Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19001112
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190011121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19001112
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-12
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8822 Nichtamtlicher Teil. 263, 12. November 1900. Hugo Heimanns öffentliche Bibliothek und Lesehalle in Berlin. Die von dem früheren Inhaber des Guttentag'schen Verlages in Berlin, Herrn H. Heimann, aus eigenen Mitteln begründete und unterhaltene »Oesfentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Benutzung für Jedermann, Berlin 87V., Alexandrincnstraße 26, Gartenhaus», blickt nunmehr aus das erste Jahr ihres Bestehens zurück. Der Besuch .dieses Instituts, das werktäglich von 5'/,—10 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen von 9—1 und von 3—6 Uhr geöffnet ist, war ein weit über Erwarten zahlreicher, ja die Besuchsziffern sind vielfach bedeutend höher als die von den Berliner städtischen Lesehallen, die bereits seit Jahren der Benutzung übergeben worden sind. In der Zeit vom 25. Oktober 1899 bis 24. Oktober 1900 wurde das Institut insgesamt von 69369 Personen benutzt, und zwar entfallen davon 37 669 Personen auf die Lesehalle und 31700 Personen auf die Ausleihbibliothek. Nach dem Verwaltungs berichte des Berliner Magistrats für das Etatsjahr 1899 wurde in der Zeit vom 1. April 1899 bis 31. März 1900 die erste städtische Lesehalle von 16973, die zweite von 17532 Lesern, d. h. zusammen von 34 505 Personen besucht, so daß diese also selbst zusammen- gcnommen weit hinter der Besuchsziffer des obigen Instituts zurückblciben. Die Gründe für dieses außerordentlich günstige Resultat dürften einmal in der überaus behaglichen Ausstattung der Leseräume und in der Reichhaltigkeit des Gebotenen, sodann aber auch in dem entgegenkommenden Verhalten der Verwaltung dem Publikum gegenüber zu suchen sein. In den fünf großen, freundlich eingerichteten Lesesälen zu ebener Erde des Gartenhauses, in denen 150 Leser zu gleicher Zeit Sitz- und Schreibgelegenheit finden, liegen zur Zeit schon nahezu 400 Zeitschriften und Zeitungen jeder Art und Richtung aus. Allein Berlin ist durch 27 verschiedene — d. h. so ziemlich sämtliche dort erscheinende — politische Tageszeitungen vertreten; ebenso liegen von allen größeren Städten des Deutschen Reichs eine oder auch mehrere der dort erscheinenden Tagesblätter aus, wie z. B. von Bremen, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a/M., Karlsruhe, Köln, Königsberg, Lübeck, Magde burg, Mannheim, München, Nürnberg, Stettin, Stuttgart u. a. m. Ferner findet der Besucher eine größere Nachschlage-Bibliothek, crrca 1000 Bände umfassend, die fortlaufend ergänzt und erweitert wird. Auch die nicht im Buchhandel erschienenen amtlichen Drucksachen des Berliner Magistrats, die amtlichen steno graphischen Berichte über die Sitzungen der Stadtverordneten, die Vorlagen für die Stadtverordneten, ebenso auch die stenographischen Berichte über die Verhandlungen des Reichstages nebst Anlagen u. s. w. liegen aus. Jedem, der kommt, ist der Eintritt und die Benutzung des hier Gebotenen ohne weiteres gestattet, es wird nicht einmal nach dem Namen gefragt; nur die Garderobe muß vorher abgegeben werden, Loch werden Gebühren auch hierfür nicht erhoben. — Die Leseräume wurden in dem ersten Jahre nach Eröffnung von 34 434 Männern und 3235 Frauen, insgesamt also von 37 669 Personen benutzt. Da mehrere Tage im Jahre — an den zweiten Feiertagen u. s. w. — geschlossen war, so ergiebt sich im Durchschnitt pro Tag ein Besuch von 96 Männern und 9 Frauen oder in Summa von 105 Personen. Die Ausleihbibliothek in der ersten Etage des geräumigen Gartenhauses umfaßt zur Zeit folgende Abteilungen: Unter haltungsschriften, Kunst, Musik, Jurisprudenz, Bibliothekskunde, Naturgeschichte, einschließlich Medizin und Hygiene, Litteratur- geschichte, Deutsche Sprache und Technologie und enthält schon jetzt, ein Jahr nach Eröffnung, nahezu 8000 Bände. In Vorbereitung sind: Geschichte, Kulturgeschichte, Geographie, Nationalökonomie rc. Im erstenJahre wurden 1921 Lesekarten ausgestellt und insgesamt 31726 Bände ausgegeben, so daß im Durchschnitt pro Tag 104 Bände zur Ausgabe gelangten. Die Bibliothek war am ersten und dritten Montag eines jeden Monats, an den zweiten Feiertagen und in der Zeit vom 22.-24. Juni behufs Inventur geschlossen. Zur Zeit liegen von jeder der neun bisher dem Verkehr übergebenen Ab teilungen je drei resp. vier mit Schreibmaschine hergestellte Kataloge für die allgemeine Benutzung aus; mit der Drucklegung eines Gesamtkatalogs kann erst begonnen werden, wenn die letzten, in Vorbereitung befindlichen Abteilungen fertig gestellt sind, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Verkehr und die Nach frage sich verdoppeln werden, wenn erst jeder Leser sich einen Katalog mit nach Hause nehmen kann. Um nun eine Lesekarte zu erhalten, hat jeder neue Besucher seinen Namen, Stand und Wohnung in das Namenregister ein zutragen und erhält dann eine Lesekarte, die, vom Tage der Aus stellung an gerechnet, auf ein Jahr Giltigkeit hat. Zum Nach weis der Nichtigkeit seiner Angaben genügt das Vorzeigen des Mictskontraktes oder der polizeilichen Anmeldung und des Kranken kassenbuches, resp. einer Bescheinigung des Arbeitgebers. Der in Berlin zum erstenmale im großen Stil gemachte Versuch, Bücher auszugeben, ohne daß Pfand oder Bürgschaft erforderlich war, kann im großen und ganzen als vollkommen gelungen be trachtet werden. Von 31726 Büchern, die verausgabt wurden, sind im Laufe des Jahres 32 Bände verloren gegangen, bezw. noch nicht zurückgegeben worden, so daß in der That von 1000 Bänden immer nur ein Band verloren sein dürfte. Auch der hier zum erstenmale in Deutschland zur Anwendung gelangte Indikator — vgl. Börsenblatt Nr. 249 vom 25. Oktober 1899 — hat sich von vornherein bewährt und wurde bald in gleicher Weise geschätzt und beliebt beim Publikum sowohl wie bei den Äibliotheksbeamten. Denn für beide Teile bietet er eine Reihe von Vorteilen und Bequemlichkeiten, die ohne ihn nicht denkbar wären. Wenn der Leser in anderen Bibliotheken seinen Zettel mit 10—12 Nummern abgegeben hat, so hört er oft nach langem, langem Warten, daß keine der notierten Nummern vorhanden ist, oder er erhält gerade das Buch, an dem ihm am wenigsten gelegen ist, während ein anderes gern gehabtes Werk ruhig in der Biblio thek verbleibt. Durch den Indikator, der durch blaue Nummern anzeigt, daß das betreffende Buch vorhanden, durch rote, daß es ausgeliehen ist, ist jeder in der Lage, sich ein bestimmtes Buch aus zusuchen, und weiß, wenn er eine im Indikator blau bezcichncte Nummer verlangt, daß er das gewünschte Buch erhält. Für den Bibliothekar fällt dadurch jeder unnötige Gang und alles unnütze Suchen fort; er gewinnt dadurch Zeit und kann sich infolgedessen dem Puhlikum mehr und eingehender widmen, als es in anderen Bibliotheken ohne Indikator möglich wäre. Ueber die großen Vorteile, die der Indikator für eine genaue und übersichtliche Statistik bietet, wird an anderer Stelle ausführlich zu berichten sein. Es sei hier nur noch kurz erwähnt, daß wahrscheinlich in keiner anderen Bibliothek mit so wenig Aufwand an Arbeit und Zeit so genaue statistische Aufnahmen gemacht werden können, wie es in der Hugo Heimannschen öffentlichen Bibliothek und Lesehalle durch Verwendung des Indikators geschieht. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß das den Wünschen und Bedürfnissen des großen Publikums entgegenkommende Verhalten der Bibliotheksverwaltung durch musterhafte Haltung der Besucher des Instituts glänzend gerechtfertigt worden ist. Und in jedem Falle beweisen die mitgeteilten Ziffern, daß die liberale Haus und Leseordnung und die Art ihrer Handhabung vom Publikum voll gewürdigt wird und daß Leser und Leserinnen sich in dem Institute behaglich und heimisch fühlen. Conrad Flicgenschmidt. ^.ärbssduok Mr ävu Luek-, Lun8t-, Llü8i- kalieuliauätzl miä vorxvLväts (vosetiLtts- ävr Ö8t6i'rtzieki8ek - Uli»ai'i86li6ii U0UiH'6kl6. Nit sinsm ^.nimnqv: ttirAanrse/res HsrausZsAsfisn von Norilri kölffss. 1900—1901. 35. lasti-ANNA. Nit äsm Lilänin von Xordsrt vunstl. 8". (XXVI, 8, 394 u. 27 Leiten.) 6sb. Die Einteilung des Adreßbuches ist im allgemeinen die frühere geblieben. Als schätzenswerte Neuerung ist jedoch der Text zum diesjährigen Porträt hervorzuheben. Er bildet einen ausführlichen »Auszug aus der Geschichte der k. u. k. Hof-Musikalien-Handlung Rüzsavölgyi L Comp., Budapest und Leipzig, aus Anlaß ihres fünfzigjährigen Bestandes verfaßt von Kornsl Abränyi sen.» Die Firma wurde Ende 1850 von Julius Rozsavölgyi, der 1822 in Budapest geboren war, in Verbindung mit seinem Freunde Norbert Grinzweil in Budapest gegründet. Unter erschweren den politischen Verhältnissen gewannen sie bald hervorragende Tonkünstler für ihren Verlag, wie Robert Volkmann, Emerich Szskely, Ed. Bartay (der die Kompositionen von Markus Rösza- völgyi (f 1847), dem Vater von Julius Röszavölgyi, für Pianoforte übertrug), Kornsl Abränyi und Bola MLtak. Diesen reihten sich u. a. an: Mosonyi (Brandt), Bülow, Doppler, Thern und Huber, sowie im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine große Zahl anderer musikalischer Größen, von denen beiläufig nur genannt seien: Stefan Bartalus, Ladislaus Zimay, Karl Goldmark, Franz Liszt, Mihülowich und RemSnyi. Bei allen großen musikalischen Festlichkeiten, die bei vielfachen Gelegenheiten in Budapest statt fanden, nahm die angesehene Firma eine leitende Stellung ein und machte sich um den glücklichen Verlauf solcher denkwürdigen Konzerte, bei denen z. B. Franz Liszt und Richard Wagner als Dirigenten austraten, hochverdient. So errang sie unter auch sonst wechselreichen Ereignissen den ersten Rang in Budapest und einen hervorragenden unter allen Musikalienhandlungen der Welt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder