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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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22, 27. Januar 1917. Redaktioneller Teil. beilcn Hallen. Viele schöne Aufgaben gab es da, die vor dem Krieg zum Teil ungelöst blieben. Nach dem Krieg wird ihre Lösung noch viel nolwendiger, aber auch viel schwerer sein. Ich brauche hier nur an eine deutsche Kolonie im Ausland zu er innern, deren Schicksal mir besonders am Herzen liegt, an die in Mailand. Wie fesigesiigt und blühend war sie vor dem Krieg, wie schön entwickelten sich die von ihr geschaffenen Schulen, die Deutsche mit ihrem eigenen stattlichen Schulhaus und die In ternationale! Wie angesehen war das Deutsche Hospital, wie blühte das Vercinswcseu, welchen Segen verbreiteten die man nigfachen Einrichtungen der evangelischen Kirchengemeinde! In unendlich vielen anderen Stätten des Auslandes lagen die Ver hältnisse ähnlich. Vielfach konnte oder muhte geradezu der deutsche Buchhändler draußen im Ausland, unmittelbar oder mittelbar beim Entstehen nnd bei der Pflege solcher Einrichtungen einer deutschen Kolonie mit eingrcisen. Seine Aufgabe war es haupt sächlich, all die vielen Fäden zu knüpfen und weiterzu- spinncn, die sich ans dem Gebiet der geistigen Kultur vom Vater land zu seinen Söhnen spannen, die draußen im Ausland ar beiteten. Wie unendlich viele dieser Fäden sind durch deu Krieg zerrissen worden! Wo und wie soll da mit dem Wieder aufbau angefangen werden? -Deutsche Buchhändler an dieFront!»wird daher für diese Front die Parole lauten. Denn ihm kommt es im Ausland zu, den deutschen Gedanken bei seinen Volksgenossen zu pflegen und zu fördern nnd diese durch seine Ware Buch und Zeitschrift - an das Mutterland zu fesseln, sie festzuhallen an der deutschen Sprache und so die alte Heimat draußen neu erstehen zu lassen. Sein Beruf ist es zugleich, auch den Ausländer mit den deutschen Leistungen und mit deut schem Geist bekannt zu machen und ihm zu zeigen, was wir Deutschen sind und was wir können. Schule und Presse sind hierbei besonders wichtige Kräfte, nnd so liegt es auf der Hand, daß ein Institut wie das Stuttgarter für das Auslands deutschtum mit all seinen Einrichtungen in unendlich vielen Fällen dem Buchhandel zu einer wichtigen Auskunftsstelte und einer Stätte der Anregung, Belehrung und Förderung werden kann. Daß beide, der deutsche Buchhandel und das Museum für das Auslanddeutschtum, in Zukunft miteinander und für ein ander tätig sein müssen, ergibt sich hiernach von selbst. Sind übrigens diese Aufgaben nicht ähnlich denjenigen, die zum Teil auch dem bnchhändlcrischen Werbcamt zugedacht wer den, von dem so viel schon im Börsenblatt geschrieben wurde? Gewiß! Damit ist aber keineswegs gesagt, daß sich diese Arbeiten einst zersplittern könnten. Ich meine vielmehr, daß diese beiden Stellen, das Werbcamt des Buchhandels und das Deutsche Aus landmuseum, einander in die Hände arbeiten und sich gegen seitig die Lösung ihrer Aufgaben erleichtern werden. Die Richt linien dafür zu finden, wird nicht schwer sein, die Hauptsache bleibt, daß alle berufenen Kräfte des deutschen Buchhandels die Wichtigkeit des neuen Deutschen Auslandmuseums erkennen und sich bereit erklären, es zu fördern durch Beisteuer von Mit teln, also durch Beitritt in die Reihen seiner Mitglieder und durch Werktätige Arbeit, zu Nutz und Frommen des Buchhandels und zum Segen für unser deutsches Volkstum. Die mannig fachen Anstrengungen, die in ähnlicher Weise schon vielfach beim ausländischen Buchhandel wahrzunehmen sind, müssen uns deutsche Buchhändler erst recht dazu anetsern. Für den Stutt garter Buchhandel aber erachte ich es als eine besondere Pflicht, sich in den Dienst des Deutschen Auslandmuseums zu stellen. Er wird hierzu gewiß auch freudig bereit sein, und so hoffe ich im Börsenblatt noch oft dem Thema Das Deutsche Aus- landmuseum in Stuttgart und der deutsche B n ch h andel zn begegnen.*) *) Wir begegnen ans in diesem Wunsche mit Herrn Sperling und werden die Bestrebungen des neuen Deutschen Anslandmnscnins a»s- mcrksani verfolgen nnd die Leser gern über deren Fortschritte und Ergebnisse unterrichten. Das in Aussicht genommene Bnchhandelsamt wird der neuen Gründung keine Konkurrenz bereiten, da cs Zeit- und Geldverschwendung wäre, eine Arbeit, die bereits von anderer Stelle in zweckmäßiger Weise geleistet wird, nochmals vorzunehmcn. Der Buch handel wird iin Gegenteil soviel von dieser Arbeit Nutzen z» ziehen suchen, als ihm gewährt wird, nnd die Bestrebungen des deutschen Ausland- Verfasser und Buchhändler. (Zum 70. Geburtstage von O t t o F r a n z G e n s i ch c n , 4. Febr. 1917.) Schon Hvraz gesteht in seinem zwanzigsten Brief, daß sein Bnch sich danach sehne, im Schanfenster der Verleger Sosii auszuliegen, und Heinrich Heine bekennt, daß er in Berlin wohlgefällig oftmals an dem Schaufenster vorbeigegangen sei, wo sein Erstlingswerk gedruckt anslag, jeder wahrhaft ehrliche Dichter könnte aus seiner eigenen Anfüngerzeit wohl Ähnliches berichten. Denn der Vertrieb eines Buches ist für dessen Erfolg oft ausschlaggebend. Eine berühmte Ver- lagssirma ist an sich eine wertvolle Empfehlung nnd ebnet -auch einem unbedeutenden Werk schon dadurch sehr die Bahn, das; sie es ans den Anzeigen ihrer hervorragenden, weit verbreiteten Bücher mitanzukün- digen pflegt. Wie manches jetzt hochgepriescne Werk hat anfangs bei dem ersten Verleger als unverkäuflicher Ballast gelagert und erst bei dem zweiten Verleger seinen Weg gemacht: Gottfried Kellers »Grüner Heinxich« und Joseph Victor Scheffels »Ekkehard« sind beredte Bei spiele ans nicht ferner Vergangenheit! Neben dem Verleger, von dem das große Publikum ja nur höchst selten direkt zu kaufen pflegt, kann auch der sogenannte »Sortimenter« ungemein viel für die Verbreitung eines Buches tun. Schon die Auswahl, die er für seine Schaufenster und Ladentische trifft, ist von Einfluß. Gar mancher wird erst durch derartigen Anblick zum Kau fen eines Buches bestimmt, dem er sonst nie nachgefragt hätte. Wie viele, namentlich Damen, treten in einen Bnchladen, um zu bestimm tem Zweck in ungefährer Preislage ein Buch als Geschenk zu kaufen, lassen sich aber erst vom Sortimenter etwas Geeignetes Vorschlägen nnd folgen seiner Empfehlung. Daß bei solchen Käuferinnen sehr oft nur Äußerlichkeiten, wie Ausstattung, Einband, Format, die Wahl ent scheiden, ist offenkundig. Und doch ist die sogenannte »Geschenkliteratnr« ein sehr wesent licher Bestandteil des Sortimentsbuchhandels, ja, in kleinen Städten oft der eigentliche Lebensnerv. Wenn die Geschenke zu kirchlichen Festen, Einsegnungen, Geburtstagen, gesellschaftlichen Aufmerksamkei ten fortfielen, würde gar vielen Sortimentern der Jahresgewinn be denklich geschmälert werden. Zur »Geschenkliteratnr« gezählt zn wer den, ist deshalb aus geschäftlichen Rücksichten für viele Dichter »ein Ziel, aufs innigste zn wünschen«. Selbst Theodor Fontane kann in seinen von Otto Pniower und Paul Schlenther herausgegebenen »Brie fen« einen stillen Neid nicht unterdrücken, nicht wie Georg Ebers und Julius Wolfs zn Geschenken bevorzugt zu werden. Um zn der einträglichen Bevorzugung der Geschenkliteratnr zn gelangen, gehört nicht nur Gediegenheit der Ausstattung, sondern auch Unverfänglichkeit des Inhalts. Werden auch heute auf »die höhere Tochter« nicht mehr so zaghafte Rücksichten wie früher genommen, so wird doch jetzt noch zn Geschenken fast nur ein Bnch gewählt, das >nn- museums schon deswegen gern unterstützen, weil er seine eigene Arbeit im Auslande auf einer möglichst genauen Kenntnis der Verhältnisse anfbanen muß, wenn sic Erfolg haben soll. Denn darüber, daß diese Arbeit nach dem Kriege nicht leicht sein wird, braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben, auch wenn man noch so sehr von der Weltbe deutung der deutschen Wissenschaft und der Unmöglichkeit, das deutsche Bnch vom Weltmärkte ansznschließen, überzeugt ist. Da das Bnchhandels- aint hauptsächlich praktische Zwecke verfolgen soll, so wird ihm genug Arbeit übrig bleiben, wenn es die Nutzanwendung ans dein Material zieht, das ihm für seine Zwecke zur Verfügung gestellt werden kann, indem es dieses ans dem Allgemeinen ins Besondere überträgt und in seinen Arbeitskreis hineinstellt. Ans diese Weise wird es auch seiner seits zn eigenen nützlichen Ergebnissen gelangen, die wiederum befruch tend ans die Ausgangsstelle zurückwirken können, sodaß ans Nehmen »nd Geben fiir alle Beteiligten Nutzen erwachsen wird. Wenn man die Zahl der Vereinigungen berücksichtigt, deren Arbeit sich jetzt in gleicher oder ähnlicher Richtung bewegt, so drängt sich allerdings der Gedanke ans, daß hier weniger mehr wäre nnd eine Verständigung der ver schiedenen Stellen untereinander zwecks möglichst genauer Arbcits- abgrenzung notwendig ist, damit doppelte oder gar dreifache Arbeit ver mieden wird nnd jeder weiß, an wen er sich im Einzelfalle am besten zn wenden hat. Von den Sondervercinignngcn wie dem Deutsch- Amerikanischen Wirtschastsverband, der Deutsch-Türkischen Vereinigung, dem Deutsch-Chinesischen Verband n. a. Wirtschaftsvereinignngen zur Förderung der Beziehungen Deutschlands zu bestimmten Ländern ab gesehen, sind in gleicher oder ähnlicher Richtung wie das Deutsche Anslandmnsenin in Stuttgart der Verein für das Deutschtum im Auslände, der Handclsvertragsverein in Berlin, der Deutsche ilbersee- dienst G. m. b. H., das Hamburger Kolonial-Jnstitut n. a. tätig, so daß es einigermaßen schwer hält, sich im Einzelfalle für das eine oder das andere bei Einholung von Auskünften zu entscheiden. Daher sollte einer Zersplitterung vorgebengt nnd eine Zusammenfassung aller dem gleichen Ziele, wenn auch ans verschiedenen Wegen znstrebcndcn Kräfte versucht werden. 91
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