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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1896
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1896
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- Deutsch
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197, 25. August 1896. Nichtamtlicher Teil. 5115 eröffnter Musenberg, worauff verschiedene Denk- und Leß- ivürdigkeiten aus der gelehrten Welt, zumahlen aber auh denen Landen zu Bayrn abgehandlet werden. München, bei Joh. Lucas Straub. Eine in unserer Litteraturgeschichte bislang gar nicht beachtete Zeitschrift ist die nicht uninteressante, von 1751 bis 1757 in Frankfurt, Leipzig und Trier bei D. CH. Hechtet erschienene: Der critische Sylphe, ein Gelehrtes Wochen- Blat, wvrinncn alle merkwürdige Begebenheiten aus dem Reiche der Wissenschaften mitgetheilet, und die darinnen zum Vorschein gekommene Schriften einer gesunden Bcurtheilung unterworfen werden. Es wäre nicht recht, wenn wir den Leserinnen des Bazar, der Modenwelt, der Fraucnzeitung und ähnlicher Organe holder Weiblichkeit die Titel vorenthalten wollten, die in früher» Zeiten derartige Frauenschriften trugen. Denn es gab deren auch im vorigen Jahrhundert, und die moralischen Wochenschriften hielten es für ihre Hauptaufgabe, gerade »dem Frauenzimmer« zu nützeu. Da duftet uns Jda's Blumen- kürbchen, in dem Berlin der 90 er Jahre erscheinend, entgegen; da gab es eine Akademie der Grazien, in Halle in den 70 er Jahren herausgekommen; da plündert Wieland von 1784 ab die Ilibllotkäguo universelle äss Oamss in der ohne seinen Namen und mit nicht sehr großem Erfolg herausgekommenen Damen-Bibliothek; da giebt es ein Magazin für Frauenzimmer, da sorgt namentlich Marianne Ehrmann in ihrer Flora, in Amalien's Erholungsstunden und in der Einsiedlerin aus den Alpen für das nötige Lesefutter, das freilich dem Geschmack des heutigen Geschlechtes kaum Zusagen würde. Auch die Jugend war mit Zeitschriften bedacht, und cs ist nicht leicht zu zählen, wie viele Kinderfreunde es seit dem Weisse'schcn gegeben hat. Natürlich gab es auch bald Jugendfreunde und Kinder-Bibliotheken. Außerdem kamen auf: Lehrreiche Neben stunden, eine Wochenschrift für die Jugend beyderley Ge schlechts, die Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde, die Augsburger Chronik für die Jugend u. a., lauter Vorgänger unserer heutigen Jugend-Zeitschriften, der Jugend blätter und des Guten Kameraden, des Kränzchens und Nach der Schule und wie sie alle heißen mögen. Wenn ein Bauer Hugo und eine Taubstumme Eulalia heißt, so finden wir diese Namen unpassend und komisch; es hat zu allen Zeiten auch Zeitungen und Zeitschriften gegeben, die nichts weniger als ihr wahres Wesen bezeichnende Titel führten. Es giebt Dorfzeitungen und Dorfbarbiere, die man in gar kein Dorf hereinlassen sollte; es giebt Erheiterungen, Familienblätter, die durchaus nicht erheiternd, nicht familien- haft gehalten sind. Um 1848 kam in Heilbronn ein Neckar- Dampfschiff heraus, das sich aber nicht etwa um die Be lebung der Ncckar-Dampfschiffahrt besonders annahm, sondern das geschwollene Demokraten - Organ des historischen Bier brauers Hentges war. Schramm - Macdonald hat einmal eine Zeitschrift herausgegeben, die hieß Die Urne; das war aber nicht etwa ein Organ, das Urnenbäcker für die Leichen- verbrennungs-Friedhöfe der Zukunft ausbilden und in ihrem Gewerbe auf dem Laufenden erhalten sollte, sondern eine Zeitschrift für Nekrologe von hervorragender» Persönlichkeiten. Irgendwo in Hamburg meine ich, existierte in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ein Journal, das hieß Die Posaune, war aber nicht bestimmt für die Posaunenmacher oder Posaunenbläser, sondern blies — Kritik; es ist zu ver wundern, daß heutzutage noch kein kritisches Organ auf getaucht ist mit dem ansprechenden Namen Die große Trommel. Gambrinus heißt eine deutsche Brauerzeitung. Das ist ein ganz natürlicher Name, und doch könnte man hinter dem Titel nicht nur eine Zeitung für Bierbrauer, sondern auch für Biertrinker vermuten. Wir leben gegenwärtig in der glücklichen Epoche der General-Anzeiger. Ihr ging voran die Hochflut der ver- Drciundiechzigsier Jahrzes,. schicdcnen Landeszeitungen, dann der Fremdenblätter, die wiederum auf die verschiedenen Kouriere und Pressen und Korrespondenten und dergleichen gefolgt waren. Revue, Rund schau sind heute die vornehmlichsten Bezeichnungen für vor nehme Monatsschriften. Früher sagte man eher Monatshefte oder Jahrbücher und noch früher Archiv, Magazin, Bibliothek, Museum. Monatsgespräche nannte Thomasius, der Ahnherr der deutschen Journalistik, seine monatlichen Ausblicke auf die litterarische und politische Welt, und sogar Monatliche Lust fragen sind in Jena 1692 erschienen. Die Zeit der Viertel jahrsschriften, der Quartalschriften ist so ziemlich vorüber, und den früher für wissenschaftlich-kritische Zeitschriften so häufigen Titel Gelehrte Anzeigen tragen fast nur noch die Göttinger. Titel wie Crito, Critisches Rebenmesser, Kritische Wälder für Organe der litterarischen Kritik sind ebenso undenkbar für unsere Zeit, wie für die Zeit des 18. Jahrhunderts so traute, aus der Liebe zum Volke und aus dem wiedererwachten Familiengeist herausgeborene Titel wie Daheim, Zu Hause, Grüß Gott, Heimgarten, Hausschatz, oder so hervorstechend christliche wie Sendbote, Christenbote, Schutzengel, Gott will es und andere. Die Blätter und Zeitschriften gar des vorigen Jahrhunderts, die das Wörtchen »katholisch« vor oder zu ihren Titeln setzten, sind — etwa Journale für gelehrte Theo logen und Prediger ausgenommen — sicher an den fünf Fingern einer Hand aufzuzählen. Man sagt, wir seien heute überschwemmt und erdrückt von Zeitungen und Zeitschriften. Verhältnismäßig war das vorige Jahrhundert freilich nicht reicher an Zeitungen, aber doch an Zeitschriftei:, denn auch an manchen Orten, die heut zutage kaum mehr eine Druckanstalt für ein Amtsblatt und für Sterbebildlein haben, sind, namentlich als die Schleusen der moralischen Wochenschriften geöffnet waren, Zeitschriften ausgegangen. Und da hatte dann immer der lokale Litterat einen neuen Titel zu erfinden. Kein Wunder, daß da nicht selten so ganz absonderliche herauskamen. Gar bezeichnend für den Lokal-Litteraten ist zum Beispiel der Titel Der hungerige Gelehrte (1774). Und wenn man eben gar keinen fand, so »entlehnte« man einen oder man modelte ein bischen an einem alten, bis er funkelnagelneu aussah und nun ziehen konnte, wenn er — mochte. Das wird übrigens heutzutage auch nicht anders gemacht. Kraft des Rechtes des Gegenzuges und Gegensatzes folgt auf die Gegenwart die Zukunft, auf Nord und Süd Ost und West. Dem Morgenblatt setzt man nicht bloß die Abendzeitung, sondern auch ein Mitternachtsblatt gegenüber. Wenn es einen Staatsbürger giebt, warum soll es keinen Proletarier geben? Neben den Ulk setzt sich der Schalk, neben den Punsch der Puck, und weil es Nachtwächter giebt, heißt sich partout ein Blatt die Tagwacht. Einen schönen Namen tragt die von A. Sauer heraus gegebene Zeitschrift für Litteraturgeschichte: Euphorion. Wenn es einmal ein Organ für wissenschaftliche Litteraturgeschichte unter den Katholiken deutscher Zunge geben sollte, so würde sich hierfür besonders ein Name eignen, der nicht nur schöu klingt, sondern durch seine Weihe und sein Vorbild die Sache und die Sachwalter auf dem rechten Wege, im rechten Geiste und im rechten Tone zu halten vermöchte; die Zeitschrift müßte heißen: Eichendorff. Kleine Mitteilungen. Oe st erreich ischcSachver st ändigen-Kollegicn für litte rarische und künstlerische Urheberrechtsfragen. — Das österreichische Reichsgcsetzblatt (58. Stück, ausgegeben zu Wien am 22. August 1896) veröffentlicht eine Verordnung des Justizministers und des llnterrichtsmiuisters über die im Gesetze vom 26. Dezember 1895, betreffend das Urheberrecht an Werken der Litteratur, Knnst und Photographie, vorgesehenen Sachverständigen - Kollegien. Es werden Sachverständigen-Kollegien für den Bereich der Litteratur, der Tonkunst, der bildenden Künste und der Photographie gebildet mit der Aufgabe, in Sachen des Urheberrechtes an Werken des be- 695
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