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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1927
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
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X: WS, 30, April 1927, Redaktioneller Teil. weil er zum Nachdenken erzieht über das, was wir werden können oder was wir aus unseren Söhnen und Enkeln schassen können; Vertrauen in unser« eigene Kraft haben wir heute unbedingt nötig, wir, Li« wir schon begonnen haben, den Grundstein zu einem neuen Vaterlande zu legen. Die Wege, die zum Denken führen, müssen ebenso zahlreich sein wie die Wege, die zum Fühlen führen; aber zur Entwicklung des Verstandes trägt der Kampf des Lebens ein gut Teil bei, während er äußerst hemmend ans die Gesühlsbildung wirkt. Hier muß das Buch den Ausgleich bilden. Der Trieb der Seel« äußert sich in verschiedener Form, oft sich in zarten und zartesten Schattierungen abstusend; jedoch lassen sich vor allem einige Hauptrichtungen erkennen und vielleicht so darstellen: Seele Natur Romantik Wahrheit Religion Stimmung Schönheit Liebe u. Sehnsucht nach höheren Gütern oder durch die Werke, die in diesen Bahnen gehen: Gottfr. Keller Mörike Otto Ludwig R. M. Rille Th. Storm Stes. George M. Dauthendey W. Raabe »Leute v. »Maler »Zwischen Him- »Das »Bon Meer »Das Jahr »Geflügelte »Der Seldwhla« Rotten« mel u. Erde« Stundenbuch« und Heide« der Seele« Erde« Hungerpastor« Gemeinsam ist allen diesen Werken ein hoher künstlerischer Wert, wertvoll als Erzeugnis einer hohen Volkskultur, wertvoller für die Bildung des Geschmacks. Nur «in Mensch, der fähig ist, Echtes und Falsches zu scheiden, ist auch fähig, an die großen Ausgaben unserer Zeit mit sicherem Gefühl herauzutreten, und würdig, der Träger einer Kultur zu sein, die, wenn sie auch nicht den Anspruch erhebt, die älteste zu sein, so doch als groß und fest in sich gegründet anerkannt ist. Ist der moderne Mensch schließlich vielseitig ausgerüstet und so gewappnet für den Kamps des Lebens, so ist ihm damit das jenige Gut zugefallen, das für uns ebenso notwendig ist, wie es für unsere Borfahren war und es ebenso sür unsere Enkel sein wird, di« sich ein Vaterland und ein Glück bauen wollen, ein Gut, das für den Deutschen Lebensbedingung ist: Verinnerlichung. In einer Zeit gedankenloser Äußerlichkeit haben auch wir sie mehr denn je nötig, und wir suchten sie auch, aber wir wußten den Weg nicht. Allmählich setzt sich, selbst in bisher fernstehenden Kreisen, die Überzeugung durch, daß wir in den Werken unserer Dichter «inen ewigen Schatz haben, dessen Segen auch wir genießen können, und den auch wir heben können, nein, den wir heben und nützen müssen. Kennwort: Mösch. Albert Mirgclcr, Düren (Rhld.). Begründung. Einen Katalog der wesentlichen Bücher einer Zeit zusammen stellen heißt das geistig« Schicksal der Zeit fassen, und zwar da, wo es sprachgeworden sich ausdrückt. Werden andere Maßstäb« geltend, so wird di« Auswahl zufällig oder -willkürlich, d. h. nur von Privater Neigung bestimmt. Jedenfalls dürfen solche Maß- stäbc nicht maßgebend sein, wo es sich um eine Frage allgemeiner Bildung handelt. Das geistige Schicksal der letzten 99 Jahre ist ein doppel seitiges: die Vollendung, di« rückgewandte Zusammenfassung, in die mehr und mehr das Bewußtsein einer ganz neuen Weltsitua tion mit unerhörten Nöten und Aufgaben, aber auch unerhörten Hoffnungen hineinschlägt. Mehr als in den meisten Ländern ist in Deutschland dieses Erlebnis eines Anfangs, der mehr bedeutet als gewöhnlich« Anfänge, durchgebrochen und sprachgeworden. Dabei — und das erschwert unsere Ausgabe — ist die gewohnte Manifestation des Geistes in den objektiven Gebilden wie Kunst und Philosophie, und damit di« gewohnte Tatsache des Buches selbst fraglich geworden, jedenfalls neu zur Frage gestellt. Nietzsche und George gehen fortschreitend weiter über das hinaus, was wir als Philosophie oder als Gedicht zu bezeichnen gewohnt sind. Eiye neue, wirklichkeitsgesättigtere Form des Geistes kündet sich an, und sie kündet sich nicht an in Büchern breitausladeuder Füll«, sondern in einer ungewohnten Konzentration -des Worts. So er klärt es sich, daß als repräsentative Bücher der engeren Gegen wart Schriften genannt werden, -die ihrem Umsang und ihrer Ab sicht nach kaum Bücher sind, jedenfalls zu den genannten reisen Endprodukten der nachgoetheschen Zeit in ausfallendem Wider spruch stehen. Goethe faßt -in seiner Sprachschöpsung — wie in seinem Le ben — die deutsche Tradition in all ihren Möglichkeiten universal und damit ohne weiteres Lberdeutsch in der Geltung zusammen. Was auf dem gegebenen Boden nach ihm an Literatur noch mög lich war, das -war eine Verteilung und individuell« Ausgestaltung von Goethes -Erbschaft, sozusagen eine Umlage -des universellen Gehaltes auf di« verschiedenen Komponenten des geistigen Lebens, als welche sich die verschiedenen Landschaften lange gebildet hatten. So gehört die Zeit nach Goethes Tode einer Literatur boden ständiger Schriftsteller, die in letzter, reifer Verdichtung den ge wordenen geistigen Gehalt des Mutterbodens unserer Sprache zu- sammensaßt (die nur bodenständige, d. h. nicht die Geistigkeit Goethes wi-derspiegelnde Literatur fällt hierbei ebenso weg wie di« nur geistreiche — Heine — in den Journalismus absinkend«). Genannt sind als unumgängliche Gestalten Eduard Mörike für Schwaben, Annette v. Dro st e-Hüls Hofs für Westfalen und den wahlverwandten Bodens««, TH-eodorStorm für den meernahen Norden und parallel die noch bedeutenderen — weil schon prosaischeren und die geschichtlichen Kernlandschaften ver tretenden — Gottfried Keller für die Schweiz, Adalbert Stifter für den Südosten des alten Reichs, TheodorFon- tan « sür -di« Mark. Nicht -vertreten sind -der äußerste Osten, die äußerste Mitte -(hier ist Otto Ludwigs Nicht-zur-Form-kommen typisch) und der rheinische Westen. Die beiden letzten sind -in zwischen in Nietzsche und Georg« aus ihrem geschichtlichen Traum zustand erwacht, doch stellt die Zukunstgerichtetheit und llberland- schaftlichkeit diese Gestalten von vornherein jenseit der Gestalten nach Goethescher Vollendung. Die zentrale Bedeutung Friedrich Nietzsches und Stefan Georges muß hier mehr vorausgesetzt als begründet werden. Sie beruht darauf, daß sie beide die Wende und damit für Deutschland und darüber hinaus unsere fragliche Zeit ver körpern. Beide stoßen aus der Gebundenheit alter Tradition — Nietzsche der Prolestantisch-wissenschaftlich-musikalisch-mora- lischen, -George der katholisch-ilutmäbig-gestalthaft-fakrolen — vor zur Verkündigung des neuen Reiches. Sie ergänzen sich: Nietzsche den Zwang alter Tafeln zerbrechend bis zur Selbst-Vernichtung, K03
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