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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 15, IS, Januar IS17, Nitschmann ist jetzt auf einmal ganz unserer Meinung, daß ein Genosse nichts zu sagen, soliden, alles den Fachleuten zu über lassen habe. Vor Tische, d, h, in seinem ersten Artikel konnte man noch lesen, daß der Genosse »Mitbesitzer« fei; allerdings stand diese Bemerkung an der Stelle, wo von ihm erwartet wird, daß er sich lebhaft und dauernd für die Gildeverlagsartikel ein- setzen werde. Die frühere Auffassung klingt auch wieder an in seiner Polemik gegen den Satz unseres Artikels: »Selbst Kapitalismus geworden, müßte die Genossenschaft auch ihre eigenen Genossen bekämpfen, einmal, weil die Zusammenfassung und der Kampf gegen die Einzelbetriebe in ihrem Wesen liegen, zum andern aber, weil sic sich den wirtschaftlichen Verhältnissen anpassen muß, um sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten«, »Wenn man«, sagt Herr N, hierauf, »in diese abgrundtiefe Weisheit hineinleuchtet, so kommt man zu der Überzeugung, der Verfasser vertrete die Anschauung, daß etwa ein menschlicher Körper, der aus dem Zusammenspiel feiner Glieder, Muskeln, Nerven usw, erst Leben und Kraft gewinnt, nun in stetem Kampfe mit diesen ihn bildenden Einzelheiten liegen müsse«. Hier ist jeder Genosse ans einmal wieder ein sehr wichtiger Teil des genossenschast. lichen Organismus, wobei Herr Nitschmann nur übersieht, daß der Genosse Wohl schwerlich sich mit der Funktion, Glied des selben zu sein oder bei Generalversammlungen das fünfte Rad am Wagen abzugeben, begnügen kann, sondern auch einen Eigen betrieb hat, der für sich einen selbständigen Organismus, und zwar von weit größerer Bedeutung für ihn bildet, als seine Teilsunktion bei der Genossenschaft, Kann ein Zweifel darüber bestehen, daß er in demselben Augenblick seine Rolle als dienen des Glied der Genossenschaft an die Regie abgeben würde, wo seine Interessen, sei es als Produzent oder als Konsument, in Widerspruch mit de» Interessen der Genossenschast geraten? In deni genossenschaftliche» Rattenkönig der »Produktiv-, Verwcr- tnngs- und Bezngsgcnossenschaft« ist für eine solche Möglichkeit wahrlich weit mehr Raum als für irgendeine gliedmüßige Be tätigung, sei es auch nur mit den Ellbogen, Auf gleicher Stufe kritischer Befähigung steht die Bemänge lung eines anderen Satzes unserer Besprechung, »Lehrt doch«, schrieben wir, »die Erfahrung, daß Unternehmungen, die sich gleichzeitig mit Vertrieb und Produktion beschäftigen, auf eine sichere kapitalistische Grundlage gestellt werden müsse», wenn sie Erfolg haben sollen«, »Als ob das«, fügt Herr Nitschmann hinzu, »nicht jeder Käseladen müßte!», nachdem er vorher be hauptet hatte, daß »dieser Geistesblitz« nur hingesetzt zu werden brauche, um wirksam zu sein. Zunächst verschweigt der wohl wollende Beurteiler dieses Satzes, daß in dem Artikel überhaupt nur von Genossenschaften, also weder von Handelsgesellschaften noch von Käseladen die Rede ist und daß der Schwerpunkt auf der Zusammenstellung von Vertrieb und Produktion liegt, was durch Sperrung des »und« noch besonders hcrvorgchobcn wurde. Auf diese nicht ganz unwesentliche Hervorhebung glaubt Herr Nitschmann bei der Wiedergabe des Satzes verzichten zu können, obwohl gerade sie ihm das Verständnis der Sache eini germaßen erleichtert hätte. An sich liegt sie freilich einfach genug. Bei Vcrkaussgenossenschaften ist das Risiko weit geringer als bei Prodnktivgenossenschaften, da die Kunst des Verlaufens und unter Vorhandenem auszuwählen weit verbreiteter und ge fahrloser ist als die Kunst des Verlegens, das auch bei Genossen schaften oft gleichbedeutend mit »ums Geld verlegen« sein kann. Denn welche Sicherheit bietet denn eine Genossenschaft im Grunde genommen ihren Gläubigern, wen» man berücksichtigt, das; die Genossen nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder aus- scheiden und ihr Geld, wenn davon noch etwas übrig ist, zurück verlangen können? Aber auch wenn das nicht oder nicht in er heblichem Umfange geschieht, bleibt das Risiko bestehen, da nie mand eine Sicherheit für den Eingang der Genossenschaftsanteile übernehmen oder dafür garantieren kann, daß die Hastsumme nicht bloß auf dem Papiere steht. Der Zusammenbruch der vie len Genossenschaften, von der Lassalleschen Weber-Produktivge- nossenschaft in Reichenbach i. Schief, angefangen bis herab zu der Mrotschener Dampfmühlengesellschafl, dkr Dortmunder Ein- 58 und Vcrkaufsgenossenschaft und den norddeutschen Kornhausge- nossenschasten, bietet doch recht lehrreiche Beispiele dafür, welche Grenzen der Leistungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit den Genos senschaften gezogen sind oder richtiger, gezogen sein sollten. Seid umschlungen, Millionen, hieß es auch hier, solange, bis sie ver- schlungen waren. Nun besteht zwischen einem Käseladen und einer Genos senschaft — um den Vergleich des Herrn Nitschmann aufzu nehmen — insofern ein recht erheblicher Unterschied, als der elftere über ein im Verhältnis zu seinem Umfange stehendes Ka pital verfügen mutz, wenn er vorwärtskommen will, während eine Genossenschast dessen nicht bedarf, da ihre Kreditwürdig keit sich meist nach der Kreditwürdigkeit der ihr angehörenden Mitglieder benützt, wobei nur leicht übersehen wird, was wir vorhin über das Ausscheiden der Genossen, die Frage der Haft pflicht und die Möglichkeit der Beitreibung der .Haftsummen im Konkursfalle gesagt haben. Beschäftigt sich nun eine Genossen schast außer mit dem Vertriebe auch mit dem Verlage, so ist das nichts anderes als ein Spekulationsgeschäft, und zwar ein solches mit fremdem Gelds, falls die Genossenschaft nicht auf einer sicheren kapitalistischen Grundlage errichtet ist. Daß es den genossenschaftlichen Gründungen, wie sie in Nr, I des Buch- Händlcrgilde-Blattes aufgesührt sind, daran vollkommen fehlt, wird auch von Herrn Nitschmann zugegeben. Allerdings in einer recht eigenartigen Form, Wie kann man, fragt er entrüstet, darüber zu einer Zeit urteilen, »wo über den ,Umfang der ge nossenschaftlichen Unternehmungen', deren A l l g e m e in ri ch- tung zunächst lediglich angedeutet werden sollte, noch nicht ein einziges Sterbenswort veröffentlicht worden ist, also niemand über den Kapitalbedarf sich zu äußern in der Lage sein kann«? Daran, antworten wir, ist niemand anders schuld als der Mann, aus dessen Feder der Satz stammt: »Das Ergebnis eines Kom- miffions- und Barsortimentsbetriebs der DBG, wäre also bei vorsichtiger Schätzung so zu veranschlagen, daß neben einer Ver zinsung der Geschäftsanteile der Mitglieder mit 4 °/» und neben ausreichenden Rücklagen eine Dividende von vollen 5"/» des Umsatzes jedem Genosse» am Jahresschlüsse gutgebracht werden könnte. Die Einkaufsmöglichkeit der Genossen wäre also eine um 5"/» günstigere als bisher oder als die, wclche alle Nichtmitglieder un serer Organisation genießen,« Solche Angaben kön nen doch nur gemacht werden, wenn man wenigstens einiger maßen ein Bild von dem »Umfang der genossenschaftlichen Un ternehmnngen« gewonnen und einen Finanzplan aufgestellt hat. Denn man zäumt nicht den Gaul am Schwänze auf und stellt nicht an den Anfang, was an das Ende gehört, da Zahlen doch keine Phantasieprodnktc sind, sondern nach Benzenberg et was beweisen sollen, Herr Nitschmann rechnet damit, daß 800 Mitglieder der Gilde der Genossenschaft zusammen 1000 Anteile übernehmen werden, was einem Kapital von einer Million gleichkommt. »Die Höhe dieser Kapitalsumme«, sagt er, »zeigt bereits, daß ein so ausreichend gestützter Betrieb auch an große Aufgaben dürfte hcrantretcn können, besonders da das Risiko stets ein sehr geringes sein wird, weil bas Interess e der 800 Mit besitzer dafür sorgen muß und wird, daß den Unternehmungen der Genossenschaft ein voller Erfolg zuteil werde«. Damit kommen wir zu dem Punkte, aus den der Vorsteher der Gilde anscheinend besonderes Gewicht legt, nämlich auf unsere Stellungnahme zu der beabsichtigten Produktiv- oder Verlagsgenossenschaft, Denn hier geht eine Fragerei in großem Stile los: »Hat das Börsenblatt bei den 30,000 Neuerscheinungen, die alljährlich zu verzeichnen sind, und die ihm ein schönes Stück Geld einbringen, jemals die Bedürfnisfrage erörtert? Hat es je das Publikum bei Vcrlags- unternehmungen bemüht <? Red,), die etwa von großen Verlags- akliengcscllschaften oder ähnlichen kapitalistischen Betrieben znm Schaden des kleinen, .individuellen' Verlags herausgebracht worden sind? Warum erregt sich das Börsenblatt ausgerechnet bei der Möglichkeit, daß die DBG, eines Tages unter die Ver leger gehen, jährlich ein Dutzend Bücher vielleicht heransbringen und dem einen oder anderen Verlagswerkc eine gesetzlich unan-
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