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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1927
- Strukturtyp
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- 1927-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1927
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- Deutsch
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X- 100, 30. April 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchende!. bezaubernd« poetisch« Sphäre gerückt, die auch Stifters Skizzen »Bunt« Steine» umfängt; Maleraugen und musikalisch« Seelen haben in beiden ein« wundersame Prosa hervorgebracht. Zu dem Schweizer, den Süddeutschen gesellt «sich ein lebhafteres, farbigeres Temperament in dem ewig jungen Märker Fontane; die blitzenden Dialoge seiner Roman« sind in -Effi Briest» zur höchsten Fülle des Menschentums gewendet. Ein Werk voll bester Haltung, in biegsamer und doch fester Prosa, di« ein Genie der Subtilität enthüllt, sind Thomas Manns für di« Er kenntnis «des neunzehnten Jahrhunderts überaus wichtigen »Bud denbrooks». — Die «Grenzlinie zwischen Dichtung und Philo sophie vollends verwischend, war Nietzsches zukunftsschwangerer Hymnus »Alsosprach Z a r a t h u st r a» «vor Jahrzehnten «in Mahnzeichen; daß wir Heutigen Nietzsche ganz erkennen, diesen Mensch gewordenen Kulturwillen, dazu mag der »Zarathustra» ein Anstoß sein. — Statt aller Geschichte soll der groß« Bildner, der Künstler, dessen Material Völker und Staaten waren, Bis marck in feinen -Gedankenund Erinnerungen» selbst erscheinen. Bismarck: das ist das politische Elementarereignis der «deutschen Nation im 19. Jahrhundert. — Wenn unter den glanz vollen Werken der Naturwissenschaft Brehms »Tierleben» vor allen andern «den Vorzug erhält, so stützt sich diese Wahl aus die Universalität, Gründlichkeit und unbestechliche sprachliche Rein heit dieser Geschichte von des Menschen Bruder, dem Tier. Aus diesen «Büchern möge die Gegenwart die bestätigende Kraft schöpfen, ohne sich an ihre versunkene Welt zu verlieren; in diesem Feuer möge sie gereinigt, nicht vernichtet werden. Ver stehende, nicht anbetende Ehrfurcht ist «die Meinung: denn durch unsere Zeit hindurch, ,nicht «drumherum wollen wir. Kennwort: dlaxistri Oerm»lli»e. Studienrat K. Naumann, Duisburg. Zunächst gilt es wie immer, das Problem richtig und scharf zu erfassen, und daher ist es nötig, erst etwaige in der Fassung der Frage enthaltene Zwei- oder Vieldeutigkeiten zu erörtern. Glücklicherweise ist sie fast mathematisch eindeutig bis auf das Wörtchen »gebildet- und «das Wort -»Deutscher«. Me in dem letz teren Wort heutzutage leider so oft gesehen« Vieldeutigkeit erledigt sich einfach, wenn man unter einem Deutschen einen Menschen versteht, der als ausschlaggebendes Merkmal das der deutschen Muttersprache hat. Schwieriger liegt die ««Sache bei dem Wörtchen »gebildet». Zweifellos wäre es falsch, unter einem gebildeten Menschen einen akademisch gebildeten, und «anmaßend, gar nur «inen akademisch Gebildeten darunter zu verstehen. Ebenso ist es zweifelhaft, ob alle di« Menschen dazu gerechnet werden dürfen, die in ihrer Jugend eine regelmäßige, abgeschlossene Schulbildung genießen «durften. Ganz sicher aber wird es angefochten werden, wenn man behauptet: Auch halbe Analphabeten, ja «sogar Leute, die nie ein Wort von Goethe und Schiller gehört haben, können gebildet sein. Und doch ist das durchaus möglich. Ich kenne in «einem kleinen hochgelegenen Schweizer Berg dörfchen fern von allem Verkehr «eine alte Frau, mit «der ich seit zwanzig Jahren fast alljährlich in meinen Ferien persönlich zu sammenkomme, die ich für eine hochgebildete Frau werte, obwohl sie in ihrer Jugend nur vier Jahre ein wenig Winterschule ge nossen hat und notdürftig schreiben kann, ihre Weltweisheit, wie die meisten Leute «dort, nur aus einem Kalender bezieht, «im Kate chismus und der Christenlehre aber firm ist. Diese Frau ist trotz dem hochgebildet. Ich denke dabei nicht nur an ihre hohe Herzens bildung oder nur an ihr trotz «seiner Einseitigkeit vollwertiges religiöses Leben. Nein, auch ihre Art, das tägliche Leben zu meistern und «der Forderung des Tages durch «Systematik und Gründlichkeit zu genügen, könnte den meisten sogenannten Ge bildeten. zum Vorbild dienen. Nichts tut sie halb, einerlei, ob es sich um gewohnte alltäglich wiederkehrende Verrichtungen handelt, oder ob ungewohnte neue Aufgaben an sie herantreten. Daß das letztere nicht oft 'vorkommt und es «sich um keine «weltbewegenden