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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-02-05
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Nr 29. Lr1ch->nl^w-rkl->g>»h. ,d°» DSrl-ov-r-ino ^MLMWZNKKMAWjMAjWWkMM» Leipzig, Montag den 5. Februar 1917. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Das Problem des Buchs. Die folgende Arbeit ist aus dem persönlichen Bedürfnis des Verfassers entstanden, Klarheit bei sich selbst zu schaffen. Sie beschränkt sich in einzelnen Teilen auf Andeutungen und verlangt ergänzendes Nachdenken. Sie sucht nur das Wesentliche zu geben und vermeidet, wenn es das Thema selbst nicht fordert, die Nutzanwendung zu ziehen. In der Hoffnung, daß auf größerem Raume eine umfassende wissenschaftliche, nicht nur auf Erfahrung beruhende Untersuchung des Problems gefördert wird, soll der Zweck dieser Ausführungen sein, die Ideale des deutschen Buch handels nicht durch Worte zu feiern, sondern aus der Idee das Streben für die Werdenden nnd die Tat für die Vermögenden des Berufs herzuleiten. Unter dem Stichwort »Das Problem des Buchs« soll versucht werden, das zusammenzufassen, was bisher weder gesetzlich ge ordnet, noch systematisch verarbeitet ist. In dem Gesetz Uber das Urheber- und Verlagsrecht, in den buchhändlerischen Ordnungen und Lehrbüchern sind festgclegt: die Rechte und Pflichten der Ver tragskontrahenten gegeneinander, dis Arten der Herstellung, der Verbreitung des Buches, die Beschreibung der Handelszweige und ihrer geschäftlichen Gebräuche und Gewohnheiten. Es fehlt bisher eine nicht auf Voraussetzungen beruhende, nicht von der Litera- lnrgeschichte ausgehende Darstellung aller der Kennzeichen und Lcbcnsäußerungen des jetzigen Buchhandels, die beitragen können, Licht in das Unfaßbare des Buchs zu bringen, das man, beim lebenden Wesen Seele nennen würde, und so die Beziehun gen des Buchs zum Menschen, zum Volke (besonders zum deut- scheu) und zur Gesellschaft aufzuweisen. > Diese mit wenigen Worten nur unklar zu umschreibenden Begriffe sind in der Überschrift durch »Problem« bezeichnet. Sie > ist trotz der Überlegung schlecht gewählt, weil sie nicht den Inhalt dieses Aufsatzes deutlich bezeichnet, sondern dieser jene umschreibt und erklärt. Sie ist entschuldigt, weil sich ein Problem gestaltet, wenn leise Tastversuche a» ivankenden und wandelbaren Beobach tungen und an Erfahrungen vorgenommen werden, die der Zeit und dem Raum unterworfen sind. Versuchen wir es zunächst mit der Lösung des Problems durch die Statistik. Die Bibliographie bringt in bestimmten Zeit-! abständen eine nach Wissenschaften geordnete Zusammenstellung der erschienenen Bücher. Sie könnte uns wertvolle Aufschlüsse über das geistige Leben des Volks geben, wenn sie der neuen Wissenschaft, die die Grenzgebiete versetzte und verwischte, ange- paht wäre. Selbst der erfahrene Bibliograph kann heute nach dem Titel und kaum nach der Inhaltsangabe eine exakte Einord nung in die alten Kategorien vornehme». Wir erhalten daher über die Arten der erschienenen Bücher eine schiefes Bild. Bei, einer dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechenden Ein-, teilung könnte der Verfasser dem Verlage Mitteilen, in welche Abteilung er sein Werk ausgenommen wissen will, der diese An gabe an die zuständige Stelle weilergibt. Eine weitere Aufgabe der Statistik für unsere Zwecke wäre eine Zusammenstellung der Verleger und Sortimentsgeschäfte nach ihrer Spezialität geordnet. Eine solche Angabe gibt zwar dar Buchhändleradreßbuch; doch weih jeder Kundige, daß sich in dieser Abteilung sehr oft der Wunsch als Tatsache findet. Da i hierin ein Anfang liegt, so könnte ein wertvolle Kenntnisse gc- ! bendes Material geschaffen werden, wenn statt einer ungenannten Bearbeitung ein lebender Herausgeber verantwortlich zeichnen würde, der nicht nur die Einsendungen der zu nennenden Ge schäfte sammelt und verarbeitet, sondern sie auch nach eigener Sachkenntnis wertet und durch die Angaben der Kreis- und Orts- vereine berichtigt. Eine ähnliche Forderung stellte ich an das Buchhaudelsamt der Zukunft. Weit zuverlässigere Angaben ent hält das Adreßbuch über die Statistik der einzelnen Handels zweige. Doch haben sich auch hier die Begriffe mit den Jahren geändert und gespalten. Eine Kritik der Angaben und eine mehr auf die besondere Geschäftsakt eingehende Gliederung ist eine Forderung der Zeit. Eine Zusammenstellung der in höheren Auflagen erschienenen Bücher wäre wertvoll, nachdem der Be griff »Auflage« gesetzlich festgelegt ist, wie die Maße und Ge wichte. Die Statistik im Buchhandel liegt noch sehr im Dunkeln, worauf im Börsenblatt wiederholt hingewiesen wurde. Von Zeit zu Zeit erscheinen hier Angaben über die in Leih büchereien am meisten gelesenen Bücher. Außerdem wäre eine Betrachtung über die am meisten gekauften Bücher nützlich, die sich jeder Kritik enthalten könnte. Die Erfolge ließen sich in fol gender Weise gruppieren: 1. Der Bücher, die Zeitstimmungen ausgreifen. Beispiele: Goethes Weither, Beyerlein, Jena oder Sedan, Naumann, Mitteleuropa. 2. Der Bücher, deren Wirkung längere Zeit nach Erscheinen zum Erfolg führt, z. B. Schopenhauer, Nietzsche. Hierzu wären die Verlagsarchive als Quellen zu benutzen, wie es Prof. Houben mit dem Brockhausschen Verlage tat. 3. Der Bücher, deren Inhalt sich in Volksbegriffe löste, ohne daß sie selbst eigentlich populär und gelesen wurden. Beispiele: Kant, Darwin, Haeckel. Hier hätte die wissenschaftliche Arbeit einzusetzen. 4. Der Bücher, die ihre Erfolge dem Zufall verdanken. Z. B. durch aufgehobenes Verbot (Ssanin), durch bekannte Gerichts fälle (Bilse, Aus einer kleinen Garnison), durch Tod des Autors, Gedenktage und derartiges. 5. Der Bücher, die in durchsichtiger Weise bekannte Zustände oder Menschen andeuten, wie Schlüsselromane u. a. 8. Der Bücher, in denen der Verfasser bewußt Stellung zur Erotik nimmt, also nicht schlüpfrige, z. B. Böhme, Tagebuch, Jerusalem, Scarabaeus, Vera, Eine für viele. 7. Der Bücher, die einer unzufriedenen Gegenwart eine bessere Zukunft zeichnen, z. B. Bellamy, George, Bebel, Frau, manche Kriegsschriften. 8. Der Bücher, die von Verfassern oder über Persönlichkei ten geschrieben sind, die von ihren Mitmenschen besonders geach tet und verehrt werden. Unter diese Gruppe würden die erfolg reichsten Bücher der letzten Jahre fallen. 9. Der Bücher, die durch die Eigenart ihrer Form in irgend welcher Beziehung aufsallen und gefallen; z. B. Sammlungen Langewiesche. 10. Der Bücher, die über bedeutende neue wissenschaftliche Forschungen, Erfindungen, Entdeckungen handeln. 117
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