2970 Börlenblatt f. d. Dtjchu. Buchhanbe. Künftig erscheinende Bücher. 54, 8. März 1940. Großstadtgedichte ausgewählt von Oskar Hübner und Johannes Moegelin, mit einem Vorwort von den Herausgebern und von vc. Theodor Leuß. Mit Deckelzeichnung von R. Grimm-Sachsenberg Kartoniert vrd. M. 3.—, bedw. M. 2.25, bar M. 2.— und 11/10 Gebunden ord. M. 4.—, nur bar M. 2.70 und 11/10 Bei Vorausbestellung bis zum 20. März 1910 bis zu 24 Stück mit 50°/° Rabatt Von den zahlreichen Arteilen, die diese Sammlung jetzt schon fand, seien hier nur einige wiedergegeben: vr. August Leffson: . . . Daß auf diesem steinigen Boden und in der scheinbaren Öde und trostlosen Kälte der Riesenstadt ein reicher Flor poetischen Lebens erblüht ist, will die Sammlung zeigen, die Öskar Lübner und Johannes Moegelin mit liebevoller, sorgsamer und klug wägender Land zusammengestellt haben. Es ist eine große Freude zu sehen, wie die Lerausgeber aus der ungeheuren Menge der Gedichte, die „Fm steinernen Meer" der Groß städte erwachsen sind, rund anderthalbhundert gesichtet haben, die der Buchverlag der „Lilfe" in guter Aus stattung darbietet. Frohe und dunkle Klänge, Weiches und Lerbes, zarte Idyllen und wilde Anklagen stehen nebeneinander, aber das Dunkle und Larte überwiegt freilich und ganz gewiß mit vollem Recht. Nicht weniger als 93 Dichter sind in die Sammlung ausgenommen; Übersetzern ist dabei mit Recht nur ein kleiner Raum bewilligt worden. Klangvolle und liebe Namen grüßen uns: Fontane, Liliencron, Trojan, Lugo Salus, Bruno Wille, Richard Dehmel, um nur wenige herauszugreifen. Weniger Bekannte lernen wir gern genauer kennen und auch unbekannte Lieder fehlen nicht, da den Lerausgebern Einblick in manches Manuskript vergönnt war. Wie ein Leitmotiv kehrt der Gegensatz von Glanz und Pracht der Weltstadt zu ihrer herben Not und dem grenzenlosen Elend großstädtischen Proletariats wieder; doch ist jede Einseitigkeit klug vermieden. Mit großem Fleiß haben sich die Lerausgeber weit umgesehen und sind weder an Leinrich Leine als einem der ersten Lyriker, in dem soziales Mitgefühl lebendig ward, vorbeigegangen, noch an einem ergreifenden Groß stadtgedicht Theodor Storms, dessen lyrisches Gebiet sonst nicht das Pflaster der Großstadt ist. Und neben den wahrhaft sozialen Naturen von Arno Lolz, Richard Dehmel und Bruno Wille, in deren Liedern der Angstruf der gequälten Kreatur stöhnt, findet das Idyll Leinrich Seidels Platz, ja selbst der gutmütige Spott des Jugend-Biedermeiers Ostini. Lic. G. Traub: Beinahe 100 Dichter singen da ihr Lied von diesem Ungetüm, das doch voll Kraft und Leben ist. Nirgends wurde mir so klar, daß die Ästhetik überall erst dort mit ihrer künstlerischen Gestaltung einsetzen kann, wo man einer Erscheinung Lerr geworden ist. Das gähnende Chaos allein ist ästhetisch ungenießbar. Man muß seiner Lerr geworden sein, indem man Licht und Schatten, Massen und Einzelne, Ganzes und Teile