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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1907
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- Deutsch
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149. 29 Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. 6597 Graphische Arbeiten von Hans Thoma im Deutschen Buchgewerbehaus zu Leipzig. Die Abteilung für Kunstpflege des Leipziger Lehrer vereins hat eine Ausstellung graphischer Arbeiten von Hans Thoma veranstaltet, die gegenwärtig in den oberen Räumen des Deutschen Buchgewerbehauses zu Leipzig unter gebracht worden ist. Als vorwiegendes Merkmal deutscher Kunst hat das Gefühlsverhältnis des Menschen zur Natur zu gelten. Die Liebe und der Glaube bilden die beiden Pole, die das Gebiet deutscher Kunst begrenzen; in ihnen sehen wir auch die Hauptmomente der Kunst Hans Thomas. An dieser Tat sache ändert auch nichts, wenn neuerdings das Bestreben gewisser Vertreter der modernen Malerei darauf ausgeht, eine fremde Kunstauffassung aufs Schild zu heben und sie in allen Tonarten als Fortschritt zu preisen. Der von Frank reich ausgehende Impressionismus ist auch in Deutschland von einer Anzahl fanatischer Schwärmer und Neuerer aus genommen worden und wird nun als das Heil einer neuen Kunst hingcstellt. Alte Traditionen werden für wertlos er klärt, ein neues Ideal soll aufgerichtet werden. Kein Einsichtsvoller wird leugnen, daß der Impressio nismus die Sensibilität für die Farbenerscheinung, für den Ausdruck momentaner Stimmungen gesteigert hat; aber der wahrhaft Kunstempfindende wird sich auch sagen, daß neue Errungenschaften auf dem Gebiete der Erkenntnis und des Wissens keineswegs das Endziel irgend einer Kunst bedeuten, sondern in ihr nur Mittel zum Zweck sind. Mithin wird auch die arge Verwirrung und Beunruhigung, die neuerdings auf dem Gebiet der Kunst Platz gegriffen hat, vorübergehen und ruhigeren Erwägungen Raum geben. Den Weg aus diesem Dilemma des leidenschaftlichen Streites der Meinungen werden wir — eingedenk der nie versiegenden Schönheiten der großen Kunst vergangener Zeiten — an der Hand jener führenden, schöpferischen Geister wiederfinden, die, frei von aller theoreti- sierenden Spiegelfechterei und allen nichts weiter als Modesache bedeutenden Strömungen, unbeirrt ihr Ziel verfolgt und ihre Kunst aus innerem Drang gestaltet haben. Ihnen dürfen wir unbedingt vertrauen, sie stehen weit ab von dem, was auf der Gasse gepredigt wird. Als einen solchen Führer dürfen wir vertrauensvoll unfern Meister Thoma ansehen, mit seiner Hilfe werden wir einen sicheren Standpunkt in mitten der Flucht der künstlerischen Erscheinungen finden. Seine Kraft der Schilderung entspringt kindlich-reinem Em pfinden und froh genießendem Schauen. Diese Freudigkeit, mit der der Blick des Künstlers auf die Welt der Erschei nungen gerichtet ist, bringt jene wundersame Wechselwirkung zwischen dem Schaffenden und dem Beschauer hervor und macht das Kunstwerk auch dem letzteren zum inneren Er lebnis. Für Thoma gibt es nichts in der Natur, was nicht zu ihm spräche, nichts ist für ihn so unbedeutend, daß es nicht wert wäre, dargestellt zu werden. In seinem Schauen finden wir eine Unmittelbarkeit, Universalität und ein Studium des Einzeluen, wie wir es vor ihm nur bei Albrecht Dürer an treffen; es ist das tiefe Gefühl, das sich in der Liebe zu der ganzen Welt äußert. Zu diesem hingebenden Naturgefühl tritt nun das Walten einer reichen, fruchtbaren Phantasie, die sich bald kühn, voll hohen Schwungs zeigt, bald von sinnigem, intimem Empfinden geleitet wird, wie es der malerische Vorwurf be ansprucht. Er führt uns Götter und Menschen vor Augen, er zeigt uns Wälder und Auen, Berge und Täler, Flüsse und Meere, Bilder, der bloßen Vorstellungskraft entnommen, und solche, die ein bestimmtes Naturmotiv wiedergeben. In allen Darstellungen seiner Hand finden wir jedoch die Be- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. schränkung auf das Wesentliche und die Betonung der Ein heitlichkeit des malerischen Eindrucks. Neben dem Bereich des Mythologischen ist es die Ge schichte des Evangeliums, aus der er immer neue Va riationen bildlicher Vorwürfe zu gestalten weiß. Daß dabei die Gestalt des Heilands oftmals in Erscheinung tritt, ist bei seiner Hinneigung zu den Beziehungen zwischen Mensch lichem und Göttlichem leicht erklärlich. Außer der »Flucht nach Ägypten«, »Begegnung mit der Samariterin« sehen wir »Christus und Petrus« auf dem Meere, »Christus uud Nikodemus«, »Christus auf dem Ölberge«, ferner als »Ge kreuzigten«, in der Begegnung mit dem Versucher, u. a. m. Im Gebiet der Mythologie werden ihm außer den Gestalten der hellenischen Welt auch die des germanischen Sagenkreises lebendig. Centauren, Nereiden, Faune und Nymphen, Wotan und Walküren, Siegfried und Fafner ziehen vorüber und geben uns Kunde von übersinnlichen Welten. Lange hat es gewährt, bis die deutsche Nation den Geist erkannte und in seinem wahren Wert schätzen lernte, der sich in diesem Künstler offenbart. Aber daß wir uns nun doch den Geist seiner Schöpfungen zu eigen machen konnten und sein rastloses Schaffen weiter verfolgen dürfen, dessen wollen wir uns freuen und hoffen, daß seine pro phetischen Worte bald in Erfüllung gehen, die er bei Ge legenheit der Feier seines 60. Geburtstags im Freundes kreise zu Frankfurt a. M aussprach: »Für uns Deutsche wird die Kunst nie lange Zeit bloß eine Prunk- und Luxus sache sein können; wir werden immer wieder suchen müssen, sie zu einer Herzenssache zu machen, mag sie da durch auch zeitweise kleinlich werden; wir brauchen keine Angst zu haben, daß sie dies auch bleiben wird.« Bei den ausgestellten Blättern ist der Verlag der aus Steinzeichnungen und Radierungen bestehenden Drucke nicht kenntlich gemacht; meines Wissens sind diese schönen Kunst- Publikationen vornehmlich von den beiden Leipziger Ver lagsfirmen Breitkopf L Härtel und R. Voigtländer herausgegeben worden. Ernst Kiesling. Festkommers des Kreises Leipzig des Allgemeinen Deutschen Bnchhandlungs-Gehilfen- Verbands. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit war im Jahre 1882 im Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs-Gehilfen-Verband die Stadt Leipzig mit Vororten von dem damaligen Kreise Sachsen abge zweigt und als selbständiger neuer Kreis Leipzig errichtet worden In derselben Hauptversammlung wurde der erste Vor sitzende des Verbands, Herr Otto Berthold, in den Vorstand berufen, bem er seitdem ununterbrochen in ehrenamtlicher Tätig keit angehört. Daß seit diesem Jahre ein Vierteljahrhundert ver flossen ist, gab, namentlich im Hinblick auf die zuletzt erwähnte Tatsache, Veranlassung zu einem Kommers, der Sonnabend, am 22. Juni, im blauen Saale ües Krystallpalastes von statten ging. Trotz (oder infolge?!) des zeitigen Geschäftsschlusses am Sonnabend verging fast die neunte Stunde, bevor der Vertrauens mann, Herr Frevert, den Kommers eröffnen und die Anwesenden willkommen heißen konnte. Unter Musikbegleitung ertönte darauf das Lied »Sind wir vereint zur guten Stunde«. Herr Straubing betonte, daß alle Deutschen, trotz sonstiger Spaltungen, in der Liebe zum gemeinsamen Vaterlande sich eins wissen, und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Friedrich August, dem das Lied »Deutschland, Deutschland über Alles- folgte. In seiner Festrede legte Herr Frevert die Gründe dar, die vor fünfundzwanzig Jahren zur Errichtung des Kreises Leipzig geführt hatten, und gedachte der verstorbenen Mitarbeiter am Werke des Verbands, deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde. Er berührte dann besonders die einschneidende Umgestaltung vor drei Jahren, deren Folgen überwinden zu helfen sich jedes Mitglied verpflichtet fühlen müsse, und forderte zu lebhafter Beteiligung an der Förderung 861
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