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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-04-17
- Erscheinungsdatum
- 17.04.1916
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- Deutsch
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ft/ 89, 17. April 1916. Redaktioneller Teil. von Reich, Staat und Gemeinden den einzelnen Steuerträger er drückt. Entscheidend für die Brauchbarkeit einer Steuer wird aber immer sein, daß sie versucht, den Erlös der Arbeit zu besteuern, wie ja auch die Einkonnnensteuer eigentlich die ein zige gerechte Steuer ist, leider nur in der Theorie; denn in der Praxis läßt es sich nicht gut machen, alle Bedürfnisse nur durch diese einzige Steuer zu decken, besonders bei unserer Steuer gesetzgebung, die infolge ihrer Unzulänglichkeit die Hauptein nahinen aus den Steuern aus nur sehr wenige Schultern legi. Das Einkommen des größten Teils des Volkes ist eben noch immer so gering und geht nicht viel über das Existenzminimum hinaus, sodatz es unmöglich ist, eine irgendwie nennenswerte Abgabe auf dieses Einkommen zu legen. Infolgedessen haben die dem Bundesrat vom Reichskanzler vorgelegten Verkehrs- stcuern eine recht unangenehme Enttäuschung hervorgerufen; denn diese Steuern entsprechen dem Ideal, wie Steuern sein sollen, so wenig, daß man sie geradezu als verkehrsfeindlich ansehen kann. Wie ich schon oben sagte, soll eine Steuer das Produkt erfassen, sie soll aber nun und nimmermehr an die Quelle der Arbeit, also des Einkommens herantreten. Im Börsenblatt sind diese Verkehrssteuern bereits mehrmals erwähnt worden. In Nr. 59 des Börsenblatts hat die Redaktion die wesentlichen Punkte des Steuerentwurfs mitgeteilt und hat ihren Darlegungen einen Brief angeschlossen, den ein Mitglied des Börsenvcreins an den jliedakteur über diesen Entwurf ge richtet hat. Der Briefschreiber untersucht, wie die Steuer auf seinen eigenen Wirkungskreis wirken wird, und findet, daß sehr einschneidende Änderungen im Geschäftsbetriebe notwendig sei» werden, wenn die Steuer nicht erdrückend sein soll. Dagegen findet sich Herr H. Sch. in einem Aussatze im Bör senblatt Nr. 7V zur Steuerfrage mit den geplanten Steuern in etwas chevaleresker Weise ab, indem er darauf hinweist, daß jede neue Steuer von denjenigen bekämpft werden wird, die be sonders von ihr betroffen werden, und daß die außergewöhnlichen Maßnahmen, die außerordentliche Zeiten erfordern, auch Opfer kosten und daß solche Opfer gebracht werden müssen. Das klingt allerdings recht überzeugend und erspart zugleich die Unter suchung, ob diese Steuern nicht geeignet sind, gerade die Wurzel unseres Verkehrslebens in einer Weise anzugreifen, die in diesen Zeiten um so verhängnisvoller ist, als wir nach dem Kriege alle werden versuchen müsse», das verlorene Kapital zu ersetzen und die alten Verbindungen wieder anzuknüpsen. Ob nun die Gründe, die gegen die neuen von der Regierung vorgeschlagenen Steuern sprechen, originell sind oder nicht, ist an sich gleichgültig, es kommt nur darauf an, ob die geplanten Steuern den Anspruch machen können, Gesetz zu werden. Und das sei hier in Kürze untersucht. Der Buchhandel wird bei diesen Verkehrssteuern ganz be sonders in Mitleidenschaft gezogen. Alle diese Steuern, Quit tungsstempel, Frachturkundenstempel, Verteuerung des Portos und des Fernsprechers, fallen beim Buchhandel erheblich mehr in die Wagschale als bei jedem andem Geschäft. Zuerst der Fracht- nrknndenstcmpel. Herr H. Sch. macht sich doch die Beweisfüh rung ein wenig leicht, wenn er erklärt, daß er nie ein Wort der Unzufriedenheit über den Betrag des Rollgeldes gelesen habe, das die Spediteure erheben. Braucht denn immer gleich über jede kleinere oder größere Unbequemlichkeit ein Artikel geschrieben zu werden? Schlimm genug wäre es, wenn die Buchhändler gar nicht wüßten, daß das Rollgeld den Verkehr verteuert. Wir hier in Berlin wissen das sehr genau, und wir haben auch das Unsere getan, um diese für uns wenigstens für den Verkehr zwischen Berlin und Leipzig neue Belastung zu vermeiden. Dies ist uns nun nicht gelungen, und wir haben selbst einsehen müssen, daß die Spediteure bei der enormen Erhöhung der Futterpreise, so wie der Löhne usw. eine Erhöhung des Rollgeldes eintreten lassen mußten. Unter diesen außergewöhnlichen Verhältnissen, die der Krieg hervorgerufen hat, mutz man ja schließlich klein beigeben, besonders wenn man sieht, daß die Erhöhung eine not wendige Folge der Unkosten ist, die die Spediteure haben. Der Frachturkundenstempel aber trifft infolge des Konditionsverkehrs den Buchhandel doppelt, und zum großen Teil wird er auf eine Ware gelegt, der der Buchhändler Arbeit, Zeit und Frachtkosten widmet, ohne immer durch einen Verkauf die aufgewanüten Un kosten wieder einbringen zu können. Eine noch größere Belastung des Buchhandels würde die Erhöhung des Posiportos bedeuten. Wohl nirgends im Handel wird so viel geschrieben wie im Buchhandel, und wir haben uns gewöhnt, alles mögliche direkt zu bestellen, auch wohl direkt kommen zu lassen; auch das Publikum ist verwöhnt worden und will alles, was es bestellt, womöglich schon am nächsten Tage haben. Dazu kommen die Portospesen für Kreuzbänder und für Reklame. Nun fragt Herr Sch.: »Wird nicht mit Druck sachen geradezu gewüstet? Wieviele fliegen bei mir täglich in den Papierkorb, die von mir keines Blickes gewürdigt werden! Wäre es da nicht bei vielen Firmen angebracht, eine bessere Kontrolle auszullben? Sonst mutz man ja ans den Gedanken kommen, daß die Portoausgaben in dem Etat dieser Firmen gar keine Rolle spielen.« Gemach, Herr Sch.! Die Firmen, von denen Sie sprechen, würden Ihnen wahrscheinlich sehr dankbar sein, wenn Sie ihnen sagen würden, wie sie eine Kontrolle ausüben sollen. Doch Wohl in der Weise, daß sie ihre Drucksachen nur an diejenigen versenden, die sie eines Blickes würdigen, noch besser, eine Bestellung darauf machen. Der ganze Reklameverkehr beruht ja auf der großen Zahl, und jeder, der Drucksachen versendet oder Inserate aufgibt, weiß, daß es zahlreicher, sehr zahlreicher Exemplare und vieler Inserate bedarf, um eine Anzahl Bestellungen einzuheimsen, und daß jede Kleinlichkeit in der Versendung von Drucksachen oder der Ausgabe von Inseraten sich rächt. Freilich darf auch nicht das Gegenteil von Kleinlichkeit, Verschwendung, eintreten, denn wir wissen ja alle, daß jedes Übermaß schädlich ist. Eine Einschränkung dieser Portoausgaben, die bei einer Erhöhung des Portos sicher eintreten wird, wird aber nicht die angenehme Folge haben, die Herr Sch. doch wahrscheinlich er hofft, sondern die für das Reich unangenehme, daß di« geplante Erhöhung einen Rückgang der Einnahmen oder wenigstens keine Erhöhung bedeutet.Die bekannte arme Witwe oder das arme Dienstmädchen beabsichtige ich nicht »an den Haaren« herbeizu ziehen. Bei der Erhöhung des Portos kann der Verkehr des Privatpublikums keine Rolle für die Erhöhung der Einnahmen der Post spielen. Die größte Masse des Briefverkehrs, ebenso wie des Drucksachenverkehrs, ist dem Handel zu verdanken, und dieser wird notgedrungen mit der Erhöhung rechnen und sich einschränken müssen, wodurch aber wieder, wie schon oben gesagt, eine wirkliche Erhöhung der Posteinnahmen in Frage gestellt wird. Eine Erhöhung der Gebühren nach dem Ausland« ist an sich ausgeschlossen, da sie auf einem Vertrage mit den ausländischen Staaten beruhen. Eine Erhöhung des Nutzens der Postverwal- tung wäre aber sicherlich auf einem andern Wege zu erzielen. Die Post sollte nicht auf Einschränkumgen des Verkehrs, sondern auf Ersparnisse innerhalb der Verwaltung hinardeiten. Hier will ich nur auf die von mir in einem meiner Berliner Briefe erwähnten Frankiermaschinen verweisen, die nach Manes Hun derte von Millionen an Beamtengehältern ersparen würden. Auch an der Quittungssteuer ist der Buchhandel lebhafter interessiert als viele andere Geschäftszweige. Soll die Quittungs- steuer auch erst bei einem höheren Betrage, etwa bei 10 ftk angewendet werden, so trifft sie doch den Buchhandel sehr hart, da Barpakete im Buchhandel viel zahlreicher sind als Barsendun gen in andern Betrieben. Nun wird sich wohl, wenn die Quit tungssteuer beschlossen werden sollte, der Ausweg finden, daß dem Buchhandel im ganzen ein Pauschale auferlegt wird, das vielleicht der Börsenverein mit den Behörden vereinbart, das aber doch der Börfenverein nicht tragen kann, vielmehr von den einzelnen Firmen, vielleicht in Form der Erhöhung des jähr lichen Beitrags, wieder einziehen muß. Ein großer Teil der Buchhändler ist aber nicht Mitglied des Bvrsenvercins, wodurch sich die neue Schwierigkeit ergibt, wie diese verauslagten Be träge einzuziehen sind. Freilich könnte dem dadurch begegnet wer den, daß die Kommissionäre in Leipzig die Zahlung und die Ver teilung der Steuer übernehmen. Aber eine Belastung bleibt es doch, und zwar in einer Höhe, die wir augenblicklich gar nicht schätzen können, abgesehen von der Belastung, die die Einziehung der Beträge mit sich bringt. 439
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