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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1910
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- Deutsch
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212, 13. September 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 10395 »Ich bin geneigt«, heißt es, »Herrn Vieweg in Berlin ein episches Gedicht Hermann und Dorothea, das ohngefähr 2000 Hexameter stark sehn wird, zum Verlag zu überlassen. Und zwar dergestalt, daß solches den Inhalt seines Almanachs auf 1798 ausmachen, und daß ich nach Verlauf von 2 Jahren allenfalls dasselbe in meinen Schriften wieder aufführen könne. Was das Honorar betrifft, so stelle ich Herrn Oberconsistorialrath Böttiger ein versiegeltes Bittet erbieten geringer, als meine Forderung, so nehme ich meinen ver siegelten Zettel uneröffnet zurück, und die Negottation zerschlägt sich, ist es höher, so verlange ich nicht mehr, als in dem, alsdann von Herrn Oberconsistorialrath zu eröffnenden Zettel verzeichnet ist. »Die Anzahl der Exemplarien, welche gewöhnlich an den Ver fasser abgegeben werden, stelle Herrn Vieweg anheim. »Zu Kupfern bringe ich Vorstellungen cu6 Wilhelm Meister zum Vorschlag und werde sogleich eine Anzahl Gegenstände dazu Vorschlägen. »Das Manuskript kann, zum Theil, zu Anfang April, der Schluß aber gewiß auf die Jubilatemesse abgegeben werden, auf welcher auch das Honorar bezahlt würde.« Vieweg bot bekanntlich genau dasselbe Honorar, das Goethe ge fordert hatte; da es für damalige Verhältnisse recht hoch war-wenigstens sprechen sich viele sehr erstaunt und wohl auch neidisch über das Honorar Jedenfalls war die genaue Übereinstimmung sehr merkwürdig, und Goethe schreibt auch Schiller darüber: »Ferner habe ich auch mein episches Gedicht verhandelt, wobey sich einige artige Begebenheiten ereignet haben.« Nach Erhalt des Honorarangebots schrieb Goethe an Vieweg: »Ihr Anerbieten trifft genau mit dem Blatte, welches Herr Oberconsistorialrath Böttiger in Händen hat, überein und ich über lasse Ihnen, mit Vergnügen, das bekannte Gedicht, auf die in Ihrem Briefe bemerkten Bedingungen, nämlich für den Calender von 1798, und für die beyden darauffolgenden Jahre, zum alleinigen Verlag und Besitz. »Daß Sie eine geringere Ausgabe drucken lassen, bin ich gleichfalls zufrieden, und werde der Übersendung des Honorars nach völliger Einsendung des Manuskripts entgegen sehen. »Nach meiner vorigen Äußerung wünschte ich die erste Hälfte des Gedichtes Anfang April zu schicken, weil ich das Ganze erst fertig zu haben wünschte, ehe ich einen Theil aus den Händen gebe, dazu brauche ich zwar nicht viel Zeit, aber die reinste Stimmung, wie sie die Unruhe des Winters und die Zerstreuung desselben nicht leicht hervorbringen. Sollten Sie jedoch Ihrer Anstalten wegen das Manuscript nothwendig früher brauchen, so läßt sich Rath schaffen, und ich bitte Sie, sich hierüber näher zu erklären. Freylich da ich einmal so viel Sorgfalt an diese Arbeit gewendet habe, so wünschte ich sie nun zuletzt soweit meine Kräfte reichen, zu vollenden.« Über die Ausarbeitung des Gedichts haben wir eine ganze Anzahl Zeugnisse in Briefen an Schiller, Christian Vulpius, W. von Humboldt u. a.; Mitte Juni kann Böttiger das fertige Manuskript an Vieweg senden. Die Briefe Goethes bekunden, mit welcher Sorgfalt er gerade bei diesem Werke arbeitete und wie er Schiller und Humboldt um Rat und Hilfe bittet, manches nach ihren Angaben ändert und umgestaltet. Ab und zu traten Stockungen ein, Unwohlsein und vielfache Inanspruch nahme verzögerten die Fertigstellung. Wilhelm von Humboldt schuldete der Dichter vor allem großen Dank und er gibt dem Ausdruck in einem Schreiben vom 15. Mai 1797: »Wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig, Werthester Freund, daß Sie, bey so viel eigenen Geschäften, meinem Gedicht noch eine solche Aufmerksamkeit widmen wollen, die ich selbst darauf zu wenden nicht im Stande wäre; wie sehr bin ich Ihnen verpflichtet, für die feinen kritischen Bemerkungen, die ich an meinen Sachen, sobald die Stim mung, die sie hervorbrachte, vorüber ist, so wenig zu thun im Stande bin. Auf einem beyliegenden Blatte finden Sie die Veränderungen, die ich versucht habe, und es soll ganz von Ihnen abhängen, ob Sie solche genehmigen, das Alte beybehalten, oder etwas eigenes, Ihrer Überzeugung gemäßes, einschalten wollen.« Uber den Druck äußert sich auch Goethe nicht so sehr befriedigt, auch Sander hatte diesen, wie wir sahen, sehr bemängelt. »Der Druck ist freylich nicht sehr reizend«, schreibt Goethe, »allein da es einmal Kalenderformat seyn soll, und da man noch überdieß wegen schon fertiger Decke genirt ist, so muß es denn wohl hingehen, übrigens ist er denn doch deutlich und nicht unangenehm zu lesen. Da es bey diesem Gedicht auch mit um die augenblickliche Ausarbeitung zu thun ist, so war diese Kalendergestalt nach der jetzigen Lage der Dinge immer das bequemste Vehikel. »Zur zweyten Ausgabe würde ich die lateinische Schrift wählen, da sie heiterer aussieht, und da auch wir nun schon einen deutschen Druck haben, ich glaube denn doch zu bemerken, daß der gebildete Theil des Publikums sich durchaus zu lateinischen Lettern hinneigt.« Zum Schluß heißt es dann noch: »Die vier nächsten Musen gehen heute über acht Tage ab. Erlaubt es Ihnen Ihre Zeit, so gönnen Sie auch diesen einen aufmerksamen Blick. Wie manches wird noch darinnen anzuzeichnen seyn! ob ich gleich selbst nicht einmal die Schreibfehler darin mehr gewahr werde, besonders, da ich es vor einigen Tagen wieder vorgelesen habe, wo durch mir alles Interesse auf eine ganze Zeit wieder erschöpft ist.« An Böttiger macht er über Humboldts Mitarbeit noch die interessante Äußerung: »Es ist mir sehr angenehm, zu hören, daß Sie mit der Interpunk tion des Gedichtes zufrieden sind und wir haben Ursache, dem Freunde dankbar zu seyn, der mir diesen Dienst leistet, es ist eine Kunst, die ich Anfang Juni trafen dann die 100 Dukaten von Vieweg ein, am 13. Juni ging der Schluß des Gedichtes an Böttiger, und am 26. Juli traf Goethe Anordnungen wegen Verteilung der Freiexemplare; der Kalen der scheint also zu der Zeit schon gedruckt gewesen zu sein. Trotz des hohen Honorars soll Vieweg ein gutes Geschäft mit Her mann und Dorothea gemacht haben, es erschien als Taschenbuch in verschiedenen Ausgaben, von denen zwei prachtvoll gebunden und sehr gegen Goethes Willen und Geschmack mit landschaftlichen Kupfern aus gestattet waren. Weitere Abdrucke erschienen 1799, 1803 und 1805. Eine neue Auflage erschien 1811, zwei andere sind vom Jahr 1814, auch die beiden folgenden Jahre brachten neue Auflagen, dann 1822, 1823, 1825, 1826 (zwei), 1829, 1830 usw. Ohne Goethes Einwilligung bezeichnete Vieweg auch Hermann und Dorothea als »Neue Schriften,Erster Band«. Auf Ungers Beschwerde Goethe darüber sein Mißfallen, und auch Cotta gegenüber entrüstete sich der Dichter über Viewegs Eigenmächtigkeit. Auch scheint Vieweg ohne Goethes Einwilligung 1825 eine Ausgabe »zum Besten der durch die Wasserfluten in der Nacht vom 4ten auf den 5ten Februar 1825 Verun glückten« veranstaltet zu haben. Viewegs Schwiegervater Joachim Heinrich Campe war 1786 einem Rufe des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig gefolgt, um in Braunschweig eine Reorganisation des Schulwesens vorzunehmen. Die beabsichtigte Reform scheiterte, obwohl sich Campe der beson deren Gunst des Herzogs erfreute, am Widerspruch der kirchlichen und ständischen Körperschaften, und Cainpe übernahm 1787 die bisher mit dem Waisenhause verbundene Buchdruckerei und Buchhandlung unter der Firma »Braunschweigische Schulbuchhandlung«, welche bald einen, ungemeinen Aufschwung nahm und sich größter Bedeutung erfreute. Vor allem waren es die eigenen Schriften Campes, welche die Bedeutung des Verlages ausmachten. Auf Wunsch des Herzogs zog nun auch der tatkräftige Schwiegersohn Campes nach Braunschweig, 1799 verlegte er sein Berliner Geschäft dorthin, erwarb dazu die Druckerei von I. W. Kircher und erhielt von seinem Schwiegervater die Schulbuchhandlung übertragen. Mit Braunschweig ist Viewegs Name fortan untrennbar verbunden, am 25. Dezember 1835 ist Friedrich Vieweg dort gestorben. Der Grund stock des bedeutenden Geschäfts ist jedoch inBerlin gelegt, dort sind die ersten bedeutendsten Verbindungen angeknüpft. Von weiteren Berliner Buchhändlern der Zeit sei schließlich noch Spener erwähnt, jedenfalls eine der sympathischsten Persönlichkeiten des damaligen Berlins. Johann Karl Philipp Spener (geboren 1749, gestorben 1827) ist auch mit Schiller in geschäftliche Verbindung getreten und stand auch zu Cotta in freundschaftlichen Beziehungen. Spener war seit 1772 Geschäftsführer der Haude und Spenerschen Buchhandlung, und der eigentliche Herausgeber und Redakteur der »Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen« (der Haude und Spenerschen Zei tung). Später war er Besitzer der Handlung. Er war ein weitgereister, hochgebildeter Mann, der auch als Schriftsteller nicht ohne Bedeutung war. Auf seinen Reisen — er unternahm eine vierjährige Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien, Frankreich, England und die Nieder- 1361*
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