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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1917
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 277. 28. November 1917. Komponist sich mehr und mehr durchsetzt, ist mit Freuden zu be grüßen, und musikausübeude Leser seien besonders auch auf seine Kammermusik (Streichquartett Op. 12) hingewieseu. In Dresden wurde jüngst ein modernes Musiksest abgehal- tcn, für das durch ein hervorragend scheußliches Plakat Propa- ganda gemacht wurde und das an größeren Werken von Haus- cggcr, »Wieland der Schmied«, von dem Dresdner MaxA. Albrcchl eine symphonische Dichtung »Gespenster« nach Heine und von dem Frankfurter Bernhard Sektes das schon in Leipzig gehörte »Der Zwerg und die Infantin« brachte. An weiteren Abenden wurden Lieder von Büttner, Kompositionen von Wöß, Jos. Marx, Jos. Mraczck und von Paul Graener, augenscheinlich mit lebhaftem Beifall, die Symphonie: »Schmied Schmerz« ausgeführt. Unter dem Motto: »Mehr Gehör dem modernen Schaffen!« stand auch ein von dem rührigen Ludwig Rühl veranstaltetes Ehmphoniekonzert in Berlin. Der Dirigent brachte eine in Deutschland noch nicht gehörte Symphonie dos Dänen Carl Nielsen, betitelt »Das Unauslöschliche«, ein ernstes »nd schwie riges Werk, das durchaus eigene Wege gehl; ferner hörte man ein Klavierkonzert von Julius Hopsch und eine symphonische Dichtung »Carneval« von Ferdinand Scherber. Wieviel von diesen neuen Namen nicht nur vorllberhuschend auftreten, sondern sich behaupten werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sind diese modernen Veranstaltungen zür Erziehung des Publikums, um sich den neuen Ausdrucksweisen gegenüber richtig einzustellen, um Modernes richtig hören zu lernen, über aus dankenswert! Aus der Fülle der Neuigkeiten auf dem Operngebiet möchte ich nur die Leipziger Uraufführung von Hugo Kauns Oper Sappho erwähnen, die am 27. Oktober unter Leitung von Professor Lohsc in ausgezeichneter Wieder gabe vonstatten ging. Dem im Verlag von Julius Heinrich Zimmermann erschienenen Werk liegt die stark gekürzte Dichtung von Grillparzer zugrunde. Ich bezweifle, daß das Grillparzer- sche Werk der Ergänzung durch Musik überhaupt bedarf. Soll aber durch die Verbindung mit Musik eine gesteigerte Wir kung des Trauerspiels erreicht werden, so würde dies, wie ich glaube, eine stärkere musikalische Persönlichkeit voraussetzen, als der feinsinnige und sympathische Hugo Kann cs ist. Der Erfolg der Oper war sehr lebhaft. Außer in diesen rein musikalischen Veranstaltungen zeigt sich aber auch auf andere» Gebieten, daß man in deutschen Lan den nicht müde wird, zum Lobe der heiligen Cäcilie zu wirken und zu schaffen. Wie für Wissenschaft, Dichtung und bildende Kunst großzügige Pläne verwirklicht werden, so auch für Musik- Förderung und -Forschung. Ich möchte auf zwei solcher Grün dungen Hinweisen: Im August wurde in Hildesheim ein Ver band zur Förderung deutscher Theaterkultur gebildet, der die Hebung des gesamten Bühnenbetriebes sich zur Aufgabe stellt und in kraftvoller Weise mit demokratischem Einschlag das Theater für weiteste Volkskrcise zu wahren Bildungsstätten wan deln möchte. Daß es dem Verbände an Arbeit nicht fehlen wird, wenn er nur Kraft und Einigkeit zur Verfolgung seiner Ziele besitzt, zeigt ein Blick auf den Berliner Theaterzettel, auf die mehr denn je wachsende Operettenflut, auf so tolle Machwerke wie das Singspiel: Fahrende Musikanten von Hans Gaus und Johannes Toebber, eine würdige Schwester des Dreimädcrl- hauses, nur noch schlimmer. Haben sich die Autoren doch nicht gescheut, das tiefernste Leben Robert Schumanns und seiner Gattin aus die Bühne zu zerren und seine unsterblichen Gesänge und sonstigen Werke zu zerpflücken und als sentimentale Sauce für ihr Machwerk zu verarbeiten, lind solches Produkt erzielt monatelang volle Häuser, bringt den Urheber» Reichtum und spornt sie dadurch an, auf diesem Pfade der Kunst weiter zu dienen! Nicht wahr, dem Verband zur Förderung deutscher Theatcrkultur wird es nicht an Arbeit mangeln? Bedeutender ist die am 1. Oktober vollzogene Gründung eines Instituts für musikwissenschaftliche Förderung in Bllckc- burg. Es ist die Stiftung des regierenden Fürsten zu Schaum- burg-Lippe, der dem Beispiet früherer Zeiten gefolgt ist, da die Musik in Schutz und Gunst von Hof und Adel zu hoher Blüte sich ILSO entfaltete; ein Regierender, der nicht anstandshalber, »da es den Fürsten wohl ansteht«, wie Ulrich von Hutten schreibt, Wisseir- schaft und Kunst begünstigt, sondern der mit hoher Liebe zur Musik, großzügig, wie nur ein Fürst es vermag, der Musik in seinem Lande eine Heimstätte sondergleichen bereitet. Daß ge rade Bückeburg für diese glänzende Schöpfung ausersehen wurde, darf nicht wundernehmen, hat es doch durch den vierten Sohn von Joh. Seb. Bach, den begabten Johann Christoph Friedrich, eine bemerkenswerte musikalische Vergangenheit! Das unter Lei tung des Professors vr. C. A. Rau stehende Institut soll alle Gebiete der Musikforschung und -Wissenschaft umfassen und wird sich aus folgenden Abteilungen zusammensctzen: 1. der Bücherei (darin die alte aus dem 18. Jahrhundert stammende Fürstlich Schaumburg-Lippische Musikbibliothek). 2. dem Oolle^ium musicum (stilgerechte Pflege alter und neuer vokaler und instrumentaler Kammermusik mit Benutzung origi naler Instrumente). 3. der Abteilung für experimentelle Musik wissenschaft (Justrumentensammlung, Laboratorium für tech nische, akustische und tonpsychologische Versuche, Photophono- gramm-Archiv). 4. der öffentlichen Leihstellc (Verleihung theo retischer und praktischer Werke an Einheimische und Auswär tige, musikliterarische Beratung, Lesesaal). 5. der Bückeburger Ortsgruppe (Pflege heimischer Musikgeschichte, gelegentliche Vorträge bei lokalen Veranlassungen, Gedenktagen und Auffüh rungen sowie kritische Referate, denen sich praktische Darbietuir- gen des Oollegium musioum oder von Mitgliedern der Fürstlichen Hofkapelle anschließen). 6. der Partituren-Sannnlung (systema tische Spartierung ausgewählter Werke des 16. Jahrhunderts mit Ausschluß von solchen, deren Neudruck zu erwarten steht. Zur vorschriftsmäßigen Herstellung dieser Partituren will sich das Institut der tarifmäßig bezahlten Mitarbeit von Mitgliedern empfohlener, sachverständiger und gewissenhafter Herren be dienen). 7. der Zentralstelle für musikwissenschaftliche Univer- sitätsschristen (Sammlung aller erreichbaren gedruckten sowie nach Möglichkeit der Titel ungedruckter Abhandlungen, Heraus gabe einer »Bibliographie für musikwissenschaftliche deutsche Uni- versitätsschrificn« unter Mitwirkung reichsdeulschcc, österreichi scher und deutschschwcizerischer Universitäten, Auskunftei für alle einschlägigen Fragen). Von Veröffentlichungen sind eine Zeitschrift, streng wissen schaftliche theoretische und praktische Publikationen, sowie eine Fürst Adolf-Ausgabe mit Faksimile-Neudrucken einzigartiger Werke geplant. In Aussicht genommen ist ferner die jährliche Verleihung eines Preises von tausend Mark, den der Verfasser der besten deutschen musikwissenschaftlichen Leistung eines Iah- reS erhalten soll. Ein Aufsatz von vr. Eugen Schmitz in der Allgemeinen Mu- sikzeitung Nr. 42, dem auch obige Daten entnommen sind, bringt über das Forschungsinstitut ausführlichere Mitteilungen, als ich in diesem Rahmen zu bieten vermag. Während draußen in immer erneuten furchtbaren Schlach ten unsere Truppen Heldentaten sondergleichen verrichten und der Horizont unserer auswärtigen Politik undurchdringlich dunkel scheint, Parteien-Hadcr und Schwierigkeiten aller Art im Innern nicht fehlen, entfallet Deutschland auf allen geistigen und künstlerischen Gebieten, wie insbesondere auf dem der Musik, eine Regsamkeit und kraftvolle organisatorische Tätigkeit, die an das Wunderbare grenzt. Es ist dies ein lebendiges Zeichen da für, was uns Musik bedeutet. Hindenburg hat diesem Gedanken mit Hinblick auf das deutsche Lied in einer Antwort auf eine Sänger-Huldignngsadressc folgende prächtige Fassung gegeben: Das deutsche Lied hat sich immer als natio nale Kraft offenbart und wird tröstend, hel fend, siege wd seinen Zweck nie verlieren. Paul Ollendorff. (Bemerkenswertes aus dem Musikalienhandcl, sowie die stati stische Tabelle über die Erscheinungen im g. Quartal folgen in meinem: Dezemberbcrtcht.)
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