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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. pss 84, 12, April 1917, klares und deutliches Bild der Betätigung des Buchhandels während des Krieges erhält. Wer sich aber schon im vergan genen Jahre mit diesem Teile der Ausstellung näher befasst hat, wird einen noch stärkeren Eindruck mit sich nehmen. Denn ihm ist nun die Möglichkeil des Vergleiche ns gegeben, die Mög lichkeit, Fortschritte der Entwicklung, die Festigung gewisser Ge danken und Anschauungen, das Verschwinden von Erscheinun gen des Tages zu beobachten; ganz besonders interessant wird flch Wohl die »Friedensfrage« darstellen lassen, für die ja schon viel Tinte geflossen ist. Um einen wirklichen Erfolg verzeichnen zu können, ist die Kriegsliteratur-Ausstellung auf die Mitarbeit des gesamten deutschen und österreichischen Verlages angewiesen, aber sie darf Wohl mit Recht auf diese Mitarbeit hoffen, da der Buchhandei niemals versagt, wo es gilt, der Öffentlichkeit die Stärke und Bedeutung seines Standes vorzuführen. Die Ausstellung, deren feste Bauten, Hallen und Häuser, den Winter unverändert überdauert haben, soll am I, Mai dem Zutritt des Publikums freigegeben werden; über ihre »inner-^ ltchen« Wandlungen ist vorläufig nichts bekannt geworden, doch werden die Veranstalter wohl auch Heuer mit ihrem Werke Ehre einlegen und durch reiche Beschickung der Ausstellung in ihren Bemühungen unterstützt werden, vr, Irma Hist, Der französisch-nationale Kongreß des Buches in Paris. (Fortsetzung zu Nr, 88,) Nach seinem Dank für die Einladung, dem schicklichen Hin weis auf die Kämpfer an den Fronten und einem trauernden Blick auf die schmerzende Wunde und »grausame Verstümmelung Frankreichs im Norden von Westen bis Osten« durch einen »gottvergessenen Feind«, begrüßte Herr Poincare die Kongreß teilnehmer als Soldaten des französischen Gedankens und seines Weltrufs, der von demselben ruchlosen Feinde nicht minder be droht sei und tatkräftigsten Schutzes des Vaterlandes bedürfe: »Den» das Buch — so fuhr er fort — ist es, das französisches Denken und Fühle» versinnbildlicht, Das Buch verlängert das Leben der Vergangenheit ln die Gegenwart hinein, es läßt abgeschiedene Jahrhunderte auferftehen, erweckt die Stimmen unserer Vorfah ren, läßt uns in ihrer Gesellschaft leben und uns mit ihnen unter halten. Zugleich verzeichnet das Buch unser» Gewinn an Fortschritten, gibt fruchtbaren neuen Gedanken Raum, befeuert schöpserische Phan tasie; es ist der Bote der Wissenschaft und der Herold der schönen Literatur, sichert uns gastliche Aufnahme bei Fremden und öffnet ihnen die Tür unseres Hauses, Sie haben recht, zu verlangen, daß dieser Bote Frankreichs mit allen Vorzügen französischen Wesens begabt, daß er munter und stink, zierlich, gesellig sei und es versiehe, uns beliebt zu machen. Auf allen Märkten der Welt nun begegnet unser Bote Mit bewerbern, zumal in den letzten Jahre» ist er weit diesseits unserer Grenzen aus die Sendboten Deutschlands gestoben. Durch den Betrieb ihres Buchhandels, wie auch durch den übri gen Handel und ihr Finanzwesen haben unsere Feinde schon lange Krieg gegen uns geführt, bevor sie ihn erklärt hatten. Das deut sche Buch ist der Wortführer des deutschen Dünkels, deutscher Wis senschaft, deutscher Kultur; bald Hai cs uns mit lärmender Unge- schliffenhcit überflutet, bald ist es leise mit scheinheiliger Miene zu uns gekommen. Wir haben gesehen, wie es sich bei unseren Touri sten, unseren Universitäten, unseren Lyzeen eingeschlichen hat. Dann und wann, um guter Aufnahme ganz sicher zu sein, erschien es frech in sranzösischer Verkleidung, Wurde nicht kurz vor Ausbruch des Krieges auf der Durchreise in Paris ein Mann angehalten, der vor gab, zu Ehren des Buches die Ausführung des umfassenden Planes einer nationale» Bibliographie zu betreiben? Man war so in diskret, sich zu erkundigen: es war der Makler einer grohen Leip ziger Buchhandlung, Mittels einer methodischen und hartnäckigen Propaganda war es Deutschland gelungen, uns zur Abnahme beständig wachsender Mengen von Bänden und Zeitschriften zu bewegen, die in Preußen, Sachsen, Bayern verlegt und oft in einer Sprache abgesaßt waren, die französisch sein sollte und auch einigen Anschein davon hatte. So kamen sie unbeanstandet über die Zollgrenze, um zentnerweise die Auslagen gefälliger Buchhändler in Beschlag zn nehmen für Wörterbücher, Werke des internationalen Rechts — mit denen Deutschland uns über die Achtung vor Verträgen belehrte —, für 8SÜ Volks- und Detektivromane, Musiknotensammlungcn — die den Komponisten von senscits des Rheins eine bevorzugte Stellung einräumien und wohlbedacht unsere Meister der Töne in den Schleier der Dämmerung hüllten —, für Modenzeitungen, die sich zynisch »1-a luzon parisleuns«, »1,68 dlockeles parwiens«, »tt'lckeal parlslen« betitelten und uns Unterrichtsstunden gaben in sranzö sischer Grazie, die am User der Spree ausgeklügelt war. Alle diese germanischen Verössentiichnngcn sührien sich als geschickte Anwälte Deutschlands bei uns ein, eine klägliche Litera tur, die sich den französischen Namen anmatzte und den rechtmäßi ge» unseren in Verruf brachte, ein Geschmack, der letzten Sudes den unfrigen hätte verschlechtern müssen, wenn wir nicht von Natur durch Jahrhunderte unserer Lebensgemeinschaft und durch uner schöpfliche Quellen eigener innerer Kraft gegen Entartung unseres Geistes und Wesens geschützt wären. Indessen kam die drohende Gefahr immer näher, Deutschland nährte den Ehrgeiz, die Königin des Buches zu werden, Erinnern Sie sich seiner gelehrten Ankündigung vom Jahre 1889 zugunsten eines in Leipzig zn schassenden Buchgewerbemuseums: erinnern Sie sich des im Jahre 181V in München erösfneten »Deutschen Mu seums«; erinnern Sie sich der internationalen buchgewerblichen Ausstellung in Leipzig, die in demselben Augenblick eröffnet wurde, als die Mittelmächte unter der Hand schon zur Störung des Welt friedens sich zu verschwören begannen. Nach und nach beraubte uns Deutschland unter Ausnutzung der Vorteile des Frankfurter Vertrags und der Klausel der meistbegünstigten Nation unserer hundertjährige» Überlegenheit, vertrieb uns in beleidigender Form aus unserer Stellung in der Welt, und nicht zufrieden damit, sei nen Anteil am Auslandsbuchhandel zu pflegen, gab es sich alle Mühe, darin wie überall die Vorherrschaft an sich zu reiße» und sich eine förmliche Hegemonie zu schaffen. Gegen diese Gefahr von gestern, die uns noch weiter als die Gefahr von morgen bedrohen würde, wenn man ihr nicht unverzüg lich vorgebeugt hätte, haben Sie, meine Herren, alle die Macht mittel hier vereinigt, die unser Freund Herr Pierre Decourcelle uns so beredt geschildert Hai, Schriftsteller, Verleger, Buch- und Notendrücke!, Bibliophilen und Künstler haben sich in gemein samer Arbeit zusammengefunden zur Verteidigung und Verherr lichung unserer Sprache und des französischen Buches, Es gibt keine würdigere Aufgabe, auch keine, die in höherem Grade die Billigung und Förderung der öffentlichen Gewalten verdient. Sie wissen, daß es das Buch ist, das die Menschen beherrscht und lenkt, und daß cs Herr über die Zukunft ist; Sie begreifen nicht, wie man überall den deutschen Imperialismus und den Geist der Botmäßigkeit auf den Thron setzen mag, Sic haben es sich daher zur ernsten Pflicht gemacht, das fran zösische Buch von seiner übermäßigen Abhängigkeit vom Auslande, die es bedrückt, zu befreien. Ist es nicht schmerzlich, feststellen zu müssen, daß unsere altberllhmie Papiermacherkunst, die eine so ehrenvolle Vergangenheit hat, nicht mehr alle die Rohstoffe, deren sie bedarf, aus unserem Lande beziehen kann, daß sie, sich unter kränkende Abhängigkeit von ausländischer Ware beugen muß? Ist unser Boden nicht mehr gut genug für die Tanne, die Espe, die Birke? Gedeiht das Alfa nicht mehr unter der Sonne von Algerien, Marokko, Tunis? Sind unsere Kolonien etwa der Spinnpflanzen beraubt, des Schilfrohrs, des Bambus? Unsere nationalen Reichtümer zu erschließen und nutzbar zu machen, wer den Sie geeignete Mittel zu finden wissen und ein ganzes Bündel von Maßnahmen empfehlen, uns von dem ärgerlichen Tribut zu befreien, den wir Jahr für Fahr getreulich an unsere Mitbewerber und allzu oft sogar an unsre Feinde zahlen. Das Buchgewerbe, Druckerei und Buchbinderei, braucht Maschinen, Ist es denn nicht möglich, diese in Frankreich zu bauen, und zu Preisen, die den Wettbewerb ausländischer Maschinen ertragen können? Ist es wirklich nötig, baß der französische Arbeiter, um einen Buchein band zu machen, zu heften, zu schneiden, zu prägen, durchaus ver urteilt bleiben soll, sich mit einer deutschen Maschine vertrant zn machen? Ebenso werden Sie zu ergründen suchen, ob diesem sranzösischen Arbeiter, den kein anderer an Verständnis und Ersindungsgeist übcrtrifft, nicht vielleicht wirksame Mittel geboten werben könn ten, um seine gewerbliche Ausbildung zu vervollkommnen; — Sie werden untersuchen, ob die Organisation unseres Buchhandels, seines Ankündigungswescns und Vertriebes nicht etwa an Mängeln leibet, — ob angesichts der langfristigen Kredite, wie sie im deut schen Buchhandel üblich sind, unsre herkömmlichen Zahlungsbedin gungen nicht vielleicht etwas engherzig sind, — ob unsere Reper torien und Kataloge nicht gar zu selten erscheinen, vielleicht auch inhaltlich zu bescheiden sind, — ob wir nicht selber uns auf Ans-
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