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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Rr. 28. zö an" ! LEMMraLMörstwerÄMerSeÄW Leipzig, Sonnabend den 3, Februar 1917. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Vorübergehende Einschränkung des Postpaketverkehrs. Von zuständiger Seite wird bekanntgegeben, dah infolge der Sperrung des Eisenbahngüterverkehrs die Post mit großen und schweren Paketen überflutet ist, in einer Zeit, wo die Schwierigkeiten in der Beschaffung der Beförderungsmittel in Verbindung mit den Störungen durch das Schneewetter aufs höchste im Post- und Eisenbahnbetrieb gestiegen sind. Wegen der Ausarbeitung der an allen größeren Umlade plätzen angesammelten Pakete muß auch in Leipzig vom 3. bis 5 Februar 1917 einschließlich die Annahme von Paketsendungen mit Ausnahme von dringenden Paketen unterbleiben. Die Beschränkung der Paketannahme ist nur vorüber gehend, aber durch die zwingende Notwendigkeit geboten. Leipzig, den 2. Februar 1917. Verein der Kommissionäre. Das Buch im Kriege. Wie wird die Ruhmeshalls dieses Krieges aussehen? Wie er selbst sich unterscheidet von den Kriegen, die je über den Erdball geschritten sind, sollte auch die Halle, die seine Erinnerungen um schließt, anders aussehen, als die Stätten alle, an die wir ge wöhnt sind. Nicht nur Waffen und Fahnen, nicht nur die Kunst werke der Mordtechnik soll sie zeigen. Auch was die Liebe im Schlachtcnlärm gewirkt, darf nicht schien. Wer möchte Nachweise darüber vermissen, wie das Rote Kreuz Gaben ausgcstreut, und was die Kriegschirurgie geleistet, um Wunden zu heilen, um Krüppel, die sonst rettungslos dem Bettlcrtum verfallen wären, wieder zu schaffenden Bürgern zu machen? Ich denke mir weiter, daß das Buch nicht fehlen darf, das Buch in seinen unzähligen Abarten, das Freude und Erbauung, Schönheit und Ablenkung in das lehmige Elend der Schützen gräben getragen hat. Welch' eine große Bibliothek käme zustande, wenn nur ein einziges Exemplar von jedem Buch, das durch die Hand der deutschen Soldaten gegangen, aufgestellt würde! Wir fänden dann, daß von den schwierigsten Materien der Wissen schaft bis zur leichtesten Unterhaltung alles, was sich aus Menschen geist in bedrucktes Papier verwandelt hat, hungernd ergriffen, verschlungen, studiert, gelesen und immer wieder gelesen wurde. Das war noch niemals so. Friedrich der Große zwar nahm sich antike Klassiker und moderne Philosophen mit ins Zeltlager, aber er war auch darin ein Einziger. In unseren Tagen, im hunnischen Deutschland, in dem ein Kesselschmied an der Front Gedichte von großer Schönheit schreibt, in dem ein frommer Bauernsohn zum mindesten sein Gebetbuch nicht entbehren will, liest jeder, verlangt jeder, wie nach der Feldküche, nach der Feld bücherei, ist jeder von Herzen dankbar auch für das kleinste Buch, das man ihm ins Liebesgabenpaket legt. Der deutsche Buchhandel hat verstanden, daß er zu einem Volk der Leser gehört. Wenn es eine Statistik darüber bei Freund und Feind gäbe, so würde sich gewiß erweisen, daß in Quantität und Qualität der deutsche Buchhandel an der Spitze geschritten ist und auch organisatorisch der schweren Ausgabe unter schwierig sten Verhältnissen gewachsen war. Man nimmt seine Gaben ja wie etwas Selbstverständliches hin. Aber man muß sich nur vor stellen, wie es an unseren Fronten, in den Etappen, in den Laza- retten aussähe, wenn die Erquickung, die Anfeuerung, der Trost des Buches fehlte! Wie mancher wäre verzagt, wie mancher, gepackt vom Gespenst der Langeweile, schwermütigen Stim mungen verfallen, wenn der Dichter ihn nicht mit seinem Zauber stab aus der Härte der Umwelt in andere Gefilde geleitet hätte! Ein abgegriffenes Bändchen »Faust«: und die Musik des höchsten Menschentums klingt in das Dröhnen der Granaten. Ein paar Seiten Humor, meinetwegen auch der harmloseste: und im Lachen erstickt der Schmerz einer Wunde. Wir haben den Frieden noch nicht, aber ohne uns entkräften zu wollen, dürfen wir doch wohl von ihm träumen. Dann sehe ich die große zusammenfassende Ruhmeshalle des Weltkrieges. Die riesigen Kanonenrohre erschüttern, obschon sie nun schweigen, die Flugzeuge schrecken, obschon sie fest am Gewölbe hängen. An der Wand aber stehen die Bücher des Krieges, die nicht nur Kriegsbücher sind. Und unsere Enkel hängen ihre Blicke daran und sprechen: Auch das waren siegreiche Waffen! Fritz Engel.*) Auf feldgrauer Straße. Dritte Folge: 1. lReue Folge XII siehe Igtti, Nr. MI.) B r a n d e n b u r gi s ch e Pioniere am Ancre - Bach. »Der ständige Ruf aller Schwesterwaffen nach Pionieren kennzeichnet am besten deren aus schlaggebende Bedeutung in nnserm gegen wärtigen Stellrings» und Festungskampfe gegen unfern pioniertechnisch höchst achtbaren Gegner.« sAns einem Armeebefehl des Kronp.inzen.) Spätnachmittag. Der Himmel lastet wie ein Zeitgewicht; er hängt mit blei grauen Wolken tief auf die zerschossene Picardie. Vorn trommelt die Front; die enge Lust zwischen diesem Himmel und der Erde rollt das Echo, ohne Pause, ohne Unter brechung. Phosphorgelb fällt der matte Tag aus Englands Soldaten, zersranst sich in der steilsteigenden Weiße der Leuchtkugeln und wölbt sich schwarz nach Deutschland hinein. Es hat geregnet. Tagelang. Aber inimer nur ein paar Stunden. *) Dieser kleine Beitrag über die Bedeutung des Buches im Kriege ist uns von dem Verfasser aus unser Ersuchen anläßlich seines bevor stehenden 5V. Geburtstags ilk. Februar 1817) zur Verfügung ge stellt worden. Wenn Büchern gegenwärtig in erster Linie die Ausgabe zugewicsen wird, die im Felde Stehenden und die Daheimgebtiebencn über die Schwere der Zeit htnwegzutragen, so verdiene» auch die Zeit- gedichte des Verfassers »Wir sind sungl« sVerlag von Georg Müller, München) erwähnt zu werden, die in ihrer Mischung von Ernst und Scherz geeignet sind, die gute Stimmung im Feld und in der Heimat zu erhalte». 113
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