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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1896
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- Erscheinungsdatum
- 29.08.1896
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- Deutsch
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5226 Nichtamtlicher Teil. ^ 201. 29. August 1896. und kunstgewerblichen Sammlungen, die bisher in der alten sogen. Legionskaserne nur sehr problematischen Schutz fanden, aufzunchmen, und diese finden auch in den lichtvollen hohen Sälen die zweckentsprechendste Unterkunft. Die reiche technische Bibliothek des Museums kann allerdings erst Einzug darin halten, wenn die Ausstellung geschlossen und ihre Gegen stände aus dem Hause entfernt sein werden. Gerade die ungemein großartigen Bibliotheksräume aber sind jetzt dem Buchgewerbe zugewiesen, in die wir zu dessen näherer Betrachtung nun eintreten, nicht ohne nochmals Bedauern auszusprcchen darüber, daß die Eröffnung dieses Gcwerbe- museums seitens desselben so wenig Beachtung gefunden hat. Neben der quantitativ so dürftigen Vertretung des Buch handels überrascht es, zu sehen, in welch wirklich großartiger Weise die Schriftgießerei in der Ausstellung der Stuttgarter Firma Otto Weifert vorgeführt wird. Sie hat nicht we niger als acht laufende Meter Tisch- und Wandfläche mit ihren Erzeugnissen belegt und geschmückt, und diesen Raum selbst, den sie durch griechische Pilaster in Braun und Gold in fünf Felder teilte, sehr elegant ausgestattet, so daß sich die umfangreiche Zahl ihrer Schriftproben, die in geschmack vollen Rahmen die Rückwand zieren, vortrefflich davon ab hebt und ein imponierendes Gesamtbild bietet. Die Auf zählung der mannigfaltigen Einfassungen, Schriften, Initialen, Kopf-, Seiten- und Schlußleisten, der Vignetten u. s. w., würde den Lesern d. Bl. nur wenig Anhalt bieten bezüglich des Aus sehens und Charakters all dieser Dinge, da ja die Schriftgießer auf der Suche nach neuen und klangvollen Namen nicht selten auf wunderliche Wege geraten, wenn man auch den Weisert- schen Einfassungen nachrühmen darf, daß sie in den meisten Fällen auch sind, was sie genannt werden, oder daß sich zwischen ihrem Aussehen und ihrer Bezeichnung doch immer eine gewisse Jdeenverbindung Nachweisen läßt. Auf dem langen Tische sind verglaste Schaukästen aufgestellt, in denen eine kostbare und reiche Stempelsammlung, Matrizen, Lettcrnmetall, Antimonium, Zinn, fertiger Guß verschiedener Art, Schriftsatz, Galvanos von Vignetten, Initialen, Leisten u. s. w. zur Schau gebracht werden, ja sogar Kupfervitriol in Krystallen und pulverisierter Graphit, um dem Publikum einen Einblick zu gewähren in die Geheimnisse der Galvano plastik. Zwei große galvanische Klischees, die Porträts von König und Königin von Württemberg in Wandrahmen, ver dienen noch besondere Erwähnung. Im ganzen ist diese, einen vornehmen Charakter tragende Schaustellung ebenso interessant, wie trefflich arrangiert. Um bei den Galvanos zu bleiben, so ist hier zunächst die Ausstellung von Aug. Schüler, chemigraphische Kunst anstalt in Stuttgart, zu nennen, die deren viele zur Schau bringt, auch ihr Werden durch Auslegen der Wachsmatrize und des Kupferniederschlags in seinen verschiedenen Stadien dem Publikum vorführt; daneben sind auch Zink- und Kupfer ätzungen ausgestellt, und das bekannte Prachtwerk »Unser Bis marck-, das ebenfalls ausliegt, kann als bester Beleg für die technische Vollendung der Schulerschen Arbeiten gelten. Das Verlangen, dem Ausstellungsbesucher ein Bild zu geben von dem allmählichen Entstehen eines chemigraphischen Klischees scheint übrigens von verschiedenen Ausstellern gerade dieser Branche besonders lebhaft empfunden worden zu sein. Paul Marx (H. Wackers Nachf., -Stuttgart), dessen übrige Aus stellung aus Abdrucken meist kommerzieller Sujets besteht, legt ebenfalls Plattenserien aus, und in besonders gründlicher Weise geschieht dies durch die xylographische Anstalt von Ad Kunz (Stuttgart), die den Holzschnitt von der rohen Buchs baumplatte bis zum druckfertigen Galvano in einundzwanzig einander folgenden Stufen ausgelegt hat, ein in allgemein geschäftlicher Hinsicht sehr dankenswertes Beginnen, da es dem kommerziellen Auftraggeber, der heute eine unfertige Zeichnung bringt und womöglich diese morgen schon vom Galvano gedruckt sehen möchte, in praktischer Weise das Thörichte solchen Verlangens durch den Augenschein darlegt. Die Anstalt von Kunz pflegt fast ausschließlich den tech nischen Schnitt, Karl Stand, Adolf Cloß' Nachf, der neben seiner xylographischen Anstalt auch eine chemisch-graphische besitzt und solches in der Ausstellung ebenfalls durch Auslage von Galvanos in ihren Elementen bethätigt, hat sich die Pflege der eigentlichen Kunst des Holzschnitts zur Aufgabe gestellt und dies in glücklicher Weise durch Vorführung zahl reicher vorzüglicher Landschaften-, Porträts-, Genre- und histo rischer Schnitte in einer sehr umfassenden Schaustellung dar- gethan. Sie hat in Gustav Dreher einen ebenbürtigen Nachbar, der namentlich auch der Chromoxylographie beson dere Aufmerksamkeit znwcndet, aber auch in Schwarzdruck eine Anzahl meisterhafter Schnitte verschiedenen. Genres vorführt. Den Glanzpunkt der xylographischen Ausstellung bildet indes die Korporativschau des Deutschen Tylographen- Verbandes. Es haben sich fünfundzwanzig Künstler mit etwa fünfzig Blättern daran beteiligt, die zu dem Besten gehören, was in den letzten Jahren auf diesem Gebiete in Deutschland geschaffen worden ist. Dem Sitze des Verbandes Stuttgart ist diese Ausstellung zu verdanken, und es darf anerkannt werden, daß, so lange von der Tylographie Musterleistungen geschaffen werden, wie wir sie hier und in der Dreherschen und der Staudschen Ausstellung erblicken, sie die Konkurrenz der photomechanischen Verfahren nicht ernstlich zu fürchten braucht. Die »Handschrift des Künstlers« ist in den meisten der von den drei Ausstellern vorgelegten Blätter voll wieder gegeben; sie atmen den Geist ihrer Schöpfer, und gleichwie das Porträt in Oel, Pastell oder Aquarell, wenn es von Meisterhand ausgeführt wurde, niemals erreicht werden kann von der Photographie, so wird auch der xylographische Künst ler niemals durch den Chemigraphen verdrängt werden. Wenn dieser jedoch den xylographischen Handwerker beiseite schiebt, und dabei zugleich die Illustration verallgemeinert und verbilligt, so kann sich das Buchgewerbe und die gesamte Lesewelt hierzu nur Glück wünschen, denn es wird damit ein großes Ziel: Hebung der Illustration im allgemeinen, erreicht. Weitere xylographische Ausstellungen sind die von Ed. A de's Nachf. (Inhaber Ehr. Benz), vorzugsweise technische Sachen, — Eugen Hofmann, ebenfalls viel Technisches, doch auch Wissenschaftliches; die landschaftlichen und Porträtschnitte be finden sich außer Gesichtsweite; — Aug. Krämer, gleichfalls vorzugsweise Technisches, einiges davon von ganz besonders sorgfältiger Ausführung; — Martin, dessen Schnitte sich aber so entfernt und hoch an der Wand befinden, daß man sie im buchstäblichen Sinne als »über jede Kritik erhaben« bezeichnen kann, — und schließlich Theod. Sannwald mit einer zwar nur kleinen Kollektion technischer und wissen schaftlicher Schnitte, die aber besonders sorgfältige Ausfüh rung zeigen. Betrachtet man die xylographische Ausstellung in Stutt gart in ihrer Gesamtheit, so kann man sie nur als eine sehr tüchtige und schöne bezeichnen, die die der Berliner Aus stellung in den Schatten stellt. Dort ist es eine einzige Firma, Heuer L Kirmse, die wirklich Hervorragendes und Neues in größerem Umfange vorführt, denn von den Brend'amourschen Schnitten, die überdies wohl nicht alle Berliner Ursprungs sind, hat man eine Anzahl schon auf früheren Ausstellungen gesehen; in Stuttgart aber sind zwei Firmen und der Tylo- graphen-Verband in großartiger Weise vertreten, und auch die übrigen sechs Aussteller haben auf den von ihnen kultivierten speziellen Gebieten in der Mehrzahl Vorzügliches, das alle 'Anerkennung verdient, geleistet. Den Tylographen hat die Graphik für ihr Erscheinen im Landes - Gewerbemuseum be sonders zu danken. (Schluß folgt.)
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