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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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sMblMsürdMMilNmVuchhMel Nr. 18. ^ r!nncr-^ilb dc-s^Dcutschen Reiches. «Nicyrmitglieder^ im N Aeile berechnet. — In dem illustrierten Teil: für Mitglieder 3536 Mark jährl^ch.^N»^ ^em 5»usland^rf^lgt^Lieforur?g Raum I3^-pf.^'/^6.^3.502rr^^^2S^V..^ ^^^N.. fürNicht- RlMiüMÄMrstMerWöÄ'SMWnBWUM^ Leipzig, Dienstag den 23, Januar 1917, 84, Jahrgang. Redaktioneller Teil. Vom Antiquariatshandel. i, <1916, V siche Nr, 282.) Rückblick auf das Jahr 1916. In den Einzclberichten, die im vergangenen Jahre über den Laus des Antiquariats erschienen sind, haben wir immer wieder Gelegenheit gehabt zu betonen, daß es sich in anfstcigender Linie bewegt. Diese Feststellung ist, namentlich soweit es sich um die nach außen erkennbare Tätigkeit des Antiquariats handelt, zweifel los richtig. Der ganze Betrieb ist besonders im Auktionswescn ein ungemein lebhafter geworden, die erzielten Preise sind nicht gefallen, wie man das vielleicht hätte erwarten sollen, sondern gestiegen, in Einzelsällcn zu einer ganz erstaunlichen Höhe ge stiegen, Die Herstellung und Versendung von AutiqnariatSkatn- logen, auch von solchen mit schwerer wissenschaftlicher Literatur, hat zugenvminen, und diese Kataloge unterscheiden sich zum Teil von den vor dein Kriege erschienenen weder in ihrer Ausstattung noch in ihrem Umsang, Von manchen, wie von dem Supplement zu seiner Ilibliograplna botunieu (761 Seiten mit 23398 Num mern! von W, Juuk in Berlin, kann man sogar sagen, daß sic die Friedcnslcistungen in Schatten stellen, selbst wenn man dabei in Betracht zieht, daß das Erscheinen dieses Nachtrages schon vor dem Kriege begonnen hat. Und doch hieße es eine.Vogel-Strauß- Politik treiben, wenn man cs nun so darstellen wollte, als ob diese Entwicklung eine durchaus gesunde wäre, und als ob nach einer nur vorübergehenden und schnell gänzlich überwundenen Schädigung nunmehr nur eitel Freude und Seligkeit und un- gebändigter Tatendrang im Antiquariate herrschten. Das ist nicht so. Fassen wir zunächst einmal das »Liebhaber- Antiquariat« ins Auge, den Handel mit Erstausgaben, mit Luxus- druckcn, mit Seltenheiten, jetzt besonders mit Kriegsseltcnhciten, Es scheint beinah so, als ob sich hier im Laufe des Krieges eine Scheidung dieses Zweiges vom wissenschaftlichen Antiquariat voll zöge, wie sic in der gleichen Ausdehnung und Schärfe vorher nicht bestand. Wenn auch der eine dies, der andere jenes früher schon etwas i» de» Vordergrund rückte, so trieben sic doch zumeist beides abwechselnd und zusammen. Jetzt trennt es sich. Die Bibliophilie, die echte und rechte ist cs ja nicht, ist ins Kraut ge schossen, und die Preise sind damit ebenso üppig geworden. Das Publikum treibt sich selbst immer mehr in die Höhe, die Antiquare treiben mit, Oder ist es umgekehrt? Es ist wirklich nicht möglich, das Karnickel hcrauszufinden, das angefangen hat. Im Kriege steht alles auf dein Kopf, Aus nichts sind große Vermögen ent standen, und andere schon bestehende große und kleine Vermögen sind in manchen Fällen sprunghaft gewachsen. Da iverden dann, um der Überfülle einen Abzug zu schassen, ganz unsinnige Preise bezahlt. Eine Gans, die srüher IO bis 20 Mark kostete, steht 100 bis 200 Mark, und die Leute, dir hier Preistreiber gewesen sind, haben auch allen anderen Dingen/gegenübcr das Gcsühl für Wert und Unwert verloren. So »urfkann es kommen, daß z, B, für ein Exemplar von E, T, A, Hossßianns Gesammelten Werken mit Illustrationen von Hojemami)<l2 Bände, Berlin: Reinier 1844—45> 900 Mark bezahlt nvvrden sind. Es ist ein schönes Exemplar