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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1916
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- 1916-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1916
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^ 81, 7. April 1916. Redaktioneller Teil und die Erwartungen scheinen sich wenigstens teilweise erfüllt zu haben, übrigens wird wohl keiner sich des Falles erinnern können, daß das Weihnachtsgeschäft nicht als »ausgezeichnet« und »die Erwartungen übertreffend« bezeichnet wurde. Laut Zeitungsnachrichten, denen man ja freilich nicht immer glauben darf, haben besonders die Luxuswarenhändler und Ju weliere große Umsätze gemacht. Das ist für die Lage sehr be zeichnend. In den höheren und den mittleren Volksklassen hat man durch den Krieg viel Geld verdient, und mancher gerissene Unternehmer ist über Nacht schwerreich geworden. Dann soll auch die liebe Ehehälfte eine Freude haben. Zu dem guten Weih nachtsgeschäft haben wohl auch die zahlreichen, sich vornehmlich in Stockholm aufhaltcnden Fremden, die fast alle von der Kriegs- koujunktur profitieren, beigetragen. Die Damenschneider und Modcnhändler sollen augenblicklich wie kaum jemals mit Be stellungen überlaufen werden. Theater und Lnxusrestaurants, deren es so viele in Stockholm gibt, sind Abend für Abend über füllt. Man läßt das Geld rollen und genießt das Leben fern vom Kriegslärm. In Stockholm hat sich eine zahlreiche Schar .berühmter Künstler, die infolge des Krieges ihren Wirkungskreis wechseln mußten, zusammengefunden, und inan kann öfters in der Oper und in Konzerten Darbietungen genießen, die sonst nur in den Hauptstädten des Kontinents geboten wurden. Eine nicht geringe Anzahl dieser Kräfte, die meistens vor dem Kriege in Deutschland beschäftigt waren, stammt aus Rußland. Aber in den tieferen Volksschichten herrscht Not, die natürlich von der in diesem Jahre besonders strengen Kälte noch gesteigert wurde, und die Lebensmittelpreise scheinen, dank den englischen Schandtaten, alles andere als im Sinken begriffen zu sein. Was nun be sonders den Buchhandel betrifft, so war nach meiner privaten Erfahrung das Weihnachtsgeschäft außerordentlich gut. Im all gemeinen scheinen die Sortimentsbuchhandlungen gute Umsätze gemacht zu haben, wenn auch, wie die Zeitschrift »Lortiraentaren« feststellt, hier und da der Rekord des Jahres 1814 nicht geschlagen wurde. Die genannte Zeitschrift erblickt in der ungewöhnlich starken Külte der Weihnachtswoche einen Grund dieser Erscheinung. War das Weihnachtsgeschäft gut, so haben auch in diesem Jahre die Ver leger keine Mühe gespart, um den literarischen Markt mit wert vollen Büchern zu versorgen. Eine solche Fülle von gediegenen Büchern ist nur selten geboten worden. Ein Teil davon wurde in meinem letzten Briefe bereits erwähnt. Eine erfreuliche Erscheinung scheint mir das neuerwachte In teresse für gute Übersetzungen aus fremden Sprachen zu sein. Während einer langen Periode, die gleichsam auch den Aufstieg der modernen schwedischen Dichtung bezeichnet, schien das Publi kum für Übersetzungen aus fremden Sprachen das Interesse ver loren zu haben. Man warf sich mit Eifer auf die heimische Literatur und war der Meinung, daß diese an Wert vieles von dem importierten Kram überragte. Zahlreiche jüngere Dichter von großer Begabung und künstlerischem Können tauchten auf und schufen sich überraschend schnell Namen und Leserkreis. Viele wurden auch in fremde Sprachen übersetzt und infolge dessen auch zu Hause berühmt. Denn in einem kleinen Sprach gebiet trägt nichts so viel zum Erfolg eines Schriftstellers bei, als wenn seine Werke in eine der Weltsprachen übertragen wer den. Dabei hat Deutschland eine nicht unbedeutende Rolle ge spielt, indem dort recht früh viele unserer Dichter lebhaftes Inter esse und ermunternde Aufnahme fanden, überhaupt dürfte außer halb Skandinaviens kein anderes Volk ein so tiefes Verständnis der schwedischen Dichtung in neuerer Zeit entgegengebracht haben. Was kennt z. B. England, was kennt Frankreich davon? Sehr wenig. Die Werke von Lagerlöf und Strindberg sind ins Eng lische und Französische übersetzt. Auch ein Buch von Heidenstam und die Werke von Ellen Key sind in englischer Sprache er schienen. Ob sie aber auch außerhalb der engeren, literarisch ge bildeten Kreise gelesen werden, ist Wohl zu bezweifeln. Doch soll Ellen Key in Amerika sehr geschätzt und gelesen werden, und an geblich haben die russischen Übersetzungen von Selma Lagerlöf ein sehr großes Publikum. Nichts zeigt Wohl deutlicher die Gei stesverwandtschaft zweier Völker, als die Fähigkeit, in die Lite ratur des anderen einzudringen. Sehr bezeichnend scheint mir die Methode einer englischen Verlegers, für Strindberg Interesse zu erwecken. Einem Novellenband von Strindberg gibt er den jetzt in der Zeit des Deutschenhasses besonders ziehenden Titel: »Tbk 6erman Lieutenant«. Die Novelle, der dieser zugkräftige Reklametitel beigelegt wurde, heißt im Schwedischen »Samvots- üvsl« (Gewissensqualen) und behandelt eine Episode aus dem Kriege 1870/71. Wenn auch während der nationalen Periode eine Anzahl guter Übersetzungen der schwedischen Literatur einverleibt wor den ist, so lag doch die Gefahr nahe, mit der großen älteren und modernen Weltliteratur die Fühlung zu verlieren. Die Firma Albert Bonnier ist schon seit Jahren bemüht, durch eine Serie Übersetzungen von »Meisterwerken der Weltliteratur« und eine philosophische Bibliothek die gefährdete Verbindung aufrecht zu erhalten. Jetzt hat sie auch angefungen, eine Serie von klas sischen Essais, Briefen, Memoiren usw. und eine weitere Samm lung von übrsetzungen bedeutender moderner Schriftsteller heraus zugeben. Von den zu Weihnachten erschienenen Übersetzungen möchte ich vor allem Chledowskis »Die Menschen der Renaissance in Rom« erwähnen, die in guter Ausstattung bei H. Geber, Stock Holm, erschien und sich auch einer sehr lebhaften Nachfrage er freuen konnte. Ein anderes kulturhistorisches Werk (jedoch wohl kaum von demselben Wert): Stobart, »Hellas üärliAket« (Hellas Herrlichkeit), nach dem Englischen, erschien bei Norstedt L Söner. scheint aber, vielleicht infolge des abnorm hohen Preises, weniger verlangt worden zu sein. Wie auch im Jahre 1914 konnte man ein besonderes Interesse für Memoiren und damit verwandte Literatur wahrnehmen. In meinem letzten Briefe habe ich einige der Erscheinungen erwähnt. Zu den meistverlangten Übersetzun gen auf diesem Gebiet gehörte Schumachers »Lorä dlslson ook Lack^ Hamilton« (Lord Nelsons letzte Liebe) im Verlag von »Ljus«. Ferner erschienen bei Wahlström L Widstrand Über setzungen von Rasens »In der Fremdenlegion« und Goncourt: »Madame Pompadour« und bei Fritze Dora Junckers »Madame de la Vallisre«. Auch Kellermanns Kriegsschilderungen sind in einer nach dem Urteil der Presse allerdings schlechten Übersetzung erschienen. Von den einheimischen Neuigkeiten dieser Art sind auch einige zu erwähnen. Ellen Key veröffentlichte nach längeren: Schweigen den ersten Band der »Erinnerungen« ihres Vaters, der zu Lebzeiten ein bekannter Politiker war (Alb. Bonnier). Das Buch dürfte aber für das Ausland kaum Interesse haben. Zu den interessantesten und den deutschen Verlegern am wärmsten zu «mpschlenden Büchern ist ohne Zweifel die schöne biographische Studie über den Märchendichter H. C. Andersen von Maria Holm ström (-ählön L Lkerlund) zu zählen. Die Verfasserin veröffent lichte im Jahre 1914 «ine ebenso vorzügliche Biographie über Jenny Lind. Wie es manchmal seltsam zusammentrifft, erschien fast gleichzeitig mit dem deutschen biographischen Roman über die »Barberina« von Adolph Paul auch ein schwedischer Roman über die italienische Tänzerin von Ina Lange (Norstedt L S.>. Da ich keinen von beiden gelesen habe, so weiß ich nicht, welchem der Vorzug gebührt. Zu den Memoirenromanen gehört auch »von glacka prinssssau« (Die fröhliche Prinzessin) von Kuylen- stierna-Wcnster (C. E. Fritze), der die Geschichte der Tochter der König Lovisa Ulrika (Schwester Friedrichs des Großen) erzählt und in der Presse gut besprochen wurde. Seiner Gewohnheit treu veröffentlichte auch diese Weihnachten der vorzügliche Schrift steller C. Forsstrand eine historisch-biographische Studie. Dies mal behandelte er interessant und fesselnd »Sinne in Stockholm« und fand wie immer eine große Gemeinde. Eine Übersetzung von Werthcimers »Herzog von Reichstädt« erschien bei H. Geber. Wie ein Spuk aus der guten alten Zeit wirkte eine vom Dozenten F. Böök veranstaltete Ausgabe der »Erinnerungen« des Dichters E. G. Geijer, im Verlage von Norstedt L Söner. Wie immer hat der Verlag für eine sehr geschmackvolle Ausstattung gesorgt, und das Buch mit alten Lettern aus den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts schön und zierlich auf einem leichten, altertüm lichen Papier drucken lassen. Auch der Einband trägt den Cha rakter der damaligen Zeit. Bei derselben Firma erschien auch, ein wenig verspätet, eine wunderschöne Ausgabe des Tagebuchs des schwedischen Staatsmannes C. G, Tessin ans den Jahren
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