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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1917
- Strukturtyp
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- 1917-01-24
- Erscheinungsdatum
- 24.01.1917
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- Deutsch
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DMMdMMMVmhhMdel 84. Jahrgang. Nr. lv. Leipzig, Mittwoch den 24, Januar 1917, Redaktioneller Teil. Die Zweckbuchhandlung — eine Gefahr für Buch und Buchhandel. Von I)r, Hermann Reitzer, Wien, Die Ausführungen, die Herr A, Zimmernrann unter dem Titel »Zur Erweiterung des Büchermarktes« in Nr, 292 und 293 des Börsenblatts vom Vorjahre veröffentlicht hat, haben sicherlich bei der überwiegenden Mehrzahl der Leser keinen An- Ilang gefunden; sie stehen mit den Erfahrungen, die jeder Buch händler in seinem Berufe selbst zu sammeln reichlich Gelegen heit hat, in allzu krassem Widerspruch, Wenn ich nichtsdesto weniger im folgenden eine Widerlegung der Zimmermannschen Gedanken versuche, so geschieht es nur deshalb, um nicht die irrige Meinung entstehen zu lassen, als ob irgend jemand mit den Darlegungen Zimmermanns einverstanden wäre, eine Mei nung, die unter Umständen gefährlich und verhängnisvoll wer den könnte. Denn so unrichtig und ungerechtfertigt die Schluß folgerungen des genannten Aufsatzes schon auf den ersten Blick für den Fachmann erscheinen müssen, so darf die große Gefahr, die in derartigen Ideen für Buchhandel und Schrifttum liegt, doch keineswegs unterschätzt werden, Herr Zimmermann geht von der Tatsache aus, daß der deutsche Buchhandel in seiner bisherigen Form nur einen Bruch teil des Volkes erreicht, eine Behauptung, die ja gewiß richtig ist. Wenn er aber weiter versichert, daß es in den gegebenen, nicht vom Buchhandel abzuändernden Verhältnissen liege, wenn er den literarisch unversorgten Teil unseres Volkes nicht erreichen kann, so bleibt er den Beweis für diese Annahme schul dig, Tatsächlich hat sich der Kreis derjenigen Bevölkerungs schichten, die ihren literarischen Bedarf aus den Buchhandlungen decken, in den letzten Jahren wesentlich erweitert. In dieser Richtung zielbewußt und zwecksicher weiterzuarbeiten, wird die wichtigste Aufgabe des Buchhandels in der Friedenszeit sein. Als Mittel hierzu kommt vor allem die bisher leider nur allzu sehr vernachlässigte Kolportage in Betracht, auf deren außer ordentliche Bedeutung für die Gewinnung neuer Leserschichten in diesem Blatte schon wiederholt mit überzeugenden Beweis gründen hingewiesen wurde. Die Kolportage bietet die Mög lichkeit, alle jene, welche es aus einer gewissen Scheu oder zu großer Bequemlichkeit vermeiden, eine Buchhandlung zu be treten, in ihren Wohnungen oder Arbeitsstätten aufzusuchen, ihnen die Bücher oder Zeitschriften, Lieferungswerke usw,, auf die man sie aufmerksam machen will, zu zeigen und so die Kauf lust, sofern sie ohnehin schon vorhanden ist, in ungezwungener und bequemer Weise zu befriedigen oder auch überhaupt erst zu er wecken, Der den Menschen angeborene Nachahmungstrieb bewirkt mit Leichtigkeit, daß dem Beispiel des einen, deMjji Buch ge kauft, ein Liefcrungswerk oder eine Zeitschrift woonniert hat, die Arbeils- und Werkstättengenossen folgen, und ist erst einmal dieser erste, wichtigste Schritt zur guten Literatur getan, dann bedarf es wahrhaftig nicht mehr vieler Anstrengungen, um den Betreffenden zn einem dauernden und verläßlichen Abnehmer guter Zeitschriften und Bücher zu machen. Dann wird es auch nicht mehr lange dauern, bis er selbst die Buchhandlung, deren Angestellte und Austräger er bereits kennt, aufsuchen wird, zumal wenn er wiederholt in freundlicher, aber unaufdring licher Weise zum Besuch des Ladens aufgefordert wurde. Wir verfügen ja glücklicherweise schon heute über Zeitschriften von der Art etwa der Stuttgarter »Lese« oder des .Hamburger »Vor trupp«, welche geradezu als Erzieher zum guten Buch wirken, Ter Buchhandel wird nach dem Kriege auf die Verbreitung derartiger Zeitschriften weit mehr bedacht sein müssen, als es bisher der Fall war, denn jeder Leser, den er gewinnt, wird zum Freund und Agitator, zum Werber und Verbreiter guter Literatur erzogen und wird, was die Hauptsache ist, aus seinem Kreise den Schätzen der deutschen Literatur immer neue Freunde zuführen. Auch den in unseren Tagen zu so großer Bedeutung gelangten Volksbildungsbestrebungen muß der Buchhandel viel mehr Beachtung schenken, als er dies vor dem Kriege getan hat. Es gibt ja wohl keine größere Stadl in Deutschland und Öster reich, in der nicht in jedem Winter eine beträchtliche Anzahl von volkstümlichen Vorträgen, Vorlesungen, Kursen usw, abge halten wird. Alle diese Veranstaltungen führen znm Buche; daß sie auch zur Buchhandlung führen, wird sich unschwer er zielen lassen, wenn für entsprechende Fühlungnahme mit de» Vortragenden und für die jedesmalige Bereitstellung der passen den Literatur rechtzeitig Sorge getragen wird. Da die Bestre bungen, Bildung und Wissen ins Volk zu tragen, an Umfang und Intensität sicherlich ständig znnehmen werden, wird sich damit für den Buchhandel die Möglichkeit, neue Leserkreise zu gewinnen, in viel größerem Maße darbiclcn. Wie wichtig ferner die Berührung mit der Presse ist, darüber ist ja an dieser Stelle schon des öfteren gesprochen worden. Insbesondere die Lokal presse, die Arbeiter- und Fachpresse kann in ihrer Bedeutung für die Verbreitung der Erkenntnis, wie nützlich und empfeh lenswert das Lesen guter Bücher ist, gar nicht hoch genug cin- geschätzt werden. Den Zeitungen diese Aufgabe so recht zum Bewußtsein zu bringen, muß eines der Hauptziele des hoffentlich bald in Wirksamkeit tretenden Buchhandels- und Werbeamtes sein. Es versteht sich von selbst, daß dabei stets auf den regu lären Buchhandel als Bezugsquelle verwiesen werde» muß. Besonders fruchtbar wird diese Tätigkeit dann sein, wenn sie sich auch auf die Regelung des Besprechungswesens erstrecken wird. Der Buchhandel hat also keinerlei Anlaß, sich selbst das Zeugnis auszustellen, er fei unfähig, seine Aufgabe, das Volk mit Literatur zu versorgen, zu erfüllen. Es gibt genug Mittel, ^ um auch die Kreise, die bisher eine Domäne für den Absatz der Schundliteratur waren — deren Verbreitung im übrigen ge wöhnlich überschätzt zu werden Pflegt —, für das gute Buch zu ' gewinnen. Daß aber die Zweckbuchhandlung nicht zu diesen Mit- ' teln gehört, scheint uns ziemlich sicher zu sein. Zunächst sei nur daran erinnert, daß diese Volksschichten nicht ausschließlich i aus Arbeitnehmern bestehen. Vielmehr gehören dazu vor allem ein großer Teil der Frauenwelt, der Jugend und des sogen, Kleinbürgertums, kleine Geschäftsleute und Gewerbetreibende ^ usw,, dann das Hausgesinde, die ländliche Arbeiterschaft usw,, alles Kreise, in denen die Arbeitnehmer-Verbände keinerlei ^ Einfluß besitzen. Letztere können eben auch nur auf ihre Mit- ! glieder einwirken, und es ist gewiß erfreulich, wenn sie, lvas sie ja schon bisher getan haben, sich bemühen, die geistige Aus bildung ihrer Angehörigen zu heben und zu fördern und sie zu Freunden des Lesens zn erziehen. Aber ist es denn zur Er- 77
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