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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-01-24
- Erscheinungsdatum
- 24.01.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 18, 24. Januar 1917. rcichnng dieses Zieles wirklich notwendig, das; die Vereinigung selbst die Bücher liefert? Wenn es sich tatsächlich nur um die Förderung der geistigen Ausbildung der Mitglieder handelt, dann kann doch dieser Zweck durch die Empfehlung guter Bü cher unter Hinweis darauf, daß diese durch jede Buchhandlung zu beziehen sind, und all die anderen Mittel, deren sich die Orga nisationen schon heute zu bedienen pflegen, sehr gut verwirklicht werden, ohne daß der Verband eine eigene Buchhandlung er richten muß. Genossenschaftliche Selbsthilfe kann nur dort als gerechtfertigt erscheinen, wo die Privatinitiative zur Befriedi gung gewisser Bedürfnisse nicht ausreicht oder Mißbräuche irgendwelcher Art zeitigt, wo das öffentliche Interesse beein trächtigt wird, weil das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte zu einer Schädigung der Allgemeinheit zu führen droht, wo schrankenlose Gewinngier privater Unternehmer sich über die Forderungen des allgemeinen Wohls ohne Bedenken hinweg setzt. Kann jemand ernstlich die Behauptung wagen, daß eine dieser Voraussetzungen beim deutschen Buchhandel zutrifft? Der Buchhandel hat sich vor manchem anderen Erwerbszweig während dieses Krieges vorteilhaft dadurch unterschieden, daß er sich seiner wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben stets voll be wußt geblieben ist und es verstanden hat, jenen Ausgleich zwi schen pribatwirtschaftlichem und gemeinwirtschaftlichem Interesse hcrzustellen, de» mancher andere Stand leider bis heule nicht zu finden vermochte. Wenn Vorschläge wie die des Herrn Zimmermann auch nur anftauchen können, so hat das seine Ursache eben darin, daß seit längerer Zeit bei uns die Meinung verbreitet zu sein scheint, in das Wirknngsgebiet des Buchhändlers könne jedermann, ohne daß nach der Legitimation gefragt werden müßte, Ein fälle unternehmen. Denn Bücher zu verkaufen, sei doch so furcht bar leicht; warum also den schönen Gewinn dem Buchhändler überlassen, den man doch nicht allzu schwer selbst ziehen kann? Herr Zimmermann hat in seinen Ausführungen den Beweis da für nicht erbracht, daß die von ihm vorgeschlagenen Zweckbuch handlungen irgend eine Daseinsberechtigung haben, denn dazu hätte er vor allem beweisen müssen, daß sie wirklich in irgend einer Weise geeignet sind, die Bildungsbestrebungen der Ver eine wirksamer zn unterstütze», als dies jede beliebige, gutge leitete Buchhandlung zu tun in der Lage ist, sofern die Organi sation in ihren Ankündigungen eben nicht auf die eigene Buch handlung als Bezugsquelle hinweist, sondern auf die Buchhand lungen im allgemeinen. Die Zweckbuchhandlung wird auch nie mals das leisten können, was das Sortiment zu leisten vermag: sie wird notwendigerweise einseitig und von Parteistandpunkten aus geleitet werden müssen. Denn niemals wird es die Ver- bandsleitnng zulassen können, daß ein Bereinsunternehmen Li teratur verbreitet, in der Gedanken vertreten werden, welche de» vom Vereine approbierten zuwiderlaufen. Und eben des halb bedeutet die Zweckbnchhandlung eine so außerordentliche Gefahr nicht nur für den Buchhandel, sondern für unser ganzes Schrifttum. Die parteimäßige Einseitigkeit, die sich vor dem Kriege auf vielen Gebieten unseres öffentlichen Lebens in be drohlicher Weise bemerkbar machte und die, wie wir alle hoffen, nach dem Kriege dem Geiste des gegenseitigen Verstehens und der gegenseitigen Achtung weichen wird, würde noch viel mehr, als es früher der Fall war, vom Denken und Handeln unseres Volkes Besitz ergreifen, wenn die Versorgung mit Literatur aus den Händen des über den Parteien stehenden Buchhandels in die unserer politischen und wirtschaftlichen Parteien über ginge. Denn darüber darf man sich ja keinem Zweifel hingeben, daß die modernen Organisationsbestrebungen, soviel Gutes sie schaffen, insofern auch recht bedenkliche Wirkungen zeitigen kön nen, als sie jeden einzelnen zum einseitigen Parteimann stem peln, der das Verständnis für die Anschauungen anderer voll kommen verliert. Wenn nun auch der Literatur-Vertrieb in die Hände der Organisationen geraten sollte, dann wird jede Mög lichkeit, andere Gesichtspunkte als die von der eigenen Partei oder