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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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149, 29. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6599 jeder anständig denkende Mensch beurteilen. Tatsache aber ist, daß der hessische Landesausschuß, dessen Mitglieder überwiegend der »positiven- Richtung der Theologie (orthodox) angehören, einmütig beschlossen hat, in Hessen selbständige Arbeit zu treiben, und daß er dazu nicht nur das Recht, sondern nach den dar gelegten Umständen auch die Pflicht zu haben glaubt. Wir wünschen ihm die siegreiche Überwindung aller offenen und noch mehr aller heimlichen Gegnerschaft. Beide werden ihm zu teil werden. Wir wünschen ihm die Unterstützung aller rechtlich denkenden evangelischen Christen, die sich darauf verlassen können, daß unsre hessische Innere Mission nicht im Dienste einer theo logischen und kirchlichen Partei steht und flehen wird, sondern daß sie dem evangelischen Bolk dienen will. Aber das muß mithelfen. Und nun es jetzt weiß, wie die Sache steht, wird es auch Mit helfer,, daß das gute Werk Fortschritte macht, und es wird sich nicht irre machen lassen, wenn man die Arbeit, die von ihm ge tan werden soll, verdächtigt. Cs kennt noch sein achtes Gebot! II. (Nr. 139.) In Nr. 131 Ihres Blattes fand ich einen Artikel: »Christ liche Bücherkolportage». Aus Kreisen der oberhessischen Geist lichkeit wird bekannt gegeben, daß eine evangelische Buchhand lung in Hessen gegründet werden soll. Ich habe dem Artikel beim Lesen wenig Beachtung geschenkt, weil mir die begründenden Darlegungen dieses Artikels nicht verständlich waren. Da kommt mir durch Zufall ein Schriftstück in die Hand, mit dem -Genossen- gesucht werden, die mit einem Anteil von 200 und 4 Prozent Zinsen sich an einer neuen Buch handlung unter der Firma -Wartburg-Buchhandlung» G. m. b. H. in Darmstadt beteiligen sollen. Jetzt wurde mir der Werbeartikel in Ihrer Nummer 131 klar. — Komisch, wenige Tage vorher kam ich auf einer Reise in eine Stadt und las zum Zeit vertreib das dortige Lokalblatt. In demselben fand ich lang atmige Artikel für und gegen die Gründung einer Genossen schaftsbäckerei. Die Herren Sozialdemokraten begründen eine Genossenschaftsbäckerei und führen in ihren Blättern aus, daß sie bessere Ware billiger bieten würden, sie werben auch Ge nossen mit Anteilscheinen. Die bürgerlichen Parteien, voran die Konservativen, mit ihnen der Geistliche, schreiben dagegen, schreien über die Schädigungen der bestehenden Bäckereien und ver dammen das Vorgehen der Sozialdemokraten, die mit ihren genossenschaftlichen Gründungen den Mittelstand ruinieren. Hier ist es keine Genossenschafts-Bäckerei, sondern eine Genossen schafts-Buchhandlung. Hier sind es nicht die Sozialdemokraten, sondern die Geistlichen! Ja, Bauer, das ist ganz was andres, Bücher sind auch keine Backwaren, es handelt sich hier nicht um materielle Kost, sondern um geistige Speise. Nun, mir ist dies gleichgültig, ob Brot, ob Bücher. Ich frage: sind denn in ganz Hessen nicht genug Buchhandlungen, nicht gute Buchhandlungen? Gibt cs nicht in Hessen sehr tüchtige Buchhändler, die auch den Bedürfnissen der evangelischen Geistlichen und evangelischen Gcmeindeglieder gern Rechnung tragen? Und gehört das Buch etwa zu der Ware, die je nach den Materialpreisen zeitweise zu hoch im Preise stünde und zu einer Gegengründung gegen zu profitwütige Buchhandlungsinhaber nötigte? Nein, jedes Buch hat den gleichen Preis an allen Orten unsers deutschen Vater landes und der Preis desselben hängt nicht von »Konjunkturen« ab. Nun ist mir schon nicht sympathisch, daß Geistliche Gelder, Geschäftsanteile für geschäftliche Gründungen erbitten, das riecht etwas nach den »Bettelmönchen«. Die Geistlichen sollen doch höheren Interessen dienen und nicht danach streben, Genossen schaften zum Betreiben von Geschäften zu gründen. Und daß damit den Buchhandlungen Hessens eine große Konkurrenz er wachsen muß, ist doch klar, denn die »Wartburg-Buchhandlung- wird sich nicht allein mit Kolportage-Traktaten abgeben, sondern alle Arten Bücher führen, außer natürlich zweideutiger Literatur; nun, die hält jeder anständige, gebildete Buchhändler aus seinem Betrieb fern. Warum wenden sich die Herren Geistlichen nicht einer hessischen bestehenden Buchhandlung zu, oder einer solchen in jeder hessischen Provinz und fördern ihre Wünsche für den Vertrieb guter Literatur und frommer Traktätchen, indem sie die Anregung zu deren Vertrieb geben und sich mit ihrem Rat einlegen? Ich kenne mehrere tüchtige Buchhändler im Lande, die mir im Gespräch über diese Neugründung ihr Bedauern aus- sprachen, daß ihnen der Kampf ums Dasein, der für sie schon schwer genug sei, noch schwerer gemacht werden würde. Nicht die Wartburg-Buchhandlung würde das religiöse Leben im Lande stärken, sondern vielmehr die praktische Seelsorge, die praktische Betätigung in der sozialen Fürsorge, die Einrichtung guter öffentlicher Volksbibliotheken, unentgeltliche ausklärende Borträge, das Predigen wahrer Bruderliebe und so vieles andre mehr. Wenn die Herren Geistlichen Hessens auffordern würden, Geld zu spenden, um gute christliche Bibliotheken allerorten zu schaffen, da würden sich gern Genossen finden und das würde vornehmer dem Stande der Geistlichen anstehen, als geschäftliche geistliche Gründungen m. b. H. III. (Nr. 142.) Dem oerehrlichen, leider ungenannten Berfasser des Eingesandts in Nr. 139 Ihres geschätzten Blattes bitte ich kurz folgendes er widern zu dürfen: 1. Die dort so stark angegriffene -Wartburg-Buchhandlung- ist im eigentlichen Sinne gar keine Neugründung, sondern eine Verselbständigung des hessischen Zweiges des »Hessen-Nassauischen Kolportage-Vereins-, der schon seit 40 Jahren mit bedeutendem Umsatz in Hessen gearbeitet hat. 2. Was uns von andern genossenschaftlichen Unternehmungen unterscheidet, ist, daß wir keineswegs darauf ausgchen, »bessere Ware billiger zu bieten«. Einerseits gibt es in der Tat viele Buch handlungen, die wir an Güte nicht Übertreffen können. Andrer seits werden auch wir an den Einheitspreis der Bücher gebunden sein. Daher zieht die Parallele zu Genossenschaftsbäckereien re. durchaus nicht. Nebenbei muß ich mich gegen die offenbar an genommene Gleichung -geistlich (in amtlichem Sinn) — politisch konservativ« entschieden verwahren. 3. Wenn wir nun der Überzeugung sind, daß trotz guter Buchhandlungen in den Städten das flache Land keineswegs aus reichend mit guten Schriften versorgt wird, — und wir rechnen dazu ebensosehr gediegene Volksliteratur, wie die Wiesbadener Volksbücher, als die sogenannte erbauliche Literatur — so ist es unser Recht, wie unsere Pflicht, Abhülfe zu schaffen. Der Privat buchhandel kann das gar nicht leisten, weil der Volksschriften vertrieb außerhalb der Städte finanziell überhaupt nur durch die unentgeltliche Mitarbeit freiwilliger Volksfreunde möglich wird, die sich um des Volkes willen gern zu solchem Dienst bereitfinden lassen, die aber dem Privatbuchhandel nicht zur Verfügung stehen. 4. Im Bewußtsein, damit wirklich -höheren Interessen zu dienen-, nämlich der Förderung deutsch-christlichen Sinnes in unserm Volke, will auch ich persönlich gern den -Geruch eines Bettelmönchs- ertragen und weiterhin solche Leute, die Geld und Verständnis genug für solche Aufgabe haben, bitten, unsre Arbeit zu fördern, nicht durch Geschenke — das wäre ja erst eigentlich der Bettel — sondern durch gut verzinsliche Darlehen. Der ver eheliche, unbekannte Herr Einsender aber kann überzeugt sein: ohne dieses Bewußtsein von der ideellen Notwendigkeit unsrer Sache wären wir gar nicht imstande, sie zu wagen. Denn Nutzen haben wir Geistlichen persönlich wahrlich nicht davon, aber viel Arbeit. Rudolf Schlosser-Darmstadt. IV. (Nr. 144.) Auf das Eingesandt des Herrn Rudolf Schlosser-Darmstadt in Nr. 142 Ihres Blattes möge mir gestattet sein, kurz Folgendes zu erwidern: 1. Nach kaufmännischem Begriffe ist die Wartburg-Buch handlung eine Neugrllndung im eigentlichen Sinne: neue Firma, neues Domizil, neue Besitzer! Daran ändert auch nichts, daß diese Neugrllndung nebenbei der Buchhandlung des Nassauischen Kolportagevereins in Herborn Konkurrenz bieten und dieser das bisherige Feld in Hessen abgraben soll. 2. Weil die -Wartburg-Buchhandlung- dank der festen buch händlerischen Organisation nicht imstande sein wird, »bessere Ware billiger zu bieten-, nicht imstande sein wird, viele in Hessen bestehende Buchhandlungen an Güte zu übertrcffen, deshalb ist die Neugründung eigentlich von vornherein überflüssig. 3. Es ist eine ganz unbewiesene Behauptung, daß trotz der vielen und der genügend guten Buchhandlungen in Hessen das Land keineswegs ausreichend mit guten Schriften versorgt wird. Ob gerade die »Wiesbadener Volksbücher- genügenden Vertrieb in Hessen finden, kann ich nicht beurteilen. Mindestens erscheint mir aber fraglich, ob es eine Notwendigkeit ist, eine neue Wart burg-Buchhandlung zu gründen, damit -Wiesbadener Volksbücher- 861'
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