gewesen in entzückenden Hnlblcdcrbänden der Zeit«, aber es ist noch nicht einmal, eine »Seltenheit«. Dutzende von Exemplaren sind in dem letzten Jahrzehnt verkauft worden, deren Preise zwischen 28 und 88 Mark geschwankt haben, und noch wäh rend des Krieges waren allein in den Berliner Auktionen drei davon aus dem Markt, die nacheinander für ,st 77,—, ,1t 81,— und ,st 86,— fortgegangen sind. Die Augenweide an den hübschen Rücken der Einbände ist den ungeheueren Unterschied sicher nicht wert gewesen. Angenommen, man ließe sich zwölf solche Bänd chen bei einem der teuersten Buchbinder auss schönste in Saffian oder Ganzmaroquin binden, trotz allem Ledermangel und trotz den gestiegenen Löhnen würde inan cs kaum fertig bringen, dafür auch nur annähernd 800 Mark auswenden zu können. Der Eixi- wand aber, daß cs sich bei diesen Halblcdcrbändchcn um solche »aus der Zeit« gehandelt hat, kommt bei dem unsinnigen Unter schied gar nicht in Frage, Das ist zwar ein krasses, aber doch ein bezeichnendes Beispiel für die jetzigen Zustände, Mit den Kriegsseltenheiten ist cs dieselbe Sache, Wer die »Liller Kriegs- zeitung« mid ihren Wert nicht selbst kennt, hat ausreichend Ge legenheit, ihn in zahlreichen Anzeige» der Abteilung »Angebotcne Bücher« im Börsenblatt kennen zu lernen, und wenn da in einem Zusatz zu einer solchen Offerte bemerkt wird, ».st 1100,— sind bereits geboten«, so wird er sich sagen müsse», daß das noch lange nicht genug ist. In Antiqnarkatalogen wird sie ganz ohne Preis zusatz angezcigt. Aus Vorsicht natürlich; denn ehe so ein dünner Katalog im Druck vollendet wird, ist sic schon wieder »geklettert«, und während so ein Katalog vom Antiquar zum Bibliophilen aus der Post unterwegs ist, klettert sie weiter. Wer solch weise Vor sicht außer acht läßt, der hat dann das Vergnügen, seine schön gedruckten billigen (!) Preise hinterher häßlich mit Tinte über malen zu müssen. Das sind keine Hirngespinste, das sind beleg bare Tatsachen, Da ist in einem Katalog ein Exemplar des ersten (Nr, 2—78) und des zweiten Jahrgangs (Nr, I—110) für,st 400,— angezcigt gewesen — »Nur Nr, I fehlt» —; der Tintenprcis aber weist eine Forderung von ,st 900,- ans. Unmittelbar darunter steht ein anderes Exemplar: Jahrg, I, Nr, 8—78, für das aus .st 200,— ,st 400,— geworden sind, und dann solgt noch vom Jahrg, 2, Nr, 1—96 für .K 200,—; nur läßt es sich nicht mehr mit Sicherheit seststellen, ob es unter der Ubertünchung vorher .st 40.— oder .st 60,— hieß. Mit solcher Schnelligkeit und in solchem Ausmaße verändern sich jetzt die Preise! Dabei aber ist die »Liller Kriegszcitung« keine derartige Seltenheit, daß sie das verdiente. Doch wirkt ihr böses Beispiel aus der ganzen Linie ansteckend für alle Literatur gleicher und ähnlicher Art, Natürlich wird man sagen, daß der Antiquar sich nach der Marktlage richte» müsse, und daß derjenige sträflich dumm sei, der sich solchem Ein fluß gegenüber ungerührt zeigen wolle. Mag sein. Wir aber können nicht umhin, diese ganzen Verhältnisse als überspannt und ungesund zu bezeichnen. Das braucht uns jedoch nicht weiter zu beunruhigen. Die Heilung kommt von selbst. Dem Ganzen des Antiquariats wird daraus kein Schaden erstehen, und wenn für einige der Haupthähne die Kurkosten schließlich auch schmerz lich hohe sein werden, so stellt das doch nur eine gerechte Ve schränkung der ihnen vorher mühelos gewordenen Gewinne dar. Mit dem Frieden werden sich allmählich die ganzen Lebensver- hältnissc wieder ordnen, dann werden die Preise für Liebhaber- gegenstände unter den Büchern wieder vernünftigere iverden, dann wird sich das Liebhaberantiquariat deni.wissenschaftlichen 73
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