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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1912
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6662 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 124. S1. Mai 1SI2. Aus dem russischen Buchhandel. m. Gar oft wird im Börsenblatt über die unlautere Kon kurrenz geklagt, die dem Sortiment teils durch die Waren häuser, teils durch Auchbuchhändler usw. entsteht. Aber im großen und ganzen ist es doch um den im Deutschen Reiche lebendenSoriimenter nicht so schlimm bestellt, da er im Börsen verein doch in den meisten Fällen wirksamen Schutz findet und die Verkaufsordnung auch die Warenhäuser usw. an einen festen Ladenpreis bindet. Viel, viel schlimmer steht es um das deutsche Sortiment im Auslande, das völlig schutzlos und auf sich selbst angewiesen ist, denn die Macht des Börsenvereins muß hier logischerweise versagen. Ob man sich in Deutsch land klar ist, was für ein großer Kulturfakior der deutsche Buchhändler im Ausland und speziell in Rußland ist, möchte ich bezweifeln. Ganz Wesentliches zur Erhaltung des deut schen Geistes trägt der deutsche Buchhandel, z. B. in den russi schen Ostseeprovinzen, bei. Er und der rege übrige Handel von und nach Deutschland knüpfen immer wieder neue Bande und helfen so die sich lockernde Einheit von neuem festigen und kräftigen. Aber auch in den großen Städten, wie Moskau, Petersburg und Odessa, arbeitet der deutsche Buchhändler im Interesse der deutschen Literatur und erzieht den Ausländer systematisch, oft mit Aufwendung großer Mittel, zum Bücher käufer. Wenn auch Russen, Letten und Esten das Deutschtum in Rußland oft bekämpfen, so lernen sie doch unsere Sprache und schöpfen aus dem reichen Born unserer Geistesschätzc, ja manchmal gelingt es auch Wohl einem deutschen Buchhändler, aus dem Deutschenhasser einen Deutschenfreund zu machen oder doch wenigstens falsche Anschauungen zu korrigieren. Man mag über die Weihnachts« und systematischen Kata loge der Barsoriimenier denken, wie man will, das eine mutz man jedenfalls anerkennen, daß sie dem Sortiment damit billige Vertriebsmitiel in die Hand geben; d. h. dem Sortiment im Deutschen Reiche, denn der Sortimenter in Rußland kann sie für seine Zwecke aus zwei Gründen nicht gebrauchen: erstens wegen der Preisdifferenz (siehe weiter unten) und zweitens deshalb nicht, weil in solchen Katalogen sich immer eine An zahl Werke finden, die von der russischen Zensur verboten sind und deren Beschaffung also unmöglich ist. Der deutsche Sorti menter in Rußland ist also gezwungen, eigene Kataloge her auszugeben. Was für eine Menge Arbeitskraft und Kosten solche Kataloge verursachen, kann wohl nur der verstehen, der sie einmal selbst zusammengestellt und herausgegeben hat. Da die Kunden größtenteils im Reich verstreut wohnen, ist ein direktes Versenden per Post unbedingt nötig, so daß außer den Herstellungskosten und der Arbeitsleistung noch eine be trächtliche Ausgabe für das Porto hinzukommt. Die Kataloge erscheinen in Auflagen von 10—KO 000 Exemplaren, das Porto beträgt für einen Katalog mittleren Umfangs ca. 4 Kopeken. Dazu wären noch Prospektversendungen und Inserate zu rech nen, so daß sich leicht ersehen läßt, daß das Konto Vertriebs mittel bei dem deutschen Sortimenter in Rußland recht hoch ist. Eine weitere Vermehrung der Spesen bedingt das not wendige große Lager. Ein Sortimenter in Deutschland, mag er nun in Königsberg oder in Metz wohnen, kann jedes auf Lager fehlende Buch im Notfälle innerhalb 24 Stunden besorgen. Wie ganz anders wir! Fehlt uns ein Buch, und wir bestellen es telegraphisch per Kreuzband, so brauchen wir, selbst wenn es sich um ein Rigaer Sortiment handelt, mindestens eine Woche dazu, oft, wenn Krons- oder Kirchenfeiertage dazwischen kom men, noch länger. Da dadurch oft Erbitterung zwischen Sorti menter und Publikum hervorgerufen wird, so ist Wohl erklär lich, daß wir darauf bedacht sind, unser Lager so vollständig als nur möglich zu erhallen. Dazu gehören aber neben sehr großen Lagerräumen auch große Geldmittel, da das feste das ä cond.-Lager bei uns bedeutend überwiegt. Leider findet man hierfür oft von seilen der Verleger absolut kein Verständ nis. Kommt es doch vor, daß Verleger, deren Werke man voll ständig auf Lager hat, zur Oster-Messe alles zurückverlangen. AllesSchreiben und alle Vorstellungen helfen nichts, am Schluß schreibt dann der Verleger Wohl sehr verbindlich, daß er »nach der Oster-Messe« sehr gern bereit sei, die Werke wieder in Kommission zu liefern. Können die Verleger nicht begreifen, was für eine ungeheure Arbeitslast und unnütze Geldkosten sie uns damit aufbürden? überhaupt scheint man sich über die weite Entfernung nicht klar zu sein. Denn was soll man sagen, wenn uns Werke mit 8 Tagen Remissionsrecht geliefert werden, die wir also frühestens 8 Tage, nachdem die Remissionsfrist verstrichen ist, erhalten? Der einsichtige Verleger mutz uns ein halbes Jahr Remissionsrecht gewähren, da die hohen Frachtspesen verbieten, alle Monate Sendungen nach Leipzig zu machen. Leider gibt es nur recht wenige Verleger, die wie Eugen Diederichs, Jena, die Bestrebungen des deutschen Sortiments im Auslande auf das entgegenkommendste und mit Verständnis unterstützen. Schwierigkeit stehen uns überall im Wege, und dem Ein zelnen ist es unmöglich, sie aus dem Wege zu räumen. Wäh rend das Gesetz z. B. sagt, daß nur der Halbfranzband (der Einband) zollpflichtig sei, erhebt die Zollbehörde doch fast für jeden Leinen- und Pappband Zoll*), und zwar nicht nach dem Gewicht des Einbandes, wie es das Gesetz verlangt, son dern unter Berechnung des Gewichts des ganzen Buches. Auch die Feiertage und die sonstige geringe Arbeitsleistung der Zoll behörden stehen uns hindernd im Wege. Ein zweites, noch größeres übel für uns ist die Zensur. Gerade hier sind wir der Willkür der Beamten vollständig preisgegeben, und nir gends herrscht Wohl eine solche Unklarheit in Zensursachen wie in Rußland. Was heute noch frei ist, kann morgen schon verboten sein, und was in Petersburg verboten ist, läßt der Zensor in Moskau ruhig passieren.**) über Haeckels und Nietzsches Schriften z. B. ist man sich niemals im klaren, heute frei, morgen verboten und übermorgen wieder frei. Dabei hat die Regierung das Recht, ein Geschäft, in dem sie verbotene Bücher findet, nach einigen Verweisen ohne weiteres für eine bestimmte Zeit zu schließen. Die Verleger werden nun Wohl verstehen, wenn wir uns oft nicht gleich entschließen können, von neu erscheinenden Werken Partien zu bestellen. Wir wür den cs ihnen danken, wenn sie die Korrekturbogen eines neuen Werkes, von dem sie in Rußland einen besonders starken Er folg erhoffen, an die oberste Zensurbehörde nach Petersburg senden würden, damit gleich beim Erscheinen des Buches klar gestellt wird, ob es für Rußland verboten oder frei ist. Am Eingang meines Berichtes sagte ich, daß das Sorti ment im Auslande schutzlos sei.***) Diesen Umstand machen sich gewissenlose Buchhändler zunutze, und nirgends blüht Wohl -) Vgl. Bbl. 1812, Nr. 12. **) Darüber kann sich der Berichterstatter trösten: es ist bei uns nicht anders. ***) Dieselbe Klage ist auch kürzlich in dem Jahresbericht der ^ssoeiation ok loroign Looüselwrs ok 6roat ltriisln L Irolsnck (Nr. 118) angestimmt worden. Wir können ihr leider nicht ab- helsen. Denn bevor nicht die einzelnen Länder für die Aufrecht erhaltung des Ladenpreises innerhalb ihrer Landesgrenzen Sorge tragen, ist es dem Börsenverein ganz unmöglich, etwas für den Schutz des deutschen Buches !m Ausland zu tun, un möglich auch deswegen, weil ihm das Hemd näher als der Rock liegt, die deutschen Exporteure näher stehen als die ausländischen Importeure. Wenn die deutschen Firmen im Auslande den ernsten Willen haben, die Schleuderei zu bekämpfen, so könnte dies in der Weise geschehen, daß sie mehr als bisher den Alleinvertrieb einzelner gangbarer Werke übernehmen und ihren Abnehmern entsprechende Verpflichtungen hinsichtlich der Auf- rechierhaltung der Preise auserlegen. ' Red.
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