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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1910
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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10396 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 212, 13. September 1910. lande und besuchte manche Länder, so England und Frankreich 1776, die Schweiz 1825 zum zweitenmal — war er mit den hervorragendsten Urteil, einen weiten Blick für die Verhältnisse und Eigenarten der Länder und ihrer Bewohner gebildet. Die auf seinen Reisen gemachten Erfah rungen kamen vor allem seiner Zeitung zugute, die besten Artikel über Paris und London, die wissenschaftlichen Aufsätze aus dem Zeitraum von 1772—1793 stammen aus seiner Feder. Spener war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des geistigen Berlins im letzten Drittel des achtzehnten und den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahr hunderts, durch Kenntnisse, Geist und Gemüt gleich ausgezeichnet, stand er Nicolai ebenbürtig zur Seite, übertraf ihn aber an Herzensgüte und Herzenswärme. Sein Verlag war bedeutend, er verlegte Jacobis Iris, die von 1775—78 erschien, die »Wöchentlichen Nachrichten von neuen Landkarten, geographischen, statistischen und historischen Büchern und Sachen«, die der Oberkonsistorialrat und Direktor des Gymnasiums zum Grauen Monatsschrift von Gedicke und Biester, die von 1783—96 in 28 Bänden erschien. Diese Monatsschrift war sehr angesehen und einflußreich und zählte die hervorragendsten Gelehrten, u. a. Kant, zu Mitarbeitern. Später, von 1816—16, verlegte Spener noch das vom Historiker Halts«. Vor allem verlegte Spener eine große Anzahl Reisebeschreibungen, darunter Werke, die für die damalige Zeit epochemachend waren, so Geschichte der englischen Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, 7 Bde.; Mungo Park, Reisen im Innern von Afrika in den Jahren 1795 bis 1797; L. von Buch, Geognostische Beobachtungen auf Reisen durch Deutschland und Italien, 2 Tle., 1802 und 1809, Krusenstern, Reise um die Welt 1803—06; Sack, Beschreibung einer Reise nach Surinam in den Jahren 1805—07 und andere mehr. Auch naturwissenschaftliche, mathematische und einige geschichtliche Werke erschienen in seinem Verlage, sodann einige schönwissenschaftliche genealogischen Kalender oder Jahrbuch der merkwürdigsten neuen Welt- Begebenheiten« mit dem Nebentitel »Allgemeines historisches Taschen buch«, für den Chodowiecki einige Jahre lang die Kupfer lieferte. In diesem Kalender erschien 1789 die erste Veröffentlichung der Geschichte des Siebenjährigen Krieges von Archenholtz, die dann 1793 in Buch form in zwei Bänden im Verlag von Haude und Spener erschien. 1796 erschien der »Kalender der Musen und Grazien« von Schmidt von Werneuchen in formvollendeter Ausstattung, den Goethe in Schillers Musenalmanach für 1797 in dem Gedicht »Musen und Grazien in der Mark« lächerlich machte. Durch seinen Kalenderverlag kam Spener auch mit Schiller in Berührung. Spener gab einen Neujahrswunsch »Der Guckkastenmann« heraus, ein Bild, auf dem ein Mann auffordert, in seinen Guckkasten zu sehen, und auf seiner Brust ein Schild trägt, auf dem sich ein Neujahrs wunsch befindet. Im August 1796 hatte Spener an Schiller die Bitte gerichtet, ihm ein kleines Gedicht für den Guckkastenmann zu senden. Schiller erklärte hätte den »Guckkastenmann« noch nie zu Gesicht bekommen und wisse daher nicht genau, was Spener wünsche. Dieser teilte dann dem Dichter darauf näheres über den Guckkastenmann mit. »Der Guckkastenmann hat keine eigentümliche Beziehung« — heißt es —; »sondern er soll bloß das Medium seyn, dem Publikum einen Neujahrswunsch darzubringen. Der Zettel, den er in der Hand hält, und auf welchem 16, höchstens 18 Verse Raum haben, kann also für einen Vorschlags-, Einladungs- oder Warnungszettel gelten, je nachdem irgend einer dieser Gesichtspunkte gewählt würde. — Ver gleicht der Mann das Leben mit einem Guckkasten, bemerkt er den Unterschied, daß man in diesem bloß zu sehen, in jenem aber neben dem Zuschauen auch selbst handeln müsse, erwähnt er vielleicht gar die Folgen dieser Handlungen — macht er von der Beweglichkeit seiner Figuren auf den Unbestand und Wechsel alles dessen, was unter dem Monde ist, eine Nutzanwendung — kann diese Nutzanwendung zugleich die Idee des Zeitabschnittes, an welchem sie ausgetheilt werden soll, implicieren, kann sie so allgemein seyn, daß niemand sagen kann, das gehe ihn nicht so an, sichert ihr die Qualität eines Denk-, Wahl- und Sittenspruches eine bleibende Stätte im Wohnzimmer, indem sie an das Vergnügen Unterricht knüpft, und wie der Sinnlichkeit so dem Verstände und dem Herzen gefällt — so hat sie ihre Bestimmung im höchst möglichen Umfange erreicht. Das Auge, welches im Tanz das Grundgesetz des Weltalls entdeckte, was sollte dies Auge nicht auch im Guckkasten erblicken können.« In der Zeitschrift für Bücherfreunde IX 2/3, S. 81 ff. macht Fr. Jonas weitere Mitteilung über den Guckkastenmann und gibt auch eine Abbildung des Blattes. Er ist der Meinung, daß ein Schillersches Ge dicht sich auf dem Neujahrswunsch für 1799, der also 1798 erschienen ist, findet. Die Verse, welche bis jetzt nicht als Schillersches Gedicht galten, lauten nach Jonas: »Zum neuen Jahr schau Jedermann Ein lehrreich Bild aus meinem Kasten, Das Bild von unserm Leben an! Der Leidenschaft ganz hingegeben Trabt alle Welt dort linker Hand, Nach Ämter, Titel, Stern und Band, Nach Geld, nach Putz und anderm Tand. Ihr ganzes Thun ist ein unseel'ges Streben! Nur Wen'ge rechts, verstehn das Leben Und zu der Lust, die Wissenschaften geben! Wer von den letzten ist, fürwahr! Dem wird gewiß ein frohes Leben, Ohn' allen Wunsch zum neuen Jahr!« Als eine Bestätigung seiner Hypothese, daß diese Verse, wie man auch aus dem weiteren Briefwechsel Schiller-Spener schließen muß, wirklich von Schiller herrühren, führt Jonas noch an, daß in einer Be sprechung des Spenerschen Unternehmens in der »Augsburger Allge meinen Zeitung« vom 29. Dezember 1798 ausdrücklich hervorgehoben wurde, daß die Verse auf dem Kupfer, wie Gedanke und Ausdruck sicht- barlich bewiesen, von einem unserer vorzüglichsten Dichter herrührten. Jonas führt außerdem noch eine weitere Ankündigung des »Guckkasten manns« in der Vossischen Zeitung vom 27. Dezember an, es heißt dort: »Der Guckkastenmaun, ein in Kupfer gestochener Neujahrswunsch, der mit ungleich mehr Verstand entworfen, von Herrn Bolt mit ungleich größerer Kunst gezeichnet und mit mehr Sorgfalt kolorirt ist als ähn liche Produkte bishero je gezeigt haben, der zugleich einer unserer besseren Dichter zu einer sinnreichen Strophe Anlaß gegeben hat, und der in Glas und Rahm gefaßt, als eine sehr gefällige Verzierung im Wohnzimmer eine Stelle verdiente und an dieser Stelle Jahr ans Jahr ein vergnügen und nutzen kann, ist in der Haude und Spener schen, imgleichen in der Maurerischen Buchhandlung, desgleichen bei Herrn Schropp und Kompagnie in Glas und Rahm gefaßt für 16 Gr. und ungefaßt für 8 Gr. zu bekommen.« Der Briefwechsel Schiller-Spener berichtet nun darüber folgendes: Mit der Übersendung der Abdrucke des Titelkupfers zum Musen almanach am 27. September mahnt Spener wegen baldiger Lieferung des Gedichtes: »Nicht genug, daß die Verleger zudringlich sind, sie sind auch oben drein noch dringend! Um Verzeihung — was das erste betrift, so klagen Sie in gegenwärtigem Fall blos Ihre Celebrität an, und wegen des letztern mag mich die Calenderrechnung in Schutz nehmen« setzt Spener launig hinzu. Schiller hatte den besten Willen gehabt, Spener etwas recht Gutes für seinen Guckkastenmann zu liefern; aber es kam mancherlei dazwischen. Der Tod seines Vaters, die schwere Erkrankung seines jüngsten Kindes, vor allem aber die große Arbeit, die ihm durchs Verpacken und Ver senden des Musenalmanachs erwuchs, ließen den Dichter nicht dazu kommen, sein Versprechen zu halten. Am 10. Oktober entschuldigt er sich, daß er Spener schon so lange warten ließ und nun schließlich doch nur eine sehr flüchtige Arbeit sende. Alle die Umstände kämen dazu, und er bittet Spener, selbst zu beurteilen, ob man unter solchen Umständen Neujahrswünsche dichten könne. Er bittet ihn, mit dem guten Willen vorliebzunehmen, da er für diesmal nichts Besseres geben könne. Es war das Gedicht »Spiel des Lebens«, das Schiller damals an Spener für den Guckkastenmann sandte: »Wollt ihr in meinen Kasten sehn? Des Lebens Spiel, die Welt der Kleinen, Gleich soll sie eurem Aug' erscheinen.« usw. Das Gedicht traf jedoch, wie es scheint, nicht rechtzeitig ein, und konnte nicht mehr für den Guckkastenmann für 1797 verwendet werden. Ein Schreiben Speners vom 22. November 1796 bestätigt dies. Er be-
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