »gefährdet«. Es gibt fortan zwei Garnituren von Verlagswerken: solche, die gcschenkweisc beim Bureau des Börsenvereins eingehen, und solche, die von den an der Veröffentlichung ihrer Neuerwer bungen in der Deutschen Bibliographie interessierten, aber nicht opferwilligen Verlegern zum Ankauf angeboten werden. Wie die Konkurrenz der Hinrichsschen bibliographischen Unterneh mungen für die Deutsche Bibliographie am zweckmäßigsten be seitigt wird, ist eine geschäftliche Frage des Börsenvereins und steht hier nicht zur Erörterung. Die Politik des Vorstandes ist aus der Besprechung der Hinrichsschen Denkschrift, S. 764 des Börsenblatts, klar zu ersehen. Die Bibliotheken haben den glei chen Wunsch, ihr Handwerkszeug nicht weiter vermehren und ver teuern zu müssen. Erheblicher als die Buchhändler sind sie an der Möglichkeit interessiert, über die amtlichen Druck- 874 fachen des Reiches, der Bundesstaaten, der Kommunen, der amtlichen Interessenvertre tungen von einer Stelle aus vollständig unterrichtet zu wer den; auch ein alter und dringender Wunsch. Wird es aber dem Bureau des Börsenvereins gelingen, was bisher noch keiner Staatsbibliothek trotz aller Verordnungen gelang, eine regel mäßige und vollständige Einsendung aller für die Öffent lichkeit bestimmten amtlichen Drucksachen zu erreichen? Eine Wohl aufzuwerfende Frage! Ich glaube es nicht. Ferner, wie steht es um die von der Hinrichsschen Denkschrift mit Recht er wähnten, in schwer übersehbarer Fülle sich ergießenden, dabei ständig sich mehrenden Veröffentlichungen von Ver einigungen wissenschaftlicher, künstlerischer, wirtschaftlicher, politischer, charitativer, sportlicher Art? Die Deutsche Bibliographie hat keinen Grund, wie ihn wissen schaftliche Bibliotheken vorschützen können, diese »unwissenschaft lichen Erzeugnisse« unseres sozialen Lebens von sich fern zu halten, wenn sie als »Buchhändler-Bibliographie« nicht etwa den ins Feld führen will, die Buchhändler interessiere diese Literatur gattung wenig, da sie nur selten Stücke daraus unter die gewinn- bringende» Handelsobjekte zählen könne. Ohne Frage würde ein erhebliches und nicht nur buchhändlerisch geschultes Personal im Bureau des Börsenvereins tätig sein müssen, wenn es gelingen soll, alle die oft recht verborgenen Quellen festzustellen, denen dies Material entströmt, all die verschiedenartigen Verbindungen anzuknüpfen, um einen ständigen Eingang zu sichern. Mit der Hinrichsschen Denkschrift stehe ich auf dem Standpunkt, daß die »Deutsche Bibliographie« nicht aus eigener Kraft, selbst bei größter Anstrengung, die deutschen Druckschriften in der erfor derlichen Vollständigkeit sammeln kann, sondern daß sie zur Lö sung dieser Aufgabe auf die Mitwirkung anderer Sammelstellen angewiesen ist. Wünscht der Börsenberein, daß die neue Buch händler-Bibliographie wirklich mehr leisten soll, als die biblio graphischen Unternehmungen des Hinrichsschen Verlages zur all gemeinen Zufriedenheit bisher leisteten, so befindet er sich in einer Zwangslage, wobei ich ganz von der Konkurrenz mit dem Hin richsschen Verlage selbst absehe. Es wird eines der ersten Themata der vom Börsenverein veranlaßten Ausschutzverhandlungen sein, sich über den Kreis der in Betracht kommenden Literatur zu verständi gen und festzustellen, wie weit ihr Eingehen sich sichern läßt. Bei der Prüfung der Methoden, diese Quellen bibliographisch zu er schließen, wird sich kaum ein anderer Weg finden lassen, als der, ein Verbandsverhältnis zwischen verschiedenen Sam melstellen anzubahnen. Die Königliche Bibliothek in Berlin ge nügt hierfür nicht, weil auch sie, trotz der erfreulichen Ergänzung ihrer Eingänge, bis jetzt noch nicht in der Lage ist, ihre Bestände so zu vervollständigen, daß ihr Zusammenwirken mit Leipzig das angestrebte Ergebnis haben würde. Der Ausschuß würde sich also darüber schlüssig zu machen haben, welche Landes- und Universitätsbibliotheken und welche landschaftlich oder fachlich wichtigen Spezialbibliotheken für die anzustrebende Ergänzung der Eingänge im Bureau des Börsenvereins in Frage konunen würden. Ein solches Zusammenwirken von Buchhänd lern und Bibliothekaren könnte Großes leisten. Mil- kaus Erfahrungen stimmen weitgehende Erwartungen auf eine Neigung zur Kooperation sehr herab. Wer aber mit offenen Augen in die Welt um uns sieht und bemerkt, wie durch alle Lande und alle Stände der Zug der Zeit auf Zusammenschluß aller politischen, sozialen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Einzelkräfte hindrängt, der wird einsehcn, daß auch die Welt der Wissenschaft und des Buches sich verbinden muß, um vereint sich die Lösung der großen Organisationsfragen des »wissenschaft lichen Großbetriebes« zu erleichtern. Er wird auch erkennen, daß sich jetzt eine besonders günstige Gelegenheit bietet, die erforderliche Vereinheitlichung der Methoden zur Aufbereitung des Druckschriftenmaterials in Deutschland zu erreichen, wo der Buchhandel gezwungen ist, sich der Mitwirkung der Bibliothekare zu vergewissern. Das eigenste Interesse muß auch diese zur biblio graphischen Kooperation hinführen, wenn sie der Massenproduk tion Herr werden wollen, die, durch nichts eingedämmt, sich über
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder