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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1916
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- Deutsch
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Nr. 81. ^ ^jährlich 13M>. Snuch>?werdcn m 10 "p f. pro ^ j?hrUch?^Nach ^dem^NurÄnd ^olgt ^efe^ngN 15 13^50 26 M^.?.^50M.: für Nicht" »! Zuber Leipzig oder dur^ Krenzbaad. an «Nichtniit^lieder in N vrilglieder 40 Hs.. 32 M^60M.. 100 2N — Deilagcn werden ^ MAMMLWrj?MnW'öÄ'NeVWeM Leipzig, Freitag den 7, April 1916, 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Zur Einführung deutscher Literatur in der Türkei. Von Else Marquardsen, geb. von Kamphövener, In meinem Artikel »Die Mission des deutschen Buchhandels in der Türkei« im Börsenblatt Nr, 10 vom 14, Januar 1916 habe ich es als selbstverständliche Forderung aufgestellt, daß in der Türkei verbreitete deutsche Bücher zunächst in lateinischer Schrift gedruckt sein sollten. Auf diese Forderung erhielt ich aus Ver legerkreisen eine Zuschrift, worin die Richtigkeit derselben be stritten wird. Ich betrachte nun diese Frage als so wichtig, daß ich mich veranlaßt sehe, auf den betreffenden Brief hiermit öffent lich zu erwidern, da in ihm Dinge berührt werden, deren Er örterung mir wesentlich erscheint. Der erwähnte Herr Verleger schickt mir eine Reihe von Bro schüren zu, in welchen die höhere Zweckmäßigkeit der Verwendung deutscher Schrift im Gegensatz zu lateinischer vom hygienischen sowohl wie ethischen Gesichtspunkte aus beleuchtet wird — für unser Vaterland, Es hat sich nun aber bei meiner Forderung lateinischer Schrift für deutsche Bücher im Orient gewiß nicht um die relativen Vorzüge deutscher oder lateinischer Schrift, soweit sie für das Inland in Frage kommt, gehandelt. Ob die latei nische Schrift besser oder schlechter für die Augen ist, ob sie sprachlich richtiger erscheint oder nicht, darauf kommt es hier wirklich nicht an! Es handelt sich vielmehr darum, dem Türken, der bisher im Durchschnitt fast ausschließlich Französisch gelesen hat, vielleicht auch einmal Englisch, das Erlernen der deutschen Sprache mundgerecht zu machen. Es handelt sich auch hier nicht, wie der Herr Verleger mir vorhält, um Faulheit oder um Fleiß beim Erlernen, nicht darum, eine einmal vorhandene Passion für die deutsche Sprache zu vertiefen, sondern darum, überhaupt erst einmal einen Begriff des Deutschen und seiner vielen sprach lichen Möglichkeiten zu geben. Diesen Begriff soll der Türke er halten, indem er in den ihm vertrauten lateinischen Lettern deutsche Worte liest und mit den deutschen Worten deutsche Ge danken in sich aufnimmt. Darauf allein kommt es uns doch jetzt an, die deutschen Gedanken, das deutsche Empfinden den Osmanen nahe und näher zu bringen. Je schneller und sicherer uns das ge lingt, desto richtiger sind die Mittel gewesen, mit denen wir dies erreicht haben. Später, wenn, auf den Schleichwegen über die lateinischen Lettern, Türken in größerer Zahl erst einmal Ge schmack an deutschem Denken und Wissen gewonnen haben, dann wird es sie selbst drängen, die deutsche Schrift zu erlernen, und sic werden das Versäumte schnell nachholen können. Vor allem aber ist es notwendig, sie aus dem Umweg über das geweckte Interesse zum Studium der deutschen Sprache anzuregen. Wenn wir da mit apodiktischer, schulmeisterlicher Art Vorgehen, wie sie aus den Worten des Herrn Verlegers spricht, so werden wir garnichts erreichen und uns auch auf diesem Gebiete friedlicher Eroberungen den anderen, gewandteren und geschmeidigeren Na tionen gegenüber im Hintertreffen befinden, wie das so oft bis her der Fall war. Der Herr Einsender führt als Beweis seiner Behauptungen an, wie häßlich sich die Odyssee in lateinischer Schrift ausnehmen würde. Hier handelt es sich nicht um der artige Tüfteleien; hier kommt es darauf an, klug und vorsichtig vorzugehen, um dem deutschen Geiste festen Boden zu schaffen da, wo die Zukunft der Rationen liegt. Es ist nicht gedient mit Er wägungen vom grünen Tisch aus, da uns nur ein Vorgehen aus allen Gebieten nützen kann, das, aus genauer Kenntnis der Erfor dernisse entsprungen, mit Kraft und Sicherheit da einsetzt, wo die höchste Gewähr des Gelingens sich bietet. Denn wie ich schon ein mal betonte, kommt es nicht auf buchhändlerischc Fachfragen an, sondern auf ein Arbeiten im deutschen Sinne, wo immer sich diese Arbeit bietet. Wenn der Herr Verleger seine Broschüren und diesbezüglichen Briefe an seine Herren Kollegen in Berlin schickt, die deutsche Bücher, für deutsche Leser im Jnlande bestimmt, in lateinischer Schrift drucken lassen, so will ich ihm nicht nur nicht widersprechen, sondern ihm aus vollster Überzeugung rechtgeben. Hier aber geht es um andere Fragen, Und eben, weil die Aus lassungen des Herrn Verlegers so außerordentlich bezeichnend sind für die kurzsichtige Ausfassung vieler Auslandsfragen bei uns, ist es mir wertvoll, darauf einzugehen. Obwohl diese Begriffe deutscher Gründlichkeit entspringen, sind sie doch die Kehrseite der Medaille, auf deren Vorderseite das Wort »Ausdauer« leuchtet. Und wenn wir in Zukunft das Ausland mehr beherrschen wollen, als wir es bisher taten, so müssen wir lernen, uns den Forde rungen des Augenblicks zu sügen, wie er gerade aus Wesen und Art des in Frage kommenden Auslandes entspringt. Wenn wir das getan und so erst einmal Boden für unsere Arbeit gewonnen haben, dann können wir ja mit Feinheiten und Besonderheiten auszubauen beginnen. Aber eher nicht! Erst einmal nicht zu sehr Fachmensch sein; erst einmal die lebendige Notwendigkeit erfassen, nicht hinter seinem Pult daheim, umgeben von ge lehrten Büchern — nein, draußen, bei den Menschen selbst, um die es sich handelt. Sie studieren, sie erkennen, und sie dann fassen! Alles das würde nicht erreicht, wollte man z, B, die Forde rung aufstellen: »Wenn Ihr Deutsch lernen wollt, so fangt es von vorne an, wie die Kinder; lernt deutsche Schrift, Grammatik usw, usw.« Nein, die Lust Wecken, dann wird das Weitere schon kom men, Die wenigen, die gründlich Vorgehen wollen, tun es schon ganz von selbst; um sie braucht man sich nicht zu sorgen. Aber es kommt auf die große Menge an, die muß man sangen, mit Witz und Verständnis, nicht mit sprachlichen Forderungen, auch wenn sie einen ethischen Hintergrund haben. Ich rate dem Herrn Verleger, sich an wen immer von Orient kennern zu wenden, die mit dem Volke wirklich vertraut sind, und sie über ihre Meinung zu befragen, sie kann — ohne über- hebung sei es gesagt — nicht gut anders als die meinige sein. Denn die Kenntnis des orientalischen Volkes muß stets zu den gleichen Schlüssen führen, und sie sollte sich der Herr Verleger an eignen, ehe er seine Meinung über derartige Punkte ins Treffen führt. Diese anscheinenden Kleinigkeiten sind es, die schließlich Gelingen oder Mißlingen einer völkischen Beeinflussung aus machen; das kann man sich nicht lebhaft genug vor Augen führen und kann im Anschluß daran nicht intensiv genug warnen, die Dinge nicht vom grünen Tische aus zu beurteilen. Wenn z. B. der Türke unser« Sprache schneller erfaßte, wenn sie auf Tonzylindern in Keilschrift gebracht würde, so müßte man es eben tun — trotz aller gesträubten Verlegerhaare! Kann man einen guten Zweck mit sauberen Mitteln erreichen, so macht es nichts aus, wie sonst diese Mittel beschaffen sind. Daß sie sauber sein müssen, versteht sich bei uns am Rande! 405
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