Berufsgenossenschaft vertretenen kennen zu lernen, voll kommen schwinden. Die Auseinandersetzungen im gewerk schaftlichen und politischen Leben werden durch die Zweckbuch handlung also nicht veredelt und vertieft, sondern verschärft und 78 verflacht werden. Aber auch auf das nichtpolitische Schrifttum könnte di« Zweckbuchhandlung nur den ungünstigsten Einfluß üben. Denn wenn man schon früher — ob mit Recht oder Un recht, mag dahingestellt bleiben — in literarischen Kreisen über das Kliquen- und Sippenwesen lebhafte Klage führen hörte, so kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß die von Herrn Zimmermann vertretene Art des Büchervertriebes wirklich zu einer Vorherrschaft der politischen Vetternwirt schaft in der Literatur führen würde und daß es einem nach jeder Richtung hin unabhängigen Schriftsteller unge mein erschwert würde, sich durchzuseyen. Denn selbstverständ- lich wird jede von einer Organisation errichtete Buchhandlung vor allem die Bücher, die von ihren Mitgliedern und den ihnen nahestehenden Autoren verfaßt sind, zu vertreiben suchen; sie wird wenig Interesse daran haben, sich für Bücher ihr nicht an gehörender Schriftsteller zu verwenden, und wird es ablehnen, für die Verbreitung von Werken ihr feindlich gegenüberstehen der Autoren tätig zu sein, mögen dies« literarisch noch so wert voll sein. Sollte es also je dahin kommen, daß ein beträchtlicher Teil unseres Volkes seine literarische Versorgung durch Zweck buchhandlungen empfängt, dann würde es für den unabhängigen Schriftsteller äußerst erschwert, ja wahrscheinlich unmöglich ge macht, mit seinen Schriften ins ganze Volk zu dringen. Es ist übrigens naheliegend, daß die Organisationen bei der Errich tung von Sortimenten nicht stehen bleiben, sondern auch zur Gründung eigener Verlagsgeschäste schreiten würden. Kurz, man wäre auf dem schönsten Wege dazu, die Befriedigung der geistigen Bedürfnisse unseres Volkes gänzlich unfern politischen Parteien und Berufsorganisationen zu überantworten. Es kann der Phantasie überlassen werden, sich die Folgen auszumalen, die ein solcher Zustand für Buchhandel und Schriftsteller herbei führen würde. Aber selbst wenn es dazu nicht kommen sollte, so wäre der Sortimentsbuchhandel und infolgedessen auch der Verlag durch die Vermehrung und Ausgestaltung der Ver einsbuchhandlungen aufs empfindlichste geschädigt. Sie wür den ihm auf Schritt und Tritt eine bedrohliche Konkurrenz machen und ihm zahlreiche Käufer entziehen; kraft des natür- lichen Nachahmungstriebes würde ein großer Vereinfach dem anderen darangehen, sich auf diesem Wege neue Einnahme quellen zu erschließen, und das Endergebnis wäre eine be dauerliche Verflachung unseres Geisteslebens und sine Schädi gung des Buchhandels, dem immer neue Gruppen seiner bis herigen Kunden entzogen würden, während gerade die neu zu gewinnenden Bevölkerungsschichten auch von der Zweckbuch handking nicht erfaßt würden. Aus dem Gesagten geht Wohl hervor, daß es geradezu selbst mörderisch wäre, wenn die buchhändlerischen Standesvertretun- den dem Entstehen neuer Vereinsbuchhandlungen teilnahmlos zusehen, ja diese vielleicht sogar begünstigen würden. Rück sichtslose Bekämpfung derartiger Absichten erscheint vielmehr dringend geboten. Die Fachpresse. Fachblatt für das gesamte Fach zeitschristenwesen. Zeitschrift für Geschichte, neuzeitlichen Ausbau, technische und wirtschaftliche Entwicklung der Fachpresse. 1917, Heft I. Herausgeber und Schriftleiter- vr. Jakob Friedrich Meißner, Dozent für Zei tungskunde der Grotzh. Technischen Hochschule in Darm stadt. Jährl. 24 mal. Verlag der Fachpresse, Verlags gesellschaft m. b. H. in Heidelberg. Viertelj. 4.— ord. Zu den Mktvollsten und interessanteste» Soudervcranstaltungen der Leipziger buchqcwerblichen Schau vom Jahre 1914 gehörte unstrei tig die Ausstellung der deutschen Fachpresse. Durch sie erst wurde weite» Kreise» die Bedeutung und Entwicklung eines Pressezweiges von ungeheurem Einfluß auf unser gesamtes wirtschaftliches und geistiges Leben offenbar. Eine Reihe gleichartiger Interessen, die aus Anlaß der Bugra die Fachzeitschristenverlegcr dazu führte, ge meinsam aufzutreten, besteht auch heute noch. Diese in einem Brenn punkte in Gestalt eines Zeitschristcnuntcrnchmens zusammenzufassen, ist gewiß ein naheliegender Gedanke, so daß uns die Gründling des vor-
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