Fragen und Aufgaben handelt, ist dabei völlig gleichgültig. Das Wesentlich« ist, daß st« «das Neue schnell und richtig auffaßt und sofort in ihrer Art meistert. Endlich — und das ist das Aus schlaggebende — auch dem ihr nach Erziehung und Leben so fremden Gebiet der «Kunst, Wissenschaft und Politik im weitesten Sinn des Wortes steht sie keineswegs ohne Verständnis oder gor ablehnend gegenüber. Ihr «Wissen ist hier fast Null; und doch, wie horcht «sie aus, wenn man ein Gedicht «von Conr. Ferd. Meyer vorliest oder von Krieg und dem neuen Deutschland erzählt, oder über die Assimilation der Pflanzen spricht oder einen «Satz von Beethoven auf dem Harmonium der Dorfkirche «vorspielt. Sie ist, mit einem Wort, ein gebildeter «Mensch. Was in ihr« Lebenssphäre fällt, be herrscht sie restlos, und das Fremd« und Neu« ahnt sie gewisser maßen und faßt es daher, wenn es ihr angemessen nahegebracht wird, leicht aus und hat ein verständnisvolles treffendes Urteil auch hier «sofort zur Hand. Ich pflege sie nur die -»weise» Frau zu nennen, und trotzdem: in «»ihre Hausbücherei» gehören di« am Ende von mir zu nennenden Bücher doch nicht, aus dem einfachen Grunde, weil besonders -die nichtdichterischen Bücher schon formal für sie ungenießbar «wären. Wer sind also die gebildeten Deutschen im Sinne der gestellten Frage, «wenn hochgebildete Leut« von «der Art der eben geschilder ten Großmutter als Leser der 12 Bücher aus rein technischen Gründen nicht in Betracht kommen und von «den Menschen, «die technisch dazu imstande wären, die akademisch Gebildeten sowohl wie auch die nur volksschulmäßig Gebildeten sicher längst nicht alle zu den »Gebildeten» zu zählen sind? Eine objektive, «wenn auch nur behelfsmäßige Definition für die stoffliche Seit« -des Gebildetseins erhält man vielleicht am besten, wenn man den Maßstab nimmt, den die Schulbehörde an ihre Jugendbildner anlegt. Von ihnen wird neben solidem Kön nen «in ein paar verwandten wissenschaftlichen Fächern die soge nannte «»allgemeine Bildung- verlangt, d. h. nach der Prüfungs ordnung: Deutsch, Religion, Philosophie, Pädagogik und Staats bürgerkunde. Dieses Maßstabs bediene ich mich nun und habe damit schon fünf Gebiete herausgeschält, aus «denen die Bücher zu wählen wären. Nimmt man «dazu noch «die Naturwissenschaft im allge meinsten Sinne und denkt an di« Teilgebiete der obigen fünf Hauptgebiete, so wäre damit zunächst eine Stoffbegrenzung erreicht. Nun kommt die bedeutend schwierigere Frage «des Auswahl- Prinzips bei der trotz «der schon gemachten Einschränkung immer noch unendlich großen Büchermenge. Um diese zu verkleinern, ziehe ich es vor, das stoffliche Prinzip zunächst einmal fallen zu lassen, und suche «im Rahmen der angenommenen Gebiete nicht nach Büchern, sondern nach «Männern. Auch hier ist «die Auswahl noch überreichlich, aber das Pro blem ist doch schon außerordentlich vereinfacht, well man sich unter seinen eignen Heroen, deren Hilfe man selbst feine eigne Bildung zu «verdanken glaubt, schneller zurechtfindet. Di« Zahl «dieser Män ner wird im allgemeinen immer noch weit größer als 12 sein. Die weiter notwendige Ausscheidung «wird am zweckmäßigsten wieder «durch einen «Wechsel im Auswahlprinzip erreicht: ich richte «das Augenmerk «von den bisher gewählten Männern wieder auf ihre Bücher nach Form und Inhalt. Drei Forderungen möchte ich in dieser Beziehung erfüllt sehen. Erstens sollen di« zu wählenden Bücher in hervorragendem Deutsch geschrieben sein. Man merkt deutlich, daß bei dieser For derung schon ein« Unmenge bedeutender Bücher ausfällt. Sodann «sollen es schöpferische -Bücher sein. Damit fallen die vielen bedeutenden Bücher historisch-berichtender und enzyklo pädisch-belehrender Art «weg. Und endlich «sollen sie über ihr eigentliches Stoffgebiet hinaus einen Zug zum Universellen im weitesten Sinne haben. Obwohl jetzt schon eine große Einschränkung «rreicht ist, wechsle ich nochmal das Auswahlprinzip und beschränke auch die Anzahl «der wählbaren Männer, indem ich die noch im 18. Jahr hundert geborenen ausschlicße, etwa Uhland, Kleist, Eichendorff, Heine, Arndt und so viele andere und endlich auch die noch Leben- den, etwa Nexö, Zweig, Unruh, Kerschensteiner, Gaudig und eben falls noch viele ander«. Die mit all diesen objektiven und subjektiven Beschränkungen schließlich ausgawählten Bücher vereinigen also mehr oder weniger die obigen Bedingungen: Sie sind von Männern geschrieben, dir 60